Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Bereits zu Beginn eines jeweiligen Semesters wird durch die Uni Potsdam eine Informationsveranstaltung zum Erasmus+ Programm durchgeführt, bei welcher ich über die Funktions- und Vorgehensweise dieses Programmes informiert wurde. Nach dieser meldete ich mich dann bei meinem Erasmus+ Koordinatoren im Fachbereich Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde, welcher mir beratend zur Seite stand und mich dabei unterstützte, die nötigen Bewerbungsunterlagen auszufüllen. Er half mir zudem bei der Auswahl der Partneruniversität aus den vorgegebenen Universitäten auf der Erasmus+ Informationsseite der Uni Potsdam. Ich entscheid mich aufgrund meines Zweitfaches (Englisch) für die University of Winchester in Südengland. Um nun an dieser angenommen zu werden, musste ich zunächst meine aktuelle Leistungsübersicht, sowie eine aktuelle Studienbescheinigung einreichen. Des Weiteren gehörte zu den Bewerbungsunterlagen noch eine Art Motivationsschreiben meinerseits, sowie ein Empfehlungsschreiben durch den Erasmus-Koordinatoren. Diese zwei Dokumente waren jedoch eher Formalien als Ausschlusskriterien. Bereits von Beginn an wurde mir eine Ansprechpartnerin an der University of Winchester vermittelt, welche mich auf die Vollständigkeit aller Dokumente hinwies und mir im Anschluss and das Bewerbungsverfahren den Modulkatalog, sowie die dazugehörigen Auswahldokumente zukommen ließ.
Studium an der Gastuniversität
Die Beschreibungen der einzelnen Lehrveranstaltungen im Modulkatalog waren in ihrer Leistungserfassung, den Anforderungen und der Leistungsbewertung von vornherein durchgängig transparent. Dem Dokument konnten alle Informationen zu Leistungspunkten und Art der Veranstaltung entnommen werden. So wählte man aus diesem Katalog zunächst vier bevorzugte Kurse und gab zudem noch vier Alternativkurse an, da die Seminarzeiten zunächst nicht bekanntgegeben worden sind. Die Universität erstellt den Studierenden dann einen Stundenplan, basierend auf den Präferenzen. Sollte sich etwas überschneiden, wurde einer der Alternativkurse angegeben, dies war in meinen beiden Semestern jedoch nur einmal der Fall. Die Standard-Leistungserfassung war in den von mir belegten Seminaren lediglich ein Essay, im Umfang von 3.000 bis 4.000 Wörtern, da ich hauptsächlich Kurse aus dem dritten Jahr besucht habe. Veranstaltungen aus dem ersten Studienjahr bevorzugen eher Klausuren oder mehrere kleineren Essays als Leistungserfassung. In jedem meiner vier Kurse pro Semester wurde ich im Schreiben der Hausarbeiten umfassend betreut und beraten, so bieten manche Dozenten bereits vorgegebene Titel an, andere gewährleisten einen Freiraum zur Erschaffung eigener interessebasierender Forschungsfragen. Internationale Studierende, dessen Muttersprache nicht Englisch ist, werden zusätzlich durch das Career Center der Universität unterstützt, indem sie kostenlos an Schreibwerkstätten oder Workshops zur Erstellung von Gliederungen, zur Quellensuche und vielem mehr teilnehmen durften. Besonders in dem Studiengang Philosophy, Ethics and Religion erwies sich das Studienklima als herausragend angenehm und schon fast familiär, da es sich hierbei um einen kleineren Studiengang handelt. Sowohl Dozierende, als auch Studierende oder Tutoren waren stets unterstützend und halfen mir unter anderem bei der Wiederholung von Grundlagen, die ich in dieser Form noch nicht an der Universität Potsdam erworben hatte. Durch diese offene und freundliche Umgangsweise entsteht viel Freiraum für anregende Diskussionen und Debatten innerhalb der Seminare. Die University of Winchester verfügt über eine Bibliothek, welche 24h täglich zugänglich und mit zahlreichen Computertools ausgestattet ist. Im Allgemeinen ist die Universität technisch gut ausgestattet und verfügt über zahlreiche Lern- und Studienräume für Gruppenarbeiten oder Ähnliches. Empfehlenswert ist für musikalische Studierende auch die Nutzung der Musikräume, in welchen Musikinstrumente für alle zugänglich sind, sowie die Tonstudios, z.B. zur Aufzeichnung von Interviews für Vorträge oder Ähnlichem.