Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Vorbereitungen für meinen Auslandsaufenthalt liefen insgesamt reibungslos. Ich habe mich zunächst im Januar 2024 an der Universität Potsdam für ein Auslandssemester beworben. Der Bewerbungsprozess war einfach, da alles über ein Online-Portal lief und ich mich lediglich um Dokumente, wie zum Beispiel den Sprachnachweis kümmern musste. Diesen kannst du ganz einfach beim Zessko anfragen. (https://www.uni-potsdam.de/de/zessko/sprachen/engl-phil/sprachnachweis )
Die Zusage für einen Platz an der University of Southampton erhielt ich dann Anfang März. Die Universität Potsdam nominierte mich an der Gastuni, während ich auf eine Mail der Gastuni wartete, um mich offiziell in Southampton bewerben zu können. Wichtig zu wissen ist an der Stelle ist, dass nicht alle Gastunis die Bewerbungsunterlagen per Mail verschicken. Bei manchen muss du dich selbst auf den Webseiten der jeweiligen Uni schlau machen. Die University of Southampton schickt den Auslandsstudenten die Bewerbungsunterlagen allerdings zu.
Die Bewerbungsunterlagen erhielt ich einen Monat später, Anfang April. Das Ausfüllen dieser Unterlagen war übersichtlich und einfach, da auch hier wieder alles über ein Online-Formular ausgefüllt werden musste. Dazu gehörten Informationen zum Reisepass, persönliche Information und Information zum bisherigen Studienverlauf, einen aktuellen Leistungsnachweis, sowie den Modulwunsch an der Gastuni. Für diese Bewerbung hatte ich über einen Monat Zeit. Ende Mai bekam ich dann die offizielle die Zusage der University of Southampton. Insgesamt war die Kontaktaufnahme mit der Gastuni einwandfrei. Hatte ich Fragen, wurden diese innerhalb weniger Stunden oder Tage per Mail gut und ausführlich beantwortet. Da Großbritannien nicht mehr Teil der EU ist, war das Erasmus+ Programm etwas abgespeckter für mich. Die Studiengebühren werden bezahlt, allerdings gibt es keinen finanziellen Zuschuss. Unterkunft, Verpflegung und Aktivitäten vor Ort müssen komplett selbst finanziert werden.
Studium an der Gastuniversität
Das Studiensystem der University of Southampton war übersichtlich und gut organisiert. Du wirst regelmäßig durch Mails auf den aktuellen Stand gebracht und erfährst durch das Online-Tool Blackboard einiges über die jeweiligen Module und Ankündigungen zu Seminaren oder Vorlesungen. Die Anforderungen waren höher als an der Universität Potsdam, was hauptsächlich daran lag, dass die Vorlesungen und Seminare deutlich kürzer waren und dadurch mehr selbstständig erarbeitet werden musste. Eine Vorlesung und ein Seminar dauerten meistens 45 Minuten. Manche Kurse hatten allerdings Doppelstunden, welche dann wiederum 105 Minuten andauerten. Das liegt daran, dass es in Großbritannien kein akademisches Viertel gibt und die Lehrveranstaltungen somit alle immer zur vollen Stunde beginnen und viertel vor enden (Beispeil: 13:00 Uhr bis 13:45 Uhr oder 13:00 Uhr bis 14:45 Uhr).
Die Leistungsbewertung hatte ich persönlich strenger erwartet als sie schlussendlich war. In Southampton schreibt man hauptsächlich Essays oder hält Präsentationen, wenn man Englisch studiert. Demnach gab es auch weniger Lerndruck oder großen Stress während des Mid-Terms. Die Noten erhälst du nicht, wie gewohnt im Kommazahlen, sondern in Prozenten. Die Essays werden mit 100% am höchsten bewertet und alles unter 40% zählt als nicht bestanden. Die Dozenten bewerten die Essays nach Inhalt und Sprache, hinterlassen Kommentare, die sehr hilfreich sind, und geben ausführliches Feedback am Ende. Wenn du dich rechtzeitig an die Essays setzt oder Präsentationen vorbereitest, ist es definitiv machbar gute Noten in Southampton zu erhalten. Die Dozenten stehen auch jederzeit zur Verfügung für ein Gespräch, wenn du Hilfe benötigt oder du dir unsicher bist, wie du dein Essay schreiben sollst. Demnach würde ich das Studienklima an der University of Southampton auch definitiv als ein gutes Klima einstufen. Jede Person, mit der ich während meines Aufenthaltes Kontakt hatte, war sehr nett und zuvorkommend gewesen. Es gab keinerlei Kommunikationsprobleme oder ungeklärte Fragen. Die Dozenten waren sehr aufgeschlossen und an ihren Studierenden interessiert, was den Aufenthalt und das Anpassen erleichterten. Die Uni an sich hatte eine sehr angenehme Einrichtung und bot viele Orte zum Lernen an, die nicht nur geräumig, sondern auch gemütlich waren. Der Campus der Universität war auf zwei Standorte aufgeteilt, die durch einen 15-minütigen Fußweg getrennt waren. Also sehr leicht und einfach zu erreichen. Auf dem Hauptcampus befindet sich auch die große Bibliothek, die definitiv ein Besuch wert ist. Sie bietet viele Möglichkeiten zum Arbeiten oder Lernen an und eine Bandbreite an Lektüren und Lehrbüchern. Auch ein Computerraum befindet sich im Erdgeschoss, wo man sich mit seinen eigene Log-in-Daten der Uni anmelden und arbeiten kann. Oder Sachen ausdrucken kann, wenn man das möchte.
