Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Da ich schon seit einigen Jahren von Irland fasziniert war, wollte ich auch mein Auslandsse-mester dort verbringen und habe ich mich an der Maynooth University beworben. Allgemein war die Bewerbung und Vorbereitung, sobald man sich einmal wirklich damit beschäftigt hatte, kein Problem. Die Seiten des International Office in Potsdam und Maynooth haben mir bei allen offenen Fragen und Problemen geholfen; und im Zweifel gab es ja immer noch die Möglichkeit persönlich zu Sprechstunden zu kommen. Auch diese habe ich mehrfach genutzt und kann dies bei Unklarheiten nur empfehlen. Nachdem ich meine Bewerbung Ende Januar eingereicht hatte, kam auch direkt Anfang Februar eine Mail von meinem Austauschkoordinator mit dem Angebot, das Wintersemester in Maynooth zu verbringen. Dieses musste ich dann nur noch annehmen und auf die Rückmeldung der irischen Uni warten. Der erste Kontakt mit der Gastuniversität fand dann Ende März statt und war entgegen meiner Erwartung völlig unkompliziert. Ich musste mich nicht mehr zusätzlich bei der Uni bewerben, sondern lediglich meine persönlichen Daten in einem verlinkten Formular eintragen. Später bekam ich regelmäßig Mails mit allen Informationen über die nächsten Schritte, die vor dem Antritt des Aufenthalts nötig waren. Man hatte hierbei direkt das Gefühl, freundlich empfangen zu werden und willkommen zu sein, da die Mitarbeiterinnen aus dem International Office Maynooth sich jederzeit für Fragen zur Verfügung gestellt haben.
Wohnsituation
Auswahl einer Unterkunft
Nachdem ich offiziell in Maynooth angemeldet war, musste ich nur noch einen Platz zum Wohnen finden. Dabei hatte ich die Wahl zwischen einem von der Uni vermieteten Zimmer auf dem Campus oder der eigenen Suche nach einer privaten Unterkunft in oder um Maynooth. Anfangs schrecken die Mietpreise der Unterkünfte auf dem Campus wirklich ab, denn die Zimmer sind sehr teuer. Im Umkreis von Maynooth gibt es dagegen eher die Möglichkeit, ein günstigeres Zimmer zu bekommen. Trotz der hohen Miete habe ich mich letztendlich aber doch für die On-Campus Accommodation entschieden, hauptsächlich aufgrund der offensichtlichen Nähe zum Campus. In den Mails von der Maynooth University wurde aber auch schon frühzeitig der Hinweis gegeben, dass die Zimmer auf dem Campus sehr schnell ausgebucht sind und man sich darauf vorbereiten soll, außerhalb einen Platz suchen zu müssen. Insgesamt gibt es drei verschiedene Apartment-Komplexe auf dem Campus, die sich preislich und von der Ausstattung und Zimmergröße unterscheiden. Die günstigste Variante sind die Village Apartments, in denen jeweils fünf Studierende in einem Apartment mit Gemeinschaftsküche und zwei Badezimmern wohnen. Dies sind auch die ältesten Gebäude, was man manchen Wohnungen auch wirklich ansehen kann. Für etwa 800 Euro mehr kann man entweder in den River oder Courtyard Apartments wohnen und hat dabei ebenfalls eine Gemeinschaftsküche für fünf Personen, aber ein eigenes Bad in jedem Zimmer. Ich habe in River gewohnt und war damit sehr zufrieden. Die Ausstattung war modern aber gemütlich, mein Zimmer heller und geräumiger als in den Village Apartments und das eigene Bad war für mich persönlich schon ein richtiger Luxus. Wer sich vorher selbst ein Bild von den Apartments machen möchte, kann auf der Website der Uni eine virtuelle Tour der verschiedenen Komplexe finden (http://tours.maynoothuniversity.ie/accommodation/). Anfang Juni wurde dann ein Online-Portal geöffnet, bei dem man fast schon um Zimmer kämpfen musste. Die Warnungen in den Mails waren nicht übertrieben, denn nach wenigen Minuten waren alle Unterkünfte völlig ausgebucht. Wer sich für ein Zimmer auf dem Campus entscheidet, sollte sich hier wirklich die Zeit nehmen rechtzeitig mit der Kreditkarte in der Hand am PC zu sitzen, am Ende lohnt es sich!
