Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Dass ich ein Auslandssemester machen wollen würde, war mir schon zu Beginn meines Studiums klar, weshalb ich mit den Vorbereitungen bereits früh begann - dies kann ich auch empfehlen, denn so konnte unnötiger Stress vermieden werden. Beispielsweise belegte ich schon früh Sprachkurse an der Universität Potsdam, um so meine Kenntnisse aufzubessern und vorbereitet für das Ausland zu sein. Schließlich nahm ich an der International Week der Universität Potsdam teil und informierte mich gründlich. Hatte ich Fragen, so nahm sich das International Office die Zeit und beantwortete jede Frage ausführlich. Ich setze mich mit meinem Koordinator auseinander, der mir auch bei jeglichen Fragen zur Seite stand und schickte schließlich alle Dokumente fristgerecht ihm und dem International Office. Schon kurz danach bekam ich eine Zusage. Dann konnte der weitere Teil meiner Vorbereitungen beginnen.
Ich entschied mich schon früh für das Land Frankreich, genauer die Hauptstadt der Bretagne, Rennes, da mich die französische Kultur und die wunderschöne Landschaft dieses Ortes begeisterte – natürlich sprach ich einige Jahre schon Französisch, was sicherlich meine Entscheidung positiv beeinflusste. Ich nahm also Kontakt mit der Gastuniversität auf. Der weitere Verlauf der Vorbereitungen mit der Gastuniversität, dem Crous (dem französischen Studentenwohnheim) sowie die Organisation der Dokumente wie Krankenversicherungs- und Haftpflichtversicherungsnachweis liefen unkompliziert ab. Ich bekam von meiner Gastuniversität in Rennes einen Zugang zu einer einfach bedienbaren Plattform, auf die ich jegliche Dokumente hochladen musste. Die Seite war übersichtlich und so konnte ich keine Frist verpassen. Meine Gastuniversität war sehr hilfsbereit – das auch bis zum Ende meines Aufenthaltes.
Studium an der Gastuniversität
Die Art und Weise der universitären Lehre in Frankreich lässt sich nicht mit der in Deutschland vergleichen. Das beginnt schon beim Notensystem. In Frankreich werden Noten von 1 bis 20 verteilt, wobei mindestens zehn Punkte erreicht werden müssen, um ein Examen zu bestehen. Ein sehr guter französischer Student erreicht in der Regel maximal 14 Punkte, was in Deutschland ca. eine 3,0 wäre (im Internet lässt sich eine Notentabelle zum Vergleichen ganz einfach finden). Das Erreichen einer höheren Punktzahl ist eine Ausnahme. Grundsätzlich ist hier aber anzumerken, dass französische Examen weitaus einfacher gestaltet sind als in Deutschland, weshalb es für einen deutschen Studenten in Frankreich nicht schwer sein sollte, mehr als 14 Punkte zu erreichen. Dennoch nahmen die Professoren in den Vorlesungen (Cours Magistraux = CM) und in den Seminaren (Travaux Dirgigés = TD) Rücksicht auf die Erasmus-Studierenden und erklärten Sachverhältnisse auch mehrmals. Eine Vorlesung und ein Seminar sind meistens so gestaltet, dass es keine Folien oder Sonstiges zur Hand gibt. Der Professor hält Frontalunterricht und die Studenten fertigen ein Skript des Gesagten an. Hier kann ich empfehlen, unbedingt Kontakt zu einem französischen Studenten aus jedem Kurs zu suchen, um auf Hilfe zurückgreifen zu können. Grundsätzlich gilt auch, wie in Deutschland, dass ein TD interaktiv zwischen Studenten und Professor ist und ein CM als Frontalunterricht stattfindet. Das International Office der Universität Rennes 2 war super freundlich. Die