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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Die Idee für ein Erasmus-Semester entstand bereits zu Beginn meines Studiums. Die juristische Fakultät legt meines Wissens nach leider keinem großen Wert darauf das Erasmus Programm den Studierenden nahe zu bringen. Der Lehrstuhl von Prof. Zimmermann bietet jedoch regelmäßig Infoveranstaltungen zu Erasmus an, da über diesen auch die Koordinierung stattfindet. Infos findet ihr hier: www.uni-potsdam.de/de/ls-zimmermann/erasmus . Obwohl aus meinem unmittelbaren Bekanntenkreis kaum jemand den Schritt ins Ausland gewagt hat, möchte ich diese Erfahrung jedem ans Herz legen. Es ist erstaunlich, wie sehr einen wenige Monate im Ausland im positiven Sinne verändern können!
Die Universität Warschau ist keine Partnerhochschule der juristischen Fakultät, wird demnach nicht über den LS Zimmermann vermittelt. Erst durch das Internation Office erfuhr ich von der Möglichkeit einer „Fachfremden“ Bewerbung. Das bedeutet, jede Partnerhochschule der UP steht euch grundsätzlich zur Verfügung (vorbehaltlich freier Plätze und Sinnhaftigkeit). Eine fachfremde Bewerbung läuft somit lediglich über einen anderen Koordinator. Nach Bestätigung durch die UP lief alles problemlos Online über ein spezielles Portal der Uni Warschau. Als Nachweis für meine bisherigen Leistungen lud ich die englische Version meines Bachelor-Zeugnisses hoch.
Als Zeitpunkt für meinen Auslandsaufenthalt wählte ich den Abschluss des Schwerpunktbereichs. Einerseits aufgrund von Corona, andererseits aber weil die Zeit zwischen Scherpunkt und Examen meiner Meinung nach Raum für einen Einschnitt wie Erasmus lässt. Darüber hinaus verliert man nicht den Anschluss, sofern man mit Kommilitonen Schritt halten möchte. Für das Gastland Polen entschied ich mich aufgrund meiner familiären Wurzeln. Abgesehen davon ist Warschau eine aufstrebende europäische Metropole. Im Gegensatz zu Berlin sogar mit Skyline. 2023 wurde Warschau zur Top-Destination in Europa gekürt.


Studienfach: Rechtswissenschaft

Aufenthaltsdauer: 09/2023 – 02/2024

Gastuniversität: Uniwersytet Warszawski

Gastland: Polen

Studium an der Gastuniversität

Die Uni Warschau ist zumindest doppelt so groß wie die UP. Dies macht sich in vielen Bereichen bemerkbar. Von studentischem Engagement über Ausstattung der Fakultät bis hin zu Umfang der Fläche, auf welche sich die Fakultät – welche am Hauptcampus mitten im Zentrum von Warschau lokalisiert ist – erstreckt. Die Hauptbibliothek hat rund um die Uhr geöffnet und bietet sogar Schlafmöglichkeiten. Eine Vielzahl von Kursen wurde eigens für Erasmus-Studierende angeboten. Diese allesamt auf Englisch. Gelehrt wurde ausschließlich von Profs in Gruppen von 10 bis zu 30 Studis pro VL. Eine für mich – zumindest für das Anfangs- und Hauptstudium – sehr ungewohnte aber nette Kursgröße. Das Niveau war von Kurs zu Kurs verschieden. Von anspruchsvoll bis einfach. Eine große Herausforderung war logischerweise der juristische Sprachgebrauch auf Englisch. Der Legal- English Kurs an der UP hat einen darauf nicht vorbereitet. Das Lernklima würde ich als sehr angenehm bezeichnen. Die Profs haben sich allesamt bemüht den Studierenden etwas zu vermitteln. Anders als in Deutschland wird wenig mit dem Gesetz gearbeitet. Auch in den Semesterabschlussklausuren durften wir diese nicht benutzen. Klassische Gutachten wurden ebenfalls nicht abgefragt. Es ging vielmehr um unsere eigene Meinung oder die Wiedergabe von Wissen.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Der weitaus überwiegende Teil meiner Kontakte beschränkte sich auf andere internationale Studierende. Darunter wiederum wenige andere Deutsche. Erschwert wurde der Kontakt zu einheimischen dadurch, dass meine Kurse größtenteils ausschließlich aus internationalen Studierenden bestanden. Das hängt jedoch vom Fach ab. Letztlich lernte ich über eine universitäre Sportmannschaft (etwas zum Hochschulsport vergleichbares) einige Polen kennen. Meine neuen Freundschaften strecken sich über den gesamten europäischen Kontinent, wofür ich sehr dankbar bin. Aufgrund meines familiären Hintergrundes beherrsche ich die polnische Sprache bereits. Dies war sowohl bei der Bewerbung als auch während des Aufenthalts ein sehr großer Vorteil. Insbesondere ältere Polen sprechen nur vereinzelt Englisch. Das sog. Polonicum bietet jedoch Sprachkurse in jedem Niveau als auch einen Intensivkurs vor dem Auslandsaufenthalt an. An einem Sprachkurs auf höherem Niveau habe ich selber teilgenommen, wobei ich glücklicherweise auf eine sehr engagierte Dozentin traf. Unabhängig des Niveaus würde ich einen Sprachkurs wärmstens empfehlen.