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Der Kontakt zu Kommilitonen ist sehr einfach aufzubauen, da diese meist sehr interessiert an internationalen Studierenden sind und auch generell gern außerhalb der Seminare Kontakt halten. Die meisten Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden machte ich allerdings in den beiden Societies, denen ich beigetreten bin. Da ich bereits in Deutschland den Sport Cheerleading seit vielen Jahren betrieb, schloss ich mich dem Cheerleading Universitätsteam an, sowie der International Society. In diesen beiden Societies lernte ich eine Menge neue Freunde kennen, die mir nicht nur halfen mich an der Universität zurechtzufinden, sondern auch in der allgemeinen Lebenssituation in Winchester. Internationale Studierende aus Europa und aller Welt lernte ich in der International Society kennen, durch welche so einige Feste und Spieleabende, Campus- und Stadttouren, oder auch größere Wochenendtrips in die Umgebung Englands organisiert wurden. Die Teilnahme an solchen Veranstaltungen kann ich nur empfehlen! Generell würde ich jedem Erasmus-Studenten ans Herzen legen, zumindest eine der zahllosen Societies beizutreten, so gibt es eine endlose Auswahl an Mannschaftssportarten, künstlerischen Gemeinschaften, musikalischen Societies oder auch thematischen Diskussionsgruppen sowie politische Gruppen. Durch dieses breite Angebot ist so ziemlich jeder Studierende in einer der Societies und kann hierbei neue Kontakte knüpfen.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Durch meine bilinguale Schulausbildung und mein Englischstudium war die Sprachkompetenz kein größeres Problem. Doch besonders in den Bereichen des schriftlichen Ausdrucks, seien es private Nachrichten an Freunde, formale Mails an Dozenten, thematische Forenbeiträge oder kritische Essays, habe ich meine Sprachkenntnis deutlich verbessern können. Ich schätze meine Sprachkompetenz daher trotz vorangegangenem Studium immer noch als weiter verbessert durch den Aufenthalt in England. Mündliche Sprachkompetenz wird zudem durchgängig im Alltagsleben geübt und um einen hervorragenden britischen Akzent nur noch ergänzt.
Wohn- und Lebenssituation
Um die Unterkunft in Winchester musste ich mir zu keiner Zeit Gedanken machen, da die Universität Wohnheimplätze im „West Downs Student Village“ für internationale Studierende zur Verfügung stellt. Ich würde daher keinem empfehlen, sich selbst eine Unterkunft zu besorgen, da diese für gewöhnlich entweder sehr weit vom Campus entfernt lokalisiert sind oder aber im Umkreis der Uni die Kosten des Wohnheims überschreiten. Für das Wohnheimzimmer ist keine Kaution zu bezahlen, lediglich die Miete für die Dauer des Aufenthalts, welche in einer Summe oder verteilt auf drei Raten abbezahlt werden kann. Das Wohnheim beinhaltet eine gemeinsame Küche und jeweils zwei gemeinsame Dusch- und Toilettenräume, die von den sechs WG-Mitgliedern geteilt werden, für ausreichende Hygiene ist in den gemeinsamen Arealen gesorgt, denn diese werden täglich durch eine Reinigungskraft sauber gehalten. Das „West Downs Student Village“ ist nur ca. 7 Minuten Fußweg vom Hauptgebäude des Campus entfernt und damit ideal gelegen. Wer jedoch eine Unterkunft mit Essensbereitstellung und ohne „self-catering“ bevorzugt, kann auf Wunsch auch in einem anderen Wohnheim untergebracht werden und erhält dann monatlich ein Essensguthaben zum Erwerb von warmen Speisen in der Mensa der Uni. Der Hauptcampus befindet sich etwa 15 Minuten Fußweg vom Stadtzentrum entfernt, hier befinden sich die Einkaufsmöglichkeiten. Der Bahnhof ist nur 10 Minuten vom Campus und Wohnheim entfernt, der Busbahnhof liegt am Ende des Stadtkerns, etwa 20 Minuten Fußweg entfernt. Empfehlenswert ist die Nutzung des National Express, ein Busunternehmen, welches viele Orte Englands bereist, und dabei deutlich günstiger als die Bahn ist. Sucht man jedoch