Öffentlicher Nahverkehr und Einkaufsmöglichkeiten
Durch die Nähe zum Campus habe ich mir vor allem die Anfahrt mit Bus oder Bahn gespart. Das ist wörtlich gemeint, denn in Irland muss jede Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln einzeln gezahlt werden. Es gibt die sogenannte Student Leap Card, mit der man jede Fahrt vergünstigt bekommt, für 10 Euro auf dem Campus zu kaufen. Auf Dauer sammeln sich die Ausgaben bei täglichem Busfahren trotzdem. Außerdem sind die Busse in Irland oft sehr unzuverlässig. Eine Freundin von mir stand nicht selten morgens eine Stunde lang an der Bushaltestelle und hat gewartet, weil wieder mal ein Bus ausgefallen ist. Damit geht nicht nur das Geld, sondern auf Dauer auch eine Menge Zeit verloren. So hat sie vom Nachbarort Celbridge aus gern mal eine Stunde zur Uni gebraucht, während wir uns auf dem Campus zehn Minuten vor Vorlesungsbeginn gerade mal die Schuhe angezogen haben. Auch wenn zwischen zwei Vorlesungen mal eine Stunde Pause war, konnte man gemütlich nach Hause gehen und etwas essen. Zum Einkaufen dafür gibt es hier mehrere Möglichkeiten. Obwohl Maynooth recht klein ist, fehlt es hier an nichts. Zwischen dem Nord- und Südcampus befindet sich ein Aldi, der wie auch in Deutschland die günstigste Option für Lebensmittel ist. Daneben gibt es aber auch noch ein kleines Einkaufszentrum mit mehreren etwas teureren Läden, einer davon gehört zur “Dunnes Stores”-Kette. Als Tipp für Vegetarier und Veganer: In diesem Laden gibt es die größte Auswahl an Fleisch- und Käsealternativen vor Ort. Soja- und Mandelmilch findet man sogar im Aldi, aber auch hier ist die Auswahl in den Dunnes Stores vielfältiger. Ansonsten gibt es noch einen großen Tesco, der etwa 20 Minuten zu Fuß vom Campus entfernt ist und ebenfalls eine Menge im Angebot hat.
Studium an der Gastuniversität
Kurswahl
Die Organisation der Kurse kann sehr einfach aber auch etwas komplizierter und frustrierender enden, dafür gibt es keine Garantie. Auf der Website der Maynooth University kann man sich die Kurspläne der vergangenen Semester anschauen und zur Orientierung nutzen. Ich hatte mich neben den angebotenen Kursen im English Department auch für Kurse der School of Modern Languages entschieden. Vor Ort gab es dann in der ersten Woche jedoch eine Menge Verwirrung, da die Verantwortlichen selbst nicht genau wussten, welche Kurse man als International nun eigentlich belegen darf. Danach habe ich dann einige Kurse schon besucht, aber im Nachhinein erfahren, dass ich diese doch nicht belegen darf. Leider ist hier die interne Kommunikation nicht sehr gut, denn ich wurde häufig mit Fragen von Büro zu Büro geschickt und habe jedes Mal eine andere Information bekommen. Trotzdem sollte man sich anfangs nicht stressen, denn man hat noch eine ganze Woche Zeit, sich endgültig für Kurse zu entscheiden und alles nach Belieben zu ändern. Was vor allem auffällt ist, dass alle MitarbeiterInnen in der Uni sehr freundlich und hilfsbereit sind und trotz hunderter aufgeregter Internationals immer geduldig bleiben.
