Warum Toulouse?
Schon vor meinem Auslandssemester habe ich einige Städte Frankreichs gesehen. Viele fand ich atemberaubend schön, in vielen habe ich mich wohl gefühlt und oft habe ich mich in das französische Flair verliebt, aber keine Stadt hat mir so sehr gefallen wie Toulouse. Toulouse heißt nicht ohne Grund la ville rose, ihre Gebäude aus Backstein lassen die Stadt im Sonnenlicht in warmen Rottönen erstrahlen und verleihen ihr ein romantisches Antlitz. Das Ambiente in der ganzen Stadt ist sorglos und unbekümmert. Hier kann man nicht nur aufregende Stunden im aktiven Nachtleben, welches besonders durch lateinamerikanische Tanzbars dominiert wird, erleben, sondern auch ruhige Stunden bei einem Spaziergang entlang der Garonne. Toulouse ist als eine Studentenstadt kunterbunt und abwechslungsreich. In jeder Ecke befindet sich ein gemütliches Café oder ein kleines französisches Restaurant. Die Einheimischen von Toulouse sind sehr offen und man kann von ihrer entspannten französischen Lebensart lernen, besonders sympathisch werden sie auch durch ihren ganz eigenen accent toulousain. Auch die Umgebung von Toulouse ist sehenswert. Dabei sind besonders die Städte Albi und Carcassonne hervorzuheben. Wer etwas weiter reisen möchte, dem sind auch Busfahrten empfohlen, mit denen man relativ preiswert zu größeren französischen Städten wie Bordeaux oder Montpellier kommt. Wer also noch unentschlossen ist, dem sei Toulouse von mir wärmstens empfohlen.
Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Schon zu Beginn meines Studiums stand für mich fest, dass ich ein Auslandssemester in Frankreich absolvieren möchte. In einem anderen Land zu leben, reizte mich schon immer und nebenbei die Kenntnisse einer Fremdsprache zu vertiefen, ist natürlich ein nicht unbedeutender Nebeneffekt.
Für einen gelungenen Auslandsaufenthalt steht eine intensive und gut organisierte Planung an erster Stelle. Bei verschiedenen Infoveranstaltungen des International Office, beispielsweise dem „International Day“, gab es viele hilfreiche Hinweise und Tipps, um ein Auslandssemester zu realisieren. Nach einer kurzen Reflexionsphase traf ich den Beschluss, mich für das Erasmus+ Programm zu bewerben. Zum einen ermöglicht das Programm Studierenden, die für das Studium erforderlichen Kurse an einer Gastuniversität zu absolvieren, zum anderen wird ein monatliches Stipendium ausgezahlt, was je nach Gastland variiert. Weitere Informationen werden auf den Erasmus+ Internetseiten der Universität Potsdam veröffentlicht. Dort sind auch die unterschiedlichen Partnerhochschulen für die einzelnen Fachbereiche der Universität aufgelistet. Für das Institut der Romanistik werden für Frankreich eine Vielzahl an Universitäten angeboten mit entsprechendem Link. Jeder Fachbereich hat einen eigenen Erasmuskoordinator. Im Fall des Fachbereiches der Romanistik ist die zuständige Koordinatorin Frau Dr. Stefanie Wagner. An sie wird das ausgefüllte Bewerbungsformular geschickt, welches auf den Erasmusseiten des Institutes für Romanistik zu finden ist. Dort sind ebenfalls die genauen Abläufe der Bewerbung beschrieben. Als Student der Romanistik ist es notwendig, entsprechende Sprachkenntnisse nachzuweisen (in Französisch Prop. 2/1), ein Online-Formular auszufüllen und eine Pulsleistungsübersicht per E-Mail zu senden. Bei dem Online-Formular kann man selbst festlegen, welche drei Partneruniversitäten gewünscht sind, dabei hat die erste die oberste Priorität, was bei der Platzvergabe berücksichtigt wird. Wichtig ist es, die Bewerbungsfrist einzuhalten. Oft läuft diese bis zum 31. Januar. Nach der Frist ist es aber noch möglich, sich für Restplätze zu bewerben. Nach Eingang der Bewerbung wird im Februar/März beschlossen, welcher Platz den Studierenden zugeteilt wird. Wenn beim Erstwunsch keine Plätze mehr vorhanden sind, wird auf den Zweit- oder Drittwunsch zurückgegriffen. Bei mir hat es mit meinem Erstwunsch, der Université Toulouse Jean Jaurès, geklappt. Nach der Platzvergabe