Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Für mich stand schon ziemlich früh fest, dass ich ein Auslandssemester in Irland absolvieren möchte und mit einer großen Portion an Glück habe ich Ende Februar 2022 die Zusage für meinen Erstwunsch erhalten, nachdem ich Ende Dezember im Vorjahr die Bewerbung über ein Online-Portal der Uni Potsdam eingereicht habe. Ich hatte mir zuvor Sorgen über einen langwierigen und komplizierten Bewerbungsprozess gemacht, allerdings haben sich diese Sorgen als unberechtigt herausgestellt. Auf der Internetseite des International Office zum Erasmus-Programm sind alle benötigten Informationen übersichtlich aufgelistet und man ist bestens informiert, wenn man regelmäßig die Infoveranstaltungen des International Office wahrnimmt. Im April erhielt ich dann die erste E-Mail der Maynooth University mit dem Link zur Anmeldung, die innerhalb von Minuten abgeschlossen war. Man benötigte also nicht extra ein Motivationsschreiben o.Ä. Alle weiteren Informationen zur Registrierung an der Uni und dem Home Finder Service kamen dann vereinzelt über den Sommer.
Studium an der Gastuniversität
Über den Link (www.maynoothuniversity.ie/international/study-maynooth/available-courses) habe ich mir bereits vor Antritt des Auslandssemesters meine Kurse ausgewählt und diese im Online Learning Agreement angegeben. Allerdings wurde der Stundenplan erst kurz vor Beginn des Semesters im September veröffentlicht und einige Kurse wurden komplett gestrichen oder haben sich zeitlich überschnitten, sodass sich bei meiner Kurswahl nochmal einiges geändert hat. Im Gegensatz zum Studium an der Uni Potsdam hatte ich an der Maynooth University ausschließlich Vorlesungen mit 200-250 weiteren Studierenden. Kurse werden dort als Module betitelt und ich erhielt 5 ECTS in jedem Modul. Insgesamt habe ich 5 Module für 25 ECTS belegt und es war sehr herausfordernd, aber definitiv machbar. Als Prüfungsleistung musste ich ausschließlich 2-3 Essays in jedem Modul schreiben, einmal zum Mid-Term und einmal zum End-Term. Und um nicht negativ von den ersten Noten überrascht zu werden: An der Uni werden 70 % als sehr gut und in einigen Fällen als Bestnote angesehen, sodass man sich auch über Noten im 60er-Bereich freuen kann! Die Dozierenden waren alle sehr hilfsbereit und haben innerhalb kurzer Zeit auf Fragen per E-Mail geantwortet. Da die Uni vergleichsweise sehr klein ist, herrscht eine recht familiäre Stimmung und man spricht die meisten Dozierenden mit Vornamen an. Insgesamt war es ein sehr angenehmes Lernklima.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Durch die Orientation Week für internationale Studierende vor dem offiziellen Vorlesungsbeginn war es sehr einfach, neue Leute kennenzulernen und sich zu vernetzen. Tatsächlich kam ein Großteil der Internationals aus Deutschland, daher sollte man sich bemühen, auch mit Leuten aus anderen Ländern Kontakt aufzunehmen, um nicht ausschließlich auf Deutsch zu reden. Allgemein waren die meisten internationalen Studierenden sehr offen und es fand sich immer schnell eine Gruppe, der man sich zum Reisen anschließen konnte. Es ist also sehr leicht, Anschluss zu finden. Es war jedoch etwas schwieriger, Kontakt mit irischen Studierenden aufzunehmen, da ich persönlich nur Vorlesungen hatte und es demzufolge keine Interaktion untereinander gab. Hier ist also Eigeninitiative gefragt und man muss selbst auf die irischen Studierenden vor/nach einer Vorlesung zugehen oder Societies beitreten.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Aufgrund technischer Probleme habe ich den OLS-Sprachtest vor und nach dem Auslandsaufenthalt nicht machen können, allerdings habe ich das Gefühl, dass ich meine Englischkenntnisse erweitern konnte. Für mein Studium war das Auslandssemester auf jeden Fall eine Bereicherung, da sich meine schriftlichen Kompetenzen durch die vielen Essays enorm verbessert haben und ich nun viel sicherer darin bin, Englisch zu sprechen und keine Angst davor habe, Fehler zu machen.
