Studium an der Gastuniversität
Die Organisation fand ich sehr klar und angenehm. Vor Ort gab es für Austauschstudierende je Department eine Einführungsveranstaltung, in der die genutzten Webseiten (äquivalent zu moodle und PULS), sowie die Kurswahl erklärt wurden. Für die Kurse, die im OLA stehen, wird man automatisch eingeschrieben aber die Koordinatoren vor Ort haben uns dazu ermutigt, nochmal den ganzen Kurskatalog anzuschauen, falls wir noch Etwas ändern wollen. Mein Austausch lief über das CIMEC und es gibt noch ein Psychologie Department. Beide zählen unter Kognitionswissenschaften. Man konnte Kurse aus beiden Departments wählen, sollte aber darauf achten, dass man mindestens 60% der Kurse aus dem eigenen Department wählt. Den Zugang zu allen Plattformen erhält man über Anmeldelinks per Mail. Die Aktivierung des Mailaccounts hat bei mir noch einige Tage gedauert, ansonsten ging alles sehr einfach. Über Esse3 (äquivalent zu PULS) konnte man die Gebühr für das Semesterticket zahlen und das über die App OpenMove aktivieren. Das Ticket kostet einmalig 50 Euro und ist in der ganzen Trentino Region gültig. Mein Department war nicht in Trento, sondern in Rovereto, wo man bequem innerhalb von 15 Minuten mit dem Zug hinkommt, obwohl es 30km weit weg ist. Wichtiger Tipp: Zweimal im Jahr gibt es einen Aktionstag, an dem das Semesterticket in Südtirol, bis nach Teilen von Österreich gültig ist. Das kann man zum Beispiel nutzen, um „kostenlos“ nach Innsbruck zu fahren. Man sollte nur darauf gefasst sein, dass die Züge morgens und abends sehr voll sind.
Was mich an den Kursen in Italien überrascht hat, war die deutlich längere Präsenzzeit im Verglich zu Deutschland. Ich hatte in keinem meiner Kurse Anwesenheitspflicht aber alle Kurse hatten 2 bis 3 Veranstaltungen pro Woche die jeweils 2 bis 3 Zeitstunden lang waren. Dafür habe ich den Vor- und Nachbereitungsaufwand als bedeutend weniger empfunden. Es gab in meinen Kursen zB keine Pflichtlektüre, die man bis zur nächsten Vorlesung lesen musste. Von anderen Studierenden habe ich aber gehört, dass das bei ihnen anders war.
Die Dozenten waren sehr hilfsbereit und verständnisvoll für die Austauschstudierenden. So wurden Sprechstunden zu Hausarbeiten zB online angeboten.
Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden
Auch die italienischen Studierenden in den Kursen waren sehr offen und inklusiv. So wie ich es mitbekommen habe, hatten die italienischen Studierenden aus dem gleichen Schwerpunkt auch immer den gleichen Stundenplan. Dadurch entstand ein schöner Zusammenhalt. Als Austauschstudentin hatte ich nur vereinzelt Kurse mit den gleichen Leuten und war deshalb etwas außen vor.
Der Kontakt zu andern Austauschstudierenden war sehr einfach. Über den ESN gab es zahlreiche Events und selbst in einer eher kleineren Stadt wie Trento gab es sehr viele ausländische Studierende. Ich habe fast wöchentlich an mindestens einer ESN-Veranstaltung teilgenommen und viele tolle Leute kennengelernt.
Wohn- und Lebenssituation
Eine Wohnung zu finden, empfand ich als sehr schwer. Die Uni verweist auf einige Onlineseiten, über die auch viele die ich kennen gelernt habe etwas gebucht hatten. Ich wollte nicht zu früh Etwas fest buchen, weil ich zuerst alle Zusagen für das Semester sicher haben wollte aber im Nachhinein war es ein Fehler erst so spät eine Wohnung zu buchen. Für die Zimmer, die auf den Webseiten noch übrig waren, wurde ich ohne Begründung abgelehnt. Ins Wohnheim kommt man nur als nicht-EU-Student. Mir wurden Facebook Gruppen empfohlen, aber auch da hatte ich kein Glück. Viele antworten nicht, wenn man kein italienisch kann. Das generelle Problem ist, dass die meisten Zimmer einen Mindestvertrag von 12 Monaten fordern. Ich bin am Ende in einem AirBnB gelandet, was teurer war als mein Erasmus-Stipendium. Deshalb weiß ich leider nicht so richtig, was ich für die Wohnungssuche empfehlen soll. Wahrscheinlich früh anfangen und dranbleiben.
Was ich auf jeden Fall empfehle, ist in Trento zu wohnen, auch wenn das Department nicht direkt in Trento ist. Alle ESN-Events sind im Zentrum von Trento und Freunde, die in Rovereto gewohnt haben, konnten daran selten teilnehmen, weil sie die letzte Zugverbindung zurück schaffen mussten.
Mein Fazit für die öffentlichen Verkehrsmittel ist, dass sie ok sind. Mit Zeit und Nerven kommt man eigentlich überall hin, aber oft gibt es nur eine gute Verbindung am Tag, danach wird es lang und umständlich. Ein Auto ist deshalb sehr vorteilhaft. Ich hatte keins und bin auch so gut klargekommen. Einmal haben wir ein Auto gemietet, das war unter der Woche nicht teuer und hat super geklappt. Viele hatten ein eigenes Auto dabei und waren dadurch bei Ausflügen flexibler und konnten auch an Orte, die mit den Öffis schwer oder gar nicht zu erreichen sind.
Studienfach: International Experimantal and Clinical Linguistics
Aufenthaltsdauer: 09/23 - 02/24
Gastuniversität: Università degli Studi di Trento
Gastland: Italien
Rückblick
Für mich war das Auslandssemester eine tolle Erfahrung, die ich nur weiterempfehlen kann. Trotzdem muss ich sagen, dass es auch eine teure Angelegenheit war und man sich darauf vorbereiten sollte. Ich könnte noch viel mehr erzählen. Bei Bedarf und Fragen kann gerne über das International Office Kontakt hergestellt werden!