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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Ich habe von Anfang Januar bis Ende Mai ein Auslandssemester in Turku, Finnland verbracht. Meine Gastuniversität war die schwedischsprachige Åbo Akademi University. Für die Uni Potsdam galt das Sommersemester 2022 als mein Auslandssemester. Da es in Finnland jedoch keine Sommer- und Wintersemester, sondern Frühlings- und Herbstsemester gibt, war ich nach finnischer Regelung im Frühlingssemester 2022 dort. Dafür musste ich mein deutsches Wintersemester um zwei Monate verkürzen, um pünktlich zur Einführungswoche in Turku zu sein. Da ich das rechtzeitig zu Beginn des Wintersemesters mit meinen DozentInnen in Potsdam abgesprochen habe, konnte sich eine alternative Vorgehensweise finden, um meine begonnenen Kurse noch vollständig zu beenden.


Studienfach: Patholinguistik (B.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 01/2022 - 05/2022

Gastuniversität: Åbo Akademi University

Gastland: Finnland

Studium an der Gastuniversität

Die Kurse, die aktuell für Erasmus-Studierende an der Åbo Akademi University zur Verfügung stehen, können auf der Website der Uni eingesehen werden. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass sich die Auswahl der Kurse bis zum Start des Auslandssemesters noch einmal ändern. Für das Learning Agreement before the Mobility richtet man sich erstmal nach den zu dem Zeitpunkt verfügbaren Angaben auf der Website. Nach Ankunft in Turku kann man sich dann für Kurse einschreiben und das Learning Agreement during the Mobility entsprechend angepasst ausfüllen. Ich fand schade, dass es recht viele Self-Study Kurse gab, wodurch es schwerer war mit Leuten in Kontakt zu kommen. Dies war auch durch die Coronapandemie erschwert, wegen der wir das halbe Semester alle Kurse außer unseren Sprachkursen online hatten. 

Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden

Zu einer finnischen Studentin, die Schwedisch als Muttersprache hat, hatte ich bereits vor meiner Ankunft in Turku Kontakt. Sie war meine Tutorin, sowie auch die Tutorin von sechs weiteren Austausch-Studierenden, und hat uns somit bei einigen organisatorischen Aufgaben geholfen. Sie hat, bevor wir ankamen, unsere Schlüssel fürs Wohnheim sowie auch die starting packages abgeholt und allen eine Führung durch Turku und die Unistandorte gegeben. Leider waren nicht alle Tutoren so engagiert und freundlich wie meine Tutorin, sodass einige andere Studierende weniger Unterstützung bei ihrer Ankunft und bei organisatorischen Fragen erhielten. Bei Fragen konnte man sich jedoch auch immer an MitarbeiterInnen der Uni wenden, die einen dann ggf. an Verantwortliche für die entsprechende Thematik weiter verwiesen haben. Das eben erwähne starting package ist ein nützliches Angebot, durch das man für wenig Geld Basics für die Wohnung wie Bettdecke, Kissen, Gardinen und ein Set Geschirr für die Dauer des Aufenthalts ausleihen konnte. Neben meiner Tutorin hatte ich zu einer weiteren finnischen Studentin Kontakt, da ich an dem Friendship Programme teilgenommen habe. Bei diesem Programm wurden Austauschstudierende mit Locals in Verbindung gebracht. Man gibt am Anfang an welche Wünsche man bezüglich der finnischen Person hat, die man kennenlernen möchte (z.B. soll in meinem Alter sein) und was man mit der Person gerne unternehmen will (z.B. Museen besuchen oder Bars in Turku kennenlernen). Dann wird einem ein „friend“ zugewiesen, bei dem die Interessen zu den eigenen passen. Durch das Programm kann man auch hin und wieder kostenlos an Aktivitäten wie Bowling oder einem Museumsbesuch teilnehmen. Abgesehen von den beiden genannten finnischen Studentinnen hatte ich überwiegend Kontakt zu anderen Austauschstudierenden. Dank bunt durchmixter Nationalitäten war Englisch die Sprache der Wahl. Zwar waren auch in Turku, so wie überall, wo man hinreisen kann, viele Deutsche, aber es war nicht schwer, auch Studierende aus anderen Ländern kennenzulernen. In die Wohnheim-WGs wurden, soweit ich weiß, nie Leute aus dem gleichen Land zusammengetan. So hatte ich zum Beispiel eine italienische Mitbewohnerin, mit der ich mich sehr gut verstand. Man musste sich keine Sorgen wegen zu schlechter Englischkenntnisse machen, da die Fähigkeiten diesbezüglich sowieso recht unterschiedlich waren und darüber keine Urteile gefällt wurden.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Ich hatte ursprünglich vor, Sprachkurse sowohl für Schwedisch als auch für Finnisch zu belegen, da beides Amtssprachen in Finnland sind und die Åbo Akademi University zudem eine schwedischsprachige Uni ist. Jedoch durfte jede Person nur einen Anfänger-Sprachkurs belegen, da diese sehr beliebt waren. Ich habe mich dann für den Schwedisch-Kurs entschieden, worüber ich sehr froh bin. Ich war sehr zufrieden mit dem Kurs, da die Lehrerin (Charlotta Sandberg) sehr gut unterrichtet hat und Schwedisch für Personen mit guten Deutsch- und Englischkenntnissen leicht zu lernen ist. Da sich die finnische Sprache sehr von Deutsch und Englisch unterscheidet, wäre mir dies viel schwerer gefallen. Zudem war der Finnischunterricht Berichten zufolge schlechter strukturiert. Im Alltag konnte ich meine Schwedisch-Kenntnisse jedoch kaum anwenden, da im öffentlichen Leben fast nur Finnisch genutzt wurde.