Kommunikationsprobleme zu Beginn des Aufenthaltes aufgrund der Sprachbarriere waren kein Problem, da es einen sehr netten Angestellten gab, der fließend Englisch sprach (Achtung: in der Regel sprechen in Frankreich wenig Menschen fließend Englisch – auch die meisten Studenten nicht. Das Schulsystem legt dort einen geringen Fokus auf Fremdsprachen). Die Universität Potsdam bietet das sogenannte Buddy-Programm an. Dieses kann ich auf jeden Fall empfehlen. Ich bin mit meinem Buddy auch heute noch in engem Kontakt und ein Wiedersehen ist geplant. Sie stand mir mit Rat und Tat zur Seite, ich bekam meine persönliche Uni- sowie Stadtführung. Dieses Programm bietet sich an, um eine internationale Freundschaft zu schließen! Ich habe mit meinem Buddy auch Zeit in der riesigen Bibliothek der Universität verbracht. Diese machte bereits früh am Tag auf und war bis 22 Uhr geöffnet, wobei es einem nur möglich war, Bücher bis 20 Uhr auszuleihen. Es gab dort auch Gruppenarbeitsräume, die gemietet werden konnten. Alles in allem war die Universität super und lässt sich auf jeden Fall empfehlen.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Wie bereits erwähnt, habe ich am Buddy-Programm der Universität Potsdam teilgenommen und somit eine internationale Freundschaft schließen können. Ich kann jedem empfehlen, der ein Auslandssemester macht, dieses Angebot zu nutzen. Es bietet sich auch an, an diesem Programm bereits vor seinem eigenen Auslandssemester teilzunehmen und einen Erasmus-Studierenden in Potsdam zu betreuen. Das sogenannte ESN bietet außerdem viele Aktivitäten und Reisen, bei denen man mitmachen kann. Beispielsweise gab es auch eine Willkommensveranstaltung. Leider schließt man den meisten Kontakt mit anderen Erasmus-Studierenden und weniger mit Einheimischen. Andererseits kann man das auch positiv sehen, da man so Kontakte mit Menschen aus vielen unterschiedlichen Ländern schließen kann. Neben meinen Französischkenntnissen konnte ich so auch meine Englischkenntnisse verbessern!
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Bevor ich das Auslandssemester antrat, habe ich bereits die Sprachkurse von der Universität Potsdam belegt, um mich bestmöglich vorzubereiten und ein entsprechendes Zertifikat nachweisen zu können. Die Université Rennes 2 verlangte, wenn man Kurse auf Französisch belegen wollte, mindestens ein Zertifikat für das Niveau B1. Letztendlich musste ich dieses Zertifikat nicht nachweisen, allerdings war es sinnvoll, nochmal die Französischkenntnisse aufzufrischen, sodass ich für ein Studium auf Französisch vorbereitet bin. Die ersten Wochen war es noch sehr schwer, dem Unterricht zu folgen. Das ebbte allerdings mit der Zeit ab und die Klausuren konnte ich alle mit Bravour ablegen. Während meines Aufenthaltes belegte ich zusätzlich einen Cirefe-Sprachkurs, um das Niveau C1 zu erhalten. Hierfür gab es zu Beginn des Semesters einen Test für die Einstufung in das entsprechende Niveau. Dieser Kurs sowie das stetige Sprechen auf Französisch im Alltag halfen mir, relativ schnell sicher in der Sprache zu werden. Es ist sehr empfehlenswert, mit möglichst allen französischen Kontakten Französisch zu sprechen. Das Auslandssemester beende ich nun mit einem abgeschlossenen C1-Zertifikat in Französisch und einem verbesserten Sprachniveau in Englisch. Um sicher in Sprachen zu werden, ist ein Auslandssemester auf jeden Fall sinnvoll!
