Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Schon zu Beginn meines Studiums wusste ich, dass ich gern einen Teil meines Studiums in England verbringen möchte. Zu Beginn des dritten Semesters informierte ich mich dann auf den Seiten des Historischen Instituts der Uni Potsdam nach den verschiedenen Partneruniversitäten und bewarb mich für drei verschiedene Unis. Die University of Manchester war mein Erstwunsch und glücklicherweise wurde ich für das Programm in Manchester auch angenommen. Für die Bewerbung musste man einige Dokumente, wie ein Motivationsschreiben, einen Lebenslauf und eine Leistungsübersicht beim Historischen Institut per Email beim zuständigen Koordinator einreichen. Auch ein kurzes persönliches Gespräch war notwendig. Schon nach wenigen Wochen bekam ich dann die Zusage und musste mich bei der University of Manchester auch offiziell bewerben. Da ich Erasmus Student war, konnte man einige Angaben im Online Portal auslassen und auch die Bewerbung beschränkte sich auf ein paar Angaben. Zusätzlich musste man eine Liste der Veranstaltungen hochladen, die belegt werden sollten. Die Uni hat auf ihrer Website für jeden Studiengang umfangreiche Beschreibungen und unter anderem sind dort sämtliche Kurse aufgelistet, die in den drei Jahres eines Bachelorstudiums gewählt werden können. Eine Übersicht für Geschichte findet sich hier! Da ich Geschichte, Politik und Gesellschaft studiere, konnte ich auch Module aus der Politikwissenschaft belegen, sodass ich letztendlich drei geschichtswissenschaftliche und drei politikwissenschaftliche Kurse aus dem zweiten Jahr belegt habe.
Ich fühlte mich sowohl vom International Office in Potsdam als auch in Manchester gut betreut. Ich habe viele Infos bekommen, die mir beispielsweise bei der Wohnungssuche hilfreich waren. Über die Wohnheimvermittlung der Uni habe ich mich für verschiedene Häuser beworben und letztendlich ein Zimmer in einer Wohnung mit vier weiteren Mitbewohnern gefunden. Ich würde es jedem empfehlen, sich rechtzeitig auf Wohnungssuche zu begeben, da die Wohnheime schnell voll werden.
Studium an der Gastuniversität
Anfang September 2019, also etwa 10 Tage vor Beginn des Vorlesungszeitraumes, bin ich nach Manchester gezogen. Die erste Woche war die sogenannte Freshers Week bzw. Welcome Week, für all diejenigen, die ihr erstes Semester an der Uni verbringen. Dabei haben sich die unglaublich vielen und unterschiedlichen Societies vorgestellt und es gab Workshops und Informationsveranstaltungen zu den verschiedensten Themen, wie bspw. Wohnen, Finanzen, Studium aber auch Freizeitaktivitäten.
Ich war für zwei Semester an der University of Manchester, also das Winter- und Sommersemester, wobei die Coronasituation mich leider dazu gezwungen hat früher abzureisen als geplant. Dennoch habe ich weiterhin online Kurse besucht und berichte daher hier vom gesamten akademischen Jahr. Man studiert pro Semester 60 Manchester Credits, die umgerechnet 30 ECTS entsprechen. In der Regel hat jedes Modul 20 Credits, sodass man mit 3 Kursen pro Semester rechnen kann. Grundsätzlich muss man pro Kurs mit mehreren Prüfungsleistungen rechnen, die zu festgelegten Zeitpunkten abgegeben werden müssen. Das erwies sich einige Male als ziemlich arbeitsaufwendig, da ich pro Kurs etwa 2-3 Essays zu je zwischen 1500 und 3500 Wörtern hatte. Die Seminare muss man dann noch nebenbei wöchentlich durch Lektüre der entsprechenden Texte vorbereiten, sodass der Arbeitsaufwand schon sehr umfangreich werden kann. Dennoch hat mir das Studium dort immer viel Freude bereitet, denn die Seminare sind klein, gut organisiert und oft wurden die Vorlesungen spannend betrieben.
Zu jedem Kurs gibt es umfangreiche Course Guides die detailliert den Aufbau des Kurses beschreiben, Literatur für die jeweiligen Wochen ausweisen aber auch mögliche Fragestellungen für die Essays beinhalten. Bei mir bestand jedes Modul aus einer circa 90 minütigen Vorlesung, die auch mal auf zwei Tage zu je 45 Minuten unterteilt sein kann, sowie 50-90 minütige Seminare oder Tutorials. Die Vorlesungen wurden oft von 4-5 verschiedenen Dozenten gehalten, die zu den jeweiligen Themen Experten waren. Und oft wurden auch Wissenschaftler von anderen Universitäten zu Gastvorlesungen eingeladen.
