Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Vor meinem Auslandsaufenthalt besuchte ich die Infoveranstaltungen der Uni Potsdam zum Auslandssemester. Unter anderem erfuhr ich dadurch über das PROMOS-Stipendium des DAAD, welches sich besonders für einen Aufenthalt in der UK anbietet, da ich sonst für meine Aufenthalt kein Erasmus-Stipendium bekommen hätte. Eine Bewerbung auf dieses Stipendium kann ich sehr empfehlen. Ansonsten lief die Bewerbung wie für jedes Erasmus-Land über den Austauschkoordinator ab. Etwa ein halbes Jahr vor meinem geplanten Auslandssemester bekam ich eine Einladung von der University of Plymouth, mich bei ihnen auf einen Platz zu bewerben. Dafür musste ich bis Ende Mai einen englischen Leistungsnachweis, eine Kopie meines Reisepasses und ein Motivationsschreiben einreichen. Falls ich mich für zwei Semester beworben hätte, hätte ich auch einen Sprachnachweis vorweisen müssen. Ende Juni bekam ich dann eine umfassende E-Mail mit Informationen bezüglich der Vorbereitung des Aufenthaltes (wie Unterkunft, Einführungswochen etc.). Bei Fragen hat das Incoming Exchange Team immer sehr freundlich und hilfsbereit geholfen (incomingexchangeuplymouth.acpuk oder +44 1752 587518). Sehr wichtig ist zu prüfen, ob man ein Visum oder ETA für den Aufenthalt braucht. Dafür bieten sich Seiten wie https://www.gov.uk/check-uk-visa an. Die zwei Einführungswochen vor Semesterbeginn waren nicht nur sehr hilfreich, um erste Kontakte zu knüpfen, sondern auch, um offene Fragen und organisatorische Aufgaben zu klären.
Studium an der Gastuniversität
Das Studiensystem der Gastuniversität war ähnlich wie das der Universität Potsdam. Ich konnte Module aus unterschiedlichen Undergraduate Programmes (=Bachelor) und Semestern wählen. Ich belegte drei Kurse (je 20 ECTS = 10 LP) aus dem 2. und 3. Jahr, deren Leistungsanforderungen vergleichbar mit denen der Uni Potsdam sind. Man sollte bei der Kurswahl darauf achten, ob die Module im Winter- oder Sommersemester angeboten werden. Im Vergleich zu Potsdam war es in Plymouth deutlich üblicher, Essays und Aufgaben (als Modulprüfung) während des Semesters zu schreiben, wodurch sich der Arbeitsaufwand gut verteilt hat. Je nach Modul können aber auch normale Klausuren die Prüfungsform sein. Die Prüfungen werden mit Noten von 0-100% bewertet und der Arbeitsaufwand war gut zu bewältigen. Die Professoren waren sehr freundlich und das gesamte Studienklima war sehr angenehm. Ich hatte zwar keine persönliche Ansprechperson, aber der „Student Hub“ in der Bibliothek bietet eine gute Anlaufstelle für alle möglichen Fragen. Die Bibliothek war 24/7 offen und nur mit Studierendenausweis betretbar. Dort konnte man sich auch Laptops ausleihen. Ansonsten gibt es auf dem Campus verteilt Computertools.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Während meines Aufenthaltes hatte ich sehr viel Kontakt mit Briten. Das liegt vor allem daran, dass ich viel Zeit mit meinen englischen Mitbewohnern verbracht habe. Außerdem hatte ich eher kleinere Kurse, in denen ich mich mit einheimischen Kommilitonen vernetzen konnte. Auch lernte ich in den Einführungswochen schnell internationale Studierende kennen und hatte so eine gute Mischung aus Kontakten zu einheimischen und internationalen Studenten. Daher empfehle ich sehr, an den Einführungswochen teilzunehmen, da sie eine gute Möglichkeit darstellen, Freunde zu finden. Weiterhin kann man das vielfältige Society-Angebot (zum Beispiel für Sport und andere Aktivitäten mit wöchentlichen Treffen) nutzen, um andere Studenten kennenzulernen.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Ich kann auf jeden Fall sagen, dass der Aufenthalt mein Hörverstehen verbessert hat (speziell in Situationen, in denen mehrere Personen in größeren Gruppen gleichzeitig reden). Auch die verschiedenen Dialekte sind für mich nun besser zu verstehen. Obwohl ich immer wieder Fehler im Englischen mache, hat sich mein Selbstvertrauen deutlich gesteigert und Englisch zu reden ist nun sehr viel gewohnter. Zudem habe ich einige englische Redeweisen kennengelernt, wie dass „half eight“ halb neun bedeutet.
