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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

In der Vorbereitung für den Aufenthalt an der Université Grenoble Alpes (UGA) waren sowohl das International Office, mein Auslandsaufenthaltskoordinator als auch mein Studiengangskoordinator sehr hilfreich. Die Seite der Uni Potsdam hat alle nötigen Dokumente zur Verfügung gestellt, inkl. Anleitungen zum Ausfüllen dieser. Auch die virtuellen Treffen, in denen Details erklärt wurden, haben mir sehr weitergeholfen.

Die einzige schlechte Erfahrung, die ich in der Vorbereitung gemacht habe, war, dass ich beinahe meine Zusage verpasst hätte, da sie in meinen Mails untergegangen ist. Ich würde empfehlen, Mails von eurem Aufenthaltskoordinator automatisch in einen gesonderten Ordner zu sortieren, sodass euch das nicht passiert.

Die Koordinatorin an der UGA für den Bereich Informatik war immer sehr hilfsbereit und für mich auch gut über Mail oder Discord erreichbar. Sie hat uns sogar für die von uns gewählten Kurse eingeschrieben.


Studienfach: Bioinformatics

Aufenthaltsdauer: 08/2024 – 02/2025

Gastuniversität: Universitè Grenoble Alpes

Gastland: Frankreich

Studium an der Gastuniversität

Vorweg: Ich studiere an der Uni Potsdam im Master Bioinformatics, was so nicht an der UGA angeboten wird, also habe ich mir Kurse aus Biologie und Informatik gesucht, die zu meinem Studien- und Interessenfeld passen.

Die Wahl der Kurse an der UGA war nicht ganz einfach. Man konnte zwar recht einfach die zur Verfügung stehenden Kurse im Internet finden (https://formations.univ-grenoble-alpes.fr/fr/index/acces-directs/course-catalog-open-to-exchange-students.html, Link evtl. nicht mehr aktuell), doch man wurde nicht benachrichtigt, falls die Kurse nicht stattfinden, und die Lehrformen waren in vielen Fällen erst zu Beginn des Kurses klar und oftmals etwas chaotischer, als ich es gewohnt war.

Das Klima, welches die Professorinnen und Professoren geschaffen haben, war sehr unterschiedlich. In meinem Biologiekurs (High Through-put Biology) wurden zu Beginn des Semesters sehr autoritär die Abläufe klargestellt. Dafür waren die Erwartungen und Pflichten aber auch sehr klar kommuniziert. Der Mangel an Feedback zu den Vorträgen (zu viert, 10 Minuten) hat mich allerdings etwas erschüttert, da ich daran nichts didaktisch Wertvolles erkennen konnte – lediglich eine Note zu bekommen, auf die ich auch noch bis Mitte März warten muss.

In den Informatikkursen waren die Verhältnisse durchweg entspannter, dafür aber auch undurchsichtiger. Es war oftmals nicht ganz klar, wann welche Abgaben erwartet werden und wann welche Veranstaltung stattfindet. Außerdem gab es teilweise Themensprünge, die nicht so ganz nachvollziehbar waren, und Unterrichtsformen, die etwas veraltet schienen. Ein Kurs bestand daraus, dass der Professor nur etwas chaotisch an die Tafel geschrieben hat, ohne Folien oder andere Informationsquellen bereitzustellen. Nicht gerade eine didaktische Glanzleistung und auch nicht ganz zeitgemäß meiner Meinung nach. Trotzdem war die andere Hälfte der Kurse gut strukturiert und aufbereitet. Da hätte ich mir nur einen größeren Teil praktischer Aufgaben gewünscht.

Außerdem sollte man in der Prüfungsphase auf viel Stress vorbereitet sein, da alle Prüfungen innerhalb einer Woche, teilweise zwei pro Tag, stattfinden.

Der Campus an sich ist super und es gibt ganz okays Mensaessen für wenig Geld. Auf dem ganzen Campus gibt es außerdem Cafés, an denen man sich auch kleine Snacks holen kann.

Besonders hervorragend sind die Sportangebote der UGA. Am Beginn des Semesters kann man sich auf einen breiten Katalog an Kursen bewerben, wobei man einen benoteten und einen nicht benoteten Kurs wählen kann und jeweils zwei Wünsche angibt. Ich hatte das Glück, meine beiden Erstwünsche zu bekommen und konnte so einen Mehrseillängen-Kletterkurs und einen Snowboardkurs im Winter machen. Als benoteter Kurs war der Kletterkurs kostenlos, abgesehen von der Unterkunft auf einem Campingplatz. Der Snowboardkurs kostete 20€ pro Veranstaltung inkl. Skipass für einen ganzen Tag und man hat die Auswahl zwischen vier Skigebieten. Ich kann besonders Les 2 Alpes, Alpe d'Huez und Chamrousse empfehlen. Ich bin dreimal dort gewesen, aber man hätte auch öfter gehen können.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Ich habe schon im Vorfeld viel Wert darauf gelegt, mich so unterzubringen, dass die Schwelle zu Kontakt mit Französinnen und Franzosen so niedrig wie möglich ist. Dazu habe ich im Internet nach WGs recherchiert und bin dabei auf das Projekt KAPS des Vereins Afev gestoßen, welches zum Ziel hat, Studierende in Kontakt mit ihrem Kiez zu bringen. Mit KAPS bietet Afev günstigen Wohnraum für Studierende an, welche sich im Gegenzug ein paar Stunden in der Woche in sozialen Projekten ihrer Nachbarschaft einsetzen. In Grenoble gibt es sowohl vereinzelte Wohnungen, die mit anderen Wohnungen, die nicht zu KAPS gehören, in einem Gebäude sind, als auch ein gesamtes Gebäude, welches nur aus KAPS-Wohnungen besteht, im Bezirk Mistral. Dort bin ich untergekommen.

