Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Meine Beschäftigung mit dem Erasmussemester begann im Jahr 2021, als ich am Anfang des Jahres mich für das Programm bewarb. Das darf man nämlich nicht vergessen: Auch wenn das Semester noch lange hin ist, muss die Bewerbung immer sehr früh erfolgen! Ich habe für die Bewerbung die notwendigen Unterlagen und ein zweiseitiges Motivationsschreiben an meine Uni, das Hasso-Plattner-Institut, gesendet. Da ich schon immer nach Italien wollte, habe ich mich auf ein Auslandssemester in Modena, Italien, beworben (für Informatik). Meine Annahme habe ich recht zügig erhalten und dann konnte es losgehen! Naja, lange kam erstmal nichts. Ich hatte mich auf das Sommersemester 2022 beworben, hatte also noch einige Zeit. Zwischenzeitlich wurde ich etwas nervös, ob ich etwas machen muss. Letztendlich hat mich irgendwann die Universität aus Italien kontaktiert mit den notwendigen Links und Daten zur Anmeldung. Das war also sehr hilfreich und reibungslos. Naja, auf der Internetseite hatte ich beim Login mit kryptischen Fehlermeldungen zu kämpfen. Ich habe es da einfach so lange probiert, bis es geklappt hat.
Ein wichtiger nächster Punkt für mich war die Wohnungssuche. Die war natürlich nicht einfach, weil ich die Wohnung zu einem Zeitpunkt finden musste, als ich noch gar nicht in Italien war. Ich habe dafür im Januar (Studienbeginn war März) das International Office in Modena kontaktiert und um Tipps gebeten. Das würde ich so jederzeit wiedermachen. Die waren nämlich sehr hilfreich und haben mir direkt eine Wohnung angeboten. Die habe ich dann auch genommen und war damit während meines Aufenthaltes zufrieden. In Italien wohnt man meistens bei sogenannten Landlords/Landladys, also Eigentümern der Wohnungen. Die sind in Italien deutlich involvierter als bei uns. Meine Landlady kam beispielsweise oft vorbei, um die Wohnung zu putzen und im Zweifel mit uns zu schimpfen. Aber auch da gewöhnt man sich dran.
Studium an der Gastuniversität
Das bisher beschriebene waren die Pflichtelemente meines Erasmusaufenthaltes. Letztendlich bin ich aber natürlich nicht nach Italien gekommen, um irgendwelche Unterlagen auszufüllen, sondern um dort zu studieren. Das hat auch insgesamt gut geklappt! Von der Universität in Modena habe ich ein positives Bild. Das dortige International Office und alle Professoren waren sehr zugewandt und hilfsbereit. Ich habe die drei Veranstaltungen gewählt, die auf Englisch angeboten wurden. Der Rest wäre nur auf Italienisch zu hören, aber zum Glück war das englische Programm gerade ausreichend. Überrascht hat mich das andere Studienklima in Italien. Dort waren alle Studenten während der Vorlesung sehr still und konzentriert. Das ist natürlich nicht verkehrt, aber... ungewohnt. Insgesamt bin ich leider mit den einheimischen Studenten eher weniger in Kontakt gekommen. An der Uni gab es auch leider fast keine Pausen. Die Vorlesungen gingen über 2 Stunden, wobei die nächste Vorlesung direkt anschließend stattfand. Insgesamt fiel es mir während der Vorlesungen sehr schwer, mich zu konzentrieren. Für mich waren das klare Highlight des Studiums die praktischen Übungen und Projekte. In diesen habe ich viel Neues gelernt, was ich so in Potsdam tatsächlich nicht durchgenommen habe (gerade im Bereich Machine Learning). Die Vorlesungen waren an der Uni eher der Schatten, aber durch die interessanten Projekte gab es auch einiges an Licht. Die Bewertung war freundlich. An der Uni wird in Informatik häufig die 1.0 verteilt, welche ich auch 2-mal bekommen habe, trotz moderatem Studienaufwand. Mein Tipp für den Aufenthalt ist es, den Sprachkurs zu machen. Ich habe vor dem Italienaufenthalt den A1-Kurs für Italienisch an der Uni Potsdam gemacht. Schon der hat sehr viel Spaß gemacht! Um in den Sprachkurs in Modena zu kommen, muss man in einem Test diese A1-Kenntnisse nachweisen. Der Italienischkurs in Modena war für mich nicht relevant für die Credits, aber für mich war er trotzdem toll. Wir hatten eine tolle Lehrerin und hatten während des Kurses sehr viel Spaß. Da der Kurs zusammen mit anderen Erasmusstudenten gemacht wird, lernt man darüber auch gut neue Leute kennen. Für mich war der Kurs in dieser Hinsicht am Anfang Gold wert.