Wohn- und Lebenssituation

Für das Studierendenwohnheim (Student Village Foundation, TYS) sollte man sich laut Uni-Website so früh wie möglich bewerben, um einen Platz zu bekommen. Dies war ab dem 01.10. möglich. Ich habe meine Bewerbung am 05.10. abgeschickt und habe dann Ende November ein Angebot für ein Zimmer in einer zweier WG im Wohnheim für Erasmus-Studierende erhalten. Ich fand den Zeitpunkt des Angebots relativ spät, um nach alternativen Unterkünften zu suchen, falls kein Wohnheimplatz verfügbar gewesen wäre. Demnach empfehle ich euch auch, die Bewerbung recht früh zu verschicken, sodass ihr euch sicherer sein könnt, dass ihr nicht mehr kurzfristig nach einer teuren privaten Alternative suchen müsst. Andererseits habe ich von einer Freundin gehört, dass sie sich erst recht spät beworben hat und sogar einen spezifischen Wunsch geäußert hat, wo sie wohnen möchte und auch sie hat einen entsprechenden Wohnheimplatz erhalten. Das Wohnheim für Erasmus-Studierende war einer von mehreren TYS-Wohnheim Standorten. Dieser etwas abgelegene Standort heißt „Iltakajo“. Ihr könnt euch auf der Website von TYS ein paar Mietpreise, Fotos und Wohnungsgrundrisse von den verschiedenen Standorten angucken. Falls ihr aber danach auf Google Maps suchen wollt: die Region in der Iltakajo liegt heißt Varissuo. Außer diesem Standort gibt es aber auch noch andere Wohnheimstandorte, an denen einige Erasmusstudierende wohnen. Diese Standorte sind zentraler gelegen, der Standort Yo-kylä Länsi (Student Village West) hat dafür aber nur Gemeinschaftsküchen für 12 Leute und jeder hat sein eigenes Zimmer mit Bad (sogenanntes Studio-Apartment). Ich kannte nur wenige, die im Yo-kylä Itä (Student Village East) gewohnt haben. Soweit ich weiß, gibt es dort aber auch dreier WGs und kleine Einzelwohnungen. Meiner Meinung nach ist das die angenehmste Wohnmöglichkeit, da man zentral wohnt und sich die Küche nicht mit so vielen Leuten teilen muss. Saunas, die man viermal pro Monat kostenlos nutzen darf, gibt es glaub ich bei allen Wohnheimstandorten, aber in Iltakajo waren sie immer sehr schnell ausgebucht. Dass die Sauna bei uns oft ausgebucht war und wir etwas abseits wohnten, fand ich aber nicht schlimm, da wir am nächsten an meiner Lieblingssauna „Villa Järvelä“ wohnten. Zu Fuß sind es zwar auch ca. 45 Minuten und direkt zur Sauna fährt kein Bus, aber die Strecke ist schön zu laufen und das war es für mich auf jeden Fall immer wieder wert. „Villa Järvelä“ ist ein Ort mit traditioneller finnischer Sauna am See. Man kann hier in vier verschiedene kleine Saunas gehen, über den Steg im See eisbaden und in drei Hot Tubs an der frischen Luft entspannen und die Natur genießen. Der Eintritt lag zwischen 6 und 9 Euro, wenn man eine Stempelkarte für 11 Besuche gekauft hat, hat man dafür sogar nur 60€ bezahlt und es konnten auch problemlos mehrere Leute die gleiche Stempelkarte nutzen. Diese Saunaanlage ist definitiv mein Lieblingsort in Turku. Zur Fortbewegung in Turku nutzt man eigentlich nur Busse. Das Busunternehmen in Turku heißt Föli. Direkt bei der Registrierung im international Office der Uni (Standort: Gripen), die nach Ankunft erfolgen muss, erfährt man auch alles Wissenswerte über die Föli-Angebote für Studierende. Ich habe anfangs auch lange nach einem Fahrrad Ausschau gehalten, welches ich für wenig Geld kaufen kann, um es dann im Frühling zu nutzen, aber da sich Schnee und Eis ziemlich lange gehalten haben und ich auch kein Fahrrad gefunden habe, mit dem ich zufrieden war, bin