Erasmus+ Erfahrungsbericht - Norges Idrettshøgskole
Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt
Weil ich vor und neben dem Studium sehr gerne vereise, neue Länder und Kulturen kennen lerne, war mir sehr schnell klar, dass ich im Studium die Chance eines Auslandssemesters nutzen möchte.
Die Informationen für das Erasmus-Programm sind relativ kompakt und übersichtlich auf der Internetseite der Uni zu finden. Nach ein paar Momenten zur Orientierung um einen Überblick zu bekommen, kann man sehr gut die entsprechenden Partneruniversitäten und dazu benötigten Dokumente heraussuchen. Nachdem man diese zusammen hatte und die Bewerbung abgegeben hat, lief der Informationsaustausch mit der der Gasthochschule sehr gut. Die Universität in Oslo ist sehr engagiert und organisiert und sendet die E-Mails mit den entsprechenden Infos, welche dann einfach zu verfolgen waren und wodurch der Kontakt und das Einreichen der Bewerbungsunterlagen, sowie die Anmeldung reibungslos und ohne große Probleme erfolgen konnte. Außerdem waren die Ansprechpartner sehr verständnisvoll und haben alle aufkommenden Fragen sofort beantwortet oder einem bei Problemen sofort zur Seite gestanden.
Studium an der Gastuniversität
Die Norwegian School of Sport and Science (NSSS) liegt ein wenig außerhalb des Stadtzentrums von Oslo, was allerdings kein Problem ist, da das größte Studentenwohnheim, in dem ich lebte, direkt daneben liegt und außerdem ist die direkte Verbindung in das Zentrum auch nur eine 20 minütige Bahnfahrt. Ich habe während des Semesters drei Veranstaltungen besucht, welche auch speziell für die internationalen Studenten stattfinden und nur von einer Hand voll Norwegern besucht werden, da diese die Kurse nur zur Erweiterung besuchen können und es kein muss ist. Die Kurse waren sehr praxisorientiert und haben durch die geringe Anzahl an Studenten sehr interaktiv stattgefunden, hatten jedoch trotzdem, wie in Deutschland, keine Anwesenheitspflicht. Der Stundenplan war im Gegensatz zu unserer Uni jedoch anders gestaltet. Die Veranstaltungen haben zwischen ein und dreimal die Woche stattgefunden. Das lag an der Praxisorientierung und dass z.B. der Kurs Eventmanagement die Woche vor einem von den Studenten organisiertem Event öfter stattfinden musste, als in einer normalen Woche. Diese Stundenplankonstellation sorgte schönerweise auch für die ein oder andere Woche ohne oder nur mit einer Veranstaltung, wodurch Reisen und private Ausflüge und Besucher von zuhause sehr gut geplant werden konnten, ohne viele Veranstaltungen zu verpassen. Für die Veranstaltungen galt es sich über Literatur immer ein wenig vorzubereiten und es wurden auch mehrere Vorträge, Gruppenarbeiten und Ausarbeitungen von den Studenten über das Semester verlangt. Da diese Arbeiten alle in die Endnote einflossen, erarbeitet man sich seine Note über das ganze Semester und nicht mit einer entscheidenden Prüfung am Ende, so dass die Prüfungsphase am Ende ein wenig entspannter ausfällt und dafür über das Semester hinweg mehr getan werden muss. Die NSSS ist eine relativ kleine Hochschule, weswegen man nach relativ kurzer Zeit gefühlt schon jedes Gesicht der Uni kennt. Hierzu kommt, dass man jeden Tag an Sportveranstaltungen der Uni teilnehmen kann (größtenteils Ballsportarten) und außerdem das Schwimmbad, die Turnhalle und das Fitnessstudio frei nutzen kann, wodurch man sehr schnell mit vielen anderen Studenten in Kontakt kommt. Die Uni ist technisch ordentlich ausgestattet und nutzt viele Onlineplattformen für die Organisation und sogar die Exams werden auf dem Laptop geschrieben. Die Bibliothek dagegen hat Computer aus der Steinzeit und man sollte sich sehr viel Zeit und Geduld mitbringen, falls man dort arbeiten will. Ich würde jedem Studenten empfehlen sich seinen eigenen Laptop mitzunehmen!
Kontakt zu einheimischen und ausländischen Studierenden
Da das Studentenwohnheim in Kringsja, in dem ich gewohnt habe sehr viele ausländische Studenten aufnimmt, meine WG komplett aus Erasmus Leuten bestand und meine Kurse auch zu 90% aus internationalen Studierenden bestand, landet man sehr schnell in der bekannten Erasmus-Blase. Ich fand das nicht wirklich schlimm, da ich sehr viele neue coole Leute aus der ganzen Welt kennengelernt habe. Natürlich tummeln sich unter den internationalen Studenten auch sehr viele Deutsche, weswegen man immer darauf achten sollte, dass man sich nicht in einer deutschen Gruppe isoliert, da das schnell passieren kann, aber nicht Sinn des Auslandssemesters ist. Über die Sportveranstaltungen und die Einführungswoche am Anfang des Semesters habe ich auch einige norwegische Freunde gehabt. Die Norweger sind zum Teil ein sehr schüchternes, zurückhaltendes Volk, was sich aber grade beim Sport und beim Feiern sehr schnell ins komplette Gegenteil verwandelt, weswegen ich neben den Sportveranstaltungen auch sehr die Partys der Uni empfehlen kann!
