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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Die Informationen zum Erasmus+ Programm sind meiner Meinung nach leicht und übersichtlich auf der Website der Universität Potsdam zu finden. Da ich jedoch im Dreifachprogramm M.A. Internationale Beziehungen eingeschrieben bin, das in Kooperation mit der Freien Universität und der Humboldt-Universität zu Berlin läuft, empfand ich die Planung teilweise als etwas chaotisch. Ich denke jedoch, dass dies weniger an der Universität Potsdam lag, sondern vielmehr an der Komplexität des Programms und der damit verbundenen Abläufe. Auch konnte ich bei einige Info-Veranstaltungen nicht anwesend sein, was die Planung teilweise erschwert hat.
Die Kontaktaufnahme mit der Gastuniversität verlief unkompliziert, ebenso wie der Bewerbungsprozess. Für die Bewerbung an der Sciences Po Paris konnte ich viele der Unterlagen, die ich bereits für die Universität Potsdam hochgeladen hatte, erneut verwenden, was den Prozess deutlich erleichterte.


Studienfach: M.A. Internationale Beziehungen

Aufenthaltsdauer: 08/2024 – 12/2024

Gastuniversität: Sciences Po Paris

Gastland: Frankreich

Studium an der Gastuniversität

Ich war während meines Aufenthalts an der Sciences Po an der Paris School of International Affairs (PSIA) eingeschrieben, da ich auch in Deutschland Internationale Beziehungen studiere. Rückblickend war das eine gute Entscheidung, da an PSIA viele internationale Studierende vertreten sind, was eine spannende Lernumgebung schafft.
Ich habe drei Kurse bei PSIA, einen Fotografie-Kurs sowie zwei Sprachkurse belegt. PSIA bietet eine beeindruckende Auswahl an Kursen, auf die ich mich im Vorfeld sehr gefreut hatte. Leider können Austauschstudierende ihre Kurse erst nach den regulär eingeschriebenen Studierenden wählen, sodass viele der Kurse, die ich ursprünglich besuchen wollte, bereits ausgebucht waren. Das empfand ich als unfair, da ich schließlich in einigen Kursen landete, die nicht wirklich meinen Interessen entsprachen. Trotzdem bin ich dankbar für die neuen Einblicke in Themengebiete, mit denen ich zuvor weniger vertraut war.
Das Studienklima an der Sciences Po ist insgesamt sehr anspruchsvoll. Der Workload ist hoch, und das Semester ist geprägt von vielen Deadlines, Midterms und Hand-ins. Die Bewertung der Leistungen ist strenger als in Deutschland, was es schwieriger macht, gute Noten zu erzielen.
Als positiv empfand ich jedoch, dass die Kurse eher klein gehalten sind, was ein gutes Verhältnis zwischen Dozierenden und Studierenden ermöglicht. Die Dozierenden waren sehr engagiert, und ich habe die persönliche Betreuung als deutlich angenehmer empfunden als in Deutschland, wo man in großen Vorlesungen oft auf sich allein gestellt ist.
Die technische Ausstattung der Universität ist hervorragend. Es gibt Zugang zu zahlreichen großen Zeitungen, Datenbanken und weiteren Ressourcen, die bei der Recherche für Hausarbeiten und Präsentationen äußerst hilfreich waren. Der neue Campus St. Thomas ist modern und wirklich beeindruckend. Ein großes Manko ist allerdings die kleine Bibliothek, in der es häufig keinen Platz gab. Es kam oft vor, dass man über 30 Minuten auf dem Campus herumgehen musste, um einen freien Platz zu finden. Auch die Öffnungszeiten waren anfangs enttäuschend – in den ersten drei Monaten des Semesters war die Bibliothek beispielsweise sonntags komplett geschlossen und machte auch unter der Woche früh zu.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Der Kontakt zu einheimischen Studierenden an der Sciences Po war eher begrenzt, da diese oft unter sich blieben. Dennoch konnte ich durch meine Teilnahme am Chor einige Französ:innen kennenlernen. Außerdem hatte ich bereits Kontakte aus meinem Bachelorstudium in den Niederlanden, die inzwischen in Paris leben.
Dafür hatte ich umso mehr Kontakt zu ausländischen Studierenden, insbesondere anderen Erasmus-Teilnehmenden. Zu Beginn meines Aufenthalts habe ich mir Sorgen gemacht, dass es schwierig sein könnte, neue Menschen kennenzulernen, da ich mich nicht für die Introduction-Week angemeldet hatte – diese kostete 300 Euro, was mir unverhältnismäßig teuer erschien. Im Nachhinein denke ich, dass dies die richtige Entscheidung war, da ich auch ohne diese Veranstaltung schnell ein solides Netzwerk aufbauen konnte. Dabei halfen mir Kontakte aus Berlin und Potsdam sowie Personen, die ich durch Gruppenarbeiten und in der ersten Uniwoche getroffen habe.
Viele der Menschen, die ich während meines Aufenthalts kennengelernt habe, leben ebenfalls in Berlin oder Potsdam, was es erleichtert, den Kontakt auch zukünftig aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig bin ich dankbar für die neuen Freundschaften, die ich mit Menschen aus ganz Europa und der Welt geschlossen habe.
Schon während meines Bachelors an der Maastricht University hatte ich die Gelegenheit, in einem internationalen Umfeld zu studieren. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie bereichernd es ist, von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und mit verschiedenen Hintergründen zu lernen und gemeinsam zu wachsen. Diese Erfahrung hat sich an der Sciences Po noch verfestigt.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

