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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Ein Auslandssemester an der Universidad de los Andes kann ich jedem nur ans Herz legen. Dabei empfiehlt sich, sich frühzeitig mit einem Auslandsaufenthalt auseinanderzusetzen. Für mich lag der Bewerbungsschluss mehr als anderthalb Jahre vor dem tatsächlichen Beginn. Nach meiner Bewerbung wurde ich für ein Bewerbungsgespräch, das teils auf Spanisch stattfand, eingeladen. Ich war mir schon sicher, ich würde nicht ausgewählt, da ich erst wenige Monate zuvor anfing, Spanisch zu lernen. Aber dies stellte im Nachhinein kein Problem dar. Nach der Zusage seitens der Uni Potsdam durfte ich dann noch etwa 16 Monate warten, bis es tatsächlich losging.


Studienfach: Politik und Wirtschaft

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: Universidad de los Andes

Gastland: Kolumbien

Studium an der Gastuniversität

Studieren in Kolumbien ist deutlich anders als in Deutschland. Man verbringt oftmals den ganzen Tag von früh bis spät in der Uni und hat deutlich mehr Unterrichtsstunden. So fanden alle meine Kurse zwischen zwei- und dreimal pro Woche statt. Die Zeit lässt sich aber auf dem Campus sehr gut verbringen. Die Universität ist die elitärste, beste und teuerste des Landes und das spiegelt sich auch in der Ausstattung wider. Hübsche und gut ausgestattete Bibliotheken, ein Foodcourt mit Restaurants, das neue Centro Cívico mit Räumen zum entspannten Lernen oder auch das super ausgestattete und für „Uniandinos“ (Studenten der Universidad de los Andes) kostenlose Sportzentrum mit Rasenpatz, Schwimmhalle, Tennis-, Squash-, und Beachvolleyballplätzen, Fitnessstudio und Ähnlichem bieten immer eine Möglichkeit, die teils sehr langen Tage in der Uni gut zu verbringen. Für mich besonders war, wie lebendig das Leben auf dem Campus oft ist. Mit der Zeit lernt man viele kolumbianische Studenten kennen und diesen auf der zentralen Wiese, im Sportzentrum oder beim Burrito-Stand über den Weg zu laufen war immer eine nette Überraschung. Als die teuerste Universität des Landes gehören große Teile der Studentenschaft spürbar der Oberschicht an. Auf der anderen Seite besuchen auch viele Studenten aus ärmeren Vierteln die Uniandes über Stipendien. Das Gefälle ist zwar klar sichtbar, spielt aber im sozialen und zwischenmenschlichen Kontext für die Studenten, meiner Erfahrung nach, nur eine sehr untergeordnete Rolle. Der sehr herzliche Umgang miteinander ist allen Uniandinos gleich. Die Betreuung durch das Team der International Office an der Uniandes ist fantastisch. Der Leiter, Anderson, steht für Notfälle rund um die Uhr telefonisch bereit und alle Anliegen werden mit einem kurzen Besuch im International Office in der Regel sofort bearbeitet. Neben diesem Angebt spielen die „Hermanos sin Fronteras“, eine Gruppe von Studenten, die es sich zum Ziel gesetzt haben, den Austauschschülern beiseite zu stehen, eine große Rolle. Insbesondere am Anfang des Semesters organisieren sie viele soziale Aktivitäten, Ausflüge und Ähnliches und stehen den Austauschschülern immer hilfreich bei. Die Kurse sind interessant, aber man hat meist sehr viele Abgaben. So ist es nicht unüblich, in Kursen jede Woche oder zumindest alle zwei Wochen eine Textanalyse oder ein Positionspapier anzufertigen. Das Niveau der Kurse selbst ist zwar nicht zu anspruchsvoll, aber das Volumen an Abgaben und Zeit, die man investieren muss, ist deutlich höher als in Potsdam. Der Umgang mit den Professoren ist deutlich enger und freundlicher als in Deutschland. Professoren werden in Kolumbien geduzt und viele Professoren haben sehr viel Humor, ohne dass dabei die Professionalität verloren ginge. Dass die Professoren Spaß am Lehren und wirkliches Interesse an ihren Studenten haben, war deutlich zu merken und hat mich persönlich sehr motiviert, mich mehr in den Kursen zu engagieren.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Kontakt zu Kolumbianern zu knüpfen war sehr einfach. Die meisten sind sehr interessiert, sodass man oft einfach auf dem Campus angesprochen wird. Viele meiner einheimischen Freunde habe ich entweder über die Hermanos sin Fronteras oder über die kostenlosen Salsa- und Bachata-Kurse im Sportzentrum kennengelernt. Tanzen spielt generell kulturell eine große Rolle für Kolumbianer und es ist jedem, der gerne tanzt, nur zu empfehlen, mindestens einmal Salsa in Kolumbien zu tanzen. Über die Einführungstage und die Hermanos sin Fronteras lernt man schnell fast alle anderen der im Schnitt 150-200 Austauschstudenten kennen. Mit diesen habe ich allerdings vergleichsweise wenig gemacht, weil ich lieber Freundschaften mit Kolumbianern aufbauen wollte. Trotzdem haben wir oft in Gruppen aus Hermanos sin Fronteras-Mitgliedern und Austauschstudenten kleinere und größere Ausflüge gemacht.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Schon vor Ankunft in Kolumbien Spanisch sprechen oder sich zumindest halbwegs verständigen zu können ist sehr zu empfehlen. Insbesondere abseits der Uniandes, auf den Märkten oder in den Läden sprechen sehr wenige Leute Englisch und so bleibt Spanisch die einzige Möglichkeit der Kommunikation. Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass es keinen besseren Ort gibt, um immersiv Spanisch zu lernen als Kolumbien; man hat schlicht keine Alternative zum Erlernen der Sprache. In Kolumbien gibt es viele verschiedene Dialekte. Der Akzent aus Bogota ist dabei einer der verständlichsten und die Leute sprechen vergleichsweise langsam. Deutlich schwieriger wird es an der Atlantikküste, wo die Akzente selbst für andere Kolumbianer teils nur schwer zu verstehen sind. Bogota ist also ein gutes Pflaster, um Spanisch zu lernen. Als ich ankam, konnte ich mich zwar grundlegend verständigen, aber sprach definitiv noch nicht fließend Spanisch. In den folgenden fünf Monaten war Spanisch so gut wie die einzig gesprochene Sprache, sowohl in meinen Kursen (obwohl man auch englische Kurse wählen kann, wenn man möchte) als auch mit meinen Freunden und im täglichen Leben. Selbst zwischen den Austauschstudenten wurde meist auf Spanisch gesprochen. So war ich am Ende meines Aufenthalts absolut fließend in Spanisch. Dass alle Austauschstudenten ihr Spanisch deutlich verbessert haben, war unverkennbar.

