Hochschulpartnerschaft Erfahrungsbericht - University of Regina
Vorbereitung des Auslandsaufenthalts
Die Universität Potsdam bietet diverse Informationsveranstaltungen zum Studium und Praktikum im Ausland an, bei denen man sich über Möglichkeiten, Förderung und Hochschulpartnerschaften informieren kann. Weiterhin ist es sinnvoll sich im entsprechenden Email-Verteiler des International Office eintragen zu lassen, um stets über wichtige Veranstaltungen und Neuerungen informiert zu sein. Zusätzlich bietet die Website der Universität Potsdam in der Sektion international viele wichtige Informationen. Hier kann man sich einen Überblick darüber verschaffen, was genau man im Ausland machen will und welche möglichen Partnerhochschulen zur Verfügung stehen. In Kanada hat die Universität Potsdam aktuell zwei Partnerhochschulen, die University of Regina in Saskatchewan, an welcher ich meinen Auslandaufenthalt absolvierte sowie die Memorial University of Newfoundland - St. John’s. Weiterhin sollte man sich beim International Office oder online stets über alle wichtigen Fristen informieren, da diese besonders für Bewerbungen um ein Studium im nicht-europäischen Ausland sehr früh sind.
Für die Bewerbung um einen Auslandsaufenthalt über das online Portal sind ein englischer Lebenslauf, ein englisches Motivationsschreiben, evtl. ein Bachelor-Zeugnis, eine Auflistung der bisher versuchten Lehrveranstaltungen und ein DAAD-Testergebnis [oder vergleichbares Testergebnis] notwendig. Nach erfolgreichem Absolvieren des Bewerbungserfahren ist es notwendig sich selbstständig über die verfügbaren Kurse an der Gasthochschule zu informieren und eine Course Request List zu erstellen. Dies funktioniert am besten, indem man sich online beim UR Self-Service der University of Regina anmeldet und das dort zur Verfügung gestellt Vorlesungsverzeichnis studiert. Um zu evaluieren, ob die gewünschten Kurse adäquat sind und die Voraussetzungen zur Belegung dieser Kurse erfüllt sind, benötigt die Gasthochschule außerdem eine List of Seminars, in der alle bereits besuchten Kurse auf Englisch benannt und kurz beschrieben sind. Die Auslandskoordinatoren der University of Regina stehen einem bei dem Prozess stets beiseite und beantworten Fragen schnell und zuverlässig.
Studium an der Gastuniversität
Die Organisation des Studium und der Lehrveranstaltungen in Kanada unterschiedet sich gravierend von der in Deutschland - dies empfand ich zumindest im Hinblick auf Lehrveranstaltungen der Psychologie. In meinen vier Jahren Studium war ich es gewohnt eine Klausur am Ende einer Vorlesung zu schreiben, welche die Note für die komplette Veranstaltung determinierte. In Kanada hingegen werden diverse Hausarbeiten während des Semester gefordert, gewöhnlicherweise gibt es außerdem eine Klausur in der Mitte des Semesters – midterm – und eine am Ende des Semester – final. Dies mag auf den ersten Blick einen größeren Aufwand darstellen, im Endergebnis gefiel mir diese Art der Studienorganisation jedoch sehr gut, da man sich kontinuierlich mit dem Stoff auseinandersetzte und dadurch bereits einen großen Wissenszuwuchs erfuhr. Zudem trugen die unterschiedlichen Klausuren und Hausaufgaben mit unterschiedlicher Gewichtung zur Endnote bei, so dass man diverse Chancen bekam sich zu bewähren.
In meinem Semester in Kanada fühlte ich mich stets sehr gut betreut. Die Willkommenswoche für Studienanfänger als auch die speziell auf internationale Studenten zugeschnittenen Einführungstage boten eine hervorragende Möglichkeit, sich mit der Universität und allen relevanten Prozessen vertraut zu machen und Kontakte zu knüpfen. Die zuständigen Betreuer des international Offices waren stets hilfsbereit und nahmen sich berichteter Probleme unverzüglich an.
Auch in den Lehrveranstaltungen empfand ich die Betreuung als sehr gut. Die Dozenten waren stets bereit, sich Zeit zu nehmen, um aufgekommene Unklarheiten zu klären. Hierbei musste sich auf die individuellen Vorlieben des Dozenten eingestellt werden, während einige schnell und zuverlässlich auf Mails antworteten, bot es sich im Falle andere Dozenten mehr an, in ihrem Büro vorbeizuschauen. Letztendlich wurden aber all meine Fragen stets beantwortet und ich empfand es nie als unangenehm, mich an einen Dozenten mit Fragen oder Problemen zu wenden. Besonders schön empfand ich, dass Dozenten durchaus bereit waren auf individuelle Besonderheiten einzugehen und Aufgabenstellungen entsprechend anzupassen. Insgesamt empfand ich das Studienklima als eines, dass das Beste aus den Studenten herausholen wollte.
