Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Vorbereitung für meinen Auslandsaufenthalt habe ich extrem frühzeitig begonnen, denn ich habe mich schon ein bis eineinhalb Jahre vorher mit diesem Projekt beschäftigt. Mein Zweitfach ist Englisch, weshalb ich gerne in einem englischsprachigen Land studieren wollte, um auch meine Sprachkenntnisse und die verschiedenen Kulturen der Bevölkerung besser und aus eigener Erfahrung kennenzulernen. London war von Beginn an mein Traumziel, da diese Stadt durch vielfältige Kulturen, Menschen, Eindrücke und gute Universitäten nichts zu wünschen übrig lässt. Als ich nach ausführlichen Recherchen herausfand, dass meine Fakultät/Institut eine Partnerschaft zu einer Fakultät in London pflegt, war ich sehr erfreut und begann, mich mit dem Bewerbungsprozess zu beschäftigen. Ich stieß dabei jedoch schnell auf eine Vielfalt von Problemen, die durch den Brexit ausgelöst wurden. Vor mir war durch die neue Partnerschaft noch niemand nach Großbritannien gegangen, und ich war die erste, die jene ohne das Erasmus-Programm nutzte. Daher hatte ich andere Vorgaben und auch Ansprechpartner*innen als die Austauschstudierenden vor mir, was die Planung verkomplizierte. Ich habe mich dabei sehr auf meine eigene Motivation stützen müssen, da viele Details erst nach und nach geklärt werden konnten, und ich mich alleine mit diesen Aufgaben konfrontiert sah.
Die Gastuniversität und die zuständige Koordinatorin meines Studienganges an der Universität Potsdam standen mir dabei jedoch stets zur Verfügung und waren ausgesprochen freundlich, geduldig und bemüht, mir den Aufenthalt zu ermöglichen. Die Bewerbungsunterlagen zu beschaffen stellte sich ebenfalls als nicht ganz einfach heraus, da seit dem Brexit ein Sprachzertifikat wie beispielsweise IELTS Academic notwendig ist, um die nötigen Sprachkenntnisse nachzuweisen, sogar in meinem Fall, obgleich ich doch die erforderte Sprache studiere. Dementsprechend musste ich Zeit einplanen, um mich auf die ca. 3-stündige Prüfung vorzubereiten, und auch die dafür anfallenden Kosten mussten im Budget mit eingerechnet werden. Aufgrund des Brexits musste ich mich auch mit der Frage nach einem Visum beschäftigen. Letztendlich habe ich mich für das kostenlose Touristenvisum entschieden, welches mir ermöglichte, mich sechs Monate in der UK aufzuhalten und dort zu studieren. Der Nachteil dessen war jedoch, dass ich mit diesem Visum nicht in der UK arbeiten und Geld verdienen durfte. Ein Reisepass war ebenfalls notwendig, da der Personalausweis seit dem Brexit zur Einreise nicht mehr ausreichend ist.
Studium an der Gastuniversität
Das Studiensystem an der QMUL war etwas anders als das der UP, ich habe beispielsweise nicht in den Studiengängen studiert, die ich hier eigentlich studiere, denn diese wurden nicht angeboten. Ich durfte jedoch in sehr ähnlichen Bereichen bleiben und habe dementsprechend Module gefunden, die zu meiner Richtung passten. Ein großer Unterschied zu meinem Studium in Deutschland war, dass man ganze Module belegen musste, die aus weniger Kursen bestanden, jene jedoch umfangreicher waren. Anders als in Deutschland gab es auch kleinere Abgaben, die in die Endnote mit hineingerechnet wurden und nicht nur 1-2 große, wie beispielsweise eine Abgabe/Hausarbeit/Klausur wie hier. Auch die Midterms, die in meinem Fall 50% der Endnoten ausmachten, waren eine Veränderung und strukturierten das Semester anders als ich es aus Deutschland kannte. Die Dozierenden waren alle ausgesprochen freundlich und interessiert an meinen Erfahrungen und Meinungen. Sie unterstützten mich hilfsbereit bei Fragen zu den Unklarheiten und waren sehr hilfreich bei der Lösung jeglicher Probleme. Der Campus der QMUL ist der einzige Londoner Unicampus, der sich auf einen primären Campusstandort zentriert. Auch die sehr gute und moderne Bibliothek sowie zahlreiche Arbeitsplätze, ein Café und die Mensa befinden sich dort. Weitere Angebote für Studierende sind ebenfalls vorhanden und insgesamt ist es ein sehr guter Ort zum Lernen und Arbeiten.