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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Seit ich mein Studium an der Universität Potsdam begonnen habe, wollte ich mindestens ein Semester im Ausland verbringen. In einem Zoom-Meeting vor meiner Bewerbung wurden mir hilfreiche Tipps gegeben, unter anderem, wo ich welche Informationen bekomme, welche Dokumente ich brauche, wie das Auslandssemester verlaufen wird und wie ich meine Bewerbung am besten gestalte. Das war sehr hilfreich für mich. Auf der Seite meiner Fakultät konnte ich unter der Rubrik Partnerhochschulen die Universitäten sehen, die für mich innerhalb des Erasmus-Programms in Frage kommen. Meine Wahl fiel schnell auf Dänemark oder Norwegen. Nachdem ich alle Unterlagen für meine Bewerbung beim International Office eingereicht hatte, erhielt ich ein paar Wochen später ein Angebot für eine meiner Wunschuniversitäten. Ich nahm an. Dann galt es, sich um weitere Unterlagen von Erasmus zu kümmern, eine Unterbringung in Oslo zu finden und sich für Auslands-BAföG zu bewerben. Das alles war mehr Aufwand als ich dachte, aber am Ende hat es sich gelohnt.


Studienfach: Soziologie und BWL

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: University of Oslo

Gastland: Norwegen

Studium an der Gastuniversität

Mein dortiges Studium fing mit einer Einführungswoche Mitte August an. Diese waren nach den Fakultäten unterteilt, sodass man mit anderen internationalen Studierenden in Kontakt kommen konnte, die in eine ähnliche Richtung studieren. Die Woche darauf fingen die Vorlesungen und Seminare an. Ich hatte 3 Kurse belegt, die jeweils mit 10 Leistungspunkten bewertet wurden. Allgemein habe ich an der University of Oslo ausschließlich Kurse gesehen, die entweder mit 5 oder 10 Leistungspunkten verbucht wurden. In allen 3 Kursen musste ich in der Mitte des Semester eine Nebenleistung erbringen, um für die jeweiligen Klausuren zugelassen zu werden. Dabei handelte es sich zwei Mal um einen kurzen Essay und ein Mal um eine Präsentation. Der Campus war optisch nicht der Schönste, hatte aber viel zu bieten. Dort gab es mehrere Geschäfte, einen Friseur, ein Fitnessstudio und mehrere Mensen bzw. Cafés. Auch eine große und eine etwas kleinere Bibliothek befanden sich auf dem Campus, die ideal zum lernen waren. Die Dozenten waren alle superfreundlich. Sie sprachen perfektes Englisch, haben Sachverhalte immer verständlich erklärt und Nachfragen waren stets willkommen. Eine weitere Sache, die mir dort gut gefallen hat, war die Möglichkeit, mit der Studentenkarte kostenlos in der Bibliothek drucken zu können. Jedes Semester wird die Karte mit einem bestimmten Guthaben aufgeladen, das normalerweise für den gesamten Zeitraum reicht.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Durch die Einführungswoche gab es die Möglichkeit, mit anderen internationalen Studenten Freundschaften aufzubauen. Leider habe ich mit keiner Person dort weiteren Kontakt gepflegt. Stattdessen lernte ich durch Zufall eine Französin kennen, mit der ich eine enge Freundschaft geknüpft haben. Außerdem lernte ich durch das Studentenwohnheim eine Italienerin kennen, mit der ich im Verlauf des Semesters immer mehr Zeit verbrachte und eine Freundschaft aufbaute. Wir haben zu dritt sehr viel Zeit verbracht. Durch meine Wohnsituation hat sich auch eine lockere Freundschaft zu einer anderen Deutschen und einer Niederländerin entwickelt. Von daher gibt es keinen Grund zu verzweifeln, nur weil jemand in der Einführungswoche noch nicht Anschluss gefunden hat. Zu einheimischen Studierenden hatte ich leider kaum Kontakt. Einerseits denke ich, ist es natürlich, dass internationale Studierende mehr unter sich sind, da sie in der Regel noch niemanden vor Ort kennen und dadurch aktiv auf der Suche nach neuen Freunden sind. Andererseits habe ich gehört, dass Norweger*innen oft verschlossener sind und es nicht so einfach ist, eine tiefergehende Freundschaft mit ihnen aufzubauen. Jedoch kann es sich auch um ein bloßes Vorurteil handeln, da ich dazu kaum Erfahrungen gesammelt habe. Aber was ich mitbekommen habe ist, dass sie ein sehr freundliches und hilfsbereites Volk sind.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Ich würde sagen, dass ich vor meinem Auslandsaufenthalt bereits ein gutes Englisch hatte, aber Probleme damit hatte, flüssig zu sprechen. In der Theorie hatte ich einen breiten Wortschatz, aber konnte diesen oft nicht zeigen, da ich immer erst über meinen Satz nachdenken musste. Außerdem war ich in Deutschland etwas schüchtern, was das Englisch sprechen anging und schickte lieber andere vor. Im Verlauf des Semesters hat sich das stark verbessert. Meine Schüchternheit gegenüber dem Englischsprechen habe ich komplett abgelegt, da es nicht anders ging und ich niemanden zum Vorschicken hatte. Zudem wurden die Gespräche immer flüssiger, umso mehr man sprach. Am Ende musste ich kaum noch darüber nachdenken, wie ich das am besten übersetze, sondern konnte einfach drauflosreden. Auch bei anderen habe ich eine starke Verbesserung der Englischkenntnisse bemerkt. Irgendwann war es ganz natürlich, fast ausschließlich Englisch zu reden.

