Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Alles fing damit an, dass ich eine Mail über Erasmusprogramme bekam. Ich hatte den Gedanken eine Zeit im Ausland zu sein schon länger im Kopf. Also schaute ich auf der Erasmusseite der Uni Potsdam nach Partnerhochschulen. Als Lehramtsstudentin konnte ich über Erziehungswissenschaften oder meine Fächer gehen. Ich suchte mir 4 Partneruniversitäten raus, die mich interessierten und schrieb den jeweiligen zuständigen Personen, welche Unterlagen benötigt werden. Für die Erziehungswissenschaften lief alles über ein Portal, wo ich alle Unterlagen hochladen musste und für Anglistik (soweit ich mich erinnere) musste ich einen Teil über ein Portal ausfüllen und einzelne Unterlagen an den Koordinator persönlich schicken. Die Unterlagen die benötigt wurden waren einige und man sollte sich auf jeden Fall ein wenig Zeit einplanen. Die Bewerbungsfrist war der 31.01. und ich fing am 29.01. an, was ziemlich stressig war und beinahe schief gegangen wäre. Ich hatte jedoch das große Glück alle Unterlagen parat zu haben und musste mich so nur durch den Fragenkatalog arbeiten und meinem Motivationsschreiben viel Zeit widmen. Ich empfehle spätestens Anfang Januar anzufangen sich zu bewerben, denn es werden oft Sprachnachweise benötigt (die man erstmal beantragen muss), eine oft selbst übersetze Form des Leistungsnachweises, ein Motivationsschreiben, das ausgefüllte Formular des Portals (zumindest für Anglistik https://potsdam.moveon4.de/locallogin/53cfa828140ba01f02000000/deu#) und für meine Bewerbungen sollte ich auch bereits Kurse raussuchen, die mich interessieren und das frisst sehr viel Zeit, da man sich erst auf einer fremden Universitätsseite (oft auf deren Landessprache und nur manche Teile auf Englisch übersetzt) zurechtfinden muss.
Die Partnerhochschulen findet man hier: https://www.uni-potsdam.de/de/international/outgoing/studium/erasmus/koordinatoren. Mehr Informationen zum Erasmusbewerbungsprozess für das Anglistikdepartment findet man hier: https://www.uni-potsdam.de/en/iaa/study-matters/studying-abroad. Bei Fragen ansonsten immer dem Erasmusoffice eine Mail schreiben oder anrufen, das Team ist wirklich immer super gut erreichbar und sehr hilfsbereit. Als ich von der Universität Potsdam eine Rückmeldung bekam, suchte ich über die Erasmusseite der Partneruniversität oder nach Nachfrage bei meinem Koordinator an der Uni Potsdam nach der Email-Adresse der zuständigen Person in Thessaloniki (meiner Erasmuspartneruni). Es gibt eine Checkliste, die die Uni Potsdam zur Verfügung stellt und dort kann man sich ziemlich gut orientieren, wann man welche Unterlagen an wen schicken muss. Man muss sich nach Annahme an der Uni Potsdam auch nochmal an der Partneruniversität bewerben und das war dann meine erste Kontaktaufnahme zur Partneruniversität.
Studium an der Gastuniversität
Sich an der Aristotle University of Thessaloniki zurechtzufinden, sowohl auf der Website als auch im Kontakt mit den Professoren, war anfangs sehr schwer. Die Website, die Kurse extra für Erasmusstudierende zeigte, war wie sich später herausstellte veraltet und viele von mir gewählte Kurse fanden nicht statt. Vom Erasmusoffice vor Ort habe ich mich auch nicht wirklich unterstützt gefühlt. Die MitarbeiterInnen haben geholfen, die notwendigen Unterlagen auszufüllen und das ging gut und zügig, aber alles darüber hinaus, auch Fragen zu Kursen oder Kontakt zu Professoren, musste man sich großteils selber organisieren. Insgesamt empfand ich (und auch andere Erasmusstudierende) die Universität als unorganisiert. Klausurtermine wurden uns auch erst 1-2 Wochen vor der Klausur mitgeteilt. Ich habe nach 3-5 Wochen nochmal Kurse dazugewählt, da so viele Kurse nicht stattfanden und ich Angst hatte meine Creditpoints nicht zu erfüllen. Eine Beratung dazu fand kaum statt. Letztendlich habe ich meine Kurse gut bestanden und meine Angst war überflüssig, allerdings bin ich sehr froh, die zusätzlichen Kurse noch besucht zu haben. Eine Sache, die ich sehr schade fand, war, dass mir anfangs zu einem Kurs gesagt wurde, dass er nicht stattfindet und ich bei der Notenübersicht erst gesehen habe, dass dieser Kurs aufgelistet war. Ich durchforstete meine Emails und fand heraus, dass der Kurs das ganze Semester stattfand und ich immer nur Rundmails auf Griechisch bekommen hatte. Da man auch von der IT und der Universität tausende Emails bekommt und nicht jede einzelne auf Google übersetzen kann, habe ich diese Mails schlicht übersehen. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass ich von dem Professor zumindest einmal auf Englisch angeschrieben worden wäre, da das einer der Kurse war, der sogar auf der Webseite „Kurse für Erasmusstudierende“ gelistet war und ich super gerne den Kurs besucht hätte. Ich war jedoch glücklich, in der Uni so viele nette und hilfsbereite Griechinnen getroffen zu haben, die mir bei Fragen immer mehr helfen konnten als die Uni selber. Die Kurse unterschieden sich vom Lernklima sehr. Während bei einer Professorin kaum jemand zu spät kam oder am Handy war, war bei einer anderen schon ab der zweiten Stunde nur noch die Hälfte vertreten, jeder kam und ging wann er/sie wollte und nur 3-5 Studierende arbeiteten mit. Die Bibliothek ist bis 2 Uhr nachts geöffnet und es gibt überall Cafes für kleine Snacks. Die Mensa war kostenlos (was super war, auch wenn das Essen anfangs gewöhnungsbedürftig war). In der Nähe der Universität gab es viele Copyshops, so dass man schnell und günstig drucken konnte und es gab viele Studicafes in der Nähe, in denen es auch zu jeder Zeit belebt war.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Durch meine Kurse im Englischdepartment hatte ich das Glück, dass ich mit vielen Einheimischen die Kurse besuchte. Andere Erasmusstudierende, die Medizin studieren, waren im Gegensatz fast nur mit Erasmusstudierenden in Kursen. Die Freunde, die ich durch die Kurse fand, wuchsen mir schnell ans Herz, halfen mir besonders bei Fragen zur Universität schnell weiter und konnten mir auch viel von der griechischen Lebensweise zeigen. Ich würde jedem Erasmusstudi empfehlen, Zeit mit anderen Erasmusstudierenden und Einheimischen zu verbringen. Es ist immer sehr viel leichter andere Erasmusstudis kennenzulernen, da es sehr viele Veranstaltungen gibt, wo alle zusammenkommen und jeder im selben Boot sitzt. Es lohnt sich jedoch sehr, auch Zeit in Freundschaften mit Einheimischen zu investieren, da man dadurch das Land nochmal ganz anders kennenlernt. Es ist immer schwerer, da Einheimische ihre festen Freunde und ihr gesettletes Leben bereits haben, aber ich bin wirklich froh, dass ich eine Freundin auf einer im Sommer sehr touristischen Insel besuchen konnte und die Insel in der Hochsaison aus Localsicht erleben durfte und die wichtigsten Feiertage der GriechInnen (Ostern) bei der Familie einer griechischen Freundin verbringen durfte. Der Kontakt zu anderen Erasmusstudierenden ist super einfach, da das ESN-Team in Thessaloniki auch sehr viel organisierte und besonders in der ersten Hälfte des Erasmus ständig was los war. Hier muss man lernen, nicht überall mitzumachen und sich auch bewusst mal rausziehen zu können, da es sonst schlichtweg zu viel ist.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
In Thessaloniki habe ich auch einen Griechischkurs gemacht, da ich mir erhoffte, ein wenig Griechisch lernen zu können. Der Kurs war leider so chaotisch gestaltet, dass es wirklich schwer war folgen zu können und ich leider sagen muss, dass ich kaum etwas gelernt habe. Ich bin trotzdem froh ihn gemacht zu haben, da ich wenigstens die kleinsten Basics gelernt habe. Meine Professorin war außerdem super lieb und das Lernklima immer freundlich. Mein Fazit ist, dass wenn man Griechisch lernen möchte, man sich selber sehr dahinterklemmen muss, da der Kurs maximal zusätzlich bei ein paar Dingen helfen kann.
