Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich habe mich über die Internetseite der Universität Potsdam über das Erasmus+ Programm informiert und mir dort in der Liste angeschaut, welche Städte mich interessieren würde. Außerdem bin ich in die Sprechstunde gegangen und habe mich über die genauen Abgabefristen informiert und Broschüren zu den jeweiligen Universitäten, die mich interessieren, bekommen.
Ich habe per Mail mit den Erasmus-Verantwortlichen der INSEEC geschrieben und die haben mich über alle einzureichenden Unterlagen und Fristen informiert. Ich konnte im April online meine Kurse wählen und musste in dem Zeitraum auch meine Bewerbungsunterlagen einreichen. Einzureichen waren: Transcript of Records, Lebenslauf, Motivationsschreiben, Kopie meines Reisepasses bzw. Ausweises und eine Kopie meiner europäischen Krankenversicherung.
Studium an der Gastuniversität
An der INSEEC ist man in Klassen aufgeteilt, ähnlich wie es bei uns in der Schule ist, mit 20-30 Leuten pro Klasse. Die Lehrveranstaltungen waren deutlich praktischer aufgebaut, sodass wir viele Aufgaben innerhalb der Veranstaltungen bearbeitet haben. Ich habe noch keine Rückmeldungen über meine Noten bekommen, aber generell muss man sich bei dem französischen Notensystem etwas umgewöhnen, 20 Punkte ist das beste, aber an sich werden in Frankreich meist nie mehr als 16-17 Punkte vergeben, mit 10 Punkten besteht man noch, ähnlich unserer 4,0.
Dadurch, dass man in den meisten Kursen viel in den Klassen gerechnet hat, habe ich für die Klausuren nicht ganz so viel wie in Deutschland lernen müssen. Zudem kamen teilweise ähnliche Aufgaben in den Klausuren ran, die wir auch in den Lehrveranstaltungen besprochen haben.
Die Dozenten haben meist geschaut, ob wir Erasmus-Studierende alles verstanden haben und ansonsten versucht, uns das nochmal zu erklären bzw. uns die Möglichkeit gegeben am Handy nachzuschauen. Ansonsten ist es nicht erlaubt während der Lehrveranstaltungen am Handy zu sein. Außerdem gibt es eine Anwesenheitspflicht und sobald jemand 5-10 Minuten zu spät kam, wurde die Person nicht mehr in den Raum gelassen und hat unentschuldigt gefehlt.
Man konnte in der Uni über seinen Studentenausweis immer kostenlos drucken und es gab auch einige Computerräume, die einem den ganzen Tag zur Verfügung standen. Eine Bibliothek hat die Uni leider nicht.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Es haben nur sehr wenige Erasmus-Studierende auf Französisch studiert, weshalb ich nur mit 3 anderen in einer Klasse war. Deshalb war es einfach Kontakt zu den einheimischen Studenten aufzunehmen und wir haben auch viele Gruppenarbeiten in unterschiedlichen Konstellationen gemacht, wodurch man nochmal im engeren Kontakt mit den einheimischen Studierenden stand. Mit den anderen Erasmus Studierenden hatte ich ansonsten auch außerhalb der Uni viel gemacht und wir haben viele Abende zusammen verbracht und am Wochenende Paris erkundet.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Ich konnte davor schon relativ gut Französisch sprechen, aber mein Niveau hat sich auf jeden Fall gebessert, vor allem hab ich wieder mehr Selbstbewusstsein dazugewonnen. Wenn ich mein Auftreten von der ersten und letzten Präsentation vergleiche, kann ich deutliche Fortschritte erkennen und ich kann auch wieder flüssiger Französisch reden und habe natürlich auch viele Wirtschaftsbegriffe dazu gelernt. Aber leider konnten die meisten anderen ausländischen Studierenden kein Französisch, weshalb ich auch viel Deutsch und Englisch geredet habe in meiner Freizeit.