Wohn- und Lebenssituation
Wie war jetzt das „Dolce Vita“? Tatsächlich war es für mich anfangs ungewohnt. Ich habe in den ersten Wochen mit vielem gefremdelt, auch mit den Erasmusteilnehmern. Ich bin erst zum Studienstart nach Modena gekommen und habe dadurch die Eröffnunswochen verpasst. Gerade dort haben sich aber schon viele Leute gefunden und Gruppen gebildet. Von daher fühlte ich mich zu Beginn eher isoliert. Das lag auch an den Aktivitäten, die in den Gruppen gemacht wurden. Wir waren ca. 50 Menschen, und viele der größeren Gruppenaktivitäten haben sich um Parties oder Alkohol gedreht. Für mich als eher zurückhaltendem Menschen war es in dieser Phase schwer, Leute besser kennenzulernen. Geholfen, da rausrauszukommen, haben letztendlich mehrere Sachen. Zum einen der Sprachkurs, über den ich die ersten 1-2 engeren Freundschaften geknüpft habe. Zum anderen bin ich zu Beginn zu jedem ESN-Event gegangen, egal ob es mich interessiert hat oder nicht. Mir hat zu Beginn definitiv nicht jedes Event Spaß gemacht, aber es war eine sehr gute Grundlage zum Kennenlernen. Bei Personen, die mir sympathisch waren, habe ich auch oft den ersten Schritt gemacht und mit ihnen gemeinsame Aktivitäten geplant. Einmal habe ich auch eine Wanderung geplant (eins meiner Hobbies) und in die Whatsappgruppe gefragt, ob jemand mitkommen möchte. Das war erfolgreich und hat direkt Menschen mit ähnlichen Interessen zu mir geführt. Letztendlich war es für mich wie gesagt zu Beginn nicht so einfach, Anschluss finden. Es war aber möglich und ist dann letztendlich auch gelungen. Für mich war das Semester von meinen 5-10 guten Freundschaften geprägt, wobei ich dabei mehrere sehr tiefe Freundschaften hatte. Zusammen haben wir sehr viel in Modena unternommen. Abends waren wir meistens in Bars oder haben Volleyball gespielt. Am Wochenende haben wir Unternehmungen in die Umgebung gemacht. Cinque Terre, der Gardasee und die Toskana (Siena, Lucca, etc.) sind hier unbedingte Empfehlungen von mir. Modena und Umgebung ist auch ohne Freunde schön, aber mit guten Freunden mindestens 3-Mal schöner! Ich muss sagen, dass ich irgendwann die größeren ESN Events gemieden habe. Für mich war dort zu oft der Fokus auf Parties & sehr lauten Personen. Richtig wohl habe ich mich dort nicht gefühlt. Letztendlich war das für mich aber auch nicht mehr besonders wichtig, da ich dann ja auch meinen Freundeskreis hatte. Finanziell habe ich das Semester gut überlebt, wobei ich mir vorher auch Rücklagen gebildet habe. Finanziell habe ich pro Monat in Modena ca. 1200€ ausgegeben. Darunter fallen Mietkosten (370€), notwendige Kosten für Ernährung & co. (ca. 350€), Kosten für Bars, Restaurants und Freizeit (ca. 250€) und Kosten für größere Reisen (ca. 250€). Zu diesen
1200€ Kosten kamen noch die Kosten von Zuhause (Krankenkasse, Streaming, etc) dazu, welche ja pro Person stark variieren. Letztendlich ist mein Ratschlag, bei Erasmuskosten realistisch zu sein. Man ist viel mit anderen Leuten unterwegs, d.h. man kann seine Kosten nicht komplett kontrollieren. Und letztendlich isst und trinkt man im Semester oft in der Stadt, weshalb dort im Vergleich zum Leben an der Heimatuniversität Mehrkosten auf einen zukommen. Diese werden durch das Stipendium aber ganz gut abgedeckt in meinen Augen. Wenn möglich, kann ich empfehlen, ca. 1000€ bis 2000€ für das Semester anzusparen, damit man sich auch schöne Unternehmungen „gönnen“ kann.
Studienfach: IT-Systems Engineering
Aufenthaltsdauer: 03/2022 - 07/2022
Gastuniversität: Universita degli Studi di Modena e Reggio Emilia
Gastland: Italien
Rückblick
Zusammenfassend war das Semester für mich eine tolle Erfahrung. Der Anfang war für mich nicht einfach. Aber jede Woche hat mir das Leben in Italien mehr Spaß gemacht. Letzten Endes habe ich in Modena tiefe Freundschaften geschlossen, die ich für mein Leben nicht mehr missen möchte!