Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich habe mich über das Auslandssemester in Perugia, Italien auf den Internetseiten von der Uni informiert. https://www.unipg.it/en/international-students. Hier habe ich alles gefunden um die Kurse zu finden und auch wie die Studienorganisation funktioniert. Die Gasthochschule hat nach erfolgreichem Bewerbungsverfahren an der Universität Potsdam mit mir Kontakt aufgenommen und ich konnte die ersten Angaben an die Gastuniversität schicken. Anschließend bekommt man erste Infos über die Austauschkoordinator*innen der Gastuniversität und deren Kontaktdaten. Diese müssen ins Online Learning Agreement eingetragen werden. In dieser E-Mail erfährt man auch über die Zuordnung zu einem Department/Fakultät. Darauffolgend wird man darum gebeten, ein Bewerbungsformular auszufüllen, in dem man persönliche Daten und ein Foto angibt.
An der Universität degli studi di Perugia (UniPG) können Erasmus-Student*innen alle Kurse aus allen Fakultäten, Bachelor- und Masterstudiengängen belegen. Es gibt viele Kurse auf Englisch und aber auch viele auf Italienisch. Die Kurse auf Englisch findet man hier: https://www.unipg.it/en/ects/full-list-of-modules-2024-25?view=corsi&layout=ricerca-insegnamenti.
Man wird aufgefordert, ein Konto im „Servizi on line“ (SOL) zu erstellen. Dieses braucht man dann später für den Kauf eines Transport-Passes („TPL“) für viele Züge und Busse in und um Perugia (60€), sowie den Zugang zur Mensa „ADISU“, Bibliotheken, und rund um die Uhr geöffneten Lernstudios „Aula studio“. Es empfiehlt sich, dafür die App „MyUniPG“ herunterzuladen.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium beginnt an der UniPG in jeder Fakultät zu anderen Zeitpunkten. Für mich ging es im Department für Philosophy, Social sciences and education und dem Department Humanities, ancient and modern languages, literature and culture in der Woche vom 23.09.2024 los und endete mit den mündlichen Prüfungen im Januar und Februar 2025. Es empfiehlt sich, um die Reise und den Studienstart zu planen, auf den Seiten der zugeordneten Departments direkt nach dem Semesterbeginn zu schauen. Für das Department Philosophy, social sciences and education ist es der folgende Link, ansonsten gibt man das Department und „unipg“ in den Browser ein und findet es http://www.fissuf.unipg.it/.
Es ist wichtig, mit den Dozent*innen persönlich ins Gespräch zu kommen und in den ersten Wochen direkte Absprachen und Fragen zu klären. Auch für die Prüfungen später, ist es für die Dozent*innen und die Prüfungsorganisation wichtig zu wissen, wer die Erasmus-Student*innen sind, damit sie sich darauf einstellen können. Mündliche Prüfungen sind üblich und meistens Standard an italienischen Universitäten. Oft konnte man aber in Rücksprache die mündliche Prüfung auf Englisch abhalten, auch wenn der Kurs auf Italienisch war oder statt einer mündlichen Prüfung eine schriftliche ablegen. Auf Emails antworten italienische Dozent*innen eher selten, online findet man aber wenn man den Namen der Dozent*innen eingibt und unipg dahinter schreibt, fast immer eine Telefonnummer und den Sitz des Büros. Ein Besuch ist meistens effektiver. Die Dozent*innen waren für mich immer super lieb und verständnisvoll. Wir konnten sogar extra Prüfungsvorbereitungen in einem Microsoft-Teams-Gespräch auf Nachfrage bekommen.
Die UniPG nutzt die Plattform „Unistudium“ für die Kursorganisation und das Bereitstellen der Lerninhalte. Sie ist ein Äquivalent zu moodle und funktioniert gleich.
Auf dieser Seite findet man alle Informationen zur Aktivierung der per Mail zugesendeten Passwörter um auf Unistudium und alles andere zuzugreifen: https://www.unipg.it/servizi/servizi-on-line/cua.
