Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich habe mich relativ früh mithilfe der von dem International Office angebotenen Informationsveranstaltungen über einen Erasmus-Aufenthalt informiert, mir war auch schon von Anfang an klar, dass es nach Frankreich gehen soll. Es war wichtig, sich möglichst früh über die Bewerbungsfristen zu informieren und die französischen Semesterzeiten zu beachten, so hat sich bei mir nämlich herausgestellt, dass lediglich das Wintersemester zeitlich möglich ist, da sich das Sommersemester mit den Semesterzeiten der Uni Potsdam überschnitten hätte… Ich habe mir Zeit genommen, mich für die drei präferierten Unis zu entscheiden, da es eine große Auswahl gab. Schließlich habe ich mich aber hauptsächlich anhand der Erfahrungsberichte, der möglichen Kurse und des Ortes entschieden. Als ich die Zusage des International Office erhalten habe, habe ich mich bei der Website der Sciences Po über die Fristen informiert für Erasmus-Studierende. Zu einem späteren Zeitpunkt musste ich auch hier bestimmte Bewerbungsunterlagen einreichen. Mir wurde per Mail dann die Bestätigung und der weitere Verlauf kommuniziert. Die Ansprechpartner*innen waren stets hilfsbereit und freundlich.
Studium an der Gastuniversität
Für die Einschreibung der Kurse an der Uni gab es einen kurzen Zeitraum, der per Mail mitgeteilt wurde, daher ist es wichtig, regelmäßig seine Mails zu checken, um den Zeitraum nicht zu verpassen. Vorher waren die Kurse auch schon in einem Katalog einsehbar, die zeitlichen Termine wurden jedoch erst später klar. Es gab jedoch aber auch einen zweiten Zeitraum, wo man noch einmal umwählen konnte oder neu wählen, wenn man den ersten verpasst hatte. Dieser ist jedoch erst nach der ersten Semesterwoche… Die 2 Koordinatoren für internationale Studierende waren aber immer sehr hilfsbereit, wie auch die Dozenten. Es gab sehr viele verschiedene Kurse mit spannenden Themen, man hatte sogar die Möglichkeit, manche Master Kurse auch als Bachelor Student*in zu belegen. Die meisten meiner Kurse waren kleinere Gruppen und hatten eine angenehme Atmosphäre. Manche Kurse basierten mehr auf der Mitarbeit oder auf den Gruppenpräsentation, wohingegen andere mehr als reine Vorlesungen gestaltet waren. Die Bibliothek der Science Po ist super ausgestattet und total schön und gemütlich eingerichtet, auch wenn es gegen Ende des Semesters echt voll werden konnte, sodass es zu bestimmten Zeiten schwierig war einen Platz zu finden, habe ich es geliebt in dieser Bibliothek zu arbeiten. Die ganze Uni war technisch sehr gut ausgestattet und modern eingerichtet. Die Art der Benotung variierte stark mit jedem Kurs, manche erforderten lediglich eine schriftliche Abgabe von 4 Seiten, eine schriftliche Abgabe plus eine Gruppenpräsentation während des Semesters, andere eine schriftliche Abgabe von 10 Seiten aber im Team, jedoch waren Präsentation so gut wie in jedem Kurs gefragt. Zusätzlich fanden regelmäßig verschiedene Informationsveranstaltungen und Diskussionsrunden statt, an denen man teilnehmen konnte.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Der Kontakt zu einheimischen Studierenden hängt davon ab, ob man Kurse nur für Internationale wählt oder auch gemischte, je nachdem kann man dann auf alle Fälle auch über Gruppenvorträge den französischen Studierenden näherkommen. Es gibt ein Komitee an der Sciences Po, welches von französischen Studierenden betrieben wird und sich um die internationalen Studierenden kümmert. Mit zahlreichen Veranstaltungen, wo auch französische Studierende teilnehmen oder einem Buddy Programm unterstützen sie einen beim Kontakte knüpfen. Man muss sich jedoch auch bemühen, ansonsten bleibt man schnell bei gleichsprachigen Kommilitonen oder anderen Internationalen hängen, da diese auch eine sehr große Anzahl ausmachen an der Sciences Po. Ansonsten kann ein Leben in einer WG oder Studentenwohnheim auch helfen, französische Leute kennenzulernen. Lille ist eine Studentenstadt, es fehlt also nicht an Gleichgesinnten.