An der University of Regina gibt es mehrere Bibliotheken. Gewöhnlicherweise ist die Hauptbibliothek von 7.30 Uhr (am Wochenende ab 8 Uhr) bis 23 Uhr geöffnet. Als besonders studentenfreundlich empfand ich den Fakt, dass in der finalen Klausurenphase am Ende eines jeden Semesters diese Öffnungszeiten auf 2 Uhr nachts erweitert werden. Im Hinblick auf die oben diskutierte Betreuung soll erwähnt werden, dass in der Bibliothek in der finalen Klausurenphase ein Raum geöffnet wird, welcher den Studenten Möglichkeiten geben soll sich zu entspannen und Lernpausen einzulegen. Im Raum werden Mandalas, Sportgeräte und Brettspiele zur Verfügung gestellt. Dies empfand ich als sehr umsichtig und studentenorientiert. In der University of Regina sind diverse Drucker vorhanden, sowohl in den einzelnen Bibliotheken als auch in den Gemeinschaftsräumen der verschiedenen Fakultäten, von denen man zu erschwinglichen Preisen drucken kann, sowohl vom eigenen als auch von den Universitätscomputern.
Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden
Kontakte zu ausländischen Studierenden knüpft man sehr schnell, unter anderem in den oben erwähnten Einführungstagen für internationale Studierende. Zudem bietet das International Office über das gesamte Semester Aktivitäten für internationale Studierende an, die einem zum einen die Kultur des Landes näherbringen und in denen man zum anderen seine internationalen Kommilitonen besser kennenlernt.
Kanadier sind unglaublich freundliche Individuen und in einer Lehrveranstaltung wird man stets problemlos Personen finden, die einen helfen, Fragen zu klären oder mit denen man gemeinsam ein Projekt bearbeiten kann. Im privaten Bereich würde ich den Kontakt zu einheimischen Studenten als weniger intensiv beschreiben als denjenigen zu ausländischen Studenten.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Selbstverständlich bietet ein Auslandsaufenthalt in Kanada eine hervorragende Förderung der Englischkenntnisse. Ich persönlich profitierte vor allem im schriftlichen Bereich enorm von meinem Auslandaufenthalt, da ich zuvor nur selten akademische Texte in Englisch verfasst hatte und mich nun kompetent fühle mich dieser Aufgabe zu stellen. Auch meine Sprachflüssigkeit und mein Vokabular haben von dem Auslandsaufenthalt profitiert.
Wohn- und Lebenssituation
Als Austauschstudent wird einem ein Platz in einem der Studentenwohnheime auf den Campus zugesichert. Es kann zwischen verschiedenen Unterkünften gewählt werden, von Einzelzimmern mit einem mit einer anderen Person geteilten Bad bis hin zu Wohnungen, welche man mit 3 anderen Mitbewohnern teilt. In diesen 4-Raum-Wohnungen teilen sich zwei Mitbewohner jeweils ein Bad, jeder hat ein separates Schlafzimmer und es ist ein geteilter Wohn- und Kochbereich vorhanden. Bei der Wahl der Unterkunft ist zu beachten, dass einige Unterkünfte die Möglichkeit zur Selbstversorgung bieten (Küche vorhanden) während andere Unterkünfte einen sogenannten Meal Plan erfordern, bei dem man in den Einrichtungen der Universität mit Mahlzeiten versorgt wird. Obwohl einem als Austauschstudent ein Platz in einem der Wohnheime zugesichert wird, ist es notwendig sich regulär zu den auf der Universitätswebsite ausgewiesenen Fristen um einen Platz zu bewerben. Hierbei kann man auch seine Prioritäten zur Art der Unterkunft festlegen.
Im Vergleich zum Wohnen off-Campus ist das Leben im Studentenwohnheim nicht kostengünstig, bringt jedoch meiner Meinung nach verschiedene Vorteile mit sich: Internetzugang, Stromversorgung etc. sind bereits vorhanden, etwas was einen enormen organisatorischen Aufwand fordert, wenn man sich eine Wohnung außerhalb des Unigeländes sucht. Weiterhin hat man ohne weiteres Zugang zu allen Ressourcen der Universität ( z.B.: Drucker) und muss keinen Fahrweg dafür auf sich nehmen. Der größte Vorteil vom Leben auf dem Campus ist meiner Meinung nach jedoch der Fakt, dass man sehr schnell und sehr gut in Kontakt mit anderen Studierenden kommt und sich intensive Freundschaften entwickeln. Besonders wenn man nur für ein Semester nach Regina geht, würde ich daher das Leben auf dem Campus gegenüber dem Leben off-Campus empfehlen.
Die öffentlichen Verkehrsmittel in Regina sind annehmbar. Von der Universität fahren diverse Busse im 20-Minutentakt (unter der Woche) bzw. im 1-Stundentakt (am Wochenende) nach Downtown. Am Wochenende fahren die Busse nur bis 24 Uhr (einige sogar nur bis 17 Uhr) dies sollte man einplanen, wenn man abends etwas unternehmen möchten. Da Regina nicht besonders groß ist, ist jedoch auch ein Taxi zurück zur Universität erschwinglich, wenn man es sich mit ein paar Kommilitonen teilt.
