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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Limerick – eine kleine Stadt mit einer großen Uni. Aber nicht nur die unterschiedliche Einwohnerzahl im Gegensatz zu Berlin reizte mich, sondern auch die Kultur und die Geschichte des Landes (ja, auch dass es ein englischsprachiges Land ist, hat natürlich seine Vorteile). Und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht.

Als ich mich für ein Erasmus+ Semester entschieden habe, stellte sich mir wie allen anderen die Frage: wohin genau? Limerick war meine erste Wahl, ich hatte noch zwei skandinavische Länder auf dem Zettel, habe aber sehr gehofft, dass meine erste Wahl akzeptiert wurde und war sehr glücklich, als die Bestätigung kam. Auch der erste Kontakt mit der Uni war sehr freundlich, die Mitarbeiter sind sehr kompetent und auch wenn man noch eine dritte Mail schreibt um sicherzugehen, dass man auch wirklich an alles gedacht hat, kommt in der Regel sehr schnell eine Antwortmail. Das ganze Aufnahmeprozedere war im Grunde jedoch recht einfach. Das erste, was mir als Unterschied zu Deutschland auffiel, war, dass alles etwas lockerer gesehen wurde. Fristen waren eher wie „Richtlinien“ Im Modulkatalog waren alle Module des letzten Jahres eingetragen (völlig unabhängig davon ob sie stattfanden oder nicht) und ähnliches. Es gibt Leute (wie mich) die damit kein Problem haben, ich habe jedoch andere Deutsche kennengelernt, die dadurch sehr verwirrt oder verunsichert waren. 

Worum ich mich als chronisch Kranker natürlich kümmern musste, war eine Auslandskrankenversicherung. Da das Semester in Irland kürzer geht als hier, ist das auch wirklich bezahlbar und wie man so schön sagt „better be safe than sorry“. 

Es gibt Studentenwohnheimplätze, die für ausländische Studenten reserviert sind, aber als ich mir diese angeguckt habe, fiel mir zum ersten Mal etwas auf, was mich durch mein gesamtes Auslandssemester begleiten würde: Irland ist teuer. Wirklich teuer. Wohnung, Essen, ÖPNV... ist man als Berliner günstige Studentenkneipen gewöhnt, muss man bei 5 Euro für ein Bier im Pub auf dem Campus (Davon gibt es sogar zwei und ja, sie sind toll!) schon heftig schlucken.

Trotzdem habe ich mich frohen Mutes auf den Weg gemacht, ein Airbnb war für eine Woche bei einer reizenden älteren Dame gemietet und ich dachte mir „ich find schon was“. Long story short: Ich habe nichts anderes gefunden und die ganze Zeit bei ihr gewohnt. Das war die mit Abstand beste Entscheidung während meines gesamten Aufenthalts, doch später mehr davon.


Studienfach: Politik, Verwaltung, Organisation

Aufenthaltsdauer: 09/2019-12/2019

Gastuniversität: University of Limerick

Gastland: Irland

Studium an der Gastuniversität

Kommt man zum ersten Mal in die Uni, ist es etwas überwältigend. Aus gutem Grund kann man einzelne Räume bei Google-Maps suchen und ich habe mich das letzte Mal auf dem Weg zu einer Abschlussklausur verlaufen. Das Studieren allgemein ist schon anders als in Deutschland. Fragen während der Vorlesung sind absolut ungewöhnlich und von einigen Dozenten auch nicht gewollt. Wird ein Student zu langatmig in seiner Frage, kann schon mal ein „please shut up“ fallen. Zu jeder Vorlesung gibt es jedoch Tutorien die mit Doktoranden besetzt sind. Meiner Erfahrung nach sind diese sehr kompetent und auch an den Studenten interessiert (und auch hier wird es international, ich hatte einen Kanadier, einen Franzosen, einen Deutschen und zwei Iren als Tutoren). 

Allgemein ist das Niveau vom Inhalt her etwas niedriger als in Deutschland, dafür hat man aber allgemein mehr zu tun. Ist man hier aus Deutschland gewöhnt am Ende der Vorlesung eine Klausur zu schreiben, beziehungsweise für das Seminar eine Hausarbeit, geht es in Irland doch eher in Richtung Mid-Term Abgabe/Exam, eine Hausarbeit und eine Abschlussklausur- langweilig wird einem also nicht. Von irischen Studenten und auch aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man es schon darauf anlegen muss ein Modul nicht zu bestehen. Für wirklich gute Noten muss man aber eher mehr tun als in Deutschland. Aber auch dadurch hat sich mein Englisch nochmal verbessert. Es war auch vorher nicht schlecht, aber natürlich fühle ich mich jetzt sicherer in der Sprache und dadurch, dass man tagtäglich davon umgeben ist, erweitert sich natürlich auch der Wortschatz.

