Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Vorbereitend auf meinen Auslandsaufenthalt habe ich an der Uni Potsdam einen Portugiesisch Kurs (A2) gemacht, was ich sehr empfehlen kann. Generell wäre es zum Leben in Lissabon zwar nicht nötig – fast überall wird auch Englisch gesprochen – aber es war wirklich eine sehr schöne Erfahrung den Alltag auf Portugiesisch bewältigen zu können und mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Außerdem verlangte die Universidade de Lisboa verlangte in meinem Jahr zum ersten Mal einen Sprachnachweis von mindestens A2. Daher würde ich empfehlen bereits ein Jahr vor Beginn des Auslandsaufenthaltes mit den Sprachkursen anzufangen. In Lissabon anzukommen und bereits ein wenig Portugiesisch zu sprechen hat mir das Ankommen in der Nachbarschaft echt erleichtert und das Sprechen generell sehr viel Spaß gemacht. In Lissabon habe ich dann einen Sprachkurs an der Faculdade de Letras gemacht, der sich hauptsächlich an Erasmus Studierende richtet. Den Kurs kann ich sehr empfehlen (https://www.iclp.letras.ulisboa.pt/cursos-para-erasmus/ ). Hier unbedingt beachten, dass die Bewerbungsfrist oft schon Wochen vor Beginn des Kurses liegt, sodass man sich bereits vorab darum kümmern muss, nicht erst bei Ankunft in Lissabon. Die Kurse der psychologischen Fakultät der Universidade de Lisboa und ihre Inhalte können bereits vorab eingesehen werden (Bachelor: www.psicologia.ulisboa.pt/ensino/cursos/licenciaturas/psicologia/, Master: www.psicologia.ulisboa.pt/ensino/cursos/mestrados/ ). Das fand ich für die Erstellung des OLA sehr hilfreich. Letztlich hat sich dann vor Ort aber nochmal viel geändert, da einige Kurse überfüllt und andere dann doch auf Englisch unterrichtet wurden, sodass es viele Wechsel gab. Da ist die Uni in Lissabon sehr flexibel und die Dozierenden hilfsbereit. Die Kommunikation mit der Uni in Lissabon lief in meinem Jahr leider überhaupt nicht gut, da das International Office bis Mitte September überhaupt nicht besetzt war. Das lag wohl an einem Krankheitsfall und sollte in den kommenden Jahren anders laufen. Die anderen Erasmus Studierenden und ich sind also angereist, ohne eine wirkliche Zusage oder konkrete Informationen über den Semesterstart und den Ablauf davon zu haben. Sehr unterstützt gefühlt habe ich mich in dieser Zeit von dem Erasmus Team der Uni Potsdam, die sich für mich nochmal an das International Office der Uni Lissabon gewandt haben, wonach ich dann auch endlich eine Antwort erhielt. Letztlich hat dann alles auch funktioniert, war nur eben sehr chaotisch. Ich kann also echt empfehlen sich zu entspannen und darauf zu vertrauen, dass es am Ende schon alles funktioniert.
Studium an der Gastuniversität
Ich fand die Kurse, die ich an der Universidade de Lisboa besuchen durfte sehr spannend, hatte unter anderem einen sehr empfehlenswerten Kurs zu Umweltpsychologie. Auch das Studienformat hat mir gut gefallen. Die meisten Kurse finden einmal die Woche über vier Stunden oder zweimal die Woche über je 2 Stunden statt und es wird viel in Gruppen und selbstständig gearbeitet. Die Prüfungsleistungen waren sehr vielfältig (Hausarbeiten, Videos, Vorträge und Klausuren). Generell fand ich die Bewertung sehr fair und hatte das Gefühl, dass auf Erasmus Studierende von den Dozierenden viel Rücksicht genommen wird. Falls die Kurse auf Portugiesisch unterrichtet wurden, durften wir die Prüfung beispielsweise trotzdem auf Englisch schreiben. Außerdem gab es in meinen Kursen immer zwei Prüfungstermine im Abstand weniger Wochen, sodass man immer auch im gleichen Semester die Chance auf eine Nachprüfung hat. Vor Ort gibt es ein Buddy Programm portugiesischer Studierender, die sich ganz lieb darum gekümmert haben, dass alle gut in der Stadt und an der Uni ankommen. Generell bleiben viele Erasmus Studierende schon eher unter sich, man unternimmt viel zusammen und bereist am Wochenende das Land. Deswegen finde ich so ein Buddy Programm eine gute Möglichkeit um in Kontakte mit einheimischen Studierenden zu kommen und tatsächlich in die Kultur des Landes einzutauchen.