Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Im Wintersemester 2019/2020 habe ich mein Studium an der Universität Potsdam begonnen. In der ersten Woche gab es eine Präsentation des International Office über Auslandsaufenthalte, im Spezifischen das Erasmus+-Programm. Von diesem Moment an stand für mich fest, dass ich für ein Semester nach Italien gehen möchte. Wegen Covid war es lange nicht möglich, ins Ausland zu gehen, aber im Januar 2021 habe ich mich für den Platz an der UniMoRe für das Sommersemester 2022 beworben. Die Bewerbungsunterlagen innerhalb meines Studiums waren einfach strukturiert. Für Italien war ein Sprachnachweis B1 vorzuweisen, wozu mein Abiturzeugnis genügte. Es gab ein studieninternes Informationsgespräch, bei dem wir einige grundlegende Informationen zur offiziellen Bewerbung erhielten und eine erste Informationsveranstaltung des International Office zum Nominierungsprozess an den Gastunis. Die Seite der Gastuni ist komplett auf Englisch verfügbar, sodass man sich gut zurechtfindet (https://international.unimore.it). Als ich dann im September vom International Office erfuhr, dass ich nach Italien gehen würde, war ich überglücklich und belegte einen Italienischkurs an einer Volkshochschule, um mein Italienisch wieder etwas aufzufrischen. Außerdem nutzte ich die vorlesungsfreie Zeit, um einen fünftägigen Ausflug nach Modena zu machen, um die Stadt zu besichtigen.
Die Kommunikation mit der Gastuni empfand ich seit Beginn als sehr gut. Es gab neben regelmäßigen Info-E-Mails auch eine Facebook-Gruppe, worüber wichtige Informationen verbreitet wurden. Mir wurden vorab Dokumente geschickt, welche Kurse ich an der Fakultät für Kommunikation und Ökonomie besuchen könne, etc. Die größte Schwierigkeit war das Finden einer Wohnung. Glücklicherweise war ich die erste, die unter einem Angebot fürs Studierendenwohnheim kommentierte. Hier galt „first come – first serve“. Das International Office hat auch eine Vermietungsplattform. Hier würde ich im Nachhinein zu raten, direkt etwas zu nehmen, wenn es was gibt, statt auf ein „besseres“ Angebot zu warten und am Ende leer auszugehen. Über die italienischen Wohnungsseiten ein Zimmer zu finden, war nicht möglich. Selten erhält man eine Antwort, insbesondere, da man nur für fünf Monate sucht.
Studium an der Gastuniversität
Am 21. Februar kam ich in Modena an. Wichtig ist es, sofern man mit dem Auto einreist, Belege für die Vignetten/ Brennerpass aufzuheben, da diese für die Confirmation of Stay I notwendig sind. In der ersten Woche gab es viele Veranstaltungen des Erasmus-Student-Network, kurz ESN, für uns, z. B. eine Tour durch Modena, Speed-Dating und ein typisches Abendessen, bei dem ich viele Leute aus ganz Europa kennenlernte, z. B. aus Frankreich, Griechenland, Irland, Spanien, der Türkei, Belgien, aber auch aus Brasilien oder den Vereinigten Staaten. Also eine tolle Mischung aus Sprachen und Kulturen. Meine Kurse waren auf Italienisch, daher waren die ersten zwei Wochen der Vorlesungen sehr anstrengend. In Italien gibt es primär nur Vorlesungen, man muss also aktiv zuhören. Von meinem Studium hier war ich es gewohnt, neben den Vorlesungen an Seminaren aktiv teilzunehmen und mit anderen Studierenden zu interagieren. Es lohnt sich, auf die Professor:innen zuzugehen und sich als Erasmus-Studi vorzustellen. Viele von ihnen bieten an, die Abschlussklausur auf Englisch zu schreiben oder statt einer schriftlichen eine mündliche Prüfung machen zu dürfen. Ich habe auch so schnell sehr nette Kommilitoninnen kennengelernt, die mir immer hilfreich zur Seite standen. Jede Woche wurde es einfacher, die Vorlesungen zu verstehen und allgemein fließender kommunizieren zu können. Auch, wenn man bereits einige Jahre die Sprache lernt, so macht es doch einen Unterschied, mit Muttersprachler:innen zu sprechen. Aber alle waren immer verständnisvoll und freuten sich sehr über meine Mühen, auf Italienisch zu kommunizieren. Meine Sprachkenntnis hat sich durch das tägliche Sprechen und Hören immens verbessert.
