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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Da es in meinem Studiengang Pflichtbestandteil des Studiums ist, ein Semester im Ausland zu verbringen, habe ich mich gleich bei Studienbeginn ausführlich damit beschäftigt, welche Länder dazu bei der Uni Potsdam zur Auswahl stehen. Schnell war ich von der Idee begeistert, nach Irland zu gehen, da es mir wichtig war, ins englischsprachige Ausland zu gehen. Ich habe mich rechtzeitig zur Deadline Ende Januar beworben und dann auch kurz darauf meine Zusage erhalten. Von der Uni in Maynooth bekam ich dann einige E-Mails mit Infomaterial zur offiziellen Bewerbung und zur Wahl der Kurse. Generell fand ich den E-Mail Kontakt mit der Uni sehr freundlich und hilfreich. Es gibt relativ viele Erasmus und Study Abroad Studierende an der Maynooth University pro Semester, ich hatte aber nicht das Gefühl, deshalb nicht ausreichend informiert oder betreut zu werden.


Studienfach: Anglophone Modernities in Literature and Culture (Master)

Aufenthaltsdauer: 09/2023 - 12/2023

Gastuniversität: Maynooth University

Gastland: Irland

Studium an der Gastuniversität

Ich bin im Master, konnte aber nur Bachelorkurse wählen. Als ich mich beworben hatte, war mir das noch nicht bewusst. Im Endeffekt fand ich das nicht schlimm. Ich habe trotzdem spannende Kurse gefunden, doch merkt man auch, dass es Bachelorkurse waren. Von der Seite der Uni Potsdam gab es mit den Anrechnungswünschen in diesem Zusammenhang keine Probleme. Manchmal ist mir aber doch aufgefallen, dass ich als Masterstudentin doch manches schon gelernt hatte, was in meinen Kursen vorkam. Gerade aus diesem Grund würde ich es Masterstudierenden empfehlen, Kurse zu wählen, die nicht nur im eigenen Studienbereich liegen.
Ich habe einen Film Studies Kurs gemacht, der schnell zu meinem Lieblingskurs meiner Zeit in Irland wurde. Dort konnte ich Skills lernen, die in meinem Literatur- und Kultur Bachelor und Master noch nicht so ausführlich und detailliert durchgenommen wurden. Es gibt auch Kurse zum „Irish Cultural Heritage“, welche spannend sind, um mehr über die Kultur Irlands zu lernen. Das Besondere an diesen Kursen ist, dass Exkursionen mit inbegriffen sind, durch welche man Irland bereist und das Land besser kennenlernt. Besonders anspruchsvoll fand ich den Kurs, den ich in diesem Rahmen besucht habe, zwar nicht, doch konnte ich auf diese Weise nach Kilkenny reisen und die Russell Library auf dem Campus besuchen, welche sonst nicht immer für Besucher offen ist.
Viele der Kurse vor Ort sind Lectures, bei denen man kaum mitmachen muss. Ich persönlich fand das manchmal etwas schade, weil ich ein Seminar mit aktiver Teilnahme normalerweise etwas spannender finde. Im Endeffekt fand ich die Vorlesungen auch spannend und informativ, doch würde ich dazu raten, wenn möglich, mindestens ein Seminar zu wählen, um nicht nur in Vorlesungen zu sitzen. Manche meiner Vorlesungen waren allerdings auch ein bisschen interaktiv gestaltet, was ich besonders gut fand. Hierzu kann ich auch auf jeden Fall die Film Studies empfehlen. Die Dozierenden waren alle sehr nett und standen immer für Fragen zur Verfügung. Generell ist das Studienklima an der Maynooth University aufgeschlossen.

Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden

Wie man das von vielen Erasmusberichten kennt, habe auch ich mich hauptsächlich mit anderen Erasmus und Study Abroad Studierenden angefreundet. Das hängt auf jeden Fall nicht daran, dass die irischen Studis nicht aufgeschlossen sind, sondern daran, dass andere internationale Studierende auch zu Beginn des Semesters noch niemanden in Irland kennen und an allen Info- und Willkommensveranstaltungen teilnehmen, um dort Freunde zu finden. Auf diese Weise freundet man sich schnell an und kennt hauptsächlich Leute aus der internationalen Bubble. Mich hat das aber gar nicht gestört, weil ich auf diese Weise jetzt Freunde in vielen Ländern habe, mit denen ich weiterhin Kontakt habe.
Um irische Studierende kennenzulernen – und um seine Freizeit zu gestalten – empfehle ich, bei Clubs und Societies mitzumachen. Es gibt viele Sportarten, bei denen man mitmachen kann, sowie interessenbedingte Societies wie zum Beispiel die Film, Drama und Literature Societies. In der Student’s Union gibt es auch immer ein Programm, zu dem man gehen kann, um andere kennenzulernen, oder einfach, um sich nach dem Unitag in den Pub dort zu setzen (dort gibt es auch das billigste Guinness in Maynooth). Jeden Montag war in der Student’s Union eine Quiz-Night, die ich sehr empfehlen kann!