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Mein Online-Sprachtest zeigte mir ein Level von B2 an. Auch wenn ich mich nicht mehr wirklich sicher in der Sprache gefühlt habe, wählte ich fast alle meine Kurse auf Französisch. Am Anfang war es schwieriger zu folgen, doch sobald man sich einmal in das neue thematische Vokabular eingefunden hatte, wurde es schnell einfacher. Bei den Kursen für nur Internationale waren die Dozenten auch stets geduldig und offen, falls man sprachliche Verständnisfragen hatte. So hatte sich stetig mein Hörverständnis und Vokabular verbessert. Auch durch die schriftlichen Abgaben und Präsentationen konnte ich mich schriftlich und mündlich verbessern. Jedoch kam ich nicht so viel zum Französisch reden, wie erhofft, weswegen sich leider mein Sprachvermögen nur geringer verbessert hat. Dennoch fühle ich mich viel sicherer in der Sprache und kann nun mit sicherem Gefühl sagen, dass meine Sprachkompetenz ausreicht, um in Frankreich zu studieren und zu leben aufgrund des vielen neuen Vokabulars und den französischen Alltagssituationen, denen man begegnet.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe relativ früh angefangen mit der Wohnungssuche und kann es nur jedem empfehlen (so 3-4 Monate vorher). Viele der Studierenden hatten Probleme bei der Wohnungssuche, sodass Sie in Lille zu Semesterbeginn immer noch keine feste Unterkunft hatten. Früher oder später hat auch vor Ort trotzdem jeder eine Möglichkeit gefunden. Ich habe mich auf mehren Seiten umgeschaut und anschließend bei Studapart etwas Passendes gefunden. Bei mir war es wichtig, vorher abzuklären, ob es auch wirklich möglich ist, nur für 3-4 Monate zu mieten, weil viele einen längeren Zeitraum erwarten und darunter nicht vermieten. In Lille kommt man gut voran mit den 2 Metro Linien oder mit dem Bus, aber auch viel ist zu Fuß möglich. Das Monatsticket als Abo war mit 30 € günstig. Die Universität hat sehr viele Freizeitmöglichkeiten angeboten, ich konnte zum Beispiel regelmäßig an einem kostenlose Yogakurs teilnehmen. Meine Lebensunterhaltungskosten waren mit einer Miete von 535€ bei ca. 1100€. Da man von Lille aus viele Ausflüge und Städtetrips super unternehmen kann, sollte man sich ein gutes Budget bereitlegen. Je nachdem, wo man wohnt, ist ein Fahrrad zu empfehlen, aber es ist auch super einfach sich dort ein Fahrrad zu mieten an verschiedenen Stationen. Falls man gerne nachts unter der Woche unterwegs ist, sollte man berücksichtigen, dass die Metro nur bis halb 1 fährt und der Nachtbus nur von Donnerstag bis Sonntag fährt. Wohnt man jedoch im Zentrum oder in der Altstadt, sind die Wege auch zu Fuß gut zurücklegbar.
Studienfach: Politik, Verwaltung, Organisation
Aufenthaltsdauer: 09/2021 - 12/2021
Gastuniversität: Science Po Lille
Gastland: Frankreich
Rückblick
Lille als Stadt hat mit besonders gut gefallen, weil es eine wirklich hübsche Studentenstadt ist, die eine gute Größe hat. Es gab viele schöne Cafés und kleine Läden, auch abends sah die Altstadt immer schön beleuchtet aus. Es gibt total viele Ausgehmöglichkeiten von unzähligen Bars zu verschieden Clubs, wobei manche unter der Woche sogar gratis sind. Besonders wer gerne reist und Ausflüge unternimmt, ans Meer oder in Städte, wie Paris, Brüssel, Amsterdam, findet mit Lille die perfekte Erasmus-Stadt. Es gibt super viele günstige Busverbindungen (Flix oder Blabla), aber auch mit dem Zug kann man einfach reisen, da würde ich das TER Ticket für unter 26-Jährige für Haut de France empfehlen von SNCF (man zahlt einmal dafür und bekommt alle Tickets in der Region zum halben Preis und hat keine zeitliche Zugbindung mehr). Gerade die ganze Küste in Nordfrankreich hat es mir besonders angetan. Mir war nicht bewusst, wie schön Nordfrankreich ist und auch essenstechnisch gibt es unzählige leckere Patisserien, die ich jetzt schon vermisse…