Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich habe mir von Anfang an sehr gut aufgehoben und informiert gefühlt. An dieser Stelle möchte ich ein großes Lob an Frau Subasic und ihre Kolleg:innen aussprechen, die sich zuverlässig und schnell um uns gekümmert haben. Ein wenig irritierend war nur, dass das Bewerbungsverfahren so früh bereits angefangen hat und dann erstmal nichts passiert ist. Das lag aber daran, dass die Universität Potsdam erstmal früh ihre Leute nominiert und ich mich dann fast ein halbes Jahr später erst um einen Platz an der Tel Aviv University (TAU) bewerben musste. Der Platz an der TAU ist dann eigentlich sicher, aber ich habe mir dann trotzdem immer Gedanken gemacht, was eigentlich passiert, wenn ich den doch nicht bekomme. Mein Tipp: Früh informieren und in Kontakt mit dem International Office der Universität Potsdam treten. Dann wirst Du gut durch das Verfahren geleitet und alle Fragen werden aus dem Weg geräumt.
Studium an der Gastuniversität
Am Anfang war es etwas mühsam herauszufinden, welche Kurse zur Verfügung stehen, welche mich interessieren und welche ich mir dann letztendlich auch anrechnen kann. Dabei musste ich die Anforderungen meines Studiengangs und Auslandsstipendiums berücksichtigen. Die ersten Mails, die ich von der Austauschkoordinatorin Limor erhalten habe, waren schriftstil- und farbtechnisch sehr kreativ formatiert. Das war erstmal etwas verwirrend, aber hat sich mit der Zeit gelichtet. Limor ist eine super herzliche und hilfsbereite Koordinatorin, die manchmal chaotisch wirken kann. Irgendwie hat sie sich auch ein wenig wie eine israelische Mama angefühlt, was sie auch bei ihrer Vorstellung während der Orientierungstage erwähnt hat. Sie hat uns an Pessach (jüdisches Hochfest) zu sich nach Hause eingeladen, um mit ihrer Familie zu feiern. Teilweise konnte man aus dem Ausland zudem nicht alle Kursunterlagen herunterladen. Auch hier kam dann Limor ins Spiel, wenn sie die notwendigen Dokumente zur Verfügung gestellt hat. Es hat sich aber auch gelohnt, direkt auf die Dozierenden zu zugehen, wenn ein Kurs interessant schien. Es war ein wenig verwirrend für mich, dass manche Fakultäten einen anderen Semesterbeginn hatten. Konkret bedeutete das für mich, das ein Kurs zwei Wochen vor dem eigentlichen Semesterstart begonnen hat. Hierbei empfiehlt es sich, dass du dies mit den entsprechenden Dozierenden im Vorhinein absprichst, falls du erst zum offiziellen Semesterstart anreist. Der Campus der TAU ist wirklich sehr schön und natürlich angelegt. Es gibt eine Vielzahl an Cafés und Sitzplätzen im Schatten, nur in der Bibliothek kann es mal etwas eng werden. Die Bibliotheken verfügen zudem über externe Monitore. Falls dein Laptop keinen HDMI-Anschluss hat, kannst du vielleicht über einen Adapter nachdenken, da nicht alle externen Monitore über einen USB-C-Anschluss verfügen. Die Ausstattung der Vorlesungsräume ist recht schlicht und meistens gibt es nur die Klapptisch-Stühle, um per Laptop/Tablet oder Schreibblock mitschreiben zu können. Auch an der TAU gibt es Eduroam. Ich habe nur positive Erfahrungen mit meiner administrativen und akademischen Betreuung gemacht. Der Austausch erfolgt über Moodle, Mail oder WhatsApp. Aber auch hier kann ich natürlich keine allgemeine Regel formulieren. Manche Dozierenden antworten schneller und präziser als andere.