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Die einheimischen Kommiliton*innen waren sehr freundlich und hießen alle herzlich willkommen. Gerade über das Buddy Programm sind einige Freund*innenschaften entstanden.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Zur Vorbereitung besuchte ich in den beiden Semestern zuvor einen Portugiesischkurs. Mit meinem A2/B1 Level fühlte ich mich gut vorbereitet. Mit Einheimischen zu sprechen ist dann natürlich aufgrund des Alltagsslangs und der Geschwindigkeit eine ganz andere Herausforderung. Es ist sehr wichtig, sich immer wieder zu überwinden und zu versuchen, auf portugiesisch zu sprechen. Auch wenn die Leute auf Englisch antworten, einen nicht verstehen oder man selbst die Antwort nicht versteht. Ich kann jeden ermutigen, es immer wieder zu versuchen, denn das Erfolgsgefühl, wenn man sich auch nur ein kleines bisschen verbessert, ist es wert. Ich habe auch einen Sprachkurs an der Uni in Lissabon besucht, für den man Leistungspunkte bekommt. Auch hier wichtig: Recherchieren und frühe Deadlines beachten (ICLP). Lieder, Serien und Podcasts können beim Sprache lernen helfen.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe zusammen mit meinem Freund in einer kleinen Wohnung in Lapa gewohnt. Lapa ist ein eher ruhiges Viertel mit vielen Botschaften. Zur Uni braucht man von dort aus etwas länger (45min), da es noch keine Metro in Lapa gibt (soll es aber ab voraussichtlich 2025 geben). Mir hat die Lage trotzdem super gut gefallen, da wir zwischen vielen Parks und nahe am Tejo gewohnt haben. Generell fand ich öffentlichen Verkehrsmittel in Lissabon recht gut. Ich hatte eine Monatskarte, die man einmal im „Carris“ Büro beantragen muss (was ein ziemlicher Aufwand und längerer Prozess ist) und dann jeden Monat easy am Automaten verlängern kann. Was ich wirklich super fand, ist dass man mit der Monatskarte nicht nur in Lissabon fahren kann, sondern in der ganzen Großregion. So habe ich zusammen mit Freund*innen viele Ausflüge in die Natur oder nahe gelegene Städte gemacht und wir kamen überall entspannt mit den Öffis hin. Meine Wohnung habe ich circa 2-3 Monate im Voraus über eine portugiesische Immobilienseite (https://www.idealista.pt/en/) gefunden. Hier würde ich auf jeden Fall empfehlen sich frühzeitig zu kümmern, um auf der sicheren Seite zu sein. Kurzfristig werden viele Wohnungen und WG-Zimmer in WhatsApp Gruppen und auf Facebook angeboten, wobei hier regelmäßig Scams passieren, was man im Hinterkopf behalten sollte. Außerdem werden einige Zimmer ohne Fenster angeboten – schwierig in den heißen Sommer und eher feucht-kühlen Wintermonaten - was in den Wohnungsanzeigen nicht immer ersichtlich ist und worauf geachtet werden sollte. Generell ist der Wohnungsmarkt in Lissabon schon eher problematisch. Durch den Tourismus-Boom der letzten Jahre wurden viele Wohnungen zu AirBnB’s umgewandelt und Einheimische müssen aufgrund der hohen und weiter steigenden Mieten - die Mieten sind preislich mit Mieten in Berlin vergleichbar oder etwas höher - immer weiter aus der Stadt herausziehen. Das spürt man dann auch bei der Wohnungssuche. Lissabon hat kulturell richtig viel zu bieten. Es gibt viele Konzerte, Film- und Musikfestivals, kleine Galerien, viele Restaurants, Bars und Partys. Ich würde auf jeden Fall empfehlen auch abseits des ESN (Erasmus Student Network) nach Veranstaltungen zu suchen, um auch ein bisschen aus der „Erasmus Bubble“ rauszukommen.
Studienfach: Psychologie (Master)
Aufenthaltsdauer: 09/2023 - 01/2024
Gastuniversität: Universidade de Lisboa
Gastland: Portugal
Rückblick
Ich kann einen Auslandsaufenthalt mit dem Erasmus+ Programm absolut empfehlen! Generell würde ich die richtige Balance aus guter Organisation bei der Bewerbung und Gelassenheit zum Semesterstart empfehlen, um gut durch das anfängliche Chaos zu finden. Die Zeit in Lissabon war für mich ganz wunderbar, insbesondere die vielen tollen Menschen, die ich getroffen habe, haben mein Leben sehr bereichert. Lissabon ist eine super Stadt für ein Erasmus Aufenthalt, da sie sehr international ist, es viel Kultur gibt und die Natur Portugals einfach überwältigend schön ist.