nach einer schnelleren Verbindung nach London, sollte man eher die Bahn nehmen, da diese in nur 90 Minuten das Londoner Stadtzentrum erreicht. Von den Flughäfen Londons empfiehlt sich jedoch eher die Fahrt mit dem National Express, aufgrund der erheblichen Preisersparnisse. Besondere Freizeitangebote befinden sich vor allem in der nahegelegenen Stadt Southampton, in welcher sich zahllose Clubs, Museen, Kinos und Shoppinggelegenheiten befinden. Mit dem National Express, sowie mit dem Blue Star 1 (regionaler Bus) ist diese Stadt in weniger als einer Stunde erreichbar. Auch in Winchester befinden sich einige Shopping-Möglichkeiten und ein kleineres Kino. Die Freizeitgestaltung in Winchester spielt sich jedoch eher auf dem Campus ab, so finden hier die jeweiligen Society-Treffen statt, aber auch wöchentliche Partys exklusiv für Studierende der Universität. Zu beachten ist, dass alle Geschäfte in Winchester zwar 7 Tage die Woche geöffnet sind, jedoch täglich um 17 Uhr schließen. Einkäufe sollten also an freien Tagen getätigt werden, da die Geschäfte nach der Uni geschlossen sind. Die Lebenshaltungskosten, vor allem im Bezug auf Nahrung, sind dabei höher als in Deutschland, besonders in Zeiten, in denen der Pfund im Kurs steigt, dies sollte stets beachtet werden. Auch die Miete im Wohnheim erweist sich als verhältnismäßig hoch im Gegensatz zu Deutschland. Zusätzlich zur Abschließung einer Auslandskrankenversicherung bietet sich eine sogenannte GP-Registration an, welche umfangreich in der Welcome-Week erläutert wird. Für kürzere Zeiträume von drei Monaten ist dies jedoch nicht zwingend notwendig, jedoch empfehlenswert.
Studienfach: Englisch und LER auf Lehramt
Aufenthaltsdauer: 09/2019 - 03/2020
Gastuniversität: University of Winchester
Gastland: Großbritannien
Rückblick
Im Rückblick auf die knapp 7 Monate, die ich in Winchester verbringen durfte, kann ich es jedem Studenten, der darüber nachdenkt, nur wärmstens empfehlen und definitiv ans Herz legen. Nicht nur der sprachliche Aspekt steht hier im Vordergrund, auch die Erfahrung einer neuen Lebenslage/-situation und einer neuen kulturellen Umgebung ist ein ausschlaggebendes unterstützendes Argument. Die sozialen Umgangsweisen der Studierenden und Beschäftigten der Universität, sowie die generelle Freundlichkeit der Engländer erweisen sich als unterstützende, willkommenheißende und wertschätzende Umgebung für einen solchen Austausch. Besonders durch die limitierte Größe der Universität Winchester entsteht eine familiäre Atmosphäre, die einen fast vergessen lässt, dass dies nicht die Heimat ist. Die Lebenserfahrung, welche ich in Winchester machen durfte, hat mich nicht nur auf akademischer, sondern auch auf persönlicher Ebene sehr weit gebracht.
Abschließende Empfehlungen meinerseits:
1. Join a Society! Tretet unbedingt einer der zahllosen Societies oder Clubs der Universität bei, denn für jeden ist etwas Interessantes dabei und ihr lernt sehr schnell Freunde fürs Leben kennen.
2. Get a young adult ticket! Für den oben erwähnten National Express gibt es vergünstigende Tickets für junge Menschen, welche ihr online beantragen könnt. Diese kosten einmalig 12 Pfund, jedoch spart ihr bei jeder Fahrt ein Drittel des eigentlichen Preises, so habt ihr diese Gebühr bereits nach der zweiten Reise nach London wieder raus.
3. Socializing! Versucht Kontakte zu Studierenden und Dozierenden aufzubauen, denn diese sind jederzeit gewillt, euch bei allem möglichen zu unterstützen! Besonders die Dozierenden freuen sich jederzeit über persönliche Nachfragen zu Seminarinhalten oder Ähnlichem und stehen ihren Studierenden jederzeit mit einem offenen Ohr zur Seite.
4. Use the Welcome-Week! Diese Woche ist essenziell für das Leben auf dem Campus und das Lernen in der Universität. Versucht möglichst alle angebotenen Veranstaltungen zu besuchen, um einen Überblick über das neue Unileben zu bekommen (und vor allem, um Informationen über die Funktionsweise der Online-Plattformen der Universität zu bekommen).