Studium an der Gastuniversität

Von Seiten der TSU bestanden keine besonderen administrative Regeln. Notwendige Nachweise werden von der TSU direkt angefragt. Eine Woche vor Semesterstart gab es einen Zoom-Call, in dem alle administrativen und organisatorischen Prozesse nochmals erklärt wurden. Im Ablauf des Studiums gibt es Unterschiede zum typischen Studienablauf in Deutschland. Die Kurse werden oftmals erst kurz vor Beginn der Vorlesungszeit online gestellt. Teilweise werden die Kurse auch erst während der ersten Wochen der Vorlesungszeit veröffentlicht. Die Teilnahme an der ersten Begrüßungsveranstaltung ist daher sehr zu empfehlen. Hier werden die unterschiedlichen Fakultäten und Lehrstühle vorgestellt sowie Kurse, die dort zu belegen sind. Bei Fragen zum Angebot können im Nachgang der Veranstaltung die entsprechenden Professor*innen und Fakultäten direkt angeschrieben werden. Zu beachten ist allerdings, dass zu Beginn in der Regel mehr Kurse angeboten werden als am Ende tatsächlich stattfinden. In den ersten beiden Wochen wird basierend auf der Teilnehmer*innen Anzahl entschieden, ob der Kurs stattfindet. Die Untergrenze war in meinem Semester drei Teilnehmer*innen. Hier empfiehlt es sich also in den ersten Wochen möglichst viele Kurse zu besuchen, damit man am Ende genügend Kurse hat. Das Niveau der Kurse ist meiner Wahrnehmung nach eher etwas geringer als an deutschen Universitäten. Auch hier gilt es, jede Woche die Kurse vorzubereiten und aktiv an den Seminaren teilzunehmen. Der Umfang an Texten, der zur Vorbereitung der Seminare in Deutschland üblich ist, ist hier etwas geringer ausgefallen. Mit etwas Disziplin kann man also erfolgreich die Anforderungen der Uni erfüllen und gleichzeitig noch genug Zeit finden, Land und Leute kennenzulernen.

Wohn- und Lebenssituation

Die TSU bietet den Studierenden sehr günstige Plätze in den eigenen Dormitories an. Von diesem Angebot würde ich abraten. Die Dormitories liegen sehr weit außerhalb vom Stadtzentrum und der Universität. Zudem ist die Ausstattung und Sauberkeit der Dorms eher gering. Auch die TSU empfiehlt den Internationals ein Zimmer weiter im Zentrum zu mieten. Die Mieten sind zwar seit dem Krieg gestiegen, im Vergleich zu deutschen Mietpreisen jedoch immer noch günstig. In meinem Semester (Sommersemester 2022) gab es zudem Proteste georgischer Studierender. Durch den generellen Anstieg der Lebenskosten können sich viele georgische Student*innen das Leben in Tbilisi nicht mehr leisten. Wenn die finanzielle Möglichkeit besteht, sollte also auch bedacht werden, dass durch die Wahl eines Zimmers in der Stadt georgischen Student*innen mehr günstiger Wohnraum in den Dorms zur Verfügung steht. Wohnungen und WG-Zimmer werden vor allem über Facebook-Gruppen angeboten. Georgien ist eines der schönsten Länder, in denen ich bis jetzt war! Auf der kleinen Fläche hat es eine unglaublich hohe Diversität an Landschaften und Regionen. Von den Bergen und Gletschern im Kaukasus, über Wüstenklima im Osten und tropische Klimazonen im Westen. Georgien bietet unzählige Möglichkeiten zum Reisen und Entdecken an. Bei meiner Anreise im März war es sogar noch möglich, im Kaukasus Ski fahren zu gehen (Equipment kann zu sehr günstigen Konditionen vor Ort ausgeliehen werden). Das Reisen im Land ist sehr günstig. Das bevorzugte Reisemittel sind die Marshrutkas. Mit den Minibussen lässt sich das ganze Land bereisen. Zudem sind sie eine Möglichkeit, mit der georgischen Landbevölkerung in Kontakt zu kommen, da Marshrutkas auch das gängige Transportmittel der Georgier*innen sind. Die Menschen in Georgien sind unglaublich herzlich und gastfreundschaftlich. Vor allem auf dem Land, aber auch in Tbilisi passiert es schnell, dass man eingeladen wird, zusammen zu essen und zu trinken. Vor allem letzteres scheint tief verwurzelt zu sein in der georgischen Tradition. Der selbstgemachte Wein und Chacha gehören zu einem ordentlichen Empfang dazu. Wenn man mal keinen Alkohol trinken will wird das aber aus meiner persönlichen Erfahrung auch voll akzeptiert. Neben der Gastfreundschaft sind Georgier*innen sehr hilfsbereit. Als ich einmal krank war, wurde mir direkt ein Arzt empfohlen und angeboten, die Übersetzung etc. zu übernehmen. Grundsätzlich gilt, Georgier*innen zeigen Dir mit großer Freude ihr Land und die Kultur dazu. Ich habe mich immer sehr willkommen, wohl und sicher in Georgien gefühlt! Das Leben in Georgien kann im ersten Moment etwas chaotisch erscheinen. Nach kurzer Zeit merkt man jedoch, dass trotz des wahrgenommenen Chaos eigentlich alles immer funktioniert. Eine gewisse Flexibilität sollte man sich dennoch angewöhnen. Eine SIM-Karte kannst du dir bereits am Flughafen besorgen. Für umgerechnet etwa 10 Euro erhältst du unbegrenztes Internet für einen Monat. Die Netzabdeckung ist selbst in den Bergen und auf dem Land hervorragend. Ich würde als Anbieter Magti empfehlen, da es in gewissen Regionen im Kaukasus nur mit Magti Empfang gibt. Um eine bessere Übersicht über Tbilisi und das Land zu erhalten, eignet sich der Wander-Lush Travel Block. Von Cafés zum Arbeiten und Lernen über die besten Bars in Tbilisi bis zu den schönsten Nationalparks und Wander-Touren in Georgien wird in diesem Block informiert.  Auf der Seite des Auswärtigen Amt steht, dass die Einreise mit dem Personalausweis möglich ist. Ich würde dennoch den Reisepass mitnehmen, da auf der einen Seite die Einreise mit dem Reisepass erfahrungsgemäß schneller klappt und auf der anderen Seite sind Armenien und Aserbaidschan nur wenigen Stunden Autofahrt von Tbilisi entfernt. Zudem kann es bei Wanderungen im direkten Grenzgebiet zu Russland vorkommen, dass ein russisches Dokument ausgefüllt werden muss. Auch hier ist der Reisepass zu empfehlen.