werden weitere organisatorische Schritte durchgeführt, beispielsweise das Ausfüllen einer Annahmeerklärung des International Office. Diese Annahmeerklärung muss von Frau Dr. Wagner unterzeichnet werden. Danach muss man sich online bei der Université Toulouse Jean Jaurès anmelden. Informationen dazu finden sich auf der Webseite unter „International“ und „Venir à l’UT2J“. Nach erfolgreicher Bewerbung wird von der Université Toulouse Jean Jaurès eine Mail verschickt, in der Bescheid gegeben wird, wer der zuständige Koordinator an der Partnerhochschule ist. In meinem Falle war das „Dirk Weissmann“. Zu ihm wird das erste Learning Agreement, das Learning Agreement BEFORE the mobility, nach der Unterzeichnung von Frau Wagner, zum Unterschreiben geschickt. Im Learning Agreement werden alle Kurse eingetragen, die man an der Gastuniversität belegen möchte. Die unterschiedlichen Kurse werden im „Catalogue des cours“ online auf der Internetseite der Universität veröffentlicht. Wichtig ist es beim Learning Agreement, mindestens 30 Leistungspunkte anzustreben. Oft müssen aber aus organisatorischen Gründen nach Ankunft an der Partnerhochschule kleine (oder große) Veränderungen am Learning Agreement durchgeführt werden, diese sind im Learning Agreement DURING the mobility festzuhalten.
Studium an der Gastuniversität
Beim Ankommen an der Gastuniversität fiel mir sofort auf, wie viel größer und moderner der Campus ist im Vergleich zum Neuen Palais in Potsdam. Von überall her kamen Studenten und an jeder Ecke war etwas los. Das erste Ziel war das Arche, ein großes, bogenförmiges Gebäude im vorderen Teil des Campus. Dort habe ich mir die Conformation of Stay unterschreiben lassen, habe viele Informationsmaterialen bekommen und einen Termin für die inscription administrative. In den ersten zwei Wochen wurden viele Veranstaltungen und Vorträge organisiert, die das Ankommen und Zurechtfinden an der Universität und in der Stadt erleichterten. Es gab Vorträge zu den Sportkursen und zu DEFLE. Die DEFLE-Kurse richten sich an ausländische Studierende, die die französische Sprache erlernen oder vertiefen wollen. Die Angebote beziehen sich auf das Niveau, welches man in dem zuvor durchgeführten OLS-Sprachtest nachgewiesen hat. Dadurch musste ich viele Veränderungen in meinem Learning Agreement durchführen. Viele meiner zuvor gewählten Kurse waren bezüglich des Niveaus zu niedrig, weshalb ich sie nicht wählen durfte und auf Alternativen umsteigen musste. Im Allgemeinen gestaltete sich die Kurswahl etwas komplizierter als gedacht. Anders als in Potsdam, wo alle Kurse online gewählt werden, werden die Kurse an der Universität in Toulouse in den einzelnen Gebäuden der Fachrichtungen ausgehängt, sodass man viel suchen muss, bis man die für sich passenden Kurse gefunden hat. Nur in den ersten zwei Wochen hat man Zeit, die Kurse „auszutesten“ bis man einen Zettel mit den gewählten Kursen abgeben muss und somit seine Einschreibung an der Universität und in die Kurse vervollständigt.
Letztlich habe ich drei DEFLE-Kurse gewählt und zwei Übersetzungskurse. Jetzt bereue ich etwas, keine Kurse des Département de Lettres modernes, Cinéma et Occitan gewählt zu haben, da diese zwar anspruchsvoller gewesen wären, ich aber besser mit Einheimischen in Kontakt gekommen wäre. Meine gewählten Kurse waren in Ordnung. Am besten gefallen haben mir die Literaturkurse von DEFLE des Année 4. Die Übersetzungskurse, die ich mir anrechnen lasse, waren zwar nicht immer einfach, aber besonders in Hinsicht auf den Wortschatz konnte ich mich durch sie gut verbessern. Meine Dozenten waren ohne Ausnahme sehr verständnisvoll und offen gegenüber Fragen von ausländischen Studierenden und die Atmosphäre war in jedem Kurs sehr angenehm. Besonders interessant war es, in den DEFLE-Kursen auf andere Nationalitäten zu treffen. So hat es Spaß gemacht, sich auszutauschen und internationale Freundschaften zu schließen. Untereinander wurde selbstverständlich französisch gesprochen.