Wohn- und Lebenssituation

Von der University of Oslo wurde mir die Empfehlung geschickt, ein Profil bei SiO anzulegen und sich damit auf Wohnplätze zu bewerben. Es gab eine relativ große Auswahl von verschiedenen Studentenwohnheimen. Insgesamt konnte jeder 5 oder 6 Zimmer bzw. Wohnungen in einem Ranking auswählen. Die Zusage für eine Unterkunft kam allerdings erst ziemlich spät, sodass ich zwischendurch schon Angst hatte, ich würde keine mehr bekommen. Ca. 2 Wochen vor meiner Anreise kam dann endlich eine Zusage für eine Unterkunft. Es war keiner meiner Favoriten gewesen, aber ich nahm die Situation an, wie sie war. Ich glaube, ein Großteil der internationalen Studierenden wird an diesem Standort (Sogn) untergebracht. Üblicherweise werden 7 Leute in einem Apartment untergebracht, wobei es jedoch nur ein Bad und eine Küche gibt. Erst befürchteten wir, dass es katastrophal werden wird, allerdings hat im Endeffekt alles besser funktioniert als gedacht. Die Zimmer waren mit einem Bett, Schreibtisch, Stuhl, großem Kleiderschrank und einem Möbelstück, wo Jacken und Schuhe untergebracht werden konnten, ausgestattet. Eigentlich sollten auch noch ein Papierkorb und Internetkabel dabei sein, bei mir hat jedoch beides gefehlt. Bei anderen fehlten dafür Kleiderbügel oder die Jalousien waren kaputt. Dafür war die Küche sehr gut ausgestattet und jeder hatte ein großes Kühlschrank- sowie Tiefkühlfach. Ansonsten hatte jeder von uns einen großen Hängeschrank und eine Schublade zur Verfügung. Theoretisch gibt es einen Putzplan, in dem jeder Mitbewohner*in in einer anderen Woche für die Sauberkeit des Apartments verantwortlich ist, wir haben uns allerdings nicht daran gehalten. Stattdessen haben wir uns darauf geeinigt, dass jeder hier und da mal ein wenig putzt. Natürlich haben dann einige mehr geputzt als andere, aber an sich war die Situation für 5 Monate in Ordnung. Von der Unterkunft aus hatte man guten Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel. Mit dem Bus, der nur 2 Gehminuten von meinem Haus entfernt war, konnte man zur Universität durchfahren und brauchte dabei nur ca. 15 Minuten insgesamt. Der Bus fuhr auch innerhalb von 5 Minuten über die Metro-Haltestelle. Mit dieser brauchte man dann nur noch ungefähr 10 Minuten ins Stadtcenter. Eine halbe Stunde zu Fuß in die andere Richtung lag der See Sognsvann, den wir alle liebten. Dort ist es wie Mitten in der Natur, da es von hier aus auch mehrere Wanderwege gibt. Nur 3 Minuten zu Fuß entfernt gab es einen der günstigeren Supermärkte in Norwegen (Rema 1000). Dort befand sich auch eine Studentenbar mit bezahlbaren Preisen (Amatoren) und ein Haus mit Lernräumen. Zusätzlich gab es mehrere Waschräume an dem Standort verteilt. Für mich persönlich war die Lage meiner Unterbringung perfekt. Die Miete war allerdings mit 5.350 NOK (ca. 530 EUR) ziemlich hoch. Verglichen mit anderen Mieten außerhalb des Studentenwohnheims waren die Preise jedoch angemessen. Die Lebenshaltungskosten waren sehr hoch. Ich denke, ich habe ungefähr 250 EUR im Monat nur für Lebensmittel ausgegeben. Einen Tipp, den ich geben kann, ist, nach Gronland zum Einkaufen zu gehen, denn auch in den norwegischen Discountern kosten die Produkte ziemlich viel. In Gronland gibt es mehrere türkische/arabische Geschäfte, wo es günstiges Obst und Gemüse gibt. Ihr müsst zwar jeden Apfel oder jede Paprika einzeln betrachten, aber im Endeffekt werdet ihr damit viel Geld sparen. Auch die anderen Produkte dort sind günstiger und es gibt viele Sachen, die ihr in einem normalen Geschäft nicht findet.

