Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Vor meinem Auslandsaufenthalt habe ich an einer Beratung von meinem Studienfachkoordinator teilgenommen. Für mich war klar, dass ich während meines Masters einen Studienaufenthalt im Ausland machen wollte. Mein Koordinator hat mir dann vorgeschlagen nach Frankreich bzw. nach Paris zu gehen, da dies sehr zu meinen Interessen passe. In meinem bisherigen Studienverlauf habe ich mich immer sehr für die Verbindung von Frankreich zu seinen ehemaligen Kolonien interessiert, weswegen es sehr naheliegend war, einen Austausch nach Frankreich zu machen. Die Bewerbungsunterlagen zusammenzustellen ging sehr schnell und bereits weniger als zwei Wochen nach Abgabe der Unterlagen (Motivationsschreiben, Anschreiben und Nachweisen) hatte ich die Zusage. Das Verlief alles sehr reibungslos und einfach!
Studium an der Gastuniversität
Das Studiensystem an meiner Gastuniversität in Frankreich war sehr organsiert und freundlich. Bei Fragen wurde immer innerhalb weniger Stunden geantwortet und eine Lösung gefunden. Das International Office hatte direkt nach meiner Ankunft eine „Kennenlern“-Woche für die internationalen Studierenden organsiert. Teil dieser Woche war auch eine Einführung in das französische Hochschulsystem, welches sich teilweise stark von dem deutschen unterscheidet (vor allem beim Thema Anwesenheitspflicht und Leistungen während des Semesters). Die eigentlichen Seminare und Vorlesungen begannen eine Woche später. Als ERASMUS Studierende durfte man eigentlich an jedem Kurs teilnehmen. Zu Beginn der ersten Stunde musste man nur der Dozierenden Person Bescheid geben und war ab dem Moment Teil der Klasse. Dies war natürlich sehr praktisch, da man so sehr frei in seiner Kurswahl war. Die Dozierenden waren zumeist auch sehr nett und freundlich. Vor allem waren sie sehr engagiert, die Studierenden in ihren eigenen Recherchen und Forschungen zu unterstützen. Da das französische Hochschulsystem sehr viel verschulter ist, hatten die Dozierende nur kleinere Gruppen (Klassen), die sie sehr gut kannten und teilweise schon seit Jahren unterrichteten. Dadurch war die Stimmung während des Unterrichts immer sehr entspannt und locker. Das war sehr gut, da es einen hohen Leistungsdruck gab. Wöchentliche Abgaben und zahlreiche Tests und Arbeiten während des Semesters machten das Semester durch aus sehr stressig. Wer ein entspanntes Auslandssemester machen möchte, sollte daher eher nicht zu einer französischen Hochschule tendieren. Die Qualität des Unterrichts ist aber sehr gut und ich persönlich kann es nur weiterempfehlen.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Der Kontakt zu ausländischen Studierenden hat sich bei mir zunächst als erstes ergeben. Durch die erste „Kennenlern“-Woche hatte ich zunächst sehr viel Kontakt zu anderen internationalen Studierenden, die neu in Frankreich waren. Dies hat sich aber im Verlauf der Zeit etwas geändert. Ab dem Zeitpunkt, als ich täglich in meinen Kursen saß, habe ich auch viele Einwohnende Frankreichs kennengelernt. Vor allem durch viele Gruppenprojekte kam ich schnell in Kontakt mit anderen. Trotzdem, würde ich sagen, habe ich am Ende mehr mit internationalen Studierenden gemacht als mit Einheimischen.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Meine Französischsprachkenntnisse vor meinem Aufenthalt waren noch sehr eingerostet, vor allem im Sprechen. Ich hatte zwar Französisch in der Schule und habe danach auch noch Französisch verwendet, vor allem für Quellenarbeit, aber gesprochen hatte ich schon lange nicht mehr. Dies hat am Anfang zu einigen unangenehmen Situation geführt, in denen mir nichts eingefallen ist und ich ins Englische wechseln musste. Dies hat sich aber im Laufe der Zeit verbessert, vor allem durch den Besuch eines Sprachkurses an der Universität. In dem Französischkurs haben wir hauptsächlich gesprochen und nochmal die einfachen Grammatikregeln wiederholt. Das war sehr hilfreich und im Verlauf der Monate wurde ich immer sicherer. Trotzdem reichen vier oder fünf Monate nicht aus, um wirklich sicher zu sprechen (zu mindestens bei mir nicht). Ich hoffe also, ich kann weiter an meinem Französisch arbeiten. Was die Sache auch noch erschwert hat, war nicht nur mein Kontakt zu vielen internationalen Studierenden, mit denen ich fast ausschließlich Englisch gesprochen habe, sondern auch meine Kursauswahl. Die meisten meiner Kurse waren auf Englisch. Das lag daran, dass ich in Frankreich hauptsächlich Kurse im Fachbereich der Internationalen Beziehungen besucht habe und diese sind standardmäßig oft auf Englisch.