Anders als in Potsdam werden in den meisten Kursen während des Semesters Klausuren geschrieben, diese werden mit der Endklausur zusammengerechnet. Auch Hausarbeiten und Vorträge sind als Studienleistung oft obligatorisch.
Besonders hervorzuheben ist ebenfalls die Organisation EIMA. Sie hat ihr Büro direkt neben dem International Office und kümmert sich darum, Erasmus-Studenten einen sorglosen und aufregenden Studienaufenthalt in Toulouse zu ermöglichen. In den ersten zwei Wochen wurden neben einer Kennlernfahrt viele verschiedene Aktivitäten wie Bar-Besuche und Stadtbesichtigungen angeboten. Dabei hat man viele Kommilitonen verschiedener Herkunft kennengelernt, konnte sich austauschen und Kontakte knüpfen. So entstanden schon in den ersten Tagen gute Freundschaften, die sich über das ganze Semester hielten und hoffentlich weiterhin halten werden. Auch während des Semesters bot EIMA viele verschiedene Veranstaltungen an, darunter ein paar Fahrten in kleine Städte in der Nähe von Toulouse. Diese Ausflüge sind preiswert und wirklich zu empfehlen. Dazu bietet EIMA Neuankömmlingen eine Vielzahl von Haushaltsgegenständen an, die Erasmusstudierende der vorherigen Semester im Büro abgegeben haben.
Wie bereits erwähnt, ist die Universität sehr modern. Auch die Bibliothek ist bestens ausgestattet und glänzt durch ein neues und großes Gebäude. Es dürfen Taschen, Essen und Trinken mitgenommen werden und in kleinen Arbeitsräumen ist das Sprechen in der Gruppe erlaubt, wodurch sie zum perfekten Ort zum Lernen und Arbeiten wird.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Da ich leider nur in meinen Übersetzungskursen mit Franzosen in Kontakt kam, hatte ich im Allgemeinen an der Universität nur wenig Kontakt zu einheimischen Studenten. Eine Möglichkeit, um Verbindungen zu Franzosen aufzubauen, sind die an der Universität angebotenen Sportkurse. Aber auch außerhalb der Uni gibt es viele Gelegenheiten, um mit ihnen in Kontakt zu kommen, denn Toulouse ist und bleibt eine Studentenstadt mit vielen Bars und Cafés. Auch ich habe außerhalb der Uni eine Französin kennengelernt, mit der ich viel Zeit verbracht habe. Außerdem habe ich durch die von EIMA organisierten Ausflüge viele ausländische Studierende kennengelernt, zum Beispiel aus Spanien, Italien und Polen, mit denen ich in meiner Freizeit häufig etwas unternommen habe und französisch sprechen konnte.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Vor meinem Auslandssemester habe ich immer etwas Angst davor gehabt, französisch zu sprechen. Ich befürchtete, schon durch meine Aufregung bei Kleinigkeiten Fehler zu machen, sodass mich Franzosen nicht verstünden. Obwohl ich die Sprache immer geliebt habe und viel tat, um mich zu verbessern, konnte ich sie vor meinem Aufenthalt in Toulouse nur selten außerhalb der Sprachkurse anwenden. In Toulouse habe ich dann gemerkt, wie einfach es ist, mit Einheimischen zu kommunizieren. Die Mehrzahl aller Franzosen, mit denen ich sprach, war sehr hilfsbereit und offen mir gegenüber, sodass es mir schnell leichter fiel die Sprache im Alltag zu gebrauchen. Natürlich gibt es Situationen, in denen man Probleme hat, die richtigen Worte zu finden. Aber ich habe auch gelernt, dass es normal ist, Fehler zu machen, dass ich mich durch sie nicht entmutigen lassen sollte und sie als Hilfe nehmen sollte, mich zu verbessern und mich weiterzuentwickeln. Durch die Kurse in der Uni und in erster Linie durch die Anwendung im Alltag konnte ich mein Niveau von einem B2-Level auf ein C1-Level verbessern. Besonders der Wortschatz und das Hörverständnis verbessern sich während eines Auslandssemesters enorm.