Wohn- und Lebenssituation
Die größte Herausforderung und der größte Stressfaktor vor dem Auslandssemester war definitiv die Wohnungssuche, da es in Irland momentan eine Wohnungskrise gibt. Hinzu kam noch, dass Erasmus-Studierende im Wintersemester 2022/2023 keinen Anspruch auf ein Zimmer auf dem Campus hatten. Das bedeutet, dass alle Erasmus-Studierenden auf private Vermieter:innen angewiesen waren und „scams“ hierbei keine Einzelfälle waren. Ich habe mein Zimmer in Leixlip Ende Juni über das Studentpad der Uni gefunden, auf das man jedoch auch erst ab Juni zugreifen konnte. Ich habe mit einer weiteren Erasmus-Studentin aus Italien und der Vermieterin zusammengewohnt, was für mich eine wirklich tolle Erfahrung war. Einerseits, weil ich somit „gezwungen“ war, durchgehend Englisch zu sprechen, aber auch weil mir die Vermieterin als Einheimische viele Reisetipps gegeben hat und es sich wie ein zweites Zuhause bei ihr angefühlt hat. Auf folgenden Internetseiten kann man ebenfalls nach einer Unterkunft suchen: daft.ie, rent.ie, hostingpower.ie oder homestay.com. Die Mieten in der Region sind sehr teuer und können zwischen 500-800€ liegen, in Dublin können sie sogar noch teurer sein. Ideal sind Unterkünfte direkt in Maynooth oder den umliegenden Orten, wie Leixlip, Celbridge und Lucan. Die Anbindungen sind hier sehr gut, da der C3 bzw. C4 halbstündlich sowohl nach Maynooth als auch nach Dublin fährt. Allerdings sollte man sich darauf einstellen, dass die Busse nicht allzu verlässlich sind und oftmals zu spät kommen oder auch mal an einer Haltestelle vorbeifahren, sollte der Bus zu voll sein. Hier also immer genug Zeit einplanen! Ich würde empfehlen, sich schon vor dem Beginn des Auslandsaufenthalts für eine LeapCard zu registrieren (www.leapcard.ie) und sich diese zur Unterkunft liefern zu lassen. Über die Leap Top Up App kann man die Fahrkarte unkompliziert aufladen und umgeht den Stress, Fahrtickets in den ersten Wochen für den vollen Preis zu bezahlen. Busfahrer:innen akzeptieren nämlich nur Kleingeld und falls man den Betrag nicht passend hat, gibt es kein Wechselgeld. Mit der LeapCard kostet eine Fahrt 1€, ohne Studierendenrabatt hingegen ca. 2,70€. Zum Einkaufen bin ich meist zu Aldi gegangen, da es bei mir in Leixlip direkt in der Nähe war und im Vergleich zu SuperValu oder Tesco die kostengünstigere Einkaufsmöglichkeit ist. Die Preise waren hier ähnlich zu den Preisen in deutschen Supermärkten. Teuer sind jedoch Getränke in Pubs (ein „pint“ Bier kostet zwischen 6€-7€) oder die Gerichte in Restaurants, sowohl in Maynooth als auch in Dublin. Auf dem Campus gibt es zwar eine Mensa und auch eine Möglichkeit zum Essen in der Bar der Student’s Union, allerdings sind die Preise dort auch recht teuer. Ich würde also empfehlen, das Mittagessen immer selbst mitzubringen, wenn man Geld sparen möchte. Im Arts Building gibt es seit diesem Semester auch einen Raum mit Mikrowellen! Allgemein hat die Maynooth University eine Vielzahl an Freizeitangeboten und ich habe die Studierendenkultur am Campus als sehr lebendig empfunden. Es gibt z.B. über 100 Societies, sodass für jede:n etwas dabei ist. Besonders empfehlen kann ich die Yoga Society, da es von Montag bis Donnerstag jeden Tag mehrere Angebote gab und man abgesehen von 3€ für die Mitgliedschaft nichts weiter bezahlen musste. Auch für internationale Studierende wurden regelmäßig Events von ESN in der MSU oder in Pubs in Maynooth organisiert. Einige Trips hab ich im Vornherein über Yes Trips gebucht (www.yes-trips.com/esnireland), aber es ist auch toll, mit Freund:innen zu verreisen, die man dann an der Uni kennenlernt. Irland ist das perfekte Land für Erasmus-Studierende, da es relativ klein ist und man innerhalb weniger Stunden mit dem Zug oder dem Bus am anderen Ende des Landes ist. Allerdings hat auch die Region rund um Dublin einiges zu bieten. Ich kann die Küstenwanderungen in Howth und Bray sehr empfehlen und habe den Strandspaziergang von Malahide nach Portmarnock absolut geliebt. Von Dublin aus sind die Orte sehr einfach mit dem Zug zu erreichen und es dauert ca. 20-30 Minuten, um von Dublin aus an die Küste zu fahren. Zum Wandern bieten sich die Wicklow Mountains, der Nationalpark in Killarney oder der Nationalpark in Connemara an. Außerdem gibt es keine Grenzkontrollen zwischen Nordirland und der Republik Irland, sodass man auch ohne Reisepass in den Norden fahren und Städte wie Belfast und Derry besuchen kann. Eines meiner absoluten Highlights war die Küstenwanderung vom Giant’s Causeway bis zur Stadt Portrush in Nordirland.
Studienfach: Anglistik/Amerikanistik
Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 12/2022
Gastuniversität: Maynooth University
Gastland: Irland
Rückblick
Ich hatte eine unvergessliche Zeit in Irland und bin sehr dankbar für die Erlebnisse und Erfahrungen, die ich dort machen durfte. Die Uni ist zwar recht klein und ländlich gelegen, aber super an Dublin angebunden und es gab dennoch viel, was man an der Uni, in Maynooth und den umliegenden Orten unternehmen konnte unter der Woche. Pubs gibt es in Irland schließlich in jedem Dorf. ;) Ich habe mich in die Landschaft, die Leute und die Kultur verliebt und wäre am liebsten noch dort geblieben, da es sich innerhalb der (schönen aber leider viel zu kurzen) 3 Monate zu einem zweiten Zuhause entwickelt hat. Ich kann also nur jedem ein Auslandssemester an der Maynooth University ans Herz legen!