In der Schule hatte ich Französisch als Leistungskurs und erreichte damals ein C1-Niveau. Nach meiner Schulzeit hatte ich jedoch kaum Gelegenheit, Französisch zu sprechen, weshalb viele Kenntnisse verloren gingen. Zur Vorbereitung auf mein Erasmus-Semester in Paris besuchte ich in Deutschland einen Französischkurs auf B2-Niveau. Dadurch konnte ich auf einer soliden Grundlage aufbauen.
Während meines Aufenthalts in Paris belegte ich einen C1-Kurs in Französisch. Da der Kurs jedoch stark auf das Schreiben von Tests zur Vorbereitung des DALFs ausgerichtet war, hatte ich nicht das Gefühl, besonders viel gelernt zu haben. Auch meine akademischen Kurse wurden alle auf Englisch abgehalten, weshalb ich nur wenig akademisches Französisch geübt habe. Trotzdem hat mir der Alltag auf Französisch, insbesondere das Zusammenleben mit einer französischen Mitbewohnerin, sehr geholfen. Ich konnte meine Sprachfertigkeiten verbessern, und besonders mich trauen, aktiv auf Französisch zu kommunizieren.
Mein Ziel ist es, im März in Berlin das DALF C1 erfolgreich abzuschließen.

Wohn- und Lebenssituation

Unterkunft:
Meine Unterkunft habe ich schon früh, im April, über eine ehemalige Studentin der Universität Potsdam gefunden. Ich wohnte im selben Zimmer, das sie zuvor bewohnt hatte, bei einer älteren Dame. Diese Wohnsituation war zwar hilfreich, um mein Französisch zu verbessern, aber im Nachhinein würde ich mich nicht wieder dafür entscheiden. Oft fühlte ich mich ein wenig eingeschränkt, und die Miete war trotz allem relativ hoch. Die Lage im 11. Arrondissement war allerdings großartig, und ich habe es sehr genossen, die Umgebung zu erkunden.

Öffentliche Verkehrsmittel:
Die öffentlichen Verkehrsmittel in Paris sind ausgezeichnet. Die Metro ist schnell und zuverlässig, allerdings fährt sie nachts nicht, was manchmal unpraktisch war. Ich habe mir zusätzlich ein Fahrrad bei Swapfiets gemietet, was sich als perfekte Ergänzung erwiesen hat. Mit dem Fahrrad kommt man in Paris gut voran, aber ich würde jedem raten, einen Helm zu tragen und eine Regenjacke oder ein Cape mitzunehmen, wenn man trocken und sicher unterwegs sein will.

Bankgeschäfte:
Ich habe mein deutsches Konto weiterhin genutzt und damit keinerlei Schwierigkeiten gehabt. Das könnte möglicherweise anders sein, wenn man in Frankreich arbeitet, aber für meinen Aufenthalt war es völlig ausreichend.

Krankenversicherung:
Da ich aus der EU komme, musste ich keine zusätzliche Krankenversicherung abschließen, was vieles vereinfacht hat.

Lebenshaltungskosten:
Die Lebenshaltungskosten in Paris sind, wie erwartet, sehr hoch. Besonders die Miete war teuer, aber auch alltägliche Ausgaben summieren sich schnell. Eine Ausnahme ist das Crous, wo man für nur 3,30 Euro in der Kantine essen kann, diese ist aber nicht mit der Mensa in Berlin/Potsdam zu vergleichen. Trotzdem war es finanziell manchmal herausfordernd, alles unter einen Hut zu bekommen. Wenn man allerdings die richtigen Restaurants und Bars kennt, sind die Preise häufig ähnlich zu denen in Berlin.