Die technische Ausstattung ist hervorragend, die Bibliothek ein Ort an dem man sich wirklich gerne aufhält, es gibt genügend Computer in den Pools, zusätzlich kann man Laptops ausleihen, die Voraussetzungen für bestes Studienklima sind in Limerick also gegeben. Auch die anderen Studenten sind sehr offen, ich habe am ersten Tag einen wirklich guten Freund gefunden mit dem ich sehr viel Zeit verbracht habe (ob beim Lernen oder Feiern) und das hoffentlich auch noch oft tun werde, wenn er nach Deutschland kommt oder ich nach Irland. Es gab auch eine Einführungswoche, in der viel erklärt und gezeigt wurde. Leider ist es tatsächlich so viel, dass man davon erst einmal sehr erschlagen ist. Es wird auch wirklich alles angeboten was man sich erträumen könnte, Fallschirmspringen oder Schach, E-Sport oder Mountainbike, Architektur oder Schwimmen. Wer an der University of Limerick keine Freizeitbeschäftigung in einer der Societies bzw. Clubs findet, dem ist nicht zu helfen. Was die Organisation angeht, wird einem deutlich vor Augen geführt, wie sehr Deutschland im Bereich der Digitalisierung hinterher hinkt. Man muss nirgendwohin, alles geht ganz einfach über das Smartphone.

Leben in Limerick

Aber jetzt noch ein paar Worte zu Irland, den Iren und Limerick im speziellen. Das Land ist so grün, wie immer behauptet wird und es regnet auch genauso viel, wie immer behauptet wird- trotzdem ist es wunderschön. Ob man einen der Wanderwege erkundet, durch die Altstadt bummelt oder einen der vielen angebotenen Trips wahrnimmt, es gibt viel zu sehen und viel zu entdecken (und das kostet auch ausnahmsweise mal nicht so viel…). Allgemein haben mich die Menschen schon ein wenig an Zuhause erinnert. Als Berliner kommt man mit einer manchmal leicht schnoddrigen Art sehr gut zurecht. Und auch wenn es nicht so aussieht, wenn es darauf ankam habe ich ausschließlich gute Erfahrungen gemacht und sehr freundliche Menschen erlebt. Das Juwel unter Ihnen war meine Vermieterin. Wie erwähnt hatte ich das eigentlich anders geplant, aber blieb dann doch bei ihr. Dadurch habe ich so viel Kontakt mit den Einheimischen gehabt, wie wenige andere. Ich kenne jetzt ihre Familie, ihre Freunde, bin Ehrenmitglied im Parteen Pool Club und da sie sowieso täglich kochte, haben wir eine Beteiligung an den Einkäufen ausgemacht und ich habe dafür jeden Tag eine warme Mahlzeit bekommen (im Endeffekt wollte sie kein einziges Mal Geld, nur dass ich zum Einkaufen mitkomme und die Taschen trage). Ich hatte allerdings auch wirklich ausgesprochenes Glück, denn gerade als männlicher Erasmus-Student ist es besonders schwer einen Wohnort zu finden. Die meisten Vermieter wollen nämlich a.) wahnsinnig viel Miete b.) nur weibliche Mieter c.) nur Mieter von Montag bis Freitag (Irland ist ein kleines Land, viele Studenten fahren über das Wochenende zu ihren Familien, das ist für Austauschstudenten natürlich nicht möglich). 

Wenn du bis hierhin gelesen hast, scheinst du dich wirklich für „UL“ zu interessieren, aber lass dir noch einmal gesagt sein: Irland. Ist. Teuer. Wenn Du Eltern hast, die dich unterstützen können oder du dir selber etwas angespart hast, ist das nicht nur gut, sondern im Grunde notwendig. Ich bin wirklich nicht viel ausgegangen und wenn, dann auch meistens da, wo es am günstigsten ist und trotzdem ist es schwer niedrige Gesamtkosten im Monat zu haben. Leider ist es auch nicht besonders einfach eine Arbeitserlaubnis zu bekommen, so dass ein Nebenjob auch schwer zu finden ist. Ist das Finanzielle jedoch nicht deine größte Sorge: go for it!

Studienfach: Politik, Verwaltung, Organisation

Aufenthaltsdauer: 09/2019-12/2019

Gastuniversität: University of Limerick

Gastland: Irland


Rückblick

Rückblickend kann ich sagen, dass ich eine wunderschöne Zeit hatte, die ich auf keinen Fall missen möchte. Ich habe tolle Professoren kennengelernt, tolle andere Studenten aus aller Welt, ganz wunderbare Einheimische und ein Land welches ich noch viele Male besuchen werde. Es war eine eine Erfahrung die ich niemals missen möchte und ebenso wenig vergessen werde.

Irland

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