Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich habe frühzeitig begonnen, mich über meine Partneruniversitäten und Erasmus Aufenthalte im Allgemeinen zu informieren und zu beschäftigen. Leider hat der Studiengang Patholinguistik nur begrenzt Partnerunis und keines der Länder hat mich ausreichend interessiert, weshalb ich mich bei anderen Studiengängen umgeschaut habe. Dazu habe ich mich zunächst mit meiner Austauschkoordinatorin beraten und schließlich alle möglichen Austauschkoordinatoren der anderen Studiengänge angeschrieben, um eine Bewerbung abschicken zu können. Bei manchen musste man sich über das Online Portal bewerben, bei anderen konnte man die Bewerbungsunterlagen per E-Mail einreichen und wieder bei anderen musste man die Bewerbungsfrist der eigentlichen Studienteilnehmer abwarten, um sich schließlich auf Restplätze zu bewerben. Dies war sehr zeitintensiv und organisatorisch aufwendig, um den Überblick zu bewahren und hat mich einige Nerven gekostet. Als ich mich dann erfolgreich für die Aristoteles Universität in Thessaloniki (Griechenland) beworben habe, musste man lediglich auf eine Antwort der Gasthochschule abwarten. Darauf hat man sogar recht lange gewartet und es hat mich nervös gemacht, dass meine Freunde schon längst eine Zusage ihrer Gasthochschulen erhielten. Die Zusage kam dann gegen Ende Mai (Bewerbung war im Februar). Ab dem Zeitpunkt hat man die ersten wichtigen Informationen zur Vorbereitung erhalten und musste weitere Dokumente einreichen. Sprachnachweis, Transcript of Records und das Learning Agreement haben dann nochmal reichlich Zeit in Anspruch genommen. Dafür empfiehlt es sich, rechtzeitig die Dokumente zu erstellen. Beispielsweise habe ich das LA erst relativ spät online eingereicht, sodass der Prüfungsausschuss meiner Universität nicht fristgerecht unterschreiben konnte. Dies war allerdings kein Problem und ich konnte das Dokument sowie meinen Sprachnachweis nachreichen. Mein Sprachnachweis (Abiturzeugnis) wurde nämlich ebenso nicht akzeptiert, da nicht explizit auf meinem Zeugnis mein B2-Level vermerkt war. Falls noch jemand Probleme damit bekommt, kann man dem Ministerium für Bildung einen Antrag stellen und muss somit nicht noch extra einen kostenpflichtigen Sprachtest durchführen.
Als dann alles abgeschickt und fertig war, bekam man den Letter of Acceptance, welcher große Erleichterung bei mir auslöste.
Studium an der Gastuniversität
Als ich an der Gastuni angekommen bin, habe ich mich zunächst mit den Formalitäten befasst. Man bekommt eine detaillierte E-Mail mit allen nötigen Informationen zur Registrierung etc. Ich habe mich willkommen und aufgehoben gefühlt beim dortigen Erasmus-Office. Die ersten beiden Wochen konnte man in jegliche Kurse reinschnuppern und anschließend Änderungen im LA vornehmen. Die Kurse fanden hauptsächlich in Präsenz statt und vereinzelt online. In jedem Studienfach wurden die Leistungsanforderungen kommuniziert und die Dozent*innen waren für jegliche Rückfragen zur Verfügung. Das Studienklima war angenehm, ich hatte vor allem Kurse mit vielen anderen Erasmus Studierenden, was darauf zurückzuführen ist, da viele Kurse in der Landessprache griechisch stattfanden und teilweise neue Kurse auf englisch extra für die Erasmus Studierenden eröffnet worden sind. Die Organisation im Allgemeinen war etwas chaotisch und Fristen mussten nicht zwingend eingehalten werden. An der Universität haben verhäuft Proteste und Demonstrationen stattgefunden, weshalb die gesamte Universität oder auch die Mensa auf unbestimmte Zeiten geschlossen wurde. Die Bibliothek war dabei immer zugänglich, da dies ein separiertes Gebäude ist. Zu Prüfungszeiten wurden die Öffnungszeiten dort verlängert, allerdings war es so voll, dass man kaum einen Platz finden konnte.