Wohn- und Lebenssituation

Mir war von Anfang an bewusst, dass die Wohnungssituation in Irland etwas kompliziert ist und habe mich mental auf eine umständliche Wohnungssuche vorbereitet. In einer ersten Zoom-Infoveranstaltung wurde man dann auch von der Uni in Maynooth zu diesem Thema informiert. Hier wurde einem gleich erklärt, dass aufgrund der Housing Crisis fast nur Zimmer in Familienhäusern vermietet werden. Man muss sich also darauf einstellen, in einem Zimmer zu wohnen, was in einem Einfamilienhaus ist, in welchem man sich Bad und Küche mit der Familie / den dort lebenden Menschen teilt.
Es gibt das sogenannte „student pad“, auf welchem ab einem bestimmten Zeitpunkt Zimmer zur Miete gepostet werden (so wie auch auf deutschen Websiten zur Wohnungssuche). Die dort geposteten Zimmer werden, bevor sie veröffentlicht werden, von der Uni Maynooth begutachtet und als vertrauenswürdig eingestuft.
Ich habe ab dem erstmöglichen Zeitpunkt dieses Pad jeden Tag verfolgt und viele E-Mails geschrieben. Auf viele kam gar keine Antwort, auf manche nur Absagen. Nach etwa fünf Wochen hatte ich Glück und wurde zu einem Zoom Meeting mit einer Vermieterin eingeladen. Beim Meeting wurde mir das Zimmer und die Küche gezeigt und der Preis geklärt. Wenige Tage später habe ich dann die Zusage bekommen.
Das Zimmer war in einem Haus mit zwei etwas älteren Eltern und einer Tochter in meinem Alter, die auch studiert hat. Ich hatte sehr viel Freiraum und die Familie war sehr nett und hat gerne mit mir geredet, während ich in der Küche gekocht habe. Ich wurde aber nicht viel zum Socializing gezwungen und fand es deshalb nicht lästig, bei einer Familie zu wohnen.
Dazu muss man sagen, dass es in Maynooth nur wenige Zimmer zur Verfügung gibt und man höchstwahrscheinlich in einem der umliegenden Orte leben wird. Ich habe ein Zimmer in Lucan gefunden, was für mich ganz gut zwischen Dublin und Maynooth gelegen war. Ich wollte gerne sowohl gut angebunden sein, um zur Uni zu kommen, aber auch gerne oft nach Dublin fahren, um die Stadt genauer kennenzulernen.
Wichtig ist es, darauf zu achten, ob in der Nähe seiner Unterkunft Busstationen sind und wie oft dort Busse fahren. Generell ist der Public Transport in Irland etwas weniger vorhanden, als wir das von Berlin und Potsdam gewöhnt sind. Zwischen Maynooth und Dublin fahren hauptsächlich Busse, welche teilweise nicht tief in die Wohngebiete reinfahren, weshalb man unter Umständen länger zur nächsten Busstation laufen muss. Ich würde darauf achten, eine Busstation in einem Radius von höchstens 15-20 Minuten fußläufig bei sich zu haben. Außerdem ist es wichtig, dass die Busse relativ regelmäßig fahren. Besonders gut ist es, auf der Strecke des C3 oder C4 Busses zu wohnen, da diese Busse relativ regelmäßig fahren und man sich meistens auf sie verlassen kann (die TFI Live App ist besonders zuverlässig was die Live Abfahrten der Busse angeht – Google Maps weiß oft nicht über Verspätungen und Ausfälle Bescheid). Dafür eignen sich die Orte Leixlip, Lucan und Celbridge. Schlechter sind Orte, die noch weiter von Dublin entfernt sind als Maynooth. Ich habe auch Erasmus Studierende kennengelernt, die zwar in Orten gewohnt haben, die nicht weit weg von Maynooth sind, von wo es aber nur alle zwei Stunden einen Bus gab, der dann auch manchmal voll war und niemanden mehr mitgenommen hat. Soweit ich weiß, gibt es in Leixlip auch eine Bahnstation, mit welcher man nach Maynooth und nach Dublin fahren kann. Ansonsten eignet sich die Bahn nur, wenn man von Maynooth, nach der Uni, nach Dublin fahren kann. Die Wahrscheinlichkeit, in der Nähe einer Bahnstation zu wohnen ist eher gering.
Das klingt zwar alles etwas umständlich und ich habe die öffentlichen Verkehrsmittel in Berlin und Potsdam auch manchmal vermisst, man gewöhnt sich aber an den Rhythmus der Busse und lernt, damit umzugehen. Auf diese Weise trifft man, nachdem man Leute in kennengelernt hat, auch immer wieder jemanden im Bus und hat immer ein Gesprächsthema zum Small Talk: Welchen Bus nimmst du immer? Was ist deine Station und wie lange musst du zu deinem Zimmer laufen? – Das ist der Maynooth University Spirit.