Wohn- und Lebenssituation
Im Studierendenwohnheim zu wohnen war eine tolle Erfahrung, jedoch handelte es sich beim San Fillipo Neri (https://www.er-go.it/index.php?id=6848) um Doppelzimmer, wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt, d.h. zwei Betten in einem Zimmer. Ich habe mich aber gut mit meiner Mitbewohnerin und den anderen Studis im Wohnheim verstanden. Da ich die einzige Nicht-Italienerin war, war es anfangs etwas schwer, in die „laute/ charismatische“ Kultur der Italiener:innen reinzukommen, aber nach kurzer Zeit war ich Teil der Gruppe. Im San Fillipo Neri habe ich 220€ Miete im Monat gezahlt. Die Kosten für Lebensmittel, die sich in Norditalien etwas höher belaufen als beispielsweise im Süden, beliefen sich auf etwa 200-250€ für mich im Monat. Somit war ich durch Wohnen und Lebensmittel schon über dem monatlichen Erasmus-Stipendium, welches bei 390,00€ liegt. Abends Auszugehen ist auch ein fester Bestandteil der italienischen Kultur und wurde auch fester Bestandteil meines Lebens dort. Es gehört natürlich auch dazu, schöne Sachen zu unternehmen. Insbesondere nach einigen Semestern online und den Lockdowns wollte ich wieder „rausgehen“. Dies war jedoch auch mit Kosten verbunden, die schnell im dreistelligen Bereich waren. Weil es für mich persönlich sehr wichtig ist, hatte ich vor Ort eine Fitnessstudio-Mitgliedschaft, die mit 80€/Monat etwas teurer war. Um einen Überblick zu behalten, habe ich ein Kostenbuch geführt, was ich definitiv empfehle. Monatliche Kosten betrugen aufgrund der zuvor genannten Faktoren meisten 800-1100€, sofern man oft etwas unternommen oder mal eine andere Stadt besucht hat.
Studienfach: Europäische Medienwissenschaft
Aufenthaltsdauer: 02/2022 - 07/2022
Gastuniversität: Università degli Studi di Modena e Reggio Emilia
Gastland: Italien
Rückblick
Das Auslandssemester war für mich unangefochten die beste Zeit meines Lebens. Es ist meiner Meinung nach die beste Art, die Sprache zu lernen und auch viele neue und fantastische Menschen kennenzulernen. Hier habe ich nicht nur die italienische Kultur kennengelernt, sondern auch zumindest einen Teil der Kulturen aller anderen Erasmus-Studierenden. Zum Schluss vielleicht noch ein paar Tipps, wenn man ins Ausland gehen möchte: Unabhängig von dem Land, in das man gehen möchte, ist es nicht nur nützlich, die Landessprache zu sprechen, sondern auch Englisch. Englisch ist und bleibt die wichtigste und am meisten verwendete Sprache im Ausland, wenn man die Landessprache nicht spricht. Allgemein sind Volkshochschulen hier eine super Möglichkeit. Als Student:in zahlt man sogar nur die Hälfte für die Sprachkurse! Alternativ gibt es auch Sprachkurse an der Uni, die man sich anrechnen lassen kann. Zweitens, wenn man mit Erasmus ins Ausland geht, muss man für alles offen sein, neue Leute und auch eine neue Version von sich selbst kennenzulernen, besonders im Alter von 20-25 Jahren. Und drittens, am besten ist es, sich vor Erasmus durch einen Nebenjob Geld anzusparen. Je flexibler man bereits zu Beginn des Semesters ist, desto entspannter kann man sich den Ereignissen vor Ort widmen.