Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Bewerbung für das Erasmus+ Programm lief über das International Office meiner Uni. Frankreich, und vor allem Montpellier, war meine erste Wahl, und ich hatte das Glück, dass es auch direkt geklappt hat. Die Bewerbungsfrist endete im Januar, und schon im März hatte ich die Zusage in der Tasche.
Nach der Annahme des Platzes begann die Kommunikation mit der Université de Montpellier. Von dort erhielt ich mehrere E-Mails, in denen genau erklärt wurde, welche Unterlagen ich einreichen musste. Für den Sprachnachweis reichte der Universität mein Französischunterricht aus der Schulzeit, den ich von der 7. bis zur 12. Klasse hatte. Selber hätte ich mein Sprachniveau aber eher zwischen A2 und B1 eingeordnet. Außerdem musste ich akademische Unterlagen wie Zeugnisse und aktuelle Leistungsnachweise einreichen. Eine weitere wichtige Aufgabe war das Learning Agreement, welches in Abstimmung mit meiner Heimat- und der Gastuniversität von mir erstellt werden musste. Da die Kurslisten der Université de Montpellier oft erst spät veröffentlicht werden und Kurse manchmal kurzfristig gar nicht angeboten werden, haben mir andere Studierende empfohlen, mich an den Kursen des Vorjahres zu orientieren, was sich als hilfreich erwies.
Für die Unterkunft entschied ich mich für ein Zimmer in einem CROUS-Studentenwohnheim. Nach meinem Kenntnisstand erhielten alle, die sich rechtzeitig beworben hatten, auch ein Zimmer. Die Bewerbung für die Wohnheimplätze erfolgte über ein Formular, das von der Université de Montpellier bereitgestellt wurde, wodurch der Prozess insgesamt sehr unkompliziert war.
Ein wichtiger Teil der Vorbereitung betraf die Versicherungen. Da mein Aufenthalt in einem Wohnheim geplant war, musste ich sicherstellen, dass meine Krankenversicherung auch in Frankreich gültig ist. Besonders bei privaten Krankenkassen wird häufig eine Bestätigung in französischer Sprache verlangt, weshalb ich mich früh darum gekümmert habe. Außerdem war der Nachweis einer Haftpflicht- und Hausratsversicherung verpflichtend, um im CROUSWohnheim wohnen zu dürfen. Dafür entschied ich mich für einen Anbieter in Frankreich, der speziell auf Studierende ausgerichtete Tarife anbietet und nur wenig kostet.
Zusätzlich wurde mir geraten, mehrere Passbilder mitzubringen, da diese für administrative
Zwecke wie den Studierendenausweis, oder eine ÖPNV-Karte benötigt werden. Die ÖPNVKarte konnte ich vor Ort als Bewohner der Stadt kostenlos erhalten, was mir einige Fahrkosten erspart hat.
Die Vorbereitung des Aufenthalts erforderte einiges an Planung und Organisation. Rückblickend war es jedoch gut machbar, wenn man die Aufgaben Schritt für Schritt erledigt. So konnte ich meinen Aufenthalt in Montpellier gut vorbereitet starten und mich von Anfang an auf die neue Erfahrung konzentrieren.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium an der Université de Montpellier unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von dem, was ich von meiner Heimatuniversität gewohnt war. Das Studiensystem ist stärker modular aufgebaut, wobei die meisten Kurse nur mit 3 bis 4 ECTS-Punkten bewertet werden. Dadurch musste ich insgesamt sieben verschiedene Kurse belegen, um die geforderte Anzahl an 30 ECTS nahezu erreichen zu können. Dies stellte eine besondere Herausforderung dar, da sich viele Kurse zeitlich überschnitten haben und eine flexible Kurswahl erschwert wurde.
Die Organisation der Lehrveranstaltungen war teils anders als erwartet. In Frankreich gibt es während des Semesters regelmäßige Zwischenprüfungen und Abgaben, sogenannte „Contrôle Continu“. Das bedeutet, dass man kontinuierlich Leistungen wie Präsentationen, schriftliche Arbeiten oder Tests erbringen muss. Dies unterscheidet sich stark vom deutschen System, wo die Bewertung häufig in meinem Studienfach auf einer einzigen Abschlussklausur am Ende des Semesters für ein jeweiliges Modul basiert. Obwohl der Arbeitsaufwand dadurch höher war, bot dieses System auch die Möglichkeit, den Stoff in kleineren Abschnitten zu verinnerlichen.
Das Studienklima an der Gastuniversität war insgesamt sehr angenehm. Die französischen Studierenden waren freundlich, allerdings war es aufgrund der Sprachbarriere manchmal schwierig, tieferen Kontakt zu knüpfen. Mit anderen internationalen Studierenden konnte ich mich jedoch gut austauschen, was eine große Hilfe war, insbesondere in organisatorischen Fragen oder bei der Vorbereitung auf Prüfungen.