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Die meisten ausländischen Studierenden kamen entweder aus den USA, Frankreich oder Deutschland. In meinem Freundeskreis waren zudem noch Studierende aus der Schweiz, Österreich und Dänemark. Ich hatte persönlich nicht zu viel Kontakt zu (nord-)amerikanischen Studierenden, weil die meisten in einem speziellen Austauschprogramm waren und auch in den Studierendenwohnheimen gewohnt haben. Generell ist auch zu sagen, dass der Wohnort stark darüber entscheidet, mit wem Du deine Zeit verbringst. Fast alle aus meinem Freundeskreis haben in der Stadt gelebt. Die Menschen, die in den Wohnheimen gelebt haben, haben ein wenig ihre eigenen Freundeskreise formiert. Der einzige etwas tiefere Kontakt mit israelischen Menschen war in meiner WG und über eine Freundin, deren Vater Israeli ist. Ich habe mit zwei Israelis gelebt, mit denen ich mich gut verstanden habe. Da sie aber beide in ihren Dreißigern waren, hatten wir ein wenig andere Tagesabläufe. Des Weiteren hat eine Freundin von mir israelische Wurzeln, was auch bedeutet, dass sie Familie in Israel hat. So haben wir Teile ihrer Familie kennengelernt, welche uns gleichzeitig weiteren Freunde vorgestellt haben.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Aufgrund der Tatsache, dass viele der Studierenden aus deutschsprachigen Ländern kamen, habe ich doch mehr Deutsch gesprochen, als ich erwartet hatte. Da ich kein Hebräisch gelernt habe, konnte ich nur Englisch sprechen. Die Entscheidung, Hebräisch lernen zu wollen, musst du selber entscheiden. Es gab immer wieder mal Momente, in denen ich meine Entscheidung bereut habe, weil ich eigentlich denke, dass das Lernen der Sprache dazugehört, wenn man mehrere Monate in einem Land lebt. Letztendlich bin ich aber aus mehreren Gründen zufrieden mit meiner Entscheidung. Außerdem kommst Du mit Englisch – gerade in Tel Aviv – sehr weit. In ländlicheren Gebieten oder auch Jordanien wird es dann ein wenig schwieriger, aber es hat am Ende mit der Verständigung gut geklappt. Wenn Du daran interessiert bist, kannst Du aber prima ein paar Sätze und Wörter so lernen – das konnte ich dann auch in meinen Alltag einfließen lassen. Des Weiteren habe ich einen Arabischkurs belegt, welcher eine gute Grundlage für weiteres Arabischlernen gebildet hat. In dem Kurs habe ich das „Modern Standard Arabic“ (das ist das formelle Arabisch, welches in TV und Schriftmedien verwendet, aber nicht im Alltag gesprochen wird) gelernt. Ich glaube es ist ein guter erster Schritt, weil man ein Gefühl für die Sprache und Kultur bekommt. Es reicht aber definitiv nicht aus, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe persönlich bereits im Dezember 2023 nach Zimmern/Wohnungen Ausschau gehalten. Eine Freundin von mir hatte mir eine Unterkunft empfohlen, in welcher sie 2018 gewohnt hatte. Es heißt „Postel“ und liegt in Jaffa (Account auf Instagram: https://instagram.com/posteltlv?igshid=MzRlODBiNWFlZA==). Damals schien mir der Preis für ein Zimmer sehr hoch. Letztendlich habe ich dann aber dasselbe für mein finales Zimmer gezahlt. Während meiner Zeit in Tel Aviv habe ich auch weitere Studierende kennengelernt, die im Postel gelebt haben und davon begeistert waren. Das Postel ist ein wenig speziell, da Du dort eher eine Community-Erfahrung machen würdest. Es leben viele Leute vor Ort, es gibt Gemeinschaftsräume