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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Seit ich in der Schule Schwedisch gelernt hab, stand auf meiner langfristigen To-Do-Liste, für mehrere Monate in einem schwedischsprachigen Teil Skandinaviens zu verbringen. Das Erasmus+ Programm kam mir dabei sehr gelegen und ich hatte Glück, dass unser Department sogar eine schwedischsprachige Partneruniversität  - die Åbo Akademi - hat. Also bewarb ich mich auf den Platz, das Motivationsschreiben war schnell verfasst, den nötigen Englischtest zur Bestätigung meiner Sprachkenntnisse konnte ich kostenlos in der Uni absolvieren.
Die Åbo Akademi hat eine gut strukturierte Internetseite, auf der man als angehende Austauschstudentin bereits viele Informationen über das zukünftige Erasmusleben erfährt. Dort fand ich auch die Wohnheims-Webseiten verlinkt, in denen ich mich Anfang Oktober bewarb.
Im Dezember bekam ich dann die Zusage von TYS für ein Zimmer in Varissuo in einer Studenten-WG und ließ dieses Angebot nicht an mir vorbeiziehen.
Ebenfalls im Dezember bekam ich eine Mail von meiner zukünftigen Tutorin, eine Studentin von der Åbo Akademi, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen wollte. So konnte ich schon erste Fragen loswerden, bevor es im Januar dann richtig los ging. 


Studienfach: Patholinguistik

Aufenthaltsdauer: 01/18-05/18

Gastuniversität: Åbo Akademi

Gastland: Finnland

Studium an der Gastuniversität

 Das Studium an der Åbo Akademi habe ich als sehr angenehm empfunden. Die von mir gewählten Veranstaltungen fingen versetzt im Semester an, manche waren als Blockveranstaltungen organisiert. Dadurch brachte fast jede Woche Erkenntnisse in anderen Themengebieten mit sich. Auch das Lernpensum konnte ich mir dadurch gut einteilen und mich meist auf eine Klausur/ ein Essay konzentrieren und musste mir nicht für mehrere Veranstaltungen gleichzeitig den Stoff erarbeiten.
Zudem habe ich die Atmosphäre als sehr persönlich empfunden. Die Dozenten waren überaus hilfsbereit und flexibel, wenn es zum Beispiel um Klausurdaten ging. Das war ich aus Deutschland nicht gewohnt, dass es von vornherein drei Klausurtermine gibt und man ohne Attest fehlen kann. Dadurch konnte ich ohne schlechtes Gewissen zwei länger geplante Reisen antreten und schrieb die Klausuren dann erst zum zweiten Termin.
Das angenehme Studienklima kam mit Sicherheit auch dadurch zustande, dass man ständig ein bekanntes Gesicht in der Uni getroffen hat. Entweder in einer der Bibliotheken oder einer der Mensen – ständig bot sich hier und da die Möglichkeit für einen Plausch.
Das Essen in der Mensa – oder Cafeterien, wie sie in Turku heißen – ist zudem auch positiv hervorzuheben. Für 2,60€ konnte man sich selbst an einer Auswahl von Gerichten bedienen und zu jedem warmen Essen gab es immer noch Salat und Brot.

Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden

 Der Kontakt zu ausländischen Studierenden entsteht fast wie von selbst. Unsere Tutoren waren alle höchst motiviert, uns einen guten Start zu bereiten und so wurden bei Namensspielchen und Bar Olympics neue Bekanntschaften geschlossen. Die Austauschstudierenden werden alle in den gleichen Häusern untergebracht, da jagt dann oft eine „Kitchenparty“ die nächste.
Die ESN-Vereinigungen der Unis in Turku organisieren übers Semester verteilt einige Reisen, auf denen man auch die Möglichkeit bekommt, Studierende von überall kennenzulernen. Ich war auf keiner dieser Reisen dabei, da ich mich mit meinem Erasmus-Freundeskreis selbst organisiert habe, was anfangs mehr Aufwand, dann aber auch mehr Freiheit beinhaltete. Von den ESN-Reisenden habe ich jedoch auch allerhand Gutes gehört.
Mein Kontakt zu einheimischen Studierenden fand einmal über einige von mir gewählte Kurse statt, über die Fotographie-Vereinigung der Uni, der ich beigetreten bin, vor allem aber war ein großer Schritt Richtung Finnland-Schweden mein Eintritt in die Bigband der Uni. Dort gab es außer mir auch noch eine kleine Hand voll anderer ausländischer Studierender, der Großteil der Band bestand jedoch aus schwedischsprachigen Finnen. „Axelbandet“ ist ein bunter Haufen sympathischer Unikate und ich bin dankbar für all die Türen, die sich mir durch diese Mitgliedschaft eröffnet haben. Man kann auch auf der Blockflöte „Eye oft he Tiger“ spielen, just saying!

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

 Mein Englisch ist mit Sicherheit fließender geworden, obwohl das Sprachniveau meiner Meinung nach nicht gestiegen ist (behauptet auch der OLS-Test). Mein Schwedisch allerdings ist um einiges sicherer geworden, da habe ich von dem Sprachkurs profitiert, den ich an der Uni belegt habe und natürlich von der Gesellschaft meiner schwedischsprachigen Freunde. Außerdem habe ich an mein Erasmussemester noch sechs Wochen Wwoofing rangehängt, drei davon auf einer der schwedischsprachigen Ålandinseln. Durch Schwedisch als permanente Umgebungssprache dort konnte ich meine Sprachkompetenz definitiv noch festigen.

Wohn- und Lebenssituation

Im Oktober bewarb ich mich sowohl auf der TYS- als auch auf der Retrodorm-Seite um ein Zimmer. Privat zu wohnen ist in Turku eher die Ausnahme, auch viele der einheimischen Studierenden wohnen im sogenannten Studentendorf. Das Studentendorf ist die zentraler gelegene, etwas teurere Wohnmöglichkeit. Die Zusage, die ich im Dezember bekam, galt für Varissuo, ca. 20min Busfahrt vom Stadtzentrum entfernt. Das war überaus machbar, allerdings unter der Woche manchmal etwas unternehmungseinengend, da der letzte Bus aus der Stadt bereits 23.45 fuhr. Am Wochenende fuhr der letzte Bus immerhin erst 02.30 Uhr.
In Varissuo wohnte man in Dreier-WGs mit anderen Austauschstudierenden zusammen. Im Studentendorf hat jeder eigenes Zimmer und Bad, und jeder Flur teilt sich eine Küche. Da sind Kitchenparties oft nicht weit, obwohl das natürlich immer von der Flurdynamik abhängt. Ich konnte mich auf meine eher ruhige Wohnungssituation in Varissuo auf jeden Fall gut einstellen.
Die Lebenshaltungskosten sind definitiv höher als in Deutschland, vor allem das Essen. Daher habe ich