Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Mir war schon zu Beginn meines Studiums klar, dass ich ein Auslandssemester machen möchte. Deswegen habe ich mich schon früh auf der Website des International Office und bei diversen Infoständen über verschiedene Möglichkeiten, die Vorbereitung, Finanzierung und weiteres informiert. Falls Dinge unklar sind oder Fragen aufkommen, kann ich auch wärmstens empfehlen, sich per E-mail an das International Office zu wenden, da einem immer sehr gut geholfen wird. Für mich war dann schnell klar, dass ich nach Norwegen nach Trondheim möchte und die Bewerbungsphase verlief auch relativ unkompliziert und schlussendlich glücklicherweise erfolgreich. Auch die Ansprechpartner an der NTNU waren gut erreichbar und hilfreich. Weiter in meiner Vorbereitung habe ich eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung abgeschlossen und eine Kreditkarte angelegt.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium an der NTNU hat mir sehr gut gefallen. Die Dozenten waren nahbar, die Uni ist gut ausgestattet und mit dem Studentenausweis hat man 24/7 Zugang zu den Gebäuden und Bibliotheken. Ich habe am Campus Dragvoll studiert und mich persönlich sehr wohl gefühlt. Die Cafés an jedem Campus sind auch sehr zu empfehlen und tragen zu der guten Uni-Atmosphäre bei. Ich habe die Kurse „Politics of Climate Change“, „Norwegian Society“ und einen Norwegisch-Sprachkurs besucht, welche mir alle drei sehr gut gefallen haben. Da die einzelnen Kurse in Norwegen mehr ECTS als Kurse in Deutschland haben, hatte ich damit auch meine regulären 30 ECTS. Der Arbeitsaufwand (z.B. Lektüre) während des Semesters war von Kurs zu Kurs sehr unterschiedlich und im Allgemeinen würde ich die Kurse ein bisschen aufwändiger als in Deutschland einschätzen. Die Klausuren allerdings waren beispielsweise in meinem Empfinden gut zu bestehen und der höhere Aufwand während des Semesters lohnt sich in dem Sinne langfristig für eine entspanntere Klausurenphase definitiv.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Norwegische Studierende sind tendenziell eher zurückhaltend und unter sich (außer sie sind betrunken), deswegen hatte ich hauptsächlich mit ausländischen Studierenden Kontakt. Dieser entstand sehr einfach und gut von Anfang an, zum Beispiel durch die Angebote während der Orientation Week. Die generell beste Möglichkeit mit norwegischen Studierenden in Kontakt zu kommen ist über organisierte Aktivitäten und Gruppen, beispielsweise Sportgruppen, Musikgruppen oder andere Unigruppen. Zu Beginn des Semesters stellen sich zum Beispiel alle Unigruppen vor und es ist eine gute Möglichkeit, Dinge auszuprobieren und sich in diesen zu integrieren und weitere Kontakte zu knüpfen. Aber auch über WGs mit norwegischen Studierenden kann man teilweise auf sehr gute Weise mehr mit einheimischen Studierenden in Kontakt kommen.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Alle Kurse für internationale Studierende sind auf Englisch (außer Sprachkurse). Meine Englischkenntnisse waren schon vor dem Erasmus-Aufenthalt sehr gut, würde ich einschätzen. Demnach hatte ich mit meinen Kursen keinerlei Probleme. Zusätzlich konnte ich aber mein schriftliches akademisches Englisch üben und verbessern. Zusätzlich habe ich einen Norwegisch-Sprachkurs belegt und konnte mich so während meines Aufenthalts von keinerlei Kenntnissen auf A1-A2 Level verbessern. Einen Sprachkurs würde ich generell empfehlen, da es eine schöne Erfahrung ist und Spaß macht, sich auch in der Landessprache zurechtzufinden und man immer auf positive Reaktionen stößt. Außerdem würde ich sagen, dass Norwegisch (v.a. die Basics) keine sonderlich schwere Sprache ist.
Wohn- und Lebenssituation
Ich hatte leider keinen Platz in einem Wohnheim des Studentenwerks bekommen und musste dann auf dem privaten Wohnungsmarkt eine WG finden. Weil es 2022 einen ziemlich großen Ansturm an neuen Studierenden und international Studierenden gab, gestaltete sich das erst schwierig, da es vor allem kaum Angebote für kurzfristige Mietdauern gab, sondern größtenteils 1-Jahresverträge. Für die Wohnungssuche kann ich hybel.no und finn.no sowie Facebook empfehlen. Relativ kurzfristig habe ich dann aber ein WG-Zimmer in der Nähe von meinem Campus gefunden. Ich habe mit einer Norwegerin zusammengewohnt, wir haben uns gut verstanden, ich habe mich wohl gefühlt und es war auch cool, jemanden zu haben, der sich mit der Stadt und Uni schon auskennt. Außerdem hatte ich damit den Vorteil, schon in einer voll ausgestatteten Wohnung zu wohnen, während die meisten Wohnheims-Küchen beispielsweise komplett leer zu Beginn sind. Hier ist „Restore“ zu empfehlen, quasi ein Laden, der immer zu Semesteranfang öffnet und dort abgegebene Gegenstände und Möbel von Studierenden aus dem vorherigen Semester verkauft und es so ermöglicht, sich günstig einzurichten. Die Lebenshaltungskosten sind insgesamt schon deutlich teurer, für Lebensmittel kann man grundsätzlich mit 1.5-2x so viel wie in Deutschland rechnen und auch Cafes, die Mensa und Restaurants sind ziemlich teuer. Das muss man einfach einplanen, aber es ist auch gut möglich, vergleichsweise günstig zu leben, beispielsweise durch Angebote. Besonders tierische Produkte sind relativ teuer, eine vegetarische Ernährung ist somit z.B. auch preiswerter. Weiter kannte ich zum Beispiel auch viele, die bei den Supermärkten nachts containern gegangen sind, was an sich nicht legal ist, allerdings in Norwegen nicht verfolgt wird. Wer damit komfortabel ist, für den könnte das also auch ein Weg sein, bei Lebensmitteln Geld zu sparen. Ein monatliches Budget ist allerdings schwierig anzugeben, da es enorm von den individuellen Aktivitäten, der Miethöhe und zusätzlich den Reisen abhängt. Ich habe rund 600 Euro Miete gezahlt und zusätzlich ca. 1.5x so viel Geld wie in Deutschland gebraucht (ohne Reisen). Trondheim bietet besonders viele Outdoor-Möglichkeiten, die Umgebung bietet sich enorm zum Wandern und im Winter zum Ski-Langlaufen an und ist wunderschön. Das von Studierenden betriebene Hüttennetzwerk „NTNUI Koiene“ in der Trondheimer Umgebung ist ebenfalls eine sehr coole und auch für Norwegen einzigartige Möglichkeit, die wunderschöne Natur zu erfahren und auf sehr preiswerte Trips mit Freunden zu gehen. Die Hüttentrips waren definitiv eins meiner Highlights meines Auslandsaufenthalts. Trondheim hat aber auch eine interessante Kunstmuseen und schöne Cafés. Feiern gehen kann man in der Studentenstadt natürlich auch, allerdings würde ich es als etwas gewöhnungsbedürftig beschreiben, da grundsätzlich eigentlich nur Popmusik läuft und die Atmosphäre insgesamt etwas anders ist als in Deutschland. Nach etwas Umgewöhnung kann man aber durchaus Spaß haben und es bieten sich vor allem der einzigartige Studentenclub Samfundet sowie diverse Club-Bars an. Allerdings muss auch noch erwähnt werden, dass Alkohol wirklich teuer ist, ich würde auf jeden Fall Alkohol aus Deutschland mitnehmen oder von Besuch mitbringen lassen.
Studienfach: Politik, Verwaltung und Organisation
Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022
Gastuniversität: Norwegian University of Science and Technology
Gastland: Norwegen
Rückblick
Rückblickend war mein Erasmus-Aufenthalt in Trondheim eine unglaublich tolle Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin. Ich hatte enorm viel Spaß, habe viele tolle Leute kennengelernt und habe es besonders genossen, die unglaubliche Natur Norwegens im Herbst und Winter zu erfahren und das Land zu bereisen. Aber auch das Studium an der NTNU habe ich sehr genossen, meine Kurse haben mir viel Spaß gemacht und ich habe viel über Themen gelernt, die ich in dieser Form nicht an der Uni Potsdam hätte vertiefen können. Insgesamt kann ich jedem die Erfahrung eines Auslandssemesters nur ans Herz legen.