Die Betreuung durch die Verwaltungsmitarbeiter und Dozenten war insgesamt positiv. Die Mitarbeiter des International Office der Université de Montpellier waren bei Fragen hilfsbereit, auch wenn die Antworten manchmal etwas länger dauerten. Die Dozenten waren zeigten mal mehr und mal weniger Verständnis für die Herausforderungen internationaler Studierender, insbesondere bei sprachlichen Schwierigkeiten.
Die technische Ausstattung der Universität war in Ordnung, aber nicht besonders modern. Die Bibliothek war gut ausgestattet und ein zentraler Anlaufpunkt für viele Studierende. Sie bot ausreichend Arbeitsplätze, auch wenn es zu Stoßzeiten schwierig war, einen Platz zu finden. Die Öffnungszeiten der Bibliothek waren großzügig, sodass ich auch abends und an Wochenenden, vor allem kurz vor den Endklausuren, welche zwei Wochen vor Weihnachten stattfanden, dort lernen konnte. Computerpools waren vorhanden, allerdings habe ich diese weniger genutzt, da ich meist mit meinem eigenen Tablet gearbeitet habe.
Insgesamt war das Studium an der Université de Montpellier eine interessante Erfahrung. Trotz der Unterschiede im Studiensystem und den sprachlichen Herausforderungen konnte ich mich gut anpassen und habe viel über das französische Hochschulsystem gelernt.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Während meines Erasmus-Aufenthalts in Montpellier hatte ich fast nur mit internationalen Studierenden Kontakt, wobei man durch gemeinsam zugeteilte Vorträge oder Gruppenarbeiten ebenso in Austausch mit den französischen Studenten gekommen ist.
Der Kontakt zu anderen Erasmus-Studierenden entstand fast von selbst, da es viele Veranstaltungen und Treffen gab, die speziell für internationale Studierende organisiert wurden. Die Erasmus-Initiative vor Ort hat hier großartige Arbeit geleistet und regelmäßig Aktivitäten wie Stadttouren, gemeinsame Abende oder Ausflüge in die Umgebung organisiert. Dadurch war es leicht, schnell Anschluss zu finden, und ich habe Freundschaften mit Studierenden aus ganz Europa und darüber hinaus geschlossen. Schon im Voraus konnte ich mich in einige Erasmus Gruppen auf WhatsApp hinzufügen lassen, worüber die Planungen der Aktivitäten regelmäßig bekanntgegeben wurden.
Die Kontakte zu einheimischen Studierenden waren etwas schwieriger zu knüpfen, was vor allem an der Sprachbarriere lag. Die meisten französischen Studierenden blieben eher unter sich, und die Vorlesungen boten nicht immer die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen. Trotzdem waren die französischen Studierenden, mit denen ich interagierte, sehr offen und hilfsbereit – vor allem bei Fragen zum Studium oder zu administrativen Angelegenheiten.
Ein Sprachkurs in der Nähe des IAE Gebäudes hat mir ebenfalls sehr geholfen die Sprache weiter zu verinnerlichen. Auch wenn es relativ viel Arbeit war, herrschte im Kurs stets eine lockere Atmosphäre, wodurch man keine Angst vor Fehlern hatte und gerne hingegangen ist. Zudem bekam man bei Bestehen des Kurses ebenfalls 3 ECTS.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Vor meinem Aufenthalt in Montpellier hatte ich lediglich Französischkenntnisse aus der Schule, die allerdings schon einige Jahre zurücklagen. Viel davon hatte ich leider nicht mehr präsent, weshalb ich mein Sprachniveau zu Beginn des Auslandssemesters realistisch auf A2 bis B1 einschätzen würde. Besonders bei komplexeren Sätzen oder im aktiven Sprechen war ich oft unsicher, was mir im Vorfeld etwas Sorge bereitete.
Während des Aufenthalts habe ich jedoch schnell Fortschritte gemacht, insbesondere durch den Alltag vor Ort. Das ständige Hören und Verwenden der Sprache in Vorlesungen, bei administrativen Angelegenheiten und in alltäglichen Situationen wie Einkaufen oder öffentlichen Verkehrsmitteln hat mir sehr geholfen. Die Sprachpraxis wurde auch durch den Sprachkurs sehr gefördert.
Am Ende meines Aufenthalts würde ich mein Sprachniveau deutlich höher einschätzen. Im Verstehen von gesprochenem und geschriebenem Französisch habe ich ungefähr ein gutes B2-Niveau erreicht. Besonders Vorlesungen und französische Filme oder Serien waren am Ende viel besser verständlich als zu Beginn. Beim aktiven Sprechen sehe ich mich eher auf einem soliden B1-B2Niveau, da ich manchmal noch über bestimmte Formulierungen nachdenken muss oder Fehler mache, vor allem bei längeren Sätzen.