Wohn- und Lebenssituation
Bereits bei der Online-Bewerbung an der Universität Toulouse Jean Jaurès wurde in einem letzten Schritt gefragt, ob Interesse an einem Zimmer im Studentenwohnheim der Organisation Crous in Toulouse bestünde. Da ich für mich den sichersten Weg gehen wollte, traf ich den Entschluss, mich für dieses zu bewerben. Nach ein paar Wochen bekam ich Bescheid, dass ich ein Zimmer bekäme für 270€ im Monat mit Küche und Badezimmer im Studentenwohnheim Chapou. In Toulouse gibt es insgesamt drei unterschiedliche Studentenwohnheime. Chapou ist mit sechs Gebäuden mit jeweils mehreren Etagen das Größte. Bei der Bewerbung kann man sich aber weder das Wohnheim aussuchen, noch angeben, ob eine eigene Küche oder eine Gemeinschaftsküche gewünscht ist. Ich war mit der eigenen Küche zufrieden. Zwar können in einer Gemeinschaftsküche besser Kontakte geknüpft werden, aber leider ist es in ihnen oft etwas chaotisch. Als ich mich entschloss, das Angebot anzunehmen, wurden mir viele Dokumente geschickt, die ich ausfüllen sollte. Gewünscht war zudem im Vorfeld die erste Miete zu überweisen, ein Passfoto mitzubringen, eine Kopie des Personalausweises, eine Bankverbindung und eine Hausratversicherung nachzuweisen. Ich habe vor meinem Auslandssemester mir von meiner Bank eine Kreditkarte ausstellten lassen, mit der ich sowohl die Miete als auch alle Einkäufe in Frankreich problemlos bezahlen konnte. Dadurch war es für mich nicht notwendig, ein französisches Konto zu eröffnen. Obwohl meine deutsche Hausratversicherung nicht akzeptiert wurde, habe ich die Wohnungsschlüssel bekommen mit dem Versprechen, in den nächsten Wochen eine französische Hausratversicherung abzuschließen. Freunde empfohlen mir die Versicherung „ADH“, diese bietet einen Studententarif und ist somit sehr erschwinglich. Außerdem kann sie online sehr unkompliziert abgeschlossen werden, sobald die Adresse des Zimmers feststeht. Ich habe auch von Fällen gehört, in denen die Angestellten des Chapou zusammen mit den Studierenden die Versicherung abgeschlossen haben.
Als ich dann meine Schlüssel bekam, machte ich mich auf dem Weg zu meinem Zimmer. Mein Zimmer lag im hintersten Gebäude in der obersten Etage. Leider funktionierte an dem Tag (wie auch an vielen anderen Tagen) der Fahrstuhl in meinem Wohnblock nicht, sodass ich meinen Koffer alle acht Etagen hochschleppen musste. Zum Glück hat mir dabei eine Freundin geholfen. Später bekam ich heraus, dass der Fahrstuhl im angrenzenden Gebäude intakt war, sodass ich von dort an diesen benutzte. Im Zimmer angekommen, wurde mir bewusst, wie wenig Platz ein 9m2-Zimmer bot. Obwohl das Bett durch ein Scharnier hochgefahren werden konnte, bot es wenig Bewegungsfreiheit. Zwar habe ich schon durch Erfahrungsberichte anderer Studenten und Fotos im Internet mitbekommen, dass das Zimmer nicht durch hervorragende Größe besticht, aber ein so kleines Zimmer vorzufinden, war für mich im ersten Moment etwas erschreckend. Zudem stand es wahrscheinlich einige Woche leer, sodass ich zuerst Spinnenweben, Staub, Schmutz und Schimmel(!) entfernen musste. Die dunklen Farben des Zimmers haben es im ersten Augenblick nicht gemütlicher gemacht. Aber dazu muss gesagt werden, dass alle Zimmer individuell sind und auch in unterschiedlichen Zuständen. Nur mit dem Ausblick hatte ich bei meinem Zimmer viel Glück. Anders als meine Kommilitonen, die auf graue Häuserfassaden schauen mussten, streifte mein Blick die rosafarbenen Dächer von Toulouse, die noch schöner wurden durch den Sonnenuntergang, den ich jeden Tag von meinem Fenster aus beobachtete. Nach einiger Zeit habe ich mich gut mit dem Zimmer abgefunden, habe gelernt, mich mit weniger zufriedenzustellen und habe mein Zimmer zu meinem Zuhause gemacht. Am Ende des Aufenthaltes war ich sogar traurig, es verlassen zu müssen.
