Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Als Teilnehmer des deutsch-französischen Programms der Universität Potsdam wurde man netterweise sehr viel an die Hand genommen bzgl. der Vorbereitung des Auslandsjahres. Neben den Informationsveranstaltungen waren alle Mitarbeiter der Uni und des International Office ständig bereit, einem hilfreiche Tipps und Hinweise zu erteilen. Wichtig dafür ist aber, dass man auch tatsächlich nachfragt, denn bei so vielen Studierenden und dementsprechend einer Menge an individuellen Lebenssituationen ist es schwer alles im Blick zu haben. Der Kontakt mit der Gasthochschule wurde durch Fr. Dopleb sowie über die Erasmus-Kanäle hergestellt und erwies sich als unproblematisch. Man muss jedoch darauf eingestellt sein, dass man in Frankreich etwas länger braucht, viel Bürokratie erfahren wird und am besten so wenig Kontakt wie möglich mit der Verwaltung hat.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium in Frankreich habe ich als sehr verschult und frontal wahrgenommen. Damit möchte ich sagen, dass die Vorlesungen daraus bestehen, dass die Studierenden Wort für Wort mittippen, was die Professorinnen und Professoren vorne sagen und dass dies dann in „AGs“ und Klausuren wieder so rezitiert werden sollte. Dies verhindert nicht, dass der Inhalt der Lehre interessant sein kann, sorgt allerdings dafür, dass man sich vor allem am Anfang umstellen muss.
Zudem waren die französischen Vorlesungen von „AGs“ begleitet. Diese bestehen daraus, dass ein AG-Leiter den Stoff aus der Vorlesung nochmal wiederholt bzw. vertieft. Je nach AG-Leiter kann es sein, dass man wöchentliche Abgaben abliefern muss. Diese sind nicht wie in Deutschland nur Fallbearbeitungen, sondern können auch Urteils- oder Textkommentare sowie Aufsätze sein. Gleiches gilt übrigens auch für die Klausuren.
Was die Benotung angeht, gibt es einige Unterschiede. Zunächst wird in Frankreich auf 20 und nicht auf 18 benotet. Darüber hinaus wird nicht nur eine Note (die Klausurnote) gesammelt, sondern man erhält über das Semester eine Note für die Klausur, eine für die Probeklausur sowie mehrere in der AG für eventuelle Abgaben, Präsentation sowie mündliche Mitarbeit. Dies sorgt dafür, dass man zwar immer etwas unter Stress steht, dafür aber eventuell eine schlechte Klausur ausgleichen kann. Wichtig am Ende des Semesters ist es nämlich in jedem Fach mind. den Durchschnitt von 10/20 Punkten zu erreichen.
Meiner Erfahrung nach haben die meisten Vorlesungssäale keine Steckdosen, allerdings gibt es eine gute Uni-Bibliothek sowie eine weitere sehr gut ausgestattete Bibliothek auf dem Campus. Darüber hinaus bietet Paris einiges an Bibliotheken überall in der Stadt.
Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden
Die AGs bieten einem viele Möglichkeiten Kontakt zu den französischen Studierenden herzustellen und auch darüber hinaus werden bspw. durch den ACFA (das Pendant zum VDFS) öfters Veranstaltungen mit andern Uni-Vereinen organisiert. Darüber hinaus ist Paris eine Stadt mit einem großen kulturellen Angebot, welches besonders Studierende anzieht.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Durch die Notwendigkeit den Alltag auf französisch zu bestreiten, wird man flexibler und spontaner in seiner Sprachkompetenz und gewinnt an Vokabular. Allerdings können die ersten paar Wochen und auch Monate einen sehr anstrengen und ermüden, da man sich komplett neu umstellen muss.
Wohn- und Lebenssituation
Wohnen ist sehr teuer in Paris. Selbst für kleine Ein-Zimmer-Wohnungen kann man horrende Preise Zahlen. Das hat mich motiviert ein bisschen Außerhalb von Paris zu leben, wo es ein wenig billiger und größer war. Darüber hinaus hat Paris, wie schon erwähnt, ein riesiges kulturelles Angebot. Gerade für Studierende unter 25 Jahren gibt es einiges zu entdecken, ohne dafür zahlen zu müssen. Persönlich habe ich kein französisches Konto eröffnet oder einen französischen Handyvertrag abgeschlossen, allerdings scheint dies nicht sehr schwer zu sein nach allem, was ich hörte. Vorauf man sich einstellen sollte ist, dass Paris doch nochmal etwas teurer ist als Potsdam oder Berlin. Genaue Zahlen habe ich keine, man sollte aber darauf achten in welchen Supermarkt man geht und ob es nicht Märkte als Alternativen gibt. Man sollte sich möglichst vor der Reise nach Paris um eine Navigokarte Bemühen, welche für die öffentlichen Verkehrsmittel nötig ist.
Studienfach: Rechtswissenschaften
Aufenthaltsdauer: 09/2023 - 06/2024
Gastuniversität: Université Paris Nanterre
Gastland: Frankreich
Rückblick
Rückblickend kann ich sagen, dass es eine unglaublich wertvolle Erfahrung, sowohl kulturell als auch menschlich, war und würde jedem empfehlen mal aus seinem bekannten Umfeld rauszukommen, um sich eine neue Perspektive und vielleicht auch persönlich Alternativen anzueignen.
Was man allerdings nicht unterschätzen sollte, ist tatsächlich der kulturelle Schock. Zu Beginn romantisiert man alles viel zu sehr und schwärmt von allem, was man täglich Neues entdeckt. Dann kommt irgendwann die Phase, in der man es z.T. nicht mehr aushält, weil es einfach nicht so ist wie man es gewohnt ist und man sich anpassen muss. Gegen Ende des Jahres hat man sich aber so sehr daran gewöhnt, dass man mit dem neuen Umfeld gut klarkommt. Hierbei sollte man jedoch nicht unterschätzen, dass auch nach der Heimkehr ein zweiter Kulturschock in Bezug auf die eigene Kultur entstehen kann.