Die University of Southampton kümmert sich gut um ihre Auslandsstudenten. Noch während der Fresher’s Week (Einführungswoche), wirst du einem PAT (Personal Academic Tutor) zugeteilt. Dieser steht für Fragen zum Studium und bei Sorgen oder Problemen bereit. Wenn es dir gesundheitlich nicht gut geht und es starken Einfluss auf dein Studium hat, kannst du dich ebenfalls bei deinem PAT melden, um eine Lösung zu finden. Der PAT, den ich hatte, hatte regelmäßige Treffen geplant, um sich zu erkundigen, wie ich mich eingelebt habe, wie das Studium läuft und wie ich mit den Essays vorankam. Auch wenn ich meinen PAT nicht wegen Problemen oder Sorgen kontaktieren musste während meines Aufenthaltes, war es dennoch eine gute Beruhigung zu wissen, dass jemand für Notfälle da war.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Der Kontakt zu einheimischen Studierenden war definitiv gut und passierte relativ schnell. Da ich in einem Wohnheim von der Uni wohnte, hatte ich die Chance Einheimische gut kennenzulernen. Die meisten Briten sind tatsächlich sehr aufgeschlossen und interessiert an Auslandstudenten und stellen viele Fragen. Andere wiederum sind in ihren Gruppen und zeigen weniger Interesse, aber es definitiv nicht unmöglich mit Briten in Kontakt zu kommen und sich sogar anzufreunden. Zu anderen ausländischen Studierenden konnte ich genauso schnell und guten Kontakt aufbauen. Die University of Southampton schreibt Auslandsstudierende nämlich automatisch einen Kurs ein, der den Aufenthalt an der Uni erleichtern soll. In diesem Kurs befinden sich demnach nur Studierende, die aus dem Ausland kommen. Du lernst dadurch schnell neue Kulturen kennen und hast einen guten Austausch mit anderen Studierenden. Ich hatte den meisten Austausch mit Leuten aus Deutschland und Frankreich in diesem Kurs, was wirklich toll war.
Ansonsten findest du recht schnell und guten Anschluss, wenn du dich in ein oder zwei Societies anmeldest. Societies sind von anderen Studierenden gegründete Veranstaltungen, die verschiedene Hobbys oder Aktivitäten abdecken. Es ist für jeden etwas dabei. Du triffst dich einmal pro Woche mit der Gruppe und hast einfach eine gute Zeit zusammen. Manchmal geht es auch zusammen in einen Pub, nehmt an Pub Quizzes Teil oder es werden andere Get Togethers organisiert. Der Fokus bei den Societies liegt immer auf das Zusammenkommen und den Austausch mit anderen. Ein guter Ort, um neue Freunde zu finden.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Persönlich kann ich sagen, dass ich eine Verbesserung meiner Sprachkompetenz sehen kann. Vor allem, was meinen Akzent betrifft. Ich muss dazu allerdings sagen, dass mein Englisch und meine Aussprache bereits vor dem Auslandsaufenthalt sehr gut waren. Durch den täglichen Austausch mit Briten und das Hören und Lesen der englischen Sprache, konnte ich mein Wissen allerdings gut vertiefen und es als fantastische Übung ansehen, die mir rückblickend sehr viel gebracht hat. Ich fühle mich deutlich sicherer und selbstbewusster, wenn ich Englisch spreche und kann mich noch deutlicher ausdrücken.
Wohn- und Lebenssituation
Direkt, nachdem ich die Zusage der University of Southampton erhalten hatte, habe ich mich für einen Wohnheimplatz beworben. Die Uni hatte einen Link mitgeschickt (https://www.southampton.ac.uk/student-life/accommodation ), über den du direkt zu den Wohnheimen und das Portal kommst, wo du dir einen Account erstellen musste. Über das Portal kannst du dir drei Wohnheime aussuchen und nach Priorität ordnen. Glen Eyre, in diesem Wohnheim war ich, liegt ziemlich nah am Campus und kann es definitiv empfehlen. Solltest du aber lieber näher am Stadtzentrum wohnen wollen, würde ich Mayflower empfehlen.
