Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Für mich stand immer schon fest, dass ich ein Auslandssemester machen möchte. Besonders nach den ganzen Corona-Semestern, in welchen man eher weniger Kontakt zu Mitstudenten hatte. Als ich mich dann nach möglichen Unis umgeschaut habe, fiel mir die Entscheidung nicht ganz so leicht. Da Unis in Frankreich und Spanien wollten, dass du auf einem gewissen Sprachniveau bist und ich zwar 6 Jahre Französisch hatte, jedoch außer une baguette, fromage und La frenette meine Kenntnisse nicht mehr die besten sind, kamen diese Länder nicht in die engere Auswahl. Italien war, wenn ich ehrlich bin, nicht meine erste Wahl. Ich hatte das Land der besten Pizzas, Pastas und Machos nicht wirklich für mein Erasmus-Semester auf dem Schirm, jedoch bin ich irgendwie in Bologna gelandet. Und ich bereue es nicht! Nachdem ich also meine Bewerbung an meinen Geschichtskoordinator geschickt hatte und kurz danach ein Angebot für Bologna (mein Zweitwunsch) erhalten habe, war ich auf der einen Seite froh, mal aus Deutschland rauszukommen, jedoch kam gleich der Gedanke: Ich spreche kein Wort Italienisch. Die Uni in Bologna ist jedoch in diesem Bereich ganz gut mit englischsprachigen Master-Kursen ausgestattet, da pro Semester hunderte internationale Studenten aus der ganzen Welt nach Bologna kommen.
Studium an der Gastuniversität
Die meisten Kurse sind mündliche Prüfungen. Das kann man mögen oder hassen. Ich persönlich fand diese eigentlich sehr entspannt. Denn italienische Professoren bewerten auch sehr nett. Der Durchschnitt der Prüfungen war 27, das entspricht ca. einer 2,0. Ich glaube, das sagt alles. Ich habe es auch nicht erlebt, dass einer durchgefallen ist. Im Allgemeinen ist das ganze System auch etwas anders. Erstaunlich fand ich, dass Italiener bei einer 24 die Prüfung lieber nochmal wiederholen als die Note anzunehmen, eine 24 wird also dementsprechend als durchgefallen gezählt. Das angenehme war, dass man die Prüfungen so oft machen kann, wie man möchte (nicht so wie in Deutschland). Daher gibt es auch verschiedene Termine für die Klausuren, zwischen denen man wählen kann. Aber aufgepasst, wer frühzeitig rankommen möchte, meldet sich am besten gleich am Anfang für die Klausur an, denn es geht nach der Reihenfolge der Buchungen der Klausuren - im Sinne von wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ich musste für eine Klausur mal 5 h warten, bis ich dran war. Und nochwas: viele mündliche Prüfungen sind öffentlich. Sprich: du sitzt mit allen Mitstudenten, die an dem Tag die Prüfung haben, in einem Raum und nach und nach werden die Personen aufgerufen und kommen zu dem Professor nach vorne. Es war am Anfang sehr befremdlich, alle Prüfungen zu hören und dabei zu sein. Ich hatte jedoch auch Einzelprüfungen. Ich denke, das ist vom Professor abhängig.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Für die ersten Kontake hatte ich mich mit einer Studentin ausgetauscht, die im SS 22 in Bologna war, das würde ich auch jedem empfehlen. So bekommst du schon mal einen kleinen Einblick in deinen zukünftigen neuen Wohnort aus der Sicht einer Person, die das gleiche gemacht hat wie du. Sie kann dir Tipps und Tricks, Insiderinformationen und Co. weitergeben. Ich war ihr jedenfalls sehr dankbar. Besonders der Einschreibungsprozess und das LA waren zwei Dinge, mit denen ich zu Beginn etwas überfordert war. Besonders auch gute englischsprachige Kurse zu finden, die 1. zum richtigen Semester angeboten wurden und 2. wirklich in Bologna stattfinden und nicht in Forli oder Rimini (Immer darauf achten! Die Uni in Bologna ist eine mit vielen verschiedenen Campussen in verschiedenen Städten in der Region Emilia-Romagna) und 3. Kurse zu finden, in denen der Workload angemessen war. Es gab durchaus Kurse, die sehr interessant klangen, jedoch unglaublich anspruchsvoll waren.