Aufbau der Kurse und Prüfungen
Die Kurse selbst unterscheiden sich ein wenig von dem, was wir in Deutschland gewohnt sind. Alles wird in Irland über Vorlesungen vermittelt, die zweimal die Woche je eine Stunde stattfinden. Gewöhnungsbedürftig ist vor allem die Themenvielfalt. Fast jede Stunde hat ein neues Thema, das oft gar nicht auf dem vorherigen aufbaut. Es wird vorausgesetzt, dass vorbereitend eine Menge Literatur gelesen wird, die meist auf Moodle bereitgestellt wird. Leider bekommt man erst nach ein bis zwei Wochen Zugang zu Moodle, weshalb es anfangs sehr schwierig war, sich auf Vorlesungen vorzubereiten oder diese nachzuarbeiten. Wer sich auf keinen Fall Bücher kaufen möchte, findet alles in der Bibliothek. Aber es ist sinnvoll, sich frühzeitig zu informieren, welche Bücher auf dem Plan stehen, da diese schnell alle ausgeliehen sind. Nach einigen Wochen werden in allen Kursen Aufgaben für ein Midterm Essay gestellt, das alle Studierenden abgeben müssen. In der Anglistik sind diese relativ überschaubar gewesen und haben sich zwischen 500 und 1000 Wörtern pro Essay bewegt. Wer nur ein Semester bleibt, schreibt am Ende des Semesters keine Klausur, sondern muss noch einmal ein aus-führlicheres Essay abgeben. Hat man dabei Probleme, kann man sich jederzeit persönlich oder per Mail an die Dozenten wenden. In den Essay-Phasen ist vor allem die Bibliothek sehr ausgelastet. Schon morgens sind alle PC-Pools besetzt und es ist schwierig, einen freien Platz im Gebäude zu finden. Dafür werden gegen Ende des Semesters auch die Öffnungszeiten deutlich verlängert, sodass die Bibliothek manchmal sogar bis 2 Uhr nachts geöffnet ist.
Kontakt zu anderen Studierenden
Den ersten Kontakt hat man meist mit den eigenen MitbewohnerInnen im Apartment. In meinem Fall waren das drei Deutsche und ein Spanier. Ich war überrascht, dass generell der Großteil der Internationals aus Deutschland zu kommen schien. Wir fanden es etwas schwierig, Kontakt mit irischen Studierenden aufzubauen, denn diese blieben meist eher unter sich. Durch sämtliche Informationsveranstaltungen und erste kurze Reisen war es auch deutlich einfacher, sich mit den anderen Internationals anzufreunden, da wir alle in der gleichen Situation waren und ähnliche Dinge erleben wollten. Meine MitbewohnerInnen und ich haben uns von Anfang an extrem gut verstanden, sodass daraus meine engsten Freundschaften in Irland entstanden sind. Das ist natürlich sehr praktisch, wenn man dann auch noch zusammen wohnt und gemeinsam Reisen planen kann.
Sprachkompetenz
Da ich sowieso auf Englisch studiere, hat sich für mich in meinen Kursen nicht viel geändert. Außerhalb davon habe ich trotzdem sehr viel Deutsch gesprochen, da ich hauptsächlich von Deutschen umgeben war. Selbst wenn ich mich mit Iren unterhalten habe, haben wir oft auf Deutsch gesprochen, denn das wird dort als Fremdsprache in der Schule unterrichtet. Dementsprechend haben sich auch die Iren gefreut, mal ihre Deutschkenntnisse mit Muttersprachlern anzuwenden. Folglich hat sich an meinem Sprachniveau nicht viel geändert. Trotzdem habe ich einiges mitgenommen, denn es fällt mir nun viel leichter, im Alltag zwi-schen den Sprachen zu wechseln und ganz selbstverständlich Englisch zu reden.
Freizeitgestaltung
Vorab: Auch wenn die Kurse erst einmal zeitintensiv klingen und man sich anstrengen möchte, um gute Noten zu bekommen — es ist wichtig, sich genug Zeit zu nehmen, um so viele Unternehmungen wie möglich zu machen. Erasmus heißt nicht nur in einem anderen Land zu studieren, sondern dort auch eine tolle Zeit mit neuen Menschen zu verbringen.