In den Lehrveranstaltungen der Departments “Philosophy, Social sciences and education” und “Humanities, ancient and modern languages, literature and culture” konnte man entweder Vorlesungen mit 6 oder 9 Leistungspunkten belegen. Es kam für mich auch in meinem Kurs vor, dass es möglich war, den Kurs länger zu besuchen um anstatt 6, 9 Leistungspunkte zu bekommen. Meine Vorlesungen fanden daher pro Kurs meistens drei Mal in der Woche jeweils für 90 Minuten statt, die genaue Vorlesungslänge und -organisation entscheiden die Dozent*innen aber selbst, deswegen ist es wichtig, immer pünktlich zu sein (Akademisches Viertel ist in Italien keine (verbreitete) Regel). Ich hatte auch einen Kurs, der vorwiegend im Selbststudium stattfand, mit Präsentationen an den Präsenzterminen. Es ist aber alles super einfach zu bewältigen, wenn man Eigeninitiative zeigt und sich bei den Dozierenden meldet. Um die Veranstaltungsorte und -zeiten zu finden kann man hier filtern: https://easyacademy.unipg.it/agendaweb/index.php?view=easycourse&_lang=en. Damit habe ich auch meinen Stundenplan erstellen können. Die Orte sind immer mit Adresse angegeben und um ein Büro von Dozierenden zu finden, kann man immer im jeweiligen Unigebäude im Erdgeschoss die netten Leute am Empfang fragen.
Es ist leider so, dass Veranstaltungen, die im Verzeichnis als Englisch gekennzeichnet sind, nicht immer dann auch (vollständig) auf Englisch stattfinden. Die Dozierenden lassen aber immer mit sich reden um passende Lösungen (zum Beispiel Anpassung des Prüfungsmaterials) zu finden. Aber dafür ist es dann auch gut, ein paar italienische Studierende kennenzulernen, die einem vielleicht eine gestellte Frage nochmal auf Englisch wiederholen.
Die Bewertung in der Prüfung erfolgt nach dem italienischen Punktesystem: 18 Punkte braucht man zum Bestehen, 30 e lode ist die höchstmögliche Punktzahl. In der App „MyUniPG“ oder auf SOL kann man sich für die Prüfungen an- und abmelden. Es gibt drei Prüfungstermine „Appelo“ die meist in einem zweiwöchigen Abstand getaktet sind. Man kann sich in der Regel frei aussuchen, welchen Apello man machen möchte. Manchmal und auf Nachfrage kann es auch einen frühen Prüfungstermin „Pre-apello“ geben, der im Wintersemester im Dezember und im Sommersemester im Mai stattfindet. Das kann gut sein, wenn man vor hat, früher abzureisen. Da sollte man immer direkt nachfragen.
Es gibt viele Bibliotheken in der Stadt und besonders zu empfehlen ist die „Biblioteca umanistica“ im Piazza Morlacchi, die man mit dem QR-Code aus der „MyUniPG“-App betritt. Sie hat moderne Lernräume mit Steckdosen, Wasserspender und ist auch im Winter schön kuschelig warm. Im Piazza vor der Bibliothek finden sich ein nettes Café und einige Snackmöglichkeiten.
In den Uniräumen selbst habe ich keine Steckdosen vorgefunden, also ist es gut, auch noch Papier und Stift dabei zu haben. Es gibt aber in allen Unigebäuden und Bibliotheken WLAN, welches man mit den Credenziali di Ateneo (in einer der ersten Mails der italienischen Austauschkoordinatorin mitgeschickte Anmeldedaten) nutzen kann.
Die Mensa „ADISU“ bietet günstiges und leckeres Essen, ich habe sie aber selbst nicht genutzt.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Italienische Studierende können etwas einschüchternd wirken, sind aber meist super nett. Sie anzusprechen lohnt sich und viele italienische Studierende gingen oder gehen selbst ins Ausland, sind also meist auch auf deine Erfahrungen neugierig.