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Ich hatte mich für das SS 22 für einen Italienischkurs an der Uni Potsdam eingeschrieben. Jedoch habe ich den Umfang etwas unterschätzt und bin mit meinen anderen Kursen und dem Italienischkurs etwas überfordert gewesen, sodass ich leider nicht allzu viel mitnehmen konnte, da viel im Selbststudium bearbeitet werden musste. So bin ich mit einem sehr kleinen Grundwortschatz in Italien angereist und habe meine Kenntnisse dort leider auch nicht allzu stark anwenden können, da man leider fast nur mit internationalen Studenten zusammen ist. Die Englischkenntnisse der italienischen Studenten ist leider sehr gering und so ist es schwierig, in die einheimischen Kreise zu gelangen. Es gibt auch Italienischkurse an der Uni in Bologna, jedoch sind diese sehr schnell ausgebucht und was ich von den meisten mitbekommen habe, sind sie auch nicht allzu gut und du musst schon ein gewisses Niveau an italienisch mitbringen, da die Kurse mit A2 starten und eine mündliche “Eignungsprüfung” vorher gemacht werden muss. Viele, die ich kenne, die nicht in diese Kurse reingekommen sind, aber trotzdem Italienisch lernen wollten, haben sich bei einer sehr bekannten Sprachschule in Bologna angemeldet. Der Kurs kostet zwar etwas (ich glaube es waren um die 100 Euro für 3 Monate), aber man lernt sehr viele Leute kennen und es hat den meisten viel Spaß gemacht. Der Spaß ist aber auch hier im Vordergrund. Der Kurs ist auch zum größten Teil dafür da, neue Leute kennenzulernen und die Freude an Italienisch zu entdecken.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe mich sofort auf Wohnungssuche begeben, als ich die Zusage von der Uni bekommen habe. Jedoch gab es zu diesem Zeitpunkt lediglich Zimmer, welche man ab sofort mieten konnte und da ich keine 4 Monate im Voraus eine Wohnung bezahlen wollte, hatte ich die Suche vorerst etwas auf Eis gelegt. Ich habe jedoch immer mal ab und zu in Facebook-Gruppen vorbeigeschaut und auch ab und an welche angeschrieben, jedoch machen das alle und du musst Glück haben, überhaupt eine Antwort zu bekommen und an etwas Seriöses zu gelangen. Jedoch sind solche Gruppen auch eine gute Möglichkeit Leute kennenzulernen, die in der gleichen Situation sind wie du und man kann sich gut austauschen. Ich habe zum Beispiel eine meiner engsten Bezugspersonen in Bologna so gefunden und ich kenne auch einige Leute, die ihre Zimmergenossin durch solche Gruppen gefunden haben. Denn was mir auch neu war: es ist normal, sich ein Zimmer teilen zu müssen. Auf vielen Seiten werden sogar nur Doppelzimmer angeboten. Im Endeffekt habe ich mein Zimmer über eine von der Uni verifizierte Seite gefunden (SAIS). Total überteuert, aber ich hätte zu diesem Zeitpunkt alles genommen. So ging es ganz vielen. Ein großer Teil der Studenten kommt auch in Bologna an ohne ein Zimmer zu haben und schauen sich vor Ort um. Das würde ich aber keinem empfehlen, denn es kommen so viele Studenten zur selben Zeit an und Bologna ist keine Millionenstadt. Der Wohnungsraum ist sehr begrenzt. Ein paar werden von Airbnb zu Airbnb ziehen müssen, was nicht nur auf die Nerven geht, sondern besonders auch auf den Geldbeutel.
Studienfach: Geschichte und Englisch auf Lehramt
Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 02/2023
Gastuniversität: Università di Bologna
Gastland: Italien
Rückblick
Ich kann jedem nur empfehlen, nach Bologna zu fahren. Es war eine schöne Zeit und am Ende will man gar nicht mehr weg. Man hat super tolle Leute aus der ganzen Welt kennengelernt und Aperol und Pizza für je 3 Euro getrunken und gegessen. Bologna liegt außerdem super zentral, die Anbindungen zu vielen Städten wie Mailand, Verona, Rimini, Florenz oder Venedig sind sehr gut und die Züge sind fast immer pünktlich losgefahren. Die Fahrkartenpreise sind im Vergleich zu denen in Deutschland auch ein Witz. Wenn man früh genug bucht, kann man schon mal 12 Euro für Fahrkarten nach Verona hin und zurück bezahlen. Flixbus ist natürlich noch billiger.