Studienfach: Soziologie und BWL

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: University of Oslo

Gastland: Norwegen


Rückblick

Ich kann empfehlen, falls ihr euch das Munch Museum anschauen wollt, vorher einen Termin auf deren Website zu buchen. Jeden Mittwoch ab 18 Uhr kann man das Museum kostenlos besuchen, alles, was ihr dafür tun müsst, ist vorher auf deren Seiten einen Time Slot zu reservieren. Ansonsten ist die City Hall von Oslo auch ohne Eintritt und einen Besuch wert. Auf die 4 nächsten Inseln im Oslofjord kommt ihr kostenfrei, wenn ihr schon einen normalen Fahrschein besitzt. Vor allem Hovedoya hat mir gut gefallen. Draußen essen gehen würde ich eher selten, da ihr da gerne Mal mehr als das Doppelte bezahlen müsst als in Deutschland. Insgesamt war das Auslandssemester in Oslo eine großartige Erfahrung. Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt und neue Freundschaften geknüpft. Das Studieren und viele Sprechen im Alltag auf Englisch hat mir die Hemmungen genommen und meinen Wortschatz erweitert. Zudem habe ich ein wenig Norwegisch durch einen Sprachkurs an der Universität gelernt. Ich hatte auch zwei Mal einen Tiefpunkt in diesem Semester, aber die habe ich allein und mit anderen überwunden. Dadurch konnte ich auch viel über mich lernen und stärker aus der Sache hervorgehen. Auch das Studieren an einer anderen Hochschule war spannend. Ich habe neue Einblicke gewonnen und konnte mich neuen Herausforderungen stellen. Ich bereue es keine Sekunde ins Ausland gegangen zu sein und bin super dankbar für diese Erfahrung. Jeder, der die Möglichkeit hat, sollte es meiner Meinung nach einmal ausprobiert haben.

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