Es gibt mehrere Bibliotheken an der University of Manchester, die Hauptbibliothek ist jedoch mit Abstand die größte mit mehreren Etagen und zahlreichen (Computer-)Arbeitsplätzen. Zusätzlich gibt es die Alan Gilbert Learning Commons, das alle nur „Ali G“ nennen, und rund um die Uhr geöffnet ist. Generell ist die technische Ausstattung und auch die sonstige Ausstattung (Cafés, Seminarräume, Hörsäle und Restaurants, Toilettenräume etc.) auf einem hohen Niveau, viele Gebäude sind renoviert und man merkt, dass die hohen Studiengebühren, die nur die Vollzeitstudenten bezahlen müssen, gut investiert wird.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Die Kontaktaufnahme zu Mitstudierenden war schon in der ersten Woche einfach. Das International Office hat für alle Erasmus und Exchange Studierenden mehrere Meetings organisiert, die dem gegenseitigem Kennenlernen dienten. So habe ich in der ersten Woche hauptsächlich andere ausländische Studierende getroffen, die für ein oder zwei Semester dort waren. Auch WhatsApp-Gruppen wurden schnell gegründet. Auch die Wohnheime haben während der Semester mehrmals Veranstaltungen angeboten. Da die Seminare meist nur etwa 10 Studierende beinhalteten, konnte man auch dort vor allem einheimische Studierende kennenlernen. Grundsätzlich sind mir immer alle Leute sehr aufgeschlossen entgegengetreten. Trotzdem sei hier erwähnt, dass ich deutlich mehr ausländische als einheimische Studierende kennengelernt habe.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Vor dem Aufenthalt habe ich als Vorbereitung den UNICert 3/2 Kurs besucht und habe auch beim OSL Sprachtest ein C1 Niveau erreicht. Mein Englisch war also vor dem Aufenthalt auf einem soliden Niveau, das ich aber in England deutlich verbessert habe. Gerade die alltägliche Begegnung, also im Supermarkt, in Restaurants oder Pubs haben dazu beigetragen, meine Sprachkompetenz zu erweitern. Ich kann es jedem nur empfehlen, mal für ein oder zwei Semester nach England zu gehen, es lohnt sich!
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe in einem der zahlreichen Wohnheime gewohnt, das etwa 15 Minuten zu Fuß von der Uni entfernt war und etwa 30 Minuten von der Innenstadt. Das Wohnheim war gepflegt und groß, jedoch habe ich dafür auch etwa 700£ also ca. 800€ pro Monat gezahlt. Schlussendlich hat sich herausgestellt, dass private Häuser, die man auf diversen Seiten (Beispiel hier) findet, günstiger waren. Spätestens zum 2. Jahr ist es unter den Engländern weit verbreitet, mit anderen Studierenden ganze Häuser zu mieten, sodass sich auch mal 6-7 Studierende ein kompletten Haus mieten. Da ich auch einige Leute kannte, die in solchen Häusern gewohnt haben, kann ich das jedem nur empfehlen, es ist nicht nur billiger als die Wohnheime, sondern man hat meist auch eine Waschmaschine im Haus und die Häuser sind moderner eingerichtet. Meist sind solche Häuser auch schon möbliert.
Die Uni liegt ziemlich zentral, bis zur Innenstadt sind es nur etwa 15 Minuten. Es gibt allerdings kaum Bahnverbindungen dafür umso mehr Busse. Die Hauptbusgesellschaft ist Stagecoach, für die ich mir auch ein Busticket für 2 Semester gekauft habe. Gekostet hat das 265£ und man konnte sämtliche Stagecoach Verbindungen im Großraum Manchester nutzen. Einzelne Tickets gibt es schon ab 1,50£. In der Innenstadt gibt es ein großes Einkaufszentrum und auch sonst gibt es zahlreiche Restaurants, Pubs, Kinos, etc. Es lohnt sich mal bei einem der vielen Wetherspoons vorbeizuschauen, der Geldbeutel wird es einem danken. Gute Studentenviertel sind Fallowfield und Rusholme. Günstige Bars mit Studentenermäßigungen finden sich dort überall. In der Innenstadt gibt es mehrere Clubs. Weiterhin gibt es überall verschiedene Supermärkte, hauptsächlich Sainsbury’s, Tesco, Poundland aber auch Lidl und Aldi. Wegen der Währung habe ich in England nur mit meiner Mastercard bezahlt, soweit ich weiß, gibt es aber auch die Möglichkeit, die EC Karte für Fremdwährungen freischalten zu lassen. Dennoch kann ich nur zu einer Kreditkarte raten, da diese hier überall akzeptiert sind und man auch ein einzelnes Bier im Pub mit Karte zahlen kann. Zusätzlich hatte ich noch ein britisches Konto, dazu habe ich mir ein N26 online Konto eingerichtet, da dieses nur zum Zahlen meiner Miete dienen sollte. Dafür musste nämlich ein britisches Konto her. Die Einrichtung des N26 Kontos war einfach und schnell erledigt. Für das Überweisen des Geldes habe ich transferwise genutzt. Das war schlichtweg günstiger als meine Bank. Als Versicherung habe ich die Versicherung des DAAD für 64€ pro Monat in Anspruch genommen, die sowohl Unfall-, Krankheits- und Privathaftpflichtrisiken abdeckt.
Studienfach: Geschichte, Politik und Gesellschaft B.A.
Aufenthaltsdauer: 09/2019-06/2020
Gastuniversität: University of Manchester
Gastland: Großbritannien
Rückblick
Mein Aufenthalt in Manchester war eine tolle Erfahrung, die mich persönlich und akademisch voran gebracht hat. Manchester ist eine tolle Stadt mit vielfältigem kulturellen Angebot und einer wunderbaren Universität, an der es sich lohnt, ein/zwei Semester oder auch das gesamte Studium zu verbringen! Ich kann sehr empfehlen, einmal das Imperial War Museum zu besuchen, das wirklich toll aufgebaut ist. Auch im Kino HOME lohnt sich ein Besuch, dort werden Tickets für Studenten schon für 5£ angeboten, und es hat einen individuellen Charme. Alles in allem hat mich Manchester sehr überrascht und ich bin nur wehmütig abgereist, auch wenn es tatsächlich oft geregnet hat. Trotzdem lohnen sich auch einfache Spaziergänge durch Manchester um ein authentisches England zu erleben. Das Northern Quarter lohnt sich dafür sehr. Viel Spaß!