Das Erasmus Netzwerk in Perugia ist wahnsinnig toll organisiert und es finden jede Woche eine Menge spannender Angebote, Partys, Ausflüge und Barabende statt. In meinem Semester gab es unter anderem „Be Italian“-Lessons, Karaoke-Abende, Sprachcafés, Partys mit Rabatten, Wochenend-Ausflüge nach Rom, Tagestrips nach Siena, Florenz, zu den Heißen Quellen, Restaurant-Abende, Kochkurse und noch vieles weitere. Sie haben in diesem Semester neu einen Survival Guide erstellt, der wirklich alle nötigen Informationen liefert. Über die WhatsApp-Gruppe bekommt man auch alle Infos und kann sich mit anderen Studierenden vernetzen. Survival-Guide: https://drive.google.com/file/d/1seSXN4U9OV-QPL5jvsMxOlZBadFU53Q5/view?usp=drive_link.
Ich hatte am Ende mehr Kontakt zu anderen internationalen Studierenden, aber auch zu einigen Italiener*innen und das hätte ich auf jeden Fall auch ausbauen können. Es gibt wirklich viele Möglichkeiten mit anderen einheimischen Studierenden in Kontakt zu kommen und es ist auch hilfreich, dass Italiener*innen eine sehr herzliche und offene Mentalität haben. Dadurch, dass die Stadt nicht zu riesig ist, trifft man einander in den Straßen, an Cafés oder in der Bibliothek und das macht für mich auch den Charme der Universität aus, da man einander auch wiedertrifft und schnell ins Gespräch kommt.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Ich habe vor dem Auslandsaufenthalt einen A1-Konversationskurs an einer Berliner Volkshochschule belegt, der mir ein paar grundlegende Sachen beigebracht hat. Ich war aber bei der Studienorganisation auf jeden Fall auf die Hilfe von anderen angewiesen, meinen internationalen Mitbewohnerinnen, dem Erasmus-WhatsApp-Chat, etc. Da hätte mir ein höheres Sprachlevel sehr geholfen, da viele Informationen auf der Webseite der Universität nur auf Italienisch zu finden sind. Es gab vor Beginn des Auslandsaufenthalts die Möglichkeit, an einem 3-wöchigen Online-Intensivkurs teilzunehmen. Es wurden die Level A1, A2 und B2 angeboten. Ich habe dort den A1 Kurs belegt und das war auf jeden Fall auch nochmal sehr hilfreich. Während des Semesters konnte ich hier am Spracheninstitut „CLA“ den Kurs A2 belegen. https://cla.unipg.it/en/ Der Kurs war sehr gut aufgebaut und bietet die Möglichkeit, das Italienischlevel wirklich gut zu verbessern. Dazu gab es auch eine Infomail, da man einen Placement Test für eine Einstufung in ein Sprachlevel belegen muss.
Durch das Leben in der Stadt lernt man wirklich viel Italienisch auch unbewusst und in allen sozialen Situationen kann man sich erproben und sollte das auch! Die Italiener*innen freuen sich sehr, wenn man es versucht!
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe die Unterkunft durch den Erasmus-WhatsApp-Gruppenchat gefunden, ich glaube tatsächlich erst einen Monat bevor ich in Perugia angekommen bin. Es ist eine Student*innen-Stadt, weshalb es wenig günstigen Wohnraum gibt und die Suche auf jeden Fall früh begonnen werden sollte! Ich habe davor auch viel auf facebook geguckt, aber leider war das meiste dort nicht vertrauenswürdig. Man sollte niemals einfach eine Anzahlung oder Kaution schicken, ein Vertrag muss erst registriert werden und das ist mit Abzügen auf Seiten der Vermieter*in verbunden, weshalb vorläufige Verträge quasi nicht gültig sind. Sollte es so sein, dass man in Perugia ankommt und erstmal im Airbnb oder Hostel ein paar Tage verbringt, kann man auch dann vor Ort die anderen Student*innen fragen, da sich dann häufig etwas ergibt. Es gibt außerdem noch die Agenzia delle Entrate, eine Agentur die viele Wohnungen im Zentrum verwaltet. Letztlich habe ich auch in einer dieser Wohnungen gelebt. https://www.agenziaentrate.gov.it/portale/umbria/uffici/-/uffici/uffici_INSTANCE_QMx7IntRCtT6/dettagliouffT/T3H/cr/912/iur/T3H .
