Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Schon zu Beginn meines Studiums an der Universität Potsdam habe ich mich mit den Möglichkeiten, während des Studiums ins Ausland zu gehen, beschäftigt. Das Erasmus-Programm schien mir hierfür eine gute Lösung. Als Zieldestination peilte ich eine warme und sonnige Region, mit günstigen Lebenshaltungskosten an. Leider bietet das Department der Inklusionspädagogik keine Verträge mit Erasmus+ an, daher bin ich nach einigen Gesprächen mit den zuständigen Koordinator*innen über die Linguistik nach Griechenland gegangen. Hierbei gilt zu beachten, ob die gewählte Universität trotz dessen passende Kurse für den eigenen Studiengang anbietet und diese Kurse auch auf Englisch abgehalten werden. Tipp: Studierst du Inklusionspädagogik und hast Lust an die Universität in Patras zu gehen, kann ich dir empfehlen, schon vor dem fünften Fachsemester dein Erasmus-Semester zu starten. Viele der dort angebotenen Kurse (vor allem Einführungskurse) hatte ich bereits in Deutschland belegt und konnte sie mir daher nicht in Griechenland anrechnen lassen. Es lohnt sich also, schon frühzeitig das Kursangebot der Universität zu durchforsten und damit zu planen. Zudem werden einige Kurse für Erasmus-Studierende nur im Winter- oder Sommersemester angeboten, jedoch kann vor Ort nochmal mit den Professor*innen darüber gesprochen und vielleicht ein Kompromiss gefunden werden.
Studium an der Gastuniversität
Die Universität Patras befindet sich ca. 7 km entfernt vom Stadtzentrum. Mit dem Bus aus dem Zentrum braucht man etwa 20min bis zur Universität und von dem Wohnheim nur ca. 10min. Der Anblick von Bergen, dem Meer und der Rio-Antirio-Brücke verschönern die Zeit an der Uni. Der Campus verfügt über eine große Bibliothek, eine Cafeteria, mehrere Coffee-2-Go Shops, eine große Mensa und ein Fitnessstudio. Besonders toll fand ich, dass die Universität ihren Studierenden dreimal am Tag kostenloses Essen zur Verfügung stellt (Frühstück, Mittag und Abendbrot). Das Essen kann auf Anfrage auch veganisiert werden und spart viele Kosten, da die Lebensmittel in den Supermärkten recht teuer sind. Und auch das Fitnessstudio und andere Sportangebote sind kostenlos. Fast alle meine Kurse wurden auf Englisch angeboten, da sie überwiegend mit anderen Erasmus-Studierenden abgehalten wurden. Sehr empfehlenswert fand ich den Sprach- und Kulturkurs, in welchem ich die Grundkenntnisse der griechischen Sprache lernte und den griechischen Volkstanz Sirtaki. In meinem Kunst- und Musikkurs wurde ich mit anderen griechischen Studierenden unterrichtet. Der Kunstkurs erfolgte vor allem in Einzelarbeit zuhause, da die Professorin kaum Englisch sprechen konnte. Im Musikkurs hingegen wurde für mich der Kursinhalt auf Englisch übersetzt und auch die Mitstudierenden waren sehr zuvorkommend und neugierig mir gegenüber. Generell habe ich die Griech*innen als sehr warmherzige und offene Menschen kennengelernt, welche nicht scheuen Kontakt aufzubauen und interessiert sind an anderen Kulturen.