Wohn- und Lebenssituation
Um meine Unterkunft in Rennes kümmerte ich mich rechtzeitig und bewarb mich bereits früh für einen Platz in einem Studentenwohnheim. Dies ist aus mehreren Gründen zu empfehlen: Erstens ist die Wohnsituation in Frankreich teilweise sehr schwierig und eine Wohngemeinschaft (Colocation) zu finden, stellt sich als Herausforderung dar, zudem ist diese auch sehr teuer. Es ist deshalb zu empfehlen, sich für das Wohnheim zu bewerben, das direkt an der Universität gelegen ist (befindet sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite). Des Weiteren ist dieses auch sehr günstig. Man sollte allerdings keinen großen Luxus erwarten – für ein Semester reicht der Platz und die Gegebenheiten aber vollkommen aus. Man teilt sich eine Küche, hat aber sein eigenes Zimmer mit viel Stauraum und einem eigenen Bad und einem Kühlschrank. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind, sollte man kein Fahrrad haben, in Rennes auf jeden Fall eine gute Wahl. Es gibt zwei Metro-Linien, mit denen man in kürzester Zeit einmal durch die Stadt kommt. Busse brauchen hingegen ein wenig länger, was dem Stau zu verschulden ist. Ein Monatsticket für die Öffentlichen Verkehrsmittel in Rennes kostet für Studierende 25 Euro, eine einzelne Fahrt kostet 1,50 Euro. Ein interessanter Tipp ist noch, dass man sich im Vorhinein unbedingt Facebook herunterladen sollte. Dort werden viele Dinge, unter anderem auch Fahrräder, günstig verkauft. Grundsätzlich wird in Frankreich vieles mit Karte bezahlt. Sollte man kein Geld abheben wollen, sondern nur direkt per V-Pay beispielsweise bezahlen wollen, so braucht man keine Master- oder Visa-Card zu benutzen. Allerdings erachte ich eine Master- oder Visa-Card als sinnvoller, als ein französisches Konto anzulegen. Das erspart unter anderem auch Zeit und Mühe. Krankenversichert war ich über meine deutsche Versicherung. Ich neige allerdings nicht dazu oft krank zu werden, sollte das der Fall sein, dann würde ich eine private Auslandskrankenversicherung empfehlen. Frankreich ist in fast jeder Hinsicht teurer als Deutschland. Das sollte man bedenken, wenn man viel in Restaurants und Bars gehen möchte. Dennoch gibt es auch Freizeitangebote, die in ein kleineres Budget passen. Vor allem die Angebote des ESN empfehlen sich hierfür.
Studienfach: Germanistik und Geschichte (2-Fach-Bachelor)
Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022
Gastuniversität: Université Rennes 2
Gastland: Frankreich
Rückblick
Rückblickend kann ich sagen, dass ein Auslandssemester eine der besten Entscheidungen gewesen ist, die ich in meinem Studium getroffen habe. Es hat mir sowohl kulturell als auch sprachlich weitergeholfen und mir viele spannende Eindrücke geschenkt. Zusätzlich habe ich neue Freundschaften schließen können, mit denen ich die ganze Erasmus-Erfahrung lebenslang teilen werde. Ich empfehle jedem, der selbstbewusst genug ist, ein Auslandssemester zu machen. Wichtig ist, dass vor allem zu Beginn des Erasmus jede Veranstaltung, die angeboten wird, besucht wird, sodass man Leute in der fremden Stadt kennenlernt. Es ist wichtig, dass man nicht alleine in der Stadt ist, sondern Freunde findet. Immerhin ist man für ein halbes Jahr dort. Ich kann Rennes als Stadt in Frankreich auf jeden Fall empfehlen! In dieser Stadt gibt es sehr viele Universitäten, weshalb die Stadt nur so von Studenten und jungen Menschen wimmelt. Es gibt aufgrund dessen viele (Freizeit-/Abend-)Angebote für Studierende und es ist nicht schwer, neue Leute kennenzulernen. Die Stadt, die ganze Bretagne ist einfach super schön. Ich habe atemberaubende Sonnenuntergänge an den schönsten Orten am Meer gesehen. Apropos: So viel, wie alle immer sagen, regnet es in der Bretagne gar nicht. Wenn jemand auch nach Rennes gehen möchte oder überlegt dies zu tun, dann wird es bestimmt möglich sein, dass das International Office euch meine Mail-Adresse weiterleitet. Ich beantworte dann gerne noch weitere Fragen!