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Eine große Hilfe stellt das ESN-Netzwerk dar. Insbesondere für den Einstieg kann man einfach mit anderen Erasmus-Studierenden in Kontakt treten, durch verschiedene Ausflüge, Aktivitäten und Party-Events. Einheimische sind offen und neugierig auf Erasmus-Studierende zugekommen, aber es hat sich nicht so eine feste Freundschaft, wie mit den anderen Erasmus-Studierenden entwickelt.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Die griechische Universität hat vor Studiumstart online-Sprachkurse angeboten, wo ich mich für einen A1 Kurs, der 6 Wochen dauerte, angemeldet habe. Ich hatte zuvor keinerlei Sprachkenntnisse im Griechischen und habe mich vorwiegend auf englisch unterhalten, welches sich merklich verbesserte. Dank eines weiterführenden Griechisch-Sprachkurses kann ich nun stolz auf meine A2-Kenntnisse sein. Rückblickend fühle ich mich nun deutlich wohler Gespräche auf Englisch zu führen und habe selbst Verbesserungen in dieser Sprache wahrnehmen können.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe mir relativ früh Erfahrungsberichte durchgelesen und alle haben geschrieben, dass die Wohnungssuche unkompliziert und recht einfach war, weswegen ich mir da vorerst keine großen Gedanken gemacht habe. Ich bin der Facebook Gruppe „Erasmus Accommodation in Thessaloniki“ vom ESN beigetreten, in welchem dauernd Angebote und Anfragen reingestellt wurden. Zuerst war ich ein wenig überfordert von den ganzen Angeboten, also habe ich auch einen kurzen Aufruf erstellt, in dem ich mich an die Vermieter wendete und an Mitstudierende, um vielleicht zusammen etwas zu suchen. Schließlich war ich in Kontakt mit einer Studentin aus Budapest, die ebenso gemeinsam was suchen wollte und mir dann ihre Angebote weitergeleitet hat. Es war alles sehr unkompliziert. Wir hatten ein Telefonat und recht schnell einen unterschriebenen Mietvertrag in der Hand. Die Zahlung lief über die App „Wise“. Man musste sich zunächst zurechtfinden, aber der Vermieter war sehr hilfreich und hat einen Schritt für Schritt an die Hand genommen. Die Wohnungen in Thessaloniki sind alle recht nüchtern und man sollte keine modernen Wohnungen erwarten.
Studienfach: Patholinguistik
Aufenthaltsdauer: 10/2023 - 02/2024
Gastuniversität: Aristotle University of Thessaloniki
Gastland: Griechenland
Rückblick
Ich fand es hilfreich eine Woche vor Studiumstart in die Stadt zu reisen, um bereits die Gegend zu erkunden, mal in die Uni zu gehen und sich einzuleben. Vor allem am Anfang, wenn man noch keinen kennt, kann sich das komisch anfühlen, aber es ergeben sich genug Möglichkeiten Leute kennenzulernen. Vor allem die organisierten ESN-Events waren eine super Möglichkeit die ersten Kontakte zu knüpfen. In Thessaloniki sind die Ausflüge und Veranstaltungen auch ziemlich cool und da lohnt es sich definitiv dran teilzunehmen. Thessaloniki als Stadt bietet sich hervorragend an, Ausflüge im Land, aber auch im Ausland zu machen. Die zentrale Lage ist super! Athen, Istanbul, Skopje oder Sofia kann man super mit dem Flixxbus erreichen oder man leiht sich ein Auto (Chalkidiki Cars ist der günstigste Anbieter) aus und fährt nach Meteora, die Vikos Schlucht oder eben Chalkidiki. Es lohnt sich sehr und würde ich jedem empfehlen. Ansonsten ist ein Auslandssemster eine super aufregende Zeit und nicht zu vergleichen mit dem normalen Alltag daheim. Man muss sich einfach drauf einlassen und das Beste daraus mitnehmen. Am Anfang hatte ich sehr viel FOMO, da muss man ein wenig auf sich aufpassen, damit man sich nicht übernimmt.
Sonstige Hinweise
Grade die erste Zeit kann sehr überwältigend sein und viele Fragen können aufkommen, aber die Professor*innen sind alle sehr hilfsbereit und sind für einen da. Ich fand es wichtig, die erste Zeit allein zurechtzukommen und hatte erst nach einem oder zwei Monaten meinen ersten Besuch. Dann war es umso schöner, schon zeigen zu können wie man lebt und konnte zunächst ein soziales Netzwerk aufbauen.