Wohn- und Lebenssituation
Da meine Fakultät in der Stadt Guyancourt war, habe ich auch dort in einem Studierendenwohnheim gewohnt. Das Wohnheim lag direkt auf dem Campus der Universität. Ich musste maximal 2-3 min zu den Gebäuden und der Bibliothek laufen. Der Campus an sich ist auch ganz schön und liegt direkt an einem großen Park mit See. Vor allem im Sommer konnte man sehr gut auf den großen Wiesen neben den Gebäuden lernen und mit anderen Studierenden quatschen. In dem Wohnheim hatte ich eine Mitbewohnerin, mit der ich mir ein Bad und eine geräumige Küche geteilt habe. Wir hatten aber beide ein eigenes Zimmer, das mit 8qm relativ geräumig war (für französische / Pariser Verhältnisse). Das Praktische an Guyancourt war die direkte Anbindung nach Paris. In 40 Minuten mit der Bahn konnte man bereits das Zentrum von Paris erreichen. Von Guyancourt fahren drei verschiedene Regionalbahnen nach Paris und dies in sehr regelmäßigen Abständen. Bloß abends wurde es teilweise schwieriger. Ab halb eins fährt unter der Woche sowie an Wochenenden keine Bahn mehr bis sechs Uhr morgens. Wenn man dann doch noch in Paris war, musste man einen Nachtbus nehmen, der gefühlt jedes Dorf auf dem Weg abklapperte und ungefähr anderthalb Stunden brauchte. Aber auch das ist nicht weiter schlimm. Vor allem wenn man die Appartmentpreis-Unterschiede bedenkt. Ich habe für mein Zimmer nicht mal 300€ gezahlt, die Preise in Paris beginnen oft erst bei 700€ für ein kleines Zimmer.
Studienfach: War and Conflict Studies
Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 01/2023
Gastuniversität: Université de Versailles Saint-Quentin, Paris Saclay
Gastland: Frankreich
Rückblick
Letztendlich kann ich sagen, dass ich ein sehr schönes Semester in Frankreich hatte. Paris ist meiner Meinung nach eine der schönsten und angenehmsten Großstädte der Welt. Nicht weit davon entfernt zu wohnen und eigentlich jeden Nachmittag und das Wochenende in der Stadt zu verbringen war wirklich etwas Besonderes. Einen Tipp, den ich anderen Studierenden noch geben würde, wäre, falls es für einen möglich ist, keinen Nebenjob auszuüben. Ich habe während meinen vier Monaten zwei Tage die Woche gearbeitet und das hat alles sehr viel stressiger gemacht. Die Dozierenden verlangen einem schon sehr viel ab und wenn man dann noch arbeitet, kann es wirklich sehr stressig werden. Vor allem die letzten Wochen waren so für mich kaum aushaltbar und ich konnte die Zeit nicht wirklich genießen und vor allem nur noch wenig mit meinen Freunden in Frankreich machen. Auch würde ich jedem empfehlen, vor allem zu Beginn des Semesters, die Zeit für Reisen und Partys zu nutzen. Je länger das Semester geht, desto anstrengender wurde es. Genießt die Zeit!