Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich habe mit dem Erasmus+-Stipendium für ein Semester an der Uniwersytet Wrocławski in Wrocław in Polen studiert. Bereits ein Jahr vor Antritt meines Erasmussemesters habe ich mich beim International Office meiner Gastuniversität informiert, ob es auch möglich ist, Fächer an mehreren Fakultäten zu studieren. So habe ich erfahren, dass es möglich ist, Module an beliebig vielen Fakultäten und Instituten zu belegen. Außerdem erfuhr ich, dass ich sogar Lehrveranstaltungen aus Masterstudiengängen belegen kann, obwohl ich erst im Bachelorstudium bin. Die Bewerbungsunterlagen für die Gasthochschule musste ich fristgerecht zur Bewerbung an der Gastuniversität für mein Semester über ein Bewerbungsportal einreichen.
Studium an der Gastuniversität
Die größte Herausforderung in meinem Studium an der Gastuniversität war die Verabschiedung des Learning Agreements During Mobility. Nach dem ich die ersten Module besuchte, die ich für mich in meinem Learning Agreement Before Mobility vorgesehen hatte, wurde mir klar, dass ich einige Änderungen vornehmen musste. Entweder weil mir die Lehrmethode nicht gefiel oder weil ich realisierte, dass mein Polnisch nicht gut genug ist, um mehrere Lehrveranstaltungen auf Polnisch zu besuchen. Nach dem Abschluss des Learning Agreements During Mobility verlief mein Studium allerdings reibungslos. Für die Lehrveranstaltungen in Betriebswirtschaftslehre waren nur die Prüfungsleistungen am Ende des Semesters relevant. Für die Lehrveranstaltungen in Soziologie hingegen wurde eine gründliche Vorbereitung auf die Seminare und eine aktive Mitarbeit erwartet. Das Studienklima im Rahmen der Soziologiemodule, die ab April in Präsenz stattfanden, war sehr freundlich. Am Willy-Brandt-Institut gab es sogar Veranstaltungen ausschließlich für Erasmus-Studierende. Dort waren wir in einem Seminar nur zu dritt und hatten so viel Raum für Diskussionen. Ich war auch regelmäßig in der Universitätsbibliothek. Dort war das Internet ausgezeichnet und man hatte einen tollen Blick auf die Oder.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Der Anschluss an die Erasmus community fiel mir zum Glück leicht. In meinem Fall half es mir sehr, in einem der Wohnheime der Universität zu wohnen, weil sich die Erasmus-Studierenden oft in der Nähe der Wohnheime trafen, um dann gemeinsam etwas zu unternehmen. Nach den ersten Bekanntschaften fand ich nach einigen Wochen meine ersten Freunde. Für mich wurde schnell klar, dass ich wenig Kontakt zu Pol*innen haben würde. Dafür habe ich jedoch beispielsweise viele türkische Erasmus-Studierende kennengelernt. Das war überraschend für mich, aber eine tolle Erfahrung. Obwohl ich Berlinerin bin, hatte ich bisher nämlich nur wenig Kontakt mit Türk*innen beziehungsweise Personen mit türkischer Familiengeschichte und konnte so meinen Horizont erweitern. Die einzigen „einheimischen“ Bekanntschaften waren Teilnehmende desselben Sprachkurses, die vor einiger Zeit nach Wrocław immigriert waren und jetzt dauerhaft dort wohnten.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Meine Motivation, mein Erasmussemester in Polen zu verbringen, war unter anderem, mein Polnisch zu verbessern. Dieses Ziel habe ich jedoch nur in der Hinsicht erreicht, dass ich meine bereits vorhandenen Polnischkenntnisse auffrischen konnte. Außerdem habe ich einen sehr lehrreichen Polnischsprachkurs besucht, im Rahmen dessen ich meine Grammatikkenntnisse erweitern konnte. Außerdem hat sich mein Wortschatz der englischen Sprache signifikant vergrößert.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe mich zunächst nur provisorisch auf einen Platz im Studierendenwohnheim beworben, weil ich mir sicher war, dass ich ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft finden würde. Aufgrund meiner zahlreichen universitären Aufgaben in der Zeit vor der Abreise habe ich jedoch letzten Endes doch auf das Zimmer im Wohnheim zurückgegriffen. Ich habe im Wohnheim Ołówek gewohnt. Mein Einzelzimmer war zwar geräumig und verfügte über einen Balkon, allerdings waren die Regeln sehr streng und teilweise frustrierend. Am meisten haben mich die Vorschriften hinsichtlich des Besuchs gestört. Dieser muss vorher formell angemeldet werden, außerdem muss eine Gebühr entrichtet werden. Daher rate ich davon ab, in einem Wohnheim zu wohnen. Ich denke, meine Lebenshaltungskosten waren trotz der geringeren Lebensmittelpreise nicht viel geringer als in Deutschland, da ich deutlich mehr in meiner Freizeit unternommen habe. Wrocław verfügt über ein sehr vielfältiges kulturelles Angebot, daher kann ich die Stadt für ein Erasmussemester nur allen weiterempfehlen. Von Clubs über Gratiskonzerte in Kneipen, kostenlose Filmprogramme (Polish Cinema for Beginners) bis hin zu Jam Sessions gibt es eigentlich jeden Abend etwas Spannendes zu unternehmen. Außerdem gibt es in Wrocław auch tolle Parks und schöne Cafés zum Entspannen.
Studienfach: Soziologie und Betriebswirtschaftslehre
Aufenthaltsdauer: 03/2022 - 07/2022
Gastuniversität: Uniwersytet Wrocławski
Gastland: Polen
Rückblick
Ich würde allen Studierenden empfehlen, frühzeitig mit der Wohnungssuche zu beginnen und ein privates Zimmer zu mieten, da man so über deutlich mehr Freiheiten verfügt. Wrocław als Stadt kann ich nur wärmstens empfehlen, weil die Stadt wunderschön, sehr lebendig und vielfältig ist. Außerdem findet man viele interessante Veranstaltungen, wenn man sich entsprechend informiert. Als Tipp würde ich Erasmusstudierenden mit auf den Weg geben, zu versuchen, über den eigenen Schatten zu springen und auch einheimische junge Leute öfter anzusprechen!