und viele Aktivitäten. Da musst Du im Vorhinein entscheiden, ob das etwas für dich ist oder vielleicht ein wenig zu intensiv werden könnte. Des Weiteren liegt das Postel in Jaffa und somit etwas südlicher. Auch wenn es eine direkte Buslinie von Jaffa zur Uni gibt, ist es ein gutes Stück Weg bis zur Uni. Das meiste passiert hier in Tel Aviv über Facebookgruppen – sowohl Wohnungssuche als auch Verkauf von Fahrrädern oder anderen Gebrauchsgegenständen. Ich habe letztendlich mein Zimmer über einen persönlichen Kontakt in einer TAU-WhatsApp-Gruppe erhalten. Mir wurde meine Unterkunft empfohlen. Eine andere Besonderheit ist, dass die meisten Wohnungen spontan vergeben werden. Ich habe meine Wohnung erst zwei Wochen vor Anreise zugesichert bekommen. Auch wenn die meisten Zimmer und Wohnungen so kurzfristig vergeben werden, lohnt es sich früher danach Ausschau zu halten, weil Du dann ein wenig den Fuß in die Tür bekommst. Gleichzeitig musst Du dich nicht wahnsinnig machen, wenn Du kurz vorher noch keine Unterkunft hast. Wir müssen nicht lange darum herumreden: Tel Aviv ist sehr teuer. Im Durchschnitt hatte ich pro Monat Ausgaben von ca. 2.000€, von denen ca. 914€ monatlich für meinen Miete angefallen sind. Mir ist auch bewusst, dass ich die Kosten ein wenig hätte herunterdrücken können. Ich habe mir kein Fahrrad für die Zeit gekauft, weswegen ich immer auf öffentliche Verkehrsmittel oder elektronische Scooter angewiesen war. Ich bin aber auch oft einfach zu Fuß unterwegs gewesen, was mir großen Spaß gemacht hat – es dauert dann aber einfach ein wenig länger. Die Leute vor Ort, die sich ein Fahrrad gekauft haben, mussten zwischen 100€ bis 200€ ausgeben, von denen sie aber wieder Geld zurückbekommen haben, als sie es weiterverkauft haben. Des Weiteren habe ich persönlich nicht auf jeden Preis jedes Lebensmittels geguckt. Auf der einen Seite war mir im Vorhinein klar, dass mein Auslandssemester sehr teuer werden wird. Darüber habe ich mich im Vorhinein beklagt und es dann so gut wie es ging beiseite geschoben, damit ich mich nicht bei jedem Kauf darüber aufgeregt habe. Auf der anderen Seite ist mir natürlich bewusst, dass es ein großes Geschenk für mich war, finanziell ein wenig Spielraum zu haben.
Studienfach: Politikwissenschaft (M.A.)
Aufenthaltsdauer: 03/2023 - 07/2023
Gastuniversität: Tel Aviv University
Gastland: Israel
Rückblick
Ich kann allen interessierten Menschen nur empfehlen ein Auslandssemester in Israel zu machen. Es war eine unglaublich tolle, intensive, lustige und vielseitige Erfahrung. Ich persönlich war auch sehr froh in Tel Aviv und nicht Jerusalem zu studieren. Ich will nicht sagen, dass Tel Aviv besser als Jerusalem ist – beide Erfahrungen sind prägend, aber vermutlich ein wenig unterschiedlich. Tel Aviv wird oftmals vorgeworfen, dass es eine Blase ist. Ich würde auch betonen, dass Tel Aviv nicht gleich Israel ist, aber es ist trotzdem ein Teil von Israel. Ich persönlich hatte das Gefühl, dass es mir gut getan hat, dass die Stimmung etwas diverser und entspannter war, als vielleicht in anderen Regionen Israels. Zum Abschluss noch drei ganz kurze, aber wichtige Tipps: Immer brav mit Sonnencreme eincremen, genügend trinken und die Zeit gaaaanz doll genießen!
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt des Berichts. Hier können Sie sich den kompletten Bericht als PDF-Datei herunterladen.