Wohn- und Lebenssituation

Wünscht man sich die „volle“ Auslandserfahrung und hat kein Problem damit sich ein Zimmer zu teilen biete die Uni Warschau Studentenwohnheime an. Internationale Studierende werden dort meines Wissens bevorzugt behandelt und erhalten in der Regel einen Platz. Monatlich kostet dieses umgerechnet ca. 100€. Ich habe mich jedoch für eine Private WG entschieden. Das Portal „Pepehousing“ war dabei meine Wahl des Vertrauens. Dieses wird auch von der Uni empfohlen. Das Erasmus-Student-Network postet in Kooperation mit diesem Portak regelmäßig Rabattcodes auf Instagram. Private Unterkünfte sind grundsätzlich um ein Vielfaches teurer als das Wohnheim. Aufgrund der auch in Warschau angespannten Wohnlage sind deren Mieten vergleichbar zu denen in Potsdam. Mein Zimmer habe ich ungefähr zwei Wochen vor der Reise nach Warschau gefunden. Zugegebenermaßen hätte dies viel früher organisiert werden können. Ein angenehmes Zimmer fand ich trotzdem. Die Lebenshaltungskosten in Polen sind geringer als in Deutschland. Insbesondere wenn man abends unterwegs ist, kommt man günstiger davon. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr zuverlässig und gut ausgebaut. Zu beachten gilt, dass es in Polen keinen Euro gibt. Anstatt Abhebeoder Umwandlungsgebühren zu zahlen, empfehle ich ein kostenloses Konto bei einer Online-Bank einzurichten. Kartenzahlung wird in Polen flächendeckend akzeptiert.

Studienfach: Rechtswissenschaft

Aufenthaltsdauer: 09/2023 – 02/2024

Gastuniversität: Uniwersytet Warszawski

Gastland: Polen

Rückblick

Aufgrund des bereits abgeschlossenen Bachelors konnte ich mir keinerlei Kurse anrechnen lassen. Lediglich ein zusätzliches Semester bis zum Freischuss für das Examen wird durch das GJPA gewährt. Das Auslandssemester diente somit hauptsächlich der persönlichen Weiterentwicklung. Auch wenn mir der vergleich fehlt, kann ich sagen, dass das ESN in Warschau sehr engagiert war! In der Vorweihnachtszeit gab es beinahe täglich durch das ESN veranstaltete Aktivitäten. Insbesondere zu Beginn des Semesters habe ich dort den Großteil der Menschen kennengelernt, mit denen ich die meiste Zeit verbracht habe. Deshalb empfehle ich auf jeden Fall diese Angebote wahrzunehmen. Erasmus hat mich einer Vielzahl von Kulturen nähergebracht und mich europäischer als je zuvor fühlen lassen. Ich möchte jedem zu dieser prägenden Erfahrung raten. Traut euch, einen Schritt ins ungewisse zu machen.


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