Für einen Mietvertrag braucht man in Italien (auch für kurze Aufenthalte wie ein Semester) einen Codice Fiscale. Das ist die italienische Steueridentifikationsnummer. Im Survival Guide sind dort auch Informationen. Ich habe mir den Codice Fiscale zu Beginn meines Semesters besorgt, man sollte ihn so schnell wie möglich haben.
Wohnungen im Zentrum bieten sich an, genauso wie der Stadtteil Elce. Im günstigeren Stadtteil Monteluce ist man etwas weiter vom Zentrum entfernt (ca.15-20min zu Fuß), aber da findet man vielleicht leichter Wohnraum.
Wie bereits oben erwähnt, gibt es den Bus- und für einige Züge in und um Perugia geltenden Pass für Student*innen, der pro Jahr 60€ kostet. Ich habe ihn mir nicht gekauft, aber da man hier verschiede Züge nimmt um in benachbarte Städte wie Assisi oder Florenz zu fahren, genauso wie Bus fahren oder Minimetro (ein lokales Highlight von Perugia), hätte es sich auf jeden Fall gelohnt. Die Öffentlichen Verkehrsmittel wie Züge und Minimetro sind auch sehr verlässlich, Busse in der Regel auch. Ich konnte mit meiner Visa Debitkarte gebührenfrei an allen Automaten abheben und habe dabei die von der Bank „Unicredit“ bevorzugt, da sie sauber und vertrauenswürdig sind. Da ich die Europäische Krankenkarte habe, habe ich mich nicht weiter krankenversichert als die gesetzliche Familienversicherung die ich eh in Deutschland habe.
Das Leben in Perugia ist was Lebensmittel kaufen angeht ungefähr dem in Deutschland gleichzusetzen, der Kaffee ist wirklich lecker und günstig, genauso wie die Pizza. Also ist Essen gehen auf jeden Fall auch ab und zu mal drin. Die Nebenkosten in der Miete sind häufig nicht inbegriffen, und es wird in vielen Wohnungen mit Gas geheizt. Das ist eher teuer, vor allem im Winter. Auch muss man damit rechnen, dass es im Winter in Perugia auch mal sehr stürmisch und kalt sein kann.
In meiner Freizeit habe ich Volleyball in dem Unisportzentrum „CUS“ gespielt, wo man für ein Semester oder ein Jahr bezahlen kann. Ein Semester hat im WiSe 24/25 80€ gekostet. Beliebt war auch Pilates, Acro-Yoga, Kickboxen und Padel.
Studienfach: Lehramt Förderpädagogik Englisch
Aufenthaltsdauer: 09/2024 - 03/2025
Gastuniversität: Università degli Studi di Perugia
Gastland: Italien
Rückblick
Perugia ist eine wahnsinnig historische und lebendige Stadt, die wirklich die Hauptstadt von Umbrien ist. Es ist immer was los (Eurochocolate Festival im November, Umbria Jazz Festival im Juli) und das zieht viele Student*innen in die Stadt. Es gibt ein paar sehr internationale Orte und es war für mich rundum eine wundervolle Erfahrung. Auch um Perugia gibt es viele sehenswerte Städte und Orte, wie Assisi, den Monte Tezio, die heißen Quellen (auch im Winter kann man dort baden), Rom, Florenz, Siena.
Ich würde empfehlen, frühzeitig mit der Wohnungssuche zu beginnen und ansonsten mit Mut und Neugier ins Erasmus zu gehen, dann bekommt man ganz viel zurück.