ich doch nur beim Bus geblieben. Solange man noch kein Föli-Ticket besitzt, kann man sich in der Föli App oder mithilfe einer Kreditkarte im Bus Einzeltickets kaufen. Bei letzterer Option wird die Kreditkarte beim Einsteigen gescannt, dann wird der Preis für ein Einzelticket (3-4€) abgezogen und dieses bleibt für 2 Stunden gültig. Wenn man innerhalb dieser 2h erneut in einen Bus steigt, wird die Kreditkarte wieder gescannt und das System erkennt automatisch, dass über die Kreditkarte noch ein gültiges Einzelticket läuft und der Betrag wird nicht erneut abgebucht. Für kleinere Reisen von Turku aus kann ich Stockholm und die Åland Inseln (beides von Turku erreichbar mit der Fähre), Tallinn und Lappland sehr empfehlen. Es gibt aber natürlich noch weitere sehenswerte Orte in der Nähe. Die Reise ins finnische Lappland, welche ich mitgemacht habe, wurde vom ESN organisiert. Zu meiner Überraschung fand schon kurz nach meiner Ankunft in Turku bereits die zweite Verkaufsrunde (über die Kide.app) für diese Reise statt. Insgesamt gab es 100 Tickets, wovon ein Teil bereits im September verkauft wurden und dann der zweite Teil Anfang Januar. Da die Reise bereits Ende Januar stattfand, war der frühe Verkauf verständlich, jedoch habe ich nur durch Zufall von dem Verkaufszeitpunkt erfahren. Die Tickets waren dann innerhalb von wenigen Sekunden ausverkauft. Ich habe zunächst kein Ticket ergattern können, konnte jedoch einen Tag vor Reiseantritt noch das Ticket von jemand anderem kaufen, der aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Reise teilnehmen konnte. Die Reise habe ich sehr genossen. Wir hatten Glück, da wir mehrmals Nordlichter gesehen haben. Gewohnt haben wir mit sechs bis acht Personen in Cottage-Wohnungen, die jeweils eigene Saunas hatten. Man konnte eine Fahrt mit einem Schneemobil und eine mit einem Husky-Schlitten buchen sowie mit Schneeschuhen wandern und Ski fahren. Nach der Husky-Schlitten-Fahrt durfte man die Hunde auch streicheln und Rentiere füttern. Außer dieser Tour vom ESN gab es auch noch eine Tour nach Lappland, welche von Timetravels organisiert wurde. Diese war allerdings noch etwas teurer. Die Reise dort hin komplett eigenständig zu planen ist natürlich auch eine Option, wenn man ein paar Leute kennt, mit denen man das gerne machen möchte. Wenn man innerhalb Finnlands reisen möchte, ist Onnibus und VR (Züge) meiner Erfahrung nach am günstigsten.

Studienfach: Patholinguistik (B.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 01/2022 - 05/2022

Gastuniversität: Åbo Akademi University

Gastland: Finnland


Rückblick

Ich bin aus Deutschland nach Turku angereist, indem ich zunächst von Berlin über Hamburg nach Kopenhagen mit dem Zug gefahren bin. Nach ein paar Tagen Aufenthalt dort (was ich sehr empfehlen kann) bin ich mit dem Zug weiter nach Stockholm gefahren, von wo ich am Folgetag die Fähre nach Turku genommen habe. Bei einem so langen Auslandsaufenthalt macht es keinen großen Unterschied, wenn man für die An- und Abreise noch ein paar Tage mehr braucht, weil man den länger dauernden Weg ohne Flugzeug nimmt. Die Zwischenstopps machen dann auch die Anfahrt zu einem ersten tollen Erlebnis. Falls man aber doch lieber schnell ankommen möchte, bietet es sich meist an, nach Helsinki zu fliegen und von dort den Bus oder Zug nach Turku zu nehmen. Ich wünsche allen Studierenden, die ein Auslandssemester planen, eine genauso schöne Zeit, wie ich sie hatte.

Finnland

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