Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ein Auslandssemester zu planen und vorzubereiten, verläuft einfacher als vermutet. Insbesondere die Bewerbung an der Universität Potsdam um einen Erasmus+-Platz war unkompliziert, da alles Schritt für Schritt erklärt wird sowie Ansprechpartner:innen im International Office schnell erreicht werden können. Da ich im darauffolgenden Sommersemester ins Ausland wollte, zog sich der Bewerbungsprozess an der Athener Uni länger. Nach ein paar Wochen erhielt ich per E-Mail wichtige Informationen sowie Deadlines für einzureichende Unterlagen. Vollständigkeit und Einhaltung der Fristen sind wichtig, da keine individuellen Erinnerungen geschickt werden. Die Bewerbung läuft dann über ein Online-Portal, auf welchem persönliche Daten und Unterlagen hochgeladen werden. Nach erfolgreicher Prüfung erhielt ich Anfang November meinen finalen Acceptance Letter.
Studium an der Gastuniversität
In Griechenland zu studieren unterscheidet sich von den gegenwärtigen deutschen Standards. Der griechische Slow-Mo-Flow ist zur Abwechslung wirklich angenehm und befreiend, erfordert nur mehr Geduld, besonders am Anfang. Während der Bewerbungsprozess recht organisiert ablief, war das zuständige Department vor Ort etwas unorganisiert. Beispielweise wurde der Semesterbeginn drei Wochen nach hinten verschoben, was ich erst vor Ort erfuhr. Dabei sorgte der zweitägige Schneesturm Ende Januar in ganz Athen für organisatorische Schwierigkeiten. Hilfreich war meine Austauschkoordinatorin, die nur für mich zuständig war. Sie zeigte mir die Uni, half mir bei meinem Stundenplan und stellte mir Kommiliton:innen vor, was den Beginn deutlich erleichterte. Als Lehrämtlerin konnte ich Kurse aus einem literaturwissenschaftlichen und sprachwissenschaftlichen Master-Programm wählen. Insgesamt besuchte ich drei Kurse je 10 ECTS, die in deutscher Sprache durchgeführt wurden. Der Austausch mit meinen griechischen Kommiliton:innen gründete auf beidseitigem Interesse. Da die meisten bereits Germanistik studiert hatten, war das Sprachniveau, vor allem auf der fachsprachlichen Ebene, sehr hoch. Die Seminarleistungen umfassten Anwesenheit, aktive Mitarbeit und Referate. Die Prüfungsleistungen waren dann am Semesterende eine 15- bis 20-seitige Hausarbeit pro Seminar, welche ich in der relativ neuen Bibliothek der Philosophischen Fakultät in Zografou schrieb. Allgemein würde ich das Klima in Zografou, dem Hauptcampus, als offen und angenehm beschreiben. Zu spät kommen und eine Kaffeepause vor, während oder nach dem Seminar gehören zum Alltag.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Aufgrund der Seminare hatte ich Kontakt zu einheimischen Studierenden, mit denen ich vor allem im Rahmen der Uni Zeit verbrachte. Mit vereinzelten Mitstudierenden baute sich auch eine Freundschaft auf. Der Großteil war jedoch bedeutend älter als ich und sie lebten demnach einen anderen Lebensstil als eine Anfang-20-jährige Erasmus-Studentin. Um Leute kennenzulernen, nahm ich an ESN-Veranstaltungen teil. Dort allein hinzugehen, bedeutet, dass man die eigene Comfort-Zone verlassen muss, doch es lohnt sich definitiv. Ich habe darüber viele tolle Leute aus allen Ländern der Welt kennengelernt sowie einige Ausflüge gemacht. Der Vibe war für mich so in der Art unvergleichbar, da alle in der gleichen Situation sind und meist das gleiche Ziel haben: offen Menschen in einer neuen Umgebung kennenlernen und eine gute Zeit haben. Daraus bildeten sich dann meine Gruppen, mit denen ich mich privat verabredete und reiste. Wir haben zusammen viel erlebt und Griechenland entdeckt, was innerhalb kürzester Zeit intensive Freundschaften bedeutete.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Englisch habe ich durch den alltäglichen, mündlichen Gebrauch verbessert und fühle mich viel sicherer in der Anwendung. Da die Seminare in meiner Muttersprache durchgeführt wurden, kann ich die Sprachkompetenz-Entwicklung unter dem Einfluss der Uni nicht bewerten. Darüber hinaus habe ich einen Anfänger-Kurs für Griechisch belegt. Ein paar Basics zu lernen hat Spaß gemacht und sie waren hilfreich, z.B. auf dem Markt, wodurch man direkt kleine Erfolgserlebnisse hatte.