Es besteht auch die Wahl zwischen einer Quiet Flat (ruhigerer Lifestyle und jeder ist eher unter sich) und einer normalen Flat wählen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit zwischen unterschiedlichen Zimmern zu wählen. Unter anderem kannst du zwischen einem Standardzimmer oder einem En-Suit-Zimmer wählen. Der einzige Unterschied zwischen den Zimmern ist, dass ein Standardzimmer kein eigenes angrenzendes Badezimmer hat und du dir dieses mit fünf anderen Flatmates teilen muss. Eine der größten Besonderheiten, im negativen Sinne, sind die Kosten dieser Unterkünfte. Man kann es nicht schönreden, ein Studium in Großbritannien ist teuer. Die Kosten der Wohnheime liegen in Southampton zwischen £120-£200 (ca. 144€-241€) pro Woche. Also bist du bei vier Monaten Aufenthalt definitiv bei £3.000-£4.000 (ca. 3.600€-4.800€) insgesamt dabei. Zusätzlich musst du dich noch selbst um Bettwäsche, Kissen, Decke, Utensilien für Badezimmer und Küche kümmern. Die meisten bringen Dinge von zuhause mit. Du kannst dich aber auch mit seinen Faltmates vor Ort absprechen, ob ihr euch gewissen Dinge in der Küche, wie Pfanne oder Wasserkocher, teilen könnt. Ein großer Vorteil der Wohnheime ist allerdings, dass die Fahrkarte für den Bus inbegriffen ist. Diese wird dir, nach erhaltenen Wohnheimplatz per Mail zugeschickt und du kannst sie ganz leicht einer App hinzufügen. (https://www.unilinkbus.co.uk/ )
Die öffentlichen Verkehrsmittel in Southampton bestehen hauptsächlich aus Bussen und einer Regionalbahn, die ab Southampton Central fährt. Von Southampton kommst du innerhalb von einer Stunde und zwanzig Minuten nach London Waterloo und kannst von da aus perfekt London erkunden. Auch Orte wie Bath, Salisbury oder Brighton liegen nicht weit von Southampton entfernt und sind einen Tagesausflug auf jeden Fall wert. Die Busse in Southampton haben Direktverbindungen zwischen den Wohnheimen, dem Campus und dem Stadtzentrum. Die meisten Fahrten dauern zwischen zehn und maximal dreißig Minuten. Southampton hat ein großes Angebot was Pubs, Restaurant und Shopping betrifft. Am West Quay, der Shoppingmall, befinden sich viele Shops, Restaurants und das Showcase Cinema. Ein großes Kino mit unglaublich bequemen Sitzen. Du kannst also im Zentrum definitiv den ein oder anderen guten Abend verbringen und viele schöne Fotos machen. Einen Besuch am Hafen empfehle ich auch sehr.
Hauptsächlich habe ich alles mit meiner Karte im Ausland bezahlt, da die Briten in den meisten Shops sowieso einen Self-Check-Out hatten und es einfach schneller und leichter ging. Ich rate dir dennoch vorher mit deiner Bank zu reden und abzuklären, ob eventuelle Gebühren anfallen, wenn du im Ausland mit deiner Karte bezahlst. Wie schon erwähnt ist England teuer und das machte sich vor allem an den wöchentlichen Einkäufen bemerkbar. Hier ein guter Ratschlag: Geh nicht jede Woche zu Sainsbury’s oder Waitrose. Diese Supermärkte sind unfassbar teuer und ich durfte nach zwei Wochen feststellen, dass ein Einkauf bei Sainsbury’s doppelt so teuer ist, wie ein Einkauf bei Aldi oder Lidl. Um bei den Zugfahrten Geld zu sparen, denn glaub mir, du wirst mit Sicherheit oft nach London oder zu umliegenden Städten fahren, empfehle ich dir eine Railcard zu kaufen. Das ist im Grunde genommen wie die BahnCard hier in Deutschland. Sie kostet dich einmalig £30 und ist ein ganzes Jahr gültig, lohnt sich wirklich, denn du sparst ein Drittel der Kosten der Fahrkarten. (https://www.railcard.co.uk/ )
Studienfach: Anglistik/Amerikanistik & Germanistik
Aufenthaltsdauer: 09/24 – 01 /25
Gastuniversität: University of Southampton
Gastland: Großbritannien
Rückblick
Rückblickend kann ich wirklich sagen, dass sich das Auslandssemester mehr als gelohnt hat. Ich habe nicht nur meine Sprachkompetenz verbessert, sondern auch mehr Selbstbewusstsein dazugewonnen. Nicht zu vergessen eine großartige Freundschaft. Auch wenn der Anfang schwer sein mag und du dir in der ersten Woche denkst, dass es zu viel wird, kann ich mit Gewissheit sagen, dass es ganz schnell zu einer der besten Erfahrung deines Lebens wird und du die Zeit so sehr genießt, dass dir der Abschied schwerer fallen wird als das Einleben am Anfang.