Da ich lediglich 4 Monate in Regina verbrachte, habe ich davon abgesehen, mir ein kanadisches Konto zu erstellen. Mit meiner deutschen Visa Card kam ich gut zurecht. Studenten, die für zwei Semester blieben, tendierten dazu, sich ein kanadisches Konto zu organisieren. Für Studenten, welche sich vor Ort krankenversichern wollen, bietet die Universität in den Einführungstagen ausgiebige Hilfe an. Ich persönlich habe mich in Deutschland auslandskrankenversichern lassen und habe damit nur positive Erfahrungen gemacht. Ich denke jedoch auch dies sollte abhängig von der Dauer des Auslandsaufenthaltes entschieden werden. Studenten die eine längere Zeit in Kanada verbringen, würde ich eine Versicherung vor Ort empfehlen, da diese auf Dauer wahrscheinlich die kostengünstigere Alternative darstellt.
Die Lebenserhaltungskosten in Kanada sind verglichen zu Deutschland um einiges höher. Darauf sollte man sich bereits vor dem Auslandsaufenthalt einstellen. Besonders für Fleisch, Käse und einiges Obst/Gemüse kann auch in Discountern schon mal der doppelte Preis (im vgl. zu deutschen Standards) verlangt werden.
Mit 215.000 Einwohnern ist Regina keine Großstadt, die Freizeitangebote halten sich somit in Grenzen. Dennoch kann man ein paar nette Dinge unternehmen, zum Beispiel einen Spaziergang durch Wascana Centre, einen wunderschönen Park der sich rund um den Wascana Lake und direkt neben der Universität befindet. Im Sommer kann man hier zum Beispiel auch Rudern gehen oder sich Drachenbootrennen anschauen. Weiterhin bietet Regina einige Sehenswürdigkeiten und Museen, ich empfehle auf jeden Fall den Besuch des Legislative Building sowie des Royal Saskatchewan Museums, in welchem man viel über die Geschichte der First Nation von Kanada erfährt. Die meiste Freizeit verbringt man tatsächlich auf und um den Campus, es gibt ein Fitnesscenter und ein Schwimmbad, welche Studenten kostenfrei zur Verfügung stehen, die Universität hat einen hauseigenen Pub – the Owl – in welchem wöchentliche Karaoke- und Trivia-Nights stattfinden und auf regelmäßiger Basis verschiedene Partys geschmissen werden. Das Nachtleben in Regina ist beschränkt, es gibt jedoch einige nette Clubs und Pubs in Downtown.
Studienfach: M.Sc. Psychologie
Aufenthaltsdauer: 09/2017 - 12/2017
Gastuniversität: University of Regina
Gastland:Kanada
Rückblick
Ein Semester in Regina kann ich nur jedem ans Herz legen. Sowohl akademisch als auch persönlich habe ich nur gute Erfahrungen sammeln können. Es ist erfrischend ein anderes Bildungssystem kennenzulernen und Einblicke in Fächer zu erlangen, die einem die Heimatuniversität nicht anbietet. Ein Auslandsstudium bedarf einer Menge organisatorischen und finanziellen Aufwand. Beides ist mit adäquater Vorbereitung jedoch zu meistern, daher sollte man sich frühzeitig über mögliche finanzielle Förderungen informieren und stets Termine und Fristen beachten. Um nach Kanada einreisen zu dürfen ist ein sogenanntes eTA zu beantragen. Dieses kostet 7 CAD (ca. 5 €) und ist ganz einfach über die Website des Government of Canada zu beantragen. In der Regel dauert die Bestätigung nicht länger als einen Tag, dennoch würde ich empfehlen sich frühzeitig um sein Visum zu kümmern. Jedem Studenten der nach Regina geht um dort zu studieren, kann ich ans Herz legen, den Hinflug so zu planen, dass es möglich ist an der Einführungswoche teilzunehmen, da diese einem zum einen viele Prozesse an der Universität verständlich macht und das nachfolgende Studium erleichtert aber auch eine wunderbare Gelegenheit ist um Freundschaften zu knüpfen. Ich persönlich habe meinen Rückflug erst in Kanada gebucht. Sollte man seinen Rückflug jedoch bereits früher buchen wollen, sei Folgendes zu beachten: Nachdem man sein letztes Exam geschrieben hat, hat man lediglich 24 Stunden, um aus dem Studentenwohnheim auszuziehen. Für jede weitere Nacht fällt eine Gebühr in Höhe von ca. 35 Dollar an. Mich persönlich hat dies nicht negativ betroffen, für einige Kommilitonen haben sich durch diese Regelung jedoch Probleme ergeben. Auch wenn Regina keine Großstadt ist in der das Leben tobt, sollte man sich von dieser Vorstellung nicht abschrecken lassen, die Universität bietet etliche Aktivitäten und man knüpft schnell Kontakte und kann somit viel gemeinsam unternehmen. Weiterhin kann und sollte man sich ein Auto mieten, um das wunderschöne Kanada zu erkunden.