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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Die Idee am Erasmus+ Programm teilzunehmen kam vergangenes Jahr sehr spontan auf. Ich hatte damals durch eine befreundete Kommilitonin erfahren, dass es noch Restplätze gab und so hatte ich mich dann im April 2020 beworben. Eigentlich gibt es keine Kooperationen mit der Universität Angers und meiner Fakultät, jedoch gab es noch einen verbliebenen Platz, den ich dann über die Geoökologie ergattern konnte. Die MitarbeiterInnen des International Office standen mir hierbei stets mit Rat und Tat zur Seite und ich fühlte mich gut beraten. Insgesamt muss ich sagen, dass der Bewerbungsprozess sehr einfach und unkompliziert vonstatten ging, was vielleicht der Tatsache geschuldet war, dass ich einen Restplatz ergattert hatte. Viele Unterlagen einreichen oder ein Motivationsschreiben verfassen musste ich jedenfalls nicht.


Studienfach: Französische Philologie/Latinistik

Aufenthaltsdauer: 09/2020 - 04/2021

Gastuniversität: Université Angers

Gastland: Frankreich

Das Studium an der Gastuniversität hat mir alles in allem sehr gut gefallen. Anfangs hatten wir Präsenzunterricht, was die Kontaktaufnahme mit Kommilitonen erheblich erleichtert hat. Später gab es Distanzunterricht und schließlich Unterricht in Hybridform. Die Dozenten waren fast alle sehr offen und freundlich und begrüßten so gut wie immer die Teilnahme an ihren Kursen und waren sehr hilfsbereit, gerade im Umgang mit Erasmusstudenten. Ich habe querbeet Kurse belegt, vor allem in den Studiengängen ‘‘Lettres‘‘, ‘‘LEA‘‘ und ‘‘FLE‘‘. Der Unterricht war ausschließlich auf Französisch. Da ich mein Abitur bereits in Frankreich absolviert hatte, war ich bereits mit dem französischen Bildungssystem vertraut und hatte keine wirkliche Sprachbarriere, jedoch stelle ich es mir schwierig vor, dort mit geringen Sprachkenntnissen zu studieren. Zu den Anforderungen muss ich sagen, dass ich finde, dass insbesondere die Sprach- und Übersetzungskurse dort sehr milde bewertet wurden. Die Tatsache, dass in Deutschland alle Noten über 16 Punkte als 1,0 anerkannt werden, die Notenskala jedoch bis 20 Punkte geht, kann einem als deutsche*r Student*i*n ebenfalls zuspielen, da man so Bestleistungen attestiert kriegen kann, ohne das wirkliche Optimum zu erreichen. Im Schnitt fielen meine Leistungen jedenfalls an der Universität Angers besser als an der Universität Potsdam aus, was darauf schließen lässt, dass die Anforderungen dort wohl etwas niedriger sind.

Insgesamt kam mir das dortige System etwas verschulter und weniger wissenschaftlich vor - was vielleicht auch daran liegt, dass Studierende im Bachelor dort in der Regel um einiges jünger sind als an deutschen Hochschulen. Mit meinen 23 Jahren war ich selbst in den Masterveranstaltungen meist eine der Älteren. Tatsächlich habe ich dann auch primär Freunde in Masterstudiengängen gefunden, unter anderem über das Buddy Programm. Zudem kannte ich bereits einige Leute in Angers, da ich unweit von Angers bereits zur Schule gegangen bin. Dies hat mir definitiv geholfen Anschluss zu finden. Insbesondere die Bibliothek war sehr modern und selbst in Zeiten des Lockdowns konnte man dort durchgehend Tische reservieren. Dies war auch sehr gut so, da ich froh war, außerhalb meiner Unterkunft lernen zu können.

Untergebracht war ich in einem 9qm Studentenwohnheimszimmer des Crous, was ich definitiv nicht weiterempfehlen kann. Zwar war die Wohnungssuche so recht einfach, da das International Office der Universität Angers mir die Wohnung organisiert hatte, jedoch kann ich mir kaum Wohnumstände vorstellen, in denen ich mich unwohler hätte fühlen können. Die Miete betrug etwas mehr als 250 € (abzüglich circa 90 € CAF- französisches Wohngeld), was immer noch viel zu viel ist, für das was man geboten gekriegt hat. Der Boden und die Matratze waren aus Plastik, die Möbel knallbunt (Farbe variabel, je nach Etage und Flur), das Bad war 1qm groß und war eine dixikloartige Plastikkabine, welche mitten im Raum stand (man musste quasi halb auf dem Klo duschen und manchmal duschte ich aus Versehen und wollte mir eigentlich nur die Hände waschen, da sich die Dusche über das Waschbecken regulieren ließ). Ich weiß um ehrlich zu sein nicht was am Schlimmsten war: entweder die Tatsache, dass man jedes Wort der Nachbarn durch die hauchdünnen Wände hören kann, oder die zahlreichen, größtenteils unangekündigten, Kontrollbesuche des Crous (es gab vielseitige Vorwände). Wahrscheinlich war es doch die Küchensituation, die sich auf zwei Herdplatten für einen kompletten Flur resümieren lässt. Einen Wasserkocher, Toaster oder Backofen gab es nicht. Waren die Herdplatten dreckig hinterlassen, wurde der komplette Flur bestraft (circa 40 Studierende) und die Küche blieb für mehrere Tage geschlossen. Selbst im Zimmer durfte man keinen Wasserkocher haben - dies wurde natürlich auch regelmäßig kontrolliert.

Ich bin dann schlussendlich zu meiner ehemaligen Gastfamilie aufs Land gezogen. So musste ich zwar täglich fast zwei Stunden Auto fahren, aber alles ist meiner Meinung nach besser als Crous Studentenwohnheime. Öffentliche Verkehrsmittel habe ich kaum genutzt, da man an der Universität Angers kein Semesterticket kriegt. Bankkonto, Handyvertrag und Krankenversicherung habe ich nicht geändert, sondern beibehalten. Für Nahrungsmittel muss man definitiv mehr Geld einplanen als in Deutschland, da selbst Aldi und Lidl in Frankreich teurer sind. Wegen Corona war das Freizeitangebot sehr eingeschränkt. Anfangs wurden noch kostenlose Sportkurse von meiner Universität angeboten - ich habe beispielsweise Flossenschwimmen belegt. Mit Schulfreunden war ich zu Beginn noch regelmäßig klettern. Ansonsten gibt es neben der Universität einen schönen Park, welcher zum Joggen und Spazieren gehen einlädt.

Studienfach: Französische Philologie/Latinistik

Aufenthaltsdauer: 09/2020 - 04/2021

Gastuniversität: Université Angers

Gastland: Frankreich


Rückblick

Alles in allem muss ich sagen, dass ich meinen Erasmusaufenthalt als sehr positive Erfahrung verbuche, auch wenn er sicherlich nicht sehr exemplarisch ist, da Corona doch vieles durcheinander gebracht hat. Studierenden geisteswissenschaftlicher und sprachlicher Fächer, die nur wenige oder keine Französischkenntnisse haben, kann ich von einem derartigen Aufenthalt abraten, da die meisten Evaluationen in Aufsatzform auf Französisch stattfinden. Da der Campus etwas außerhalb lag, fand ich es persönlich praktisch, ein Auto vor Ort zu haben und es gab auch viele Parkplätze. Auch wenn es ein sehr bürokratischer Prozess ist, kann ich künftigen Studierenden, die nach Frankreich gehen, nur empfehlen, auch das Wohngeld zu beantragen (CAF).

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