Wohn- und Lebenssituation
Die Universität in Plymouth bietet sowohl Einzelapartments, als auch WGs verschiedener Größen an (https://www.plymouth.ac.uk/services/accommodation), wobei man angeben kann, ob man sich auf eine reine Jungs-/Mädels-WG oder eine gemischte Wohngemeinschaft bewerben will. Ich hatte mich für eine 8er-WG entschieden und bin sehr glücklich mit meiner Entscheidung. Durch die Größe der WG war immer etwas in der Wohnung los und ich habe viele tolle Erlebnisse mit meinen Mitbewohnern erlebt und sie sehr liebgewonnen. Das Wohnheim bietet jedoch auch außerhalb des WG-Lebens einige Möglichkeiten wie Filmabende und Bastelstunden, die man nutzen kann, um andere Studenten kennenzulernen. Die gemeinschaftlich genutzten Räume der Wohnung (zwei Bäder und eine Küche) wurden von der Universität wöchentlich geputzt. Nach anfänglichen Zweifeln stellte sich schnell heraus, dass die zwei Bäder gut ausreichen. Die Küche war bei acht Personen schnell etwas voll, aber hat sich sehr gut als Gemeinschaftsraum angeboten. Mit etwa 129 Pounds/week (in etwa 620 Euro/Monat) hatte ich ein günstigeres Zimmer. Die Wohnheime sind vollständig möbliert, aber Bettwäsche, Handtücher und Geschirr müssen selbst besorgt werden. Dafür bieten sich günstige Läden wie Wilkos oder Poundland an. Ansonsten war die Küche mit Toaster, Mikrowelle etc. vollständig ausgestattet. Die Häuser sind sehr zentral gelegen (5 min Fußweg zur Uni und Innenstadt, 15 min Fußweg zum Bahnhof und Meer), weshalb ich öffentliche Verkehrsmittel nur für Ausflüge genutzt habe. Weiter entfernte Ziele, wie süße Küstenstädte wie St Ives, sind innerhalb von 30 Minuten bis drei Stunden mit dem Zug sehr gut zu erreichen. Auch nach London fahren regelmäßig Züge (die Fahrt dauert etwa drei bis vier Stunden). Ein Tipp fürs Busfahren: Wenn man an der Bushaltestelle steht, ist es üblich, die Hand rauszuhalten, damit der Bus anhält. Die Anreise nach Plymouth per Flugzeug ist nur über Bristol oder London möglich, da es keine Direktflüge nach Plymouth gibt. Ich habe mich für eine Zugreise entschieden, die gut in einem Tag schaffbar und mit einem Interrailticket vergleichsweise günstig ist. Die verbleibenden Reisetage konnte ich für weitere Reisen in der UK nutzen, sodass sich das Ticket für mich sehr gelohnt hat.
Lebensmittelkosten sind vergleichbar mit denen in Deutschland. Allerdings ist Alkohol in der UK teurer. Auch wenn Supermärkte wie Coop und Sainsbury´s sehr nah am Wohnheim sind, kann ich empfehlen, für größere Einkäufe zum etwa zehn Gehminuten entfernten Aldi zu gehen, da dieser eine deutlich größere Auswahl hat und um einiges günstiger ist. Cafés auf dem Campus bieten Frühstück und Mittagessen für etwa vier bis fünf Pfund an (auch vegetarisch und vegan). Vegetarisch oder vegan zu kochen ist in Plymouth gut möglich, was mich persönlich gefreut hat. Um keine Gebühren beim Bezahlen zu haben, sollte man sich vorab bei seiner Bank über die Kartenkonditionen informieren. Mir wurde der Tipp gegeben, bei einer Kartenzahlung anzugeben, dass man in Pfund zahlen will (manchmal wird man gefragt, ob man in Pfund oder in Euro zahlen will), da dies die günstigere Variante sein soll. Bargeldzahlung ist meistens möglich, aber nicht üblich. Trotzdem kann ich empfehlen, immer etwas Bargeld dabei zu haben, vor allem, wenn man seine neue Karte die ersten Male nutzt.
Auch neben den Societies gibt es einige Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten: Die Universität besitzt ein Gym, sowie ein Schwimmbad und Einzelangebote wie Yoga oder Wandertouren. Ansonsten kann man Ausflüge ins Umland (Küste, Dartmoor) machen, durch Plymouths Parks und Küstenstraßen spazieren, das Aquarium besuchen oder im Einkaufszentrum Drake´s Circus shoppen gehen. Vor allem das Nachtleben ist in Plymouth sehr aktiv. Die Stadt bietet viele Bars (mit Karaoke, Pub-Quiz, Billard und mehr), sowie zahlreiche Clubs, die meist gut besucht sind. Besonders beliebt ist die Bar „Wetherspoons“ und die SU (Student Union) lädt jedes Wochenende zu Studentenpartys auf dem Campus ein.
Studienfach: Geoökologie
Aufenthaltsdauer: 09/2024 - 01/2025
Gastuniversität: University of Plymouth
Gastland: Großbritannien
Rückblick
Insgesamt kann ich sagen, dass ich speziell die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen in Plymouth geschätzt habe und sehr begeistert von Englands Natur bin. Ich bin sehr glücklich, in Plymouth gewesen zu sein, habe mich unglaublich wohl gefühlt und eine tolle Zeit gehabt. Egal für welche Stadt du dich im Endeffekt entscheidest, ich kann ein Auslandssemester jedem nur empfehlen und wünsche dir viel Glück bei deiner Bewerbung und viel Spaß im Ausland!