Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Zu Beginn meines Masterstudiums in Klimawissenschaften (Climate, Earth, Water, Sustainability) habe ich mir die Infoveranstaltungen des International Office zum Erasmus Programm angehört. Da ich im Bachelor aus unterschiedlichen Umständen kein Auslandssemester machen konnte, war ich sehr offen für diese Erfahrung im Master und war nach der Infoveranstaltung schnell überzeugt. Der Bewerbungsprozess verlief unkompliziert, jedoch musste ich mich für das Sommersemester ca. 1 Jahr im Voraus bewerben. Ich habe mich für die Universität Bologna als Gastuniversität entschieden, da ich das Leben in Italien außerhalb der Urlaubssaison gerne kennenlernen wollte und das Ziel hatte, meine Sprachkenntnisse zu vertiefen. Die Universität Bologna ist die Älteste Universität Europas und die Studentenstadt bekannt durch Ihre Lebhaftigkeit und kulturelle Vielfalt.
Dadurch, dass die Bewerbung lange im Voraus erfolgte, hatte ich lange genug Zeit um das Learning Agreement zu erstellen und alle Informationen der Gastuniversität rechtzeitig auszutauschen. Für das Studium in Bologna war kein Sprachzertifikat notwendig, jedoch sind Grundkenntnisse in Italienisch für das alltägliche Leben sinnvoll.
Studium an der Gastuniversität
Ich habe an der Uni absichtlich fünf Kurse gewählt, die alle auf englisch und Teil des internationalen Masters Science of Climate waren. Mir war es wichtig, dass die Kurse zu meinem Studiengang an der Uni Potsdam passen und ich viele neue Dinge lernen kann. Im Sommersemester bietet dieser Studiengang nur wenige Kurse und kaum Wahlmodule an, weshalb ich alle Kurse mit den gleichen regulären Masterstudenten besucht habe.
Die meisten Kurse hatten 6 ECTS bestanden aus zwei oder mehr Modulen, das heißt beispielsweise aus zwei separaten 3 ECTS Modulen von unterschiedlichen Professoren, die trotzdem thematisch zusammen passten. Der Vorlesungsstil war meistens Frontalunterricht oder kleine Programmierübungen, was für das Vorlesungsmaterial angebracht war. Jedoch war es für mich ungewohnt, dass die studentische Mitarbeit in Form von Diskussionen oder Präsentationen nicht ermutigt wurde. Größtenteils waren die Prüfungsleistungen am Ende mündliche Prüfungen mit den beiden Professoren, in denen der gesamte Stoff des Semesters abgefragt wurde. Man hatte die Möglichkeit dabei bis zu 30 Punkten (1.0) zu erhalten, oder 30 cum laude, was überdurchschnittliche Leistungen lobt. Die Professoren (ausschließlich männliche Professoren am physikalischen Institut) waren alle sehr freundlich, offen für Nachfragen und interessiert daran uns Studierenden kennenzulernen.
In Bologna ist die Universität in der Stadt verteilt. Vieles spielt sich im Universitätsviertel ab, jedoch gibt es Bibliotheken und Lernräume an mehreren Orten innerhalb der Stadt. Viele der Lernräume sind klimatisiert, was in den Sommermonaten in Italien notwendig ist, jedoch gab es auch in einigen Räumen modernisierungsbedarf. Oft haben Steckdosen gefehlt oder die Toiletten waren antik (vergleichbar mit Haus 5 in Golm).
Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden
Meine KommilitonInnen kamen ca. 70% aus Italien selbst und 30% aus dem Ausland, die alle sehr herzlich und hilfsbereit waren. Das Studienklima war dadurch freundschaftlich und hat das Lernen für die Klausuren deutlich erleichtert, sowie das Sozialleben gestärkt. Durch meinen Studiengang hatte ich so auch viel Kontakt zu einheimischen und ausländischen Studierenden, mit denen ich viele Interessen geteilt habe und Freundschaften schließen konnte. Außerhalb des Masters war das ESN ein toller Ort um schnell neue, auch internationale, Personen kennenzulernen.