Das Leben in Irland ist relativ teuer – darauf muss man sich von Anfang an einstellen. Zwar kann man dem entgegenwirken, indem man viel selbst kocht und sich die Student Leap Card (50% billigerer Public Transport) holt, aber da man viel unterwegs ist und viel unternehmen will, wird der Auslandsaufenthalt nicht billig sein. Der Erasmusbetrag hilft dabei, doch deckt dieser in der Regel höchstens die Miete.
Da das Semester in Maynooth aber relativ kurz ist, kann man ganz gut absehen, wie teuer es ungefähr wird und dementsprechend die Finanzen planen. Es lohnt sich, für die Zeit doch ein bisschen zusätzliches Geld für Freizeit- und Reisekosten einzuplanen. Irland ist kein großes Land und man kann viele Städte in Tages- oder Wochenendtrips bereisen. Es gibt zudem auch ESN (Erasmus Student Network) Trips, die man vor Beginn des Semesters buchen kann (ich habe diese leider verpasst, da sie schon vor Semesterbeginn ausgebucht waren. Dazu am besten dem ESN Irland Instagram Account folgen).
In Dublin kann man auch sehr viel unternehmen. Dort gibt es einige Theater und Kinos, die ein großartiges Angebot haben. Für Filmbegeisterte empfehle ich besonders das Irish Film Institute und das Lighthouse Cinema – beide waren absolute Highlights meiner Zeit in Irland. Die National Gallery of Ireland ist eins der wenigen Museen mit freiem Eintritt, dort gibt es auch ein schönes Café im Eingangsbereich. Pubs sind in Maynooth etwas billiger, aber die Pubs in der Temple Bar Gegend muss man auch mindestens einmal erkunden. Langweilig wird einem auf jeden Fall nicht in Dublin!

Studienfach: Anglophone Modernities in Literature and Culture (Master)

Aufenthaltsdauer: 09/2023 - 12/2023

Gastuniversität: Maynooth University

Gastland: Irland


Rückblick

Mir hat meine Zeit in Irland sehr gut gefallen. Zwar hätte ich im Nachhinein vielleicht andere Kurse gewählt, aber trotzdem habe ich einiges gelernt – in der Uni und im sozialen Umgang mit anderen. Das Bereisen des Landes war auch wirklich wunderschön. Ich selber fahre nicht Auto, aber wenn man die Möglichkeit hat, mit dem eigenen Auto nach Irland zu fahren, und dieses dann dort zur Verfügung hat, würde ich das sehr empfehlen. Man kann das Land auch mit Bus und Bahn bereisen, allerdings gibt es auch viele abgelegene Küstenstraßen und Klippenwanderungen, auf die ich verzichten musste, weil sie nur mit dem Auto erreichbar sind. Wenn man – so wie ich – ohne Auto unterwegs ist, empfehle ich, Tagestrips mit Busreisen zu buchen (zum Beispiel mit Paddywagon, hiermit bin ich zum Giant’s Causeway und in die Wicklow Mountains gereist – zwei wunderschöne Tagestrips, die ich so schnell nicht vergessen werde!). Am schönsten ist es, mit den Leuten, die man in den ersten Wochen kennenlernt, gleich ein paar Weekend Trips zu planen. Die Zeit vergeht schneller, als man so denkt, und zum Midterm und zum Ende des Semesters gibt es einige Abgaben. Also am besten gleich von Anfang an immer wieder Tagestrips machen. Besonders stressig waren bei mir die letzten zwei Wochen vor Weihnachten, weil ich bis Weihnachten alle meine Deadlines hatte. Man unterschätzt, wie sehr einem die Leute, die man dort kennenlernt, ans Herz wachsen werden. Deshalb lieber nicht zu viele Kurse wählen und genug Zeit für Reisen und Freunde einplanen – enjoy Ireland while you are there!

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