Wohn- und Lebenssituation
Meine Unterkunft habe ich ca. einen Monat bevor ich hingeflogen bin über eine Facebookgruppe gefunden. Ich hatte 50 Euro überwiesen als Absicherung, dass ich nicht einfach sonst was besseres nehme. Als ich ankam, übernachtete ich eine Woche lang in einem Hostel, bis ich in die Wohnung konnte. In der Zeit erzählten mir sehr viele GriechInnen, dass der Teil der Stadt, wo die Wohnung lag, nicht sicher sei und ich da nicht hinziehen soll. Ich machte mich also erneut auf die Suche und fand ein Zimmer, was sehr zentral und nah an der Uni lag. Ich erklärte dem Vermieter, dem ich die 50 Euro überwiesen hatte, die Situation und er war zum Glück super verständnisvoll und wir einigten uns, dass er die 50 Euro behielt und ich bat an, bis er jemand neuen gefunden hätte, die Miete für den Monat zu übernehmen, was er jedoch ablehnte. Mit meiner Wohnlage war ich mehr als zufrieden und fühlte mich in der Umgebung sehr wohl. Die griechischen Wohnungen sind generell mehr heruntergekommen und meist weniger sauber als wir es aus Deutschland gewohnt sind, doch daran gewöhnt man sich schnell. Die Miete wird fast überall in bar gezahlt und generell wird vertragstechnisch alles nicht ganz so genau genommen. Thessaloniki ist nur mit einem Bussystem ausgestattet, mit denen man jedoch eigentlich überall gut hinkommt. Die Tickets sind sehr günstig und es gibt einen Studentenrabatt, kontrolliert wird jedoch so gut wie nie. Dazu ist im Zentrum der Stadt alles fußläufig und wer aus einer großen Stadt kommt wird es lieben. Mein absolutes Highlight war, dass alle Freunde fußläufig in der Umgebung wohnten. Das Abheben von Geld, was für die Miete essenziell war, war am günstigsten bei Automaten von Alpha Bank mit einer Gebühr von 2,50 Euro. In Griechenland kann man fast überall mit Karte zahlen, viele Familienrestaurants und -cafés freuen sich jedoch über Bargeld. Meine Krankenversicherung war inklusive in meiner normalen (privaten) Familienkrankenversicherung. Die Lebenshaltungskosten in Griechenland sind definitiv geringer, vor allem jedoch anders verteilt. Die Supermärkte wirkten teilweise sogar teurer als in Deutschland, ich fand jedoch mit der Zeit heraus, dass es trotzdem günstiger ist, selber zu kochen. Das Streetfood ist nämlich so günstig, dass es schon sehr verlockend ist, nicht dauerhaft essen zu gehen. Generell wird viel ausgegangen in Bars und Tavernen, welche definitiv günstiger sind als in Deutschland. Für einmal Essen gehen in einer Taverne mit Freunden (wir haben uns meistens hauptsächlich Vorspeisen und manchmal Fisch geteilt) haben wir zwischen 8 und 15 Euro bezahlt, je nach Restaurant und Getränken. Ich empfehle auf den Märkten einzukaufen, da das Gemüse und Obst dort viel günstiger und frischer ist und auch Feta und Oliven (an den richtigen Ständen) viel günstiger und leckerer sind. Außerdem ist es einfach ein Erlebnis! Die Freizeitgestaltung ergab sich bei mir hauptsächlich daraus Freunde zu treffen und zum Yoga zu gehen (Ashtanga Yoga Studio in Ladadika) und man kann sich auch beim Unigym anmelden. Die Stadt bietet viele Möglichkeiten.
Studienfach: Lehramt Englisch
Aufenthaltsdauer: 02/2023 - 07/2023
Gastuniversität: Aristotle University of Thessaloniki
Gastland: Griechenland
Rückblick
Ich persönlich habe mich in der Stadt auch sehr sicher gefühlt. Als die warmen Tage losgingen, wurde man dann doch öfter eklig von der Seite angesprochen, was im Winter gar kein Thema war. Da würde ich mich innerlich vorbereiten, da mich das doch nach 2-3 Monaten sehr überraschte. Außerdem ist bei den Demonstrationen (vorallem im Winter) Vorsicht geboten, da es zwischen Studierenden und der Polizei oft brutale Auseinandersetzungen gibt. Auf einer Uniparty wo ich war, wurde auch Tränengas gesprüht, was eine sehr unschöne Erfahrung war, meistens sind die Unipartys jedoch sehr unbedenklich. Da würde ich einfach raten aufs Bauchgefühl zu hören. Thessaloniki ist eine unglaublich tolle und junge Studistadt und ich kann jedem nur empfehlen, dort Erasmus zu machen. Meine Tipps: auf dem Markt einkaufen, im Zentrum eine Wohnung suchen, Zeit in Freundschaften mit Locals investieren, auch wenns weniger schnell und einfach geht, ein (Sport-)hobby suchen, um sich eine minimale Routine bei der vielen Freizeit zu schaffen, nicht alle Veranstaltungen mitmachen, sich mit Freunden ein Mietauto leihen (Chalkidiki Cars ohne Kaution) und regelmäßig Ausflüge machen oder an den Strand (1,5h entfernt) fahren (ab Juni fährt auch ein Bus nach Chalkidiki).