Aus Zeitgründen konnte ich vor und auch während meines Auslandsaufenthalts keinen intensiv-Sprachkurs besuchen. Allerdings habe ich mir selbstständig in der Zeit mit Sprachlernapps grundlegende Sprachkenntnisse angeeignet. Der Kontakt zu vielen italienischen Studierenden hat geholfen diese zu vertiefen. Allerdings haben wir uns hauptsächlich auf Englisch unterhalten für das bessere Verständnis und auch, da die meisten der internationalen Studierenden noch keine fließenden Sprachkenntnisse hatten. Meiner Erfahrung nach kommt man in Bologna gut mit Englisch zurecht, jedoch ist es schöner auch italienisch zu können und die Einheimischen freuen sich, wenn man versucht italienisch zu sprechen. Hauptsächlich im Supermarkt, im Restaurant, oder im Gespräch mit Nachbarn war es für mich sinnvoll, etwas italienisch zu können. Ich würde auf jeden Fall eine/n Tandempartner/in empfehlen, um das Sprechen zu üben.
Wohn- und Lebenssituation
Meine Unterkunft habe ich über eine Gruppe auf facebook Mitte Januar gefunden. Das war nicht sehr einfach, da es einige Betrüger in diesen Gruppen gibt und man von Deutschland aus keine Besichtigung planen kann. In Italien ist es verbreitet, dass man sich ein Zimmer mit einer anderen Person teilt. Ich habe eine Wohnung zusammen mit einer anderen Erasmus Studentin gefunden, in der wir Einzelzimmer hatten. Dafür war sie leider etwas außerhalb von Bologna. Mit dem Bus war man dort aber in 20 Minuten, allerdings fuhr dieser nur bis 9 Uhr abends. Deshalb habe ich schnell ein gebrauchtes Fahrrad gekauft (findet man auf subito.it, facile.it, oder idealista.it), mit dem ich auch abends flexibel ins Stadtzentrum und wieder nach Hause fahren konnte, wobei die Fahrradwege teilweise sehr ausbaufähig waren. Bustickets kosten 1,50€ pro Fahrt, aber es gibt Monatstickets für 17€. Die Universität bietet auch vergünstigte Jahrestickets an, was für mich aber nicht notwendig war. Die Lebensunterhaltungskosten sind etwas günstiger als in Berlin. Die Miete war zwar vergleichbar, wie auch die Wohnungsnot, allerdings waren die Lebensmittel teilweise etwas günstiger. Nahe meiner Wohnung gab es Discounter wie Lidl und Aldi, die günstigen Angebote hatten. Im Restaurant oder in Cafés und Bars, waren die Preise meist vergleichbar niedrig – vor allem Preise für Kaffee.
Freizeitaktivitäten gibt es viele in Bologna, von der Kletterhalle bis zum kostenlosen Sommernachtskino und Konzerten, ist das kulturelle Angebot sehr hoch. Das ESN hat viele Events angeboten und in vielen Bars oder Parks konnte man auch die Fußball-EM oder die olympischen Spiele gemeinsam verfolgen.
Von Bologna aus ist man schnell in anderen italienischen Städten wie Florenz, Pisa oder sogar in Rom innerhalb von 3 Stunden. An den Strand nach Rimini kommt man mit dem Zug auch in einer Stunde und in den nahegelegenen Apenninen, kann man schöne Wandertouren machen.
Studienfach: Klimawissenschaften
Aufenthaltsdauer: 02/2024 - 08/2024
Gastuniversität: Università di Bologna
Gastland: Italien
Rückblick
Für mich war die Zeit in Bologna sehr besonders, es ist eine wunderschöne Stadt und ich habe mich schnell sehr wohl gefühlt. Ich mochte sehr, dass man die ganze Stadt zu Fuß entdecken konnte und wie außergewöhnlich lebendig sie ist. Man kann dort die italienische Kultur durch gutes Essen, Musik, Kunst und Offenheit erleben. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese tolle Erfahrung machen durfte und werde hoffentlich bald wieder nach Bologna kommen.
Ich empfehle es, frühzeitig vor Beginn des Semesters nach Bologna zu gehen, um vor Ort eine Wohnung zu finden, die bestenfalls innerhalb oder Nahe der Stadtmauern ist.