Wohn- und Lebenssituation
In Paris ist es sehr schwierig Wohnungen zu finden, selbst für die Einheimischen. Ich hatte Glück über Freunde eine Wohnung vermittelt bekommen zu haben zu einem sehr guten Preis für Pariser Verhältnisse. Die Wohnungen sind hier deutlich kleiner als in Berlin und mindestens doppelt so teuer. Ich habe für ein kleines möbliertes Studio von 12m² 540€ gezahlt, aber dafür auch sehr zentral gewohnt, sodass vieles fußläufig erreichbar war. Ich war sowieso sehr viel unterwegs und kaum zu Hause und ich habe auch nur für ein paar Monate in Paris gelebt, sodass es auch in Ordnung war etwas weniger Platz verglichen mit Berlin zu haben. Viele andere Erasmus-Studierende haben leider nicht mal mehr Wohnungen in Paris gefunden und mussten außerhalb hinziehen. Die meisten haben leider nur über Airbnb für überteuerte Preise ein Zimmer finden können. Aber ich würde es schon empfehlen lieber direkt in Paris zu wohnen, da es sonst nervig ist abends nach Hause zu kommen und man auch so immer in überfüllten Zügen in die Stadt reinfahren muss.
Am besten man kauft sich ein Carte Navigo – Monatskarte – und dann kann man die jeden Monat neu aufladen. In der Innenstadt ist es super, dass man so viel zu Fuß erreichen kann und ansonsten kann man auch immer die Metro nehmen. Tagsüber Bus zu fahren sollte eher vermieden werden, da es immer sehr viel Stau gibt und man meist zu Fuß schneller ist als mit dem Bus.
Über die Uni habe ich ganz einfach ein Bankkonto eröffnen können und sogar 80€ für ein kostenloses Visa-Konto geschenkt bekommen. Es gibt einige Banken, die gute Angebote für Studierende haben und die bieten das auch häufig direkt in den Unis an.
Paris ist generell dafür bekannt teurer zu sein, vor allem im Vergleich zu Berlin, aber sobald man etwas entfernter von den touristischen Plätzen ist, findet man auch gute Restaurants und Bars mit Angeboten und günstigeren Preisen.
In Frankreich ist es toll, dass man als EU-Bürger unter 26 die meisten Museen und auch einige andere Monumente kostenlos besichtigen kann. Das ist ein sehr gutes Angebot, sodass ich automatisch viel häufiger Museen besucht habe verglichen zu Berlin. Jedoch ist es selbst schön nur durch die schönen Straßen in Paris zu schlendern und auf den Terrassen auf der Straße einen Kaffee zu trinken um den Pariser Charme einzuatmen.
Studienfach: Betriebswirtschaftslehre
Aufenthaltsdauer: 09/18-12/18
Gastuniversität: INSEEC Business School
Gastland: Frankreich
Rückblick
Ich würde auf jeden Fall rechtzeitig mit der Wohnungssuche beginnen, sodass man nicht in allzu großen Stress kommt, bevor man hier ankommt. Einige ausländische Studierende haben vorher nichts finden können und mussten die ersten Wochen in Hostels verbringen, aber das ist natürlich trotzdem erstmal eine gute Alternative, um dann Vorort schnell etwas zu finden.
Die Uni ist ganz anders als in Deutschland, die Tage waren sehr lang – ich hatte häufig von 8:30-19:15h Uni und man konnte am Ende kaum noch etwas aufnehmen. Daran muss man sich erstmal gewöhnen. Außerdem fand ich es auch gewöhnungsbedürftig, dass wir 4 mal im Semester an einem Samstag Vorlesungen hatten. Wir haben auch sehr viele Klausuren geschrieben, in fast jedem Modul 2-3 und dann gab es noch häufig Präsentationen oder andere größere Gruppenarbeiten, jedoch war das Niveau nicht in allen Kursen mit dem der Uni Potsdam vergleichbar, sowie auch deren Umfang. Jedoch waren es so viele Klausuren und die letzten Wochen hatten wir 2-3 Prüfungen pro Tag (Präsentationen oder Klausuren), sodass es uns allen schwer fiel die Motivation zu halten.
Andererseits war es auch schön, dass wir so kleine Klassen hatten und auch eine richtige Erasmus-Community, sodass man die gleichen Leute häufig gesehen hat und wir viel zusammen unternommen haben. Auch die „Erasmus-Association“ hat sehr viele Events und kleine Fahrten für uns organisiert was auch sehr schön war.