Freizeitangebote:
Paris bietet unglaublich viele Freizeitmöglichkeiten. Ich bin häufig ins Theater und in die Oper gegangen, weil es tolle Rabatte für Studierende unter 28 gibt. Viele Museen sind für Menschen unter 26 sogar kostenlos, was ich auch oft genutzt habe. Außerdem war ich Mitglied im Chor der Sciences Po, wo ich nicht nur singen, sondern auch neue Leute kennenlernen konnte.
Paris ist eine sehr lebendige Stadt, und es gibt ständig spannende Events: die Wiedereröffnung von Notre Dame, die Paralympics oder Veranstaltungen im Centre Pompidou, um nur einige Beispiele zu nennen. Feiern gehen wie in Berlin ist in Paris allerdings etwas schwierig, da es oft teuer ist und mit viel Planung verbunden. Ich habe deshalb oft die entspannte Atmosphäre in Bars oder Parks genossen, was gerade im Sommer eine wunderschöne Alternative ist.

Studienfach: M.A. Internationale Beziehungen

Aufenthaltsdauer: 08/2024 – 12/2024

Gastuniversität: Sciences Po Paris

Gastland: Frankreich

Rückblick

Insgesamt hatte ich eine großartige Zeit an der Sciences Po und würde den Aufenthalt jederzeit wiederholen. Ich kann einen Aufenthalt dort wirklich jedem:jeder empfehlen!
Ich habe viele neue Einblicke gewonnen – sowohl durch die spannenden Lehrveranstaltungen als auch durch zahlreiche Gastvorträge und Events außerhalb der Universität. Besonders beeindruckend fand ich einen Vortrag zu Israel und Palästina mit hochkarätigen Redner:innen sowie einen Vortrag einer ukrainischen Parlamentarierin. Zu meinen persönlichen Highlights zählten außerdem der Besuch der deutschen Botschaft in Paris, der moldawischen Botschaft und eine Führung beim ZDF. Viele dieser Veranstaltungen wurden von sogenannten Student Associations organisiert, die eine wichtige Rolle auf dem Campus spielen und regelmäßig spannende Events für Studierende anbieten.
Ein Punkt, den ich im Rückblick ein wenig bedauere, ist, dass ich nicht mehr Kontakte zu Pariser:innen gesucht habe. Das liegt sicherlich zum Teil an mir, aber auch daran, dass die Universität sehr international ausgerichtet ist, was es schwieriger macht, lokale Kontakte zu knüpfen. Außerdem sind vier Monate in einer neuen Stadt recht kurz, um wirklich tief in die Kultur und das Leben vor Ort einzutauchen. Dennoch habe ich in dieser Zeit einen tollen ersten Eindruck von Paris bekommen, der Lust auf mehr gemacht hat.
Ich könnte mir gut vorstellen, in Zukunft wieder nach Paris zu kommen – vielleicht, um hier zu arbeiten. Aktuell plane ich, mich für das Carlo-Schmid-Programm zu bewerben, um bei einer internationalen Organisation wie der UNESCO zu arbeiten.

Sonstige  Hinweise

Paris ist, wie bereits erwähnt, eine sehr teure Stadt, und es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein. Dennoch gibt es zahlreiche kostenlose oder vergünstigte Angebote, vor allem für junge Menschen unter 26. Viele Museen, Theater und kulturelle Einrichtungen bieten spezielle Rabatte oder sogar kostenlosen Eintritt, was man unbedingt nutzen sollte.
Ein weiterer Vorteil von Paris ist die exzellente Verkehrsanbindung. Während meines Aufenthalts habe ich Ausflüge nach Marseille und Bordeaux gemacht – beides ist in weniger als drei Stunden mit dem Zug erreichbar. Wenn man die Tickets rechtzeitig bucht, sind die Ticketpreise auch noch relativ günstig. Solche Kurztrips bieten eine wunderbare Möglichkeit, Frankreich über Paris hinaus kennenzulernen und neue Eindrücke zu sammeln.
Abschließend würde ich zukünftigen Erasmus-Studierenden raten, offen für neue Erfahrungen zu sein, die kulturellen Angebote der Stadt voll auszuschöpfen und sich rechtzeitig mit den organisatorischen Aspekten, wie Unterkunft und Reiseplanung, auseinanderzusetzen. Paris hat unglaublich viel zu bieten, und mit einer guten Vorbereitung kann man die Zeit dort in vollen Zügen genießen.

 


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