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Die Menschen, die ich bei diesem Aufenthalt kennengelernt habe, sind alle ausgesprochen nett gewesen und auch die Universität hat viele Möglichkeiten zur Vernetzung angeboten. Die QMUL ist bekannt für die große Zahl ihrer internationalen Studierenden, dies kann ich nur bestätigen. Ich habe Menschen aus sehr vielen verschiedenen Ländern dort kennen gelernt und habe so schnell Kontakte knüpfen können. In meinen Kursen waren eher wenige Student*innen, die ihr gesamtes Studium an der QMUL verbringen, weshalb ich nicht sehr viele Kommilitonen aus der UK kennengelernt habe. Diese Möglichkeit bot sich mir eher bei Freizeitangeboten. Hinzu kommt, dass viele der Student*innen vor Ort sehr hohe Universitätsgebühren zahlen und deshalb sehr fleißig studieren, was wiederum für eine animierende Lernatmosphäre sorgt.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Meine Englischkenntnisse waren bereits vor dem Auslandssemester recht gut, da ich wie bereits erwähnt Anglistik studiere. Durch die Vorbereitung und die Organisation erfährt man jedoch recht schnell, dass das Regeln eines Alltages in einer anderen Sprache mehr erfordert als das bereits vorher Erlernte. Da ich mit englischsprachigen Menschen zusammengelebt habe und nur wenige Deutsche kennengelernt habe, war meine meistgesprochene Sprache in den sechs Monaten definitiv Englisch. Dieser Umstand hat unter anderem dafür gesorgt, dass mein Englisch noch einmal deutlich besser geworden ist, und ich mich mit dem Sprechen der Sprache ausgesprochen wohl fühle. Ich bin nun sehr gespannt, wie dies mir bei meinem Studium in Potsdam weiterhelfen wird.
Wohn- und Lebenssituation
Ein Zimmer in London zu finden ist eine Herausforderung und ist in jedem Fall teuer. Als Bürgerin der EU hatte ich leider keinen Anspruch auf eine „accommodation“ auf dem Campus der QMUL und musste mich daher selbst um ein Zimmer kümmern. Auf Websites und in Apps findet man allerdings einige Angebote, die erstmal jedoch erschreckend kostspielig sind, man kann jedoch mit etwas Glück etwas Großartiges finden. Bei der Suche nach dem richtigen Zimmer ist vor allem die Lage zu beachten. London ist eine große Stadt, flächenmäßig knapp doppelt so groß wie Berlin und hat dabei mehr als zweimal so viele Einwohner. Auch wenn London ein gutes Öffi-Netz hat, ist es trotzdem wichtig, diesen Fakt zu berücksichtigen. Lebenshaltungskosten sind recht hoch und aufgrund der anderen Währung (Pfund) sollte man sich immer nach den neuesten Währungskursen erkundigen. Hinzuzufügen ist, dass London sehr viel moderner als Deutschland ist, wenn es um die Bezahlung geht. Es wird fast überall mit Karte/Apple Pay bezahlt, häufig kann man gar nicht bar bezahlen. Die Krankenversicherung lief in meinem Fall über die Gastuniversität und man kann zusätzlich noch eine Zusatzversicherung bei seiner deutschen Versicherung abschließen. Dort bekommt man auch alle weiteren Infos.
Studienfach: Kulturwissenschaft/Anglistik
Aufenthaltsdauer: 01/2023 - 06/2023
Gastuniversität: Queen Mary University of London
Gastland: Großbritannien
Rückblick
Abschließend kann ich diese Stadt und auch die Universität sehr empfehlen, ich rate allerdings dazu, sich vorher genügend Zeit zu geben, eventuelle Probleme bei der Finanzierung und der Beschaffung der Unterlagen zu lösen. Auch die Wohnungssituation in London ist schwierig und kostspielig. Wenn man diese möglichen Hindernisse jedoch in Kauf nimmt/lösen kann und sich den Wunsch, in einer Weltmetropole mit endlosen Möglichkeiten und Vielfalt zu studieren, ermöglichen will und kann… geht nach London! Ich hatte eine wahnsinnig tolle Zeit, die ich nicht missen möchte und die mich definitiv für immer geprägt hat! Ich kann daher nur jedem eine solche Erfahrung wünschen.