Insgesamt war der Aufenthalt eine große Bereicherung für meine Sprachkompetenz. Auch wenn ich nicht alles formulieren kann, fühle ich mich jetzt viel sicherer in der Sprache und habe mehr Vertrauen in meine Fähigkeiten.
Wohn- und Lebenssituation
Für die Unterkunft in Montpellier habe ich mich frühzeitig um einen Platz in einem CROUSStudentenwohnheim beworben. Die Bewerbung lief unkompliziert über ein Formular, das von der Université de Montpellier bereitgestellt wurde. Glücklicherweise erhielt ich, wie auch alle anderen Studierenden, die sich rechtzeitig beworben hatten, einen Platz. Mein Zimmer befand sich im Wohnheim Triolet, das sich leider nicht in der Nähe meines Universitätsstandortes befand und ich mit der Tram einmal durch die ganze Stadt fahren musste. Da die Stadt aber nicht allzu groß ist, habe ich von Tür zu Tür etwa 50min gebraucht.
Die Mietkosten im Wohnheim waren für französische Verhältnisse relativ erschwinglich, aber höher, als ich es von meiner Heimatstadt gewohnt war. Bei meiner Ankunft im Wohnheim war ich zunächst etwas geschockt, da das Gebäude vor allem innen einen sehr einfachen und wenig einladenden Eindruck machte. Mein Zimmer befand sich im ältesten Gebäude des Wohnheimkomplexes und erinnerte mich mit seinen kahlen Wänden und dunklen abgenutzten Fliesen eher an eine Gefängniszelle als an ein Studentenwohnheimzimmer. Die Fenster gingen nur teilweise aufzuschieben, was eine gute Belüftung besonders bei noch hoher Außentemperatur im September erschwert hat. Nachdem etwas Deko besorgt wurde und man Farbe in sein Zimmer integriert hat wurde es jedoch zunehmend wohnlicher. Zusätzlich war in den ersten Tagen ein unangenehmer Geruch im Raum wahrnehmbar, der erst nach längerem Lüften verschwand. Zum Glück war ein sehr kleines aber ausreichendes Bad direkt im Zimmer integriert. Leider kam hinzu, dass direkt vor meinem Fenster die Tram fuhr, was mit lauten Geräuschen verbunden war. Direkt gegenüber befand sich zudem ein Krankenhaus. Schlaflose Nächte waren dadurch leider vorprogrammiert.
Die Gemeinschaftsküche war ebenfalls eine Herausforderung. Sie war sehr spartanisch ausgestattet und verfügte lediglich über sechs Herdplatten, jedoch weder über einen Ofen noch eine Mikrowelle. Auch Kochutensilien oder Geschirr waren nicht vorhanden. Am schwierigsten war jedoch die Sauberkeit: Die Küche war fast durchgehend so verschmutzt, dass es kaum möglich war, dort zu kochen. Dies machte das Kochen zu einer echten Belastung.
Dank eines Wohnsitzes in Montpellier (durch das Studentenwohnheim) konnte ich mir eine kostenlose ÖPNV-Karte besorgen, die den gesamten Aufenthalt über gültig war und mir viel Geld gespart hat. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Montpellier sind mäßig gut ausgebaut. Nach halb eins in der Nacht wird es schwierig mit der Tram nachhause zu kommen, da sie von dort an bis ca. 6 Uhr morgens nicht fahren. Andere Verkehrsmittel gibt es um in die Innenstadt zu kommen so gut wie gar nicht, was spätes Ausgehen etwas erschwert. Zusätzlich sind jedoch Fahrräder (auch mit der Tam App zu mieten, oder gebraucht zu kaufen) eine beliebte Möglichkeit, sich fortzubewegen, da Montpellier viele Radwege bietet.
Was Bankgeschäfte angeht, hatte ich keine Probleme, da ich mit meiner deutschen Bankkarte fast überall bezahlen konnte. Ich habe auch eigentlich kein Bargeld gebraucht, da ich fast überall mit Karte bezahlen konnte.
Für die Krankenversicherung nutzte ich meine deutsche Versicherung, die auch in Frankreich gültig war. Hier war es wichtig, im Voraus eine Bestätigung auf Französisch zu beantragen, die ich bei der Anmeldung und bei Bedarf vorlegen konnte.
Die Lebenshaltungskosten in Montpellier sind etwas höher als in Deutschland, besonders bei Lebensmitteln. Um die Kosten im Griff zu behalten, habe ich oft in größeren Supermärkten wie Carrefour oder Lidl eingekauft, die günstigere Preise bieten als kleinere Läden.