Sehr positiv anzumerken ist in Toulouse das Metrosystem. Die zwei Metrolinien (die Linie A und B) fahren im Minutentakt und sind, außer wenn es zu einem Streik kommt, sehr zuverlässig. Um zur Universität zu gelangen, musste ich erst den Bus nehmen, dann die Linie B, dann die Linie A. Aber auch an diesen Fahrtweg, der im Normalfall ca. 45 Min. dauerte, konnte man sich schnell gewöhnen. Es ist zu empfehlen, sich gleich in der ersten Woche eine carte pastel von Tisséo ausstellen zu lassen. Die Tisséo-Agenturen befinden sich in vielen Metrostationen der Stadt. Ich habe meine bei der Agentur in Arène gekauft. Die Karte kostet einmalig ca. 25€ und kann monatlich für 10€ aufgeladen werden.
Bezüglich der Krankenversicherung habe ich hier in Deutschland eine Auslandsreisekrankenversicherung abgeschlossen, die mich für meine Aufenthaltsdauer ausreichend versicherte.
Zu erwähnen ist auch, dass die generellen Lebenserhaltungskosten in Frankreich etwas höher sind als in Deutschland. Bei den Supermärkten gibt es preislich kleinere Unterschiede. In der Nähe des Studentenwohnheimes gibt es ein Auchan und ein Carrefour. Wer ein bisschen weniger Geld für Lebensmittel ausgeben möchte, dem lege ich Auchan ans Herz. Bezüglich des Angebotes gibt es zu Deutschland keine großen Unterschiede.
Studienfach: Französisch Lehramt
Aufenthaltsdauer: 09/18-01/19
Gastuniversität: Université Toulouse Jean Jaurès
Gastland: Frankreich
Rückblick
Zurückblickend steht das Auslandssemester in Toulouse für mich für eine der schönsten Phasen meines Lebens. Sowohl persönlich als auch sprachlich wurde ich gestärkt. In einem anderen Land zu leben, bedeutet nicht nur andere Menschen, andere Bräuche und einen anderen Lebensstil kennenzulernen, sondern auch mehr über sich selbst zu erfahren. Oft ist es notwendig, über seinen Schatten zu springen, doch gerade das kräftigt die Persönlichkeit. Natürlich gehört Heimweh bei einem längeren Auslandsaufenthalt dazu, aber nach jeder negativen Phase folgt eine positive, sodass man sich nie entmutigen lassen sollte. Am schwersten war für mich die Zeit der Streiks der Gymnasiasten und vor allen Dingen der Gelbwesten. In einer Woche während des Semesters war es nicht möglich, zur Universität zu gelangen, da keine Metro fuhr und an den nachfolgenden Wochenenden waren die Proteste so stark, dass man nicht in die Innenstadt fahren konnte, ohne in Auseinandersetzungen der Gelbwesten mit der Polizei zu geraten. Die Zeichen der Demonstrationen haben für diese Zeit Frankreich in einem hohen Ausmaß geprägt. Trotzdem verlor die Stadt nie ihren Charme. Jeden Tag konnte ich besser in die französische Lebensart eintauchen, sodass ich mich jetzt umso mehr darauf freue, zukünftig nicht nur die Sprache, sondern auch das Land und die Kultur anderen Menschen näherzubringen. Toulouse wird für immer einen Platz in meinem Herzen haben und ich freue mich schon auf meine weiteren Reisen in die ville rose.