Wohn- und Lebenssituation

Die Uniandes bietet Wohnraum in einem Wohnkomplex namens CityU direkt neben dem Campus an. Dort gibt es WGs in drei Wohntürmen, Restaurants, Supermärkte, Starbucks, Dunkin‘ Donuts und vieles Weiteres. Je nachdem, mit wie vielen Mitbewohnern man wohnt (von alleine bis zu viert) reichen die Preise von etwa 260 € bis 360 €. Ich habe dort gewohnt und war im Grunde ganz zufrieden. In der Nähe der Uni zu wohnen ist aufgrund der vielen Staus und sonst sehr langen Wege sehr zu empfehlen. Neben CityU gibt es andere, ähnliche Angebote wie zum Beispiel LivinnX, das etwa 5 Gehminuten vom Campus entfernt ist und etwas hübschere Wohnungen hat. Die Universität liegt im Zentrum der Stadt; kleinere Einkaufsmöglichkeiten sind zu Fuß sehr gut zu erreichen. Für größere Einkäufe muss man den TransMilenio, ein Bussystem mit eigenen Busspuren und Haltestellen mit Mittelplattform nutzen, da es in Bogota noch keine Metro gibt. Dadurch sind Wege oft recht lang. Alternativ kommt man mit Uber oder ähnlichen Plattformen wie Didi oder Cabify recht günstig zu weiter entfernten Orten wie dem Club- und Barviertel im Norden der Stadt. Die Lebenshaltungskosten liegen im Schnitt bei 450 €, obwohl mit Clubbesuchen, Ausflügen und Reisen die tatsächlichen Ausgaben deutlich höher liegen können – und reisen in Kolumbien lohnt sich. Das Land bietet landschaftlich viel: von Karibikinseln über die Nordküste mit Städten wie Cartagena oder Santa Marta über das Landesinnere mit Cali und Medellín bis in den Süden und den Amazonasregenwald. Auch Tagesausflüge in das Umland Bogotas mit Städten wie Villa de Leyva sind absolut zu empfehlen – insbesondere, da Bogota – weil komplett für Autos gebaut – größtenteils sehr hässlich ist. Sicherheit ist ein Thema, das in Bogota immer wieder aufkommt. Ich war nie in der südlichen Hälfte der Metropole, weil es dort, wie an vielen anderen Orten, vor allem bei Nacht zu gefährlich ist. Solange man aber mit Freunden unterwegs ist und sich nicht allein an dunklen Orten aufhält, hat man in der Regel aber auch nichts zu befürchten. Trotzdessen kann die Sicherheitssituation für einige durchaus belastend sein, obwohl ich niemanden kenne, der deswegen überlegt hat, weniger auszugehen oder gar den Aufenthalt abzubrechen.

Studienfach: Politik und Wirtschaft

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: Universidad de los Andes

Gastland: Kolumbien


Rückblick

Mein Auslandssemester an der Uniandes war eine der besten Erfahrungen meines Lebens. Die Universität ist fantastisch und ich habe selten so viele herzliche, offene und interessierte Leute getroffen, wie in meinen fünf Monaten in Bogota. Die Stadt bietet, wenn man sie sich von einheimischen Freunden zeigen lässt, durchaus viel Positives, wie zum Beispiel riesige kostenlose Konzerte und Festivals in Parks, finanziert von der Stadt. Die Möglichkeiten, im Land und in ganz Südamerika herumzureisen, sind von Bogota aus sehr gut, insbesondere während der Ferienwoche zur Mitte des Semesters und es finden sich immer andere (Austausch-)Studenten, die mitreisen wollen. Kein Spanisch in Kolumbien zu lernen ist schon fast schwieriger als am Ende des Aufenthalts fließend zu sprechen, obwohl es einige Austauschstudenten tatsächlich geschafft haben. Dies hängt natürlich insbesondere davon ab, wie sehr man mit der Kultur und den Menschen vor Ort in Kontakt treten möchte. Ich kann es jedem nur absolut empfehlen, ein Auslandssemester an der Universidad de los Andes in Bogota zu machen.

Kolumbien

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