Clubs und Societies
Die Maynooth University bietet eine große Auswahl an Clubs und Societies. Alle davon findet man auf deren Website (https://mulife.ie/). Am Anfang des Semesters gibt es auch eine große Messe, auf der sich die einzelnen Clubs und Societies vorstellen und man sich dafür offiziell anmelden kann. Hierzu beantragt man erst online die Mitgliedschaft und zahlt in der Regel eine Beitrittsgebühr von 2 Euro, um offiziell Mitglied zu werden. Leider waren wir von den meisten Clubs am Ende etwas enttäuscht. Oft haben sich wahnsinnig viele Leute dafür angemeldet, sodass das erhoffte Zusammengehörigkeitsgefühl ausgeblieben ist und die Treffen in vollen Vorlesungsräumen stattgefunden haben. Besonders das IESN (International Erasmus Student Network) hat sehr große Erwartungen geweckt, die oft nicht erfüllt wurden. Groß angekündigte Pizzaabende endeten damit, dass für mehrere hundert Menschen viel zu wenig Essen bestellt wurde und die meisten mit leerem Magen nach Hause gingen. Das mag zwar kein großes Drama sein, aber schade fanden wir es schon. Ansonsten bietet das IESN auch einige Reisen durch Irland an, wie beispielsweise Tagestrips zu bekannten Orten in Irland. Hier kann ich nur empfehlen, nicht wochenlang auf diese Trips zu warten, sondern die Planung selbst in die Hand zu nehmen. Am Ende hat man in der Gruppe nämlich nur begrenzte Zeit, während es allein kein Problem ist, auch mal vom Plan abzuweichen.
Reisen
Die Wochenenden sind perfekt, um sich direkt in die irische Natur zu stürzen und alle möglichen Ecken des Landes zu erkunden. Vor allem zu Beginn sollte man nicht zu lange zögern, sondern direkt die freie Zeit für Reisen nutzen. Um Dublin herum gibt es einige sehr schöne Orte an der Küste wie Howth, Bray oder Malahide, zu denen regelmäßig Züge fahren. Bei schönem Wetter lassen sich dort einige tolle Tagestrips veranstalten.
Ansonsten lohnt es sich immer, die anderen bekannten Städte in Irland zu besuchen. Wir sind nach Cork, Belfast, Galway, Killarney, Sligo und in die jeweils umliegenden Gebiete gefahren. Davon hat sich wirklich jede einzelne Reise gelohnt. Auf der Website von Bus Éireann bzw. IrishRail kann man ganz einfach Tickets buchen, die für Studierende auch nicht teuer sind. Vor Ort werden dann meist Bustouren zu bekannten Orten wie den Cliffs of Moher oder dem Ring of Kerry angeboten. Das klingt erstmal nach Rentnerveranstaltung, bietet aber die bequemste Möglichkeit zu allen Orten zu kommen und unterwegs noch interessante Geschichten und Fakten vom Busfahrer zu hören. Die Hostels in den Städten sind auch nicht teuer und meist sehr einladend und sauber. Wichtig auf Reisen ist immer die richtige Kleidung, weil das Wetter in Irland sehr gerne mal von strahlendem Sonnenschein auf kräftigen Regen und zurück wechselt. Auch wenn ein Tag mal völlig verregnet beginnt, darf man sich nicht entmutigen lassen, denn das kann sich schnell ändern. Und selbst wenn das nicht passiert, dann hat Irland trotzdem einen unvergleichlichen Charme. Schließlich weiß jeder, dass es dort viel regnet und irgendwie wirkt das dann noch authentischer.
Studienfach: Anglistik/Amerikanistik
Aufenthaltsdauer: 09/2019 - 12/2019
Gastuniversität: Maynooth University
Rückblick
Ich bin von Anfang bis Ende einfach begeistert von meinem Auslandssemester! Vor der Bewerbung habe ich ein wenig Angst vor der ganzen Aktion gehabt, weil ich noch nie so viel Zeit in einem anderen Land verbracht habe. Das war völlig unbegründet, denn ich habe mich bereits am ersten Tag zuhause gefühlt und wollte auch nach den drei Monaten noch nicht zurück nach Deutschland. Ich habe neue Freunde gefunden, mit denen ich eine Menge erlebt habe, was uns alle eng zusammengeschweißt hat. Natürlich ist nicht jeder Tag schön und man hat auch ein paar emotionale Tiefs (die Erasmus-Stimmungskurve hat Recht!), aber diese lassen sich schnell überwinden. Am Ende überwiegen die unglaublichen Erlebnisse so stark, dass die Monate wie im Flug vorbeiziehen und man plötzlich wieder auf gepackten Koffern sitzt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich alle zukünftigen Internationals in Maynooth beneide, ich würde nämlich zu gern zurückspulen und alles noch einmal von vorn erleben!