Wohn- und Lebenssituation
Ein paar Monate vor dem Start meines Erasmus-Aufenthaltes konnte ich mich auf der Erasmus-Plattform für einen Wohnheimplatz bewerben. Da mir diese Lösung sehr einfach erschien und das Hostel mit einem Preis von 130 €/Einzelzimmer und 90 €/Doppelzimmer überragend günstig war, bewarb ich mich dafür. Nach einigen Wochen erhielt ich die Zusage für ein Einzelzimmer und informierte den Hausverwalter, dass ich den Platz annehme. Das Hostel erreichte ich mit einem Taxi (5 € Stadtzentrum - Hostel) und wurde sehr freundlich von dem Hausverwalter empfangen. Ich erhielt ein großes, sonniges Zimmer mit eigenem Bad, Kühlschrank, Mikrowelle, 120m Bett, Ventilator, Elektroheizung, zwei Kleiderschränken und Schreibtisch. Mit dieser stattlichen Ausstattung war ich jedoch eher allein. Viele Zimmer hatten kein eigenes Badezimmer und/oder kleinere Betten. Zudem gab es in dem Wohnheim eine sehr kleine Küche, welche ich aufgrund ihres Zustandes und der Größe nie nutzte. Generell gilt zu sagen, dass das Hostel recht abgenutzt und in einem weniger guten und sauberen Zustand ist. Trotz des täglichen Reinigen des Flurs durch den Hausverwalter, findet sich teilweise Schimmel und Dreck in den Zimmern oder den Gemeinschaftsräumen. Tipp: Vielleicht hilft dir eine kleine Zusammenfassung von meinen persönlichen Vor- und Nachteilen des Wohnheims „Hostel UPatras“ bei deiner Wohnungssuche.
Vorteile | Nachteile |
Schneller Kontakt zu anderen Studierenden | Die Temperatur im Wintersemester. Es wurde nur 2-4h am Tag geheizt, daher war es teilweise eiskalt. |
Lebhafte Atmosphäre, aufgrund der Gemeinschaftsflächen | Die Sauberkeit des Wohnheims. Schimmel in den Bädern und an den Wänden. |
Die zentrale Lage zwischen Uni und Zentrum (ca. 15min Bus in beide Richtungen) | Die Verkehrsanbindung ab Mitternacht. Ab 0 Uhr musste man ein Taxi bestellen, um vom Stadtzentrum zum Hostel zu gelangen. |
Die ruhige Umgebung und Nähe zum Meer (ca. 20min zu Fuß) | Aktivitäten, z.B. Freizeitaktivitäten, Restaurants, Bars sind im Zentrum (15min Bus) |
Der unschlagbare Preis (130 €/Einzelzimmer und 90 €/Doppelzimmer) | Höhere Preise und schwer kalkulierende Nebenkostenpreise (ca. 250-400 € Miete/WG) |
Patras ist, nach Athen und Thessaloniki, Griechenlands drittgrößte Stadt. Wie auch in anderen griechischen Städten spielt sich das Leben auf den Straßen ab. Im Stadtzentrum gibt es lauter kleine Cafés und Restaurants, durchgehend sieht man die Griech*innen dort sitzen und Freddo Cappuccino trinken oder ab 21Uhr den ein oder anderen Ouzo. Eine andere beliebte Aktivität ist das Essengehen. Da es teilweise günstiger ist, in ein Restaurant zu gehen als selbst zu kochen, wurde dies recht oft zelebriert. Und für den kleinen Hunger gab es an jeder Ecke leckere Pita für nur 2-3 €. Ausgehen und Feiern ist in Patras ebenfalls sehr kostengünstig, da die Clubs keinen Eintritt nehmen und nur der Kauf eines Getränks gern gesehen ist. Zwar gibt es in Thessaloniki und Athen eine größere Auswahl an Clubs, jedoch spielt sich ein Großteil der Partys eh vor den Diskotheken ab. Auch die ESN-Organisation trug einen wichtigen Part für den Austausch zwischen den Studierenden bei und organisierte viele Events, Partys und Reisen. Zudem wurde diese Organisation von griechischen Studierenden ehrenamtlich geleitet, weshalb auch hier der Kontakt zwischen Griech*innen und internationalen Studierenden erleichtert wurde.
Studienfach: Inklusionspädagogik
Aufenthaltsdauer: 10/2022 - 02/2023
Gastuniversität: University of Patras
Gastland: Griechenland
Rückblick
Meiner Meinung nach ist Patras eine Stadt für alle Studierenden, die sich nicht zwischen Meer und Bergen entscheiden können. Eine Stadt für Regenliebhaber*innen, aber auch Sonnenanbeter*innen. Eine Stadt mit günstigen Lebenshaltungskosten und einem umfassenden Entertainmentprogramm. Eine Stadt mit Charme. Eine Stadt, in der man sich schnell zurechtfindet. Und wenn man mal das Weite sucht, zahlreiche Roadtrips auf die nahegelegenen Inseln oder auf dem Festland machen kann. Eine gelungene Studentenstadt und eine große Empfehlung meinerseits.
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