Die Freizeitmöglichkeiten in Montpellier sind vielfältig und ein absolutes Highlight. Die Stadt selbst bietet zahlreiche Cafés, Restaurants und historische Sehenswürdigkeiten. Besonders beliebt sind der Place de la Comédie und der botanische Garten. Für Tagesausflüge eignen sich die Strände in der Nähe oder Besuche in Städten wie Nîmes oder Sete. Außerdem werden von der Erasmus-Initiative regelmäßig Veranstaltungen und Ausflüge organisiert, die eine tolle Gelegenheit bieten, die Umgebung zu entdecken und neue Leute kennenzulernen.
Insgesamt war Montpellier ein wunderbarer Ort zum Leben, der eine gute Balance zwischen studentischem Leben und kulturellen Angeboten bietet. Es ist eine sehr schöne Stadt mit viel Charme, die nicht zu groß und nicht zu klein für ein Semester als Erasmus Student ist.
Studienfach: BWL
Aufenthaltsdauer: 09/2024 - 12/2024
Gastuniversität: Université Montpellier
Gastland: Frankreich
Rückblick
Mein Aufenthalt in Montpellier war eine wertvolle und bereichernde Erfahrung, auch wenn nicht alles reibungslos verlief. Das Leben und Studieren in einer neuen Umgebung hat mich sowohl persönlich als auch akademisch weitergebracht.
Für zukünftige Erasmus-Studierende, die nach Montpellier kommen, möchte ich einige Tipps mitgeben:
Egal ob es um die Bewerbung für die Unterkunft, Versicherungen oder die Kurswahl geht – frühzeitig zu planen und sich rechtzeitig um alles zu kümmern, nimmt viel Stress.
Wer in Französisch sicherer ist, hat es im Alltag, bei der Kurswahl und beim Knüpfen von Kontakten deutlich einfacher. Es lohnt sich also, vorab einen Sprachkurs zu besuchen oder Apps wie Duolingo zu nutzen.
Zu den positiven Highlights zähle ich die lebendige Atmosphäre in Montpellier. Die Stadt bietet eine tolle Mischung aus studentischem Leben, Kultur und der Nähe zum Meer. Ich habe es genossen, in meiner Freizeit die Umgebung zu erkunden und an den Aktivitäten des Erasmus-Netzwerks teilzunehmen. Der Kontakt zu anderen internationalen Studierenden war ebenfalls bereichernd, und ich habe Freundschaften geschlossen, die sicherlich über das Studium hinaus bestehen bleiben. Das milde und sonnige Wetter in Montpellier hat dabei eine besonders positive Wirkung gehabt. Es sorgt fast das ganze Jahr über für eine angenehme Stimmung und lädt dazu ein, viel Zeit draußen zu verbringen.
Auch im Gesundheitsbereich habe ich gute Erfahrungen gemacht, was mir und einigen Freunden im Ernstfall sehr geholfen hat. Ärzte sind in Montpellier gut erreichbar, und meine Freunde, die während des Aufenthalts ernsthafter krank wurden, konnten schnell behandelt werden. Ich selbst musste wegen einer Fußverletzung einen Tag ins Krankenhaus. Obwohl die Wartezeit lang war und die Ärztin kaum Englisch sprach, wurde ich gut versorgt, und am Ende war alles geklärt. Man braucht sich also keine großen Sorgen zu machen, falls gesundheitliche Probleme auftreten sollten.
Weniger positiv waren meine Erfahrungen mit der Wohnsituation im CROUS-Wohnheim. Die Zimmer waren sehr schlicht und das Gebäude insgesamt wenig einladend. Besonders die Zustände in den Gemeinschaftsküchen waren oft unzumutbar, was den Alltag erschwerte.
Ein weiterer negativer Punkt war die allgemeine Organisation. In Frankreich dauert vieles, besonders in administrativen Angelegenheiten, etwas länger. Manche Mitarbeiter waren zwar hilfsbereit, aber nicht alle, und es kam auch vor, dass ich nicht ernst genommen oder sogar ein wenig schief angeschaut wurde, wenn ich sprachliche Fehler machte oder etwas nicht auf Anhieb verstand. Das war manchmal frustrierend, hat mich aber auch motiviert, weiter an meinen Sprachkenntnissen zu arbeiten.
Trotz dieser Herausforderungen blicke ich mit Dankbarkeit auf mein Semester in Montpellier zurück. Es war eine Gelegenheit, über mich selbst hinauszuwachsen, eine neue Kultur kennenzulernen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln, die ich in dieser Form nur im Rahmen eines Erasmus-Aufenthalts machen konnte.