Der Anfang war etwas chaotisch, da Grenoble Habitat, welche das Gebäude verwaltet, ein lahmarschiger Bürokratieapparat ist und augenscheinlich nicht allzu viel Wert auf das Wohlergehen ihrer Mieter legt. So musste ich zwei Wochen auf den Schlüssel für mein Zimmer warten und mir eine andere Unterkunft suchen, da sie es nicht geschafft haben, mir rechtzeitig einen Übergabetermin zu organisieren. Zum Glück waren die Menschen im KAPS sehr hilfsbereit und haben mich in gerade freistehenden Zimmern übernachten lassen.

Das Gebäude ist in mehreren WGs organisiert, welche sehr regen Kontakt untereinander pflegen. Einmal im Monat gibt es ein fakultatives gemeinschaftliches Plenum, in dem sich alle Interessierten aus den WGs treffen, um das gemeinsame Leben zu organisieren. So gab es gemeinsame Filmabende, gemeinsame Abendessen (repas co), Treffen, um auf Demos zu gehen, oder sogar eine Jam Session.

Das Projekt richtet sich vor allem an französische Studenten, doch zeitgleich mit mir waren noch drei weitere deutsche Austauschstudenten und ein kolumbianischer Austauschstudent dort. Dadurch habe ich sowohl viel Französisch gelernt und hatte es leicht, französische Studierende kennenzulernen, als auch Menschen, mit denen ich mich in meiner Muttersprache austauschen konnte, was mir viel Halt gegeben hat.

Insgesamt kann ich KAPS und insbesondere KAPS Mistral für einen Erasmus-Aufenthalt nur empfehlen, da dort eine sehr angenehme und rücksichtsvolle Atmosphäre herrschte und es aus meiner Sicht keine bessere Gelegenheit gab, um mit den Leuten vor Ort in Kontakt zu treten. Den ein oder anderen schreckt vielleicht die Vorstellung ab, sich in einem anderen Land in einem sozialen Projekt engagieren zu müssen, doch mir wurde sehr unter die Arme gegriffen, eine Aufgabe zu finden, die zu mir und meinen Französisch-Kenntnissen passt, und die Menschen in den Projekten haben sich über meine Versuche, auf Französisch einen Beitrag zu leisten, sehr gefreut und mich dabei stark unterstützt.

Ich habe mich außerdem zu Beginn des Semesters an so gut wie allen Veranstaltungen der Studienorganisation Integre beteiligt, wodurch ich viele internationale Studierende kennengelernt habe. Dazu gehörten Stadtführungen, Kennlernabende und Ausflüge in die Umgebung von Grenoble. Zum Ankommen und Strukturieren der Anfangszeit waren diese Veranstaltungen perfekt, allerdings würde ich das beim nächsten Mal etwas entspannter angehen, da mich die vielen Veranstaltungen am Ende viel Energie gekostet haben und ich nach dieser Phase sozial etwas erschöpft war.

Sprachkompetenz

Mir war es sehr wichtig, mein Französisch soweit zu verbessern, dass ich nach dem Aufenthalt davon noch profitieren kann. Zu diesem Zweck habe ich mir, wie bereits erwähnt, eine Unterkunft mit französischen Muttersprachlern gesucht und insgesamt zwei Französischkurse an der Universität besucht, wovon nur der erste kostenlos war. Meine Unikurse fanden auf Englisch statt, da ich im Vorfeld nicht die nötige Französisch-Qualifikation erreicht hatte. Ich hatte Französisch vier Jahre in der Schule, wovon allerdings nur ein paar Vokabeln und ein sehr rudimentäres Verständnis der Grammatik hängengeblieben sind. Von Gesprächen führen war ich weit entfernt, also eher so Niveau A1, wenn überhaupt.

Insbesondere der einwöchige Intensivkurs zum Anfang des Semesters hat mich in die Lage versetzt, mit Leuten in Kontakt zu treten und einfache Gespräche mit jedermann und komplexere Gespräche mit hilfsbereiten Gesprächspartnern zu führen.

Der tägliche Gebrauch der Sprache hat mir dann sehr geholfen, darauf aufzubauen. Der zweite Sprachkurs war nicht ganz so hilfreich, aber hat mich zumindest laut Zertifikat auf ein B1-Level gehoben. Wenn ich es nochmal machen würde, würde ich den zweiten Kurs weglassen und versuchen, noch mehr Französisch in meinem Wohnumfeld zu sprechen. Da meine Mitbewohnerin gerade aus einem Auslandsaufenthalt in England wiederkam, sind wir doch allzu oft auf Englisch zurückgefallen.

Insgesamt bin ich jedoch sehr zufrieden mit meinen Fortschritten und hoffe, sie in Zukunft weiter auszubauen.

Studienfach: Bioinformatics

Aufenthaltsdauer: 08/2024 – 02/2025

Gastuniversität: Universitè Grenoble Alpes

Gastland: Frankreich

Rückblick

1. Informiert euch, wenn möglich, bei Leuten, die an der UGA Kurse in eurem Bereich belegt haben, über die Qualität.

2. Organisiert euch Sportkurse, die rocken.

3. Macht einen Französisch-Intensivkurs, die rocken auch.

4. Sichert euch einen Platz in einer WG in KAPS Mistral, das rockt hart.

5. Intégre-Events in Maßen genießen, , sonst rocken sie euch weg.


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