Wohn- und Lebenssituation
Nachdem ich meinen Acceptance Letter erhielt, suchte ich nach einer WG. „Stay in Athens“ oder die Facebook-Gruppe „Erasmus Accommodation in Athens by ESN“ kann ich empfehlen. Letztendlich habe ich über die Gruppe zwei Mädels gefunden, mit denen ich ein Airbnb für mehrere Monate gemietet habe. Wir haben eine Monatsmiete (350 Euro pro Person) angezahlt. Dass die Verträge teilweise unseriös wirken, ist typisch für Griechenland. Meine Wohnung lag fußläufig zum Stadtzentrum sowie in der Nähe von Metrostationen. Der Campus Zografou liegt weit außerhalb, weshalb ich dort nicht wohnen wollte und diese Entscheidung immer wieder so treffen würde. Mit dem Studierendenausweis kann man sich für 12,50 Euro ein Monatsticket kaufen, was sehr lohnenswert ist. Am liebsten bin ich in Athen auf den frischen Märkten einkaufen gegangen. Dort erhält man sehr günstig Obst, Gemüse, Gewürze, den leckersten Honig oder auch Haushaltsdinge. Ansonsten gibt es viele kleinere Supermärkte, in denen die Preise vergleichbar mit den deutschen Preisen sind, nur z.B. Kosmetikartikel sind teurer als in Deutschland. Auswärts zu essen und alles zu teilen ist üblich und preislich erschwinglich, z.B. in griechischen Tavernen. Da wir viel unterwegs waren, summieren sich die Kosten natürlich. Athen ist eine Großstadt mit faszinierender Geschichte durch und durch, sodass es einige Sehenswürdigkeiten gibt sowie den Freizeitangeboten keine Grenzen gesetzt sind. Besonders gerne sind wir zu verschiedenen Sonnenuntergangsspots gegangen, um die weiße Stadt erleuchtet in der golden hour zu sehen. Günstige Drinks bekommt man im alternativen Viertel Exarchia (dort habe ich auch in der Nähe gewohnt). Generell würde ich empfehlen, die vielen Stadtteile zu besuchen, da alle unterschiedliche Besonderheiten haben. Ausflüge ans Meer, Partynächte, Museen, Tempel, Insel-Trips gehörten ebenso zu meinem Leben in Griechenland.
Studienfach: Lehramt Deutsch
Aufenthaltsdauer: 02/2022 - 07/2022
Gastuniversität: National and Kapodistrian University of Athens
Gastland: Griechenland
Rückblick
Zu Beginn bin ich in Athen erwartungslos angereist und schließlich mit unvergesslichen Erfahrungen nach Hause gereist. Aus der fremden Umgebung entwickelte sich eine vertraute Umgebung, sodass ich ein neues Zuhause dazu gewonnen habe. Hier möchte ich nochmal betonen, dass ich sehr glücklich bin mit meiner Entscheidung, nach Athen gegangen zu sein. Die vielen Sonnenstunden, die Nähe zum Meer, die griechische Mentalität waren meine kleinen Highlights. Darüber hinaus habe ich über zehn Insel-Trips gemacht. Daher als Tipp: der Hafen Piräus ist direkt mit der Metro erreichbar und mit dem Studierendenausweis bekommt man 50% Rabatt. Nicht nur die Inseln, sondern auch das Festland ist unfassbar schön und sehenswert. Um ehrlich zu sein, würde ich keine Erfahrung als negativ bewerten. Aus allen Situationen lernte ich und Unsicherheiten verfliegen ganz schnell. Im Nachhinein bleibt nun die Erinnerung an eine der tollsten Zeiten. Noch ein Hinweis: Das Viertel, in dem man wohnen möchte, sollte man vorher genau checken. Es gibt einige gefährliche Stadtteile. Ich selbst habe auch in einem gefährlicheren Stadtteil gewohnt und mir ist nie etwas passiert. Währenddessen habe ich mich aber immer wieder gefragt, ob ich die Umgebung nicht hätte besser checken müssen. Somit nur als Hinweis, dass Athen eine Großstadt mit den typischen Schattenseiten ist.