Sprachkompetenzen vor und nach dem Auslandsauenthalt
Mein Englisch war vor dem Semester schon relativ gut, da ich nach der Schule ein Jahr im Ausland verbracht habe, es hat sich durch das Semester in Oslo allerdings grade was Wortschatz und Sprachgefühl angeht nochmal gesteigert, da zwei gute Freunde von mir Muttersprachler waren und ich mir dadurch viel abgucken und lernen konnte. Norwegisch habe ich auch über den Anfängerkurs gelernt, allerdings ist nicht viel mehr als Smalltalk dabei herausgekommen, was allerdings hin und wieder ganz hilfreich ist, da sich die Norweger immer freuen, wenn du das Gespräch zumindest in den ersten paar Sätzen auf Norwegisch anfängst.
Wohn- und Lebenssituation
Mit der Zusage hat mir die Universität einen großen, sehr hilfreichen Infobogen geschickt in dem auch die Empfehlung für eine Bewerbung für die Studentenwohnheime in Kringsja und Sogn dabei waren. Die Uni hat außerdem bei Interesse dafür gesorgt, dass wir auch sicher in unsere gewünschten Zimmer ziehen können. Ich habe in einem Zimmer in Kringsja mit eigenem kleinen, eigenen Badezimmer gelebt und mir die Küche mit 7 anderen Bewohnern geteilt. Ich war mit meinen Mitbewohnern super zufrieden und wir haben sehr viel zusammen unternommen, gefeiert und gekocht. Ich hatte aber auch sehr viel Glück, denn die Bewohner werden zufällig zusammengeworfen. Die gemeinsame Küche war relativ groß und modern mit Balkon und Essbereich. Da wir jedoch der Erstbezug in der Wohnung waren, war weder Besteck, noch Teller oder sonst was in der Küche, weswegen erstmal ein Großeinkauf bei Ikea anstand. Die meisten Wohnungen haben zwar über die Jahre eine große Sammlung an Küchenutensilien, allerdings sollte man nur für den Fall der Fälle ein wenig selber mitbringen nach dem Motto lieber haben als brauchen. Der Vermieter (SiO) war allerdings teilweise recht penetrant, indem er uns beispielweise einen Putzplan vorgeschrieben hat und jede Woche kontrolliert hat, ob alles sauber und ordentlich in den Gemeinschafträumen ist (teilweise Samstag und Sonntag morgens) und das alles mit Fotos dokumentiert wurde. Zwar hatten wir nie wirklich Probleme mit dem Vermieter, allerdings fand ich es persönlich recht unangenehm, wenn während meines Frühstücks fremde Leute durch die Küche gegangen sind und Fotos machten. Zu Miete und Lebenshaltungskosten muss man einfach sagen: Norwegen ist teuer! Wenn man jedoch die Läden ein bisschen kennt, kommt man ganz gut klar. In der Stadt gibt es zum Beispiel ein paar günstige Läden in denen man Obst und Gemüse kaufen sollte. Der Alkohol ist dagegen nirgendwo billig zu finden, weswegen man sich bei Besuch immer was mitbringen lassen sollte, da das sonst komplett das Budget sprengen kann. In meiner freien Zeit habe ich vor allem in den ersten Monaten, bevor es zu kalt wird, sehr viel unternommen. Norwegen ist das perfekte Land um Natur und Wanderungen zu erleben. Trolltunga, Preikestolen, Kjerag und Lofoten waren meine Reisen in Norwegen und sehr zu empfehlen. Außerdem habe ich eine organisierte Reise für Studenten mit den Stationen Stockholm, Helsinki, St. Petersburg und Tallinn gemacht, welche ich auch sehr empfehlen kann.
Studienfach: B.A. Sportmanagement
Aufenthaltsdauer: 08/2017 - 12/2017
Gastuniversität: Norges Idrettshøgskole
Gastland: Norwegen
Rückblick
Wenn ich jetzt nach ein paar Wochen nach meiner Rückkehr zurück schaue und das Semester reflektiere, habe ich überwiegend schöne und prägende Erinnerungen aus der Zeit gezogen, viele tolle neue Menschen kennen gelernt, beeindruckende Reisen unternommen und sehr gute und informative Veranstaltungen in der Universität gehabt, welche meinen Horizont noch einmal erweitert haben, da ich die Kurse so an meiner Universität nicht hätte besuchen können. Gerade der praktische Anteil in den Veranstaltungen hat mir gefallen und mir viele Einblicke und Erfahrungen gegeben. Ich kann jedem Interessierten nur empfehlen an dem Erasmus-Programm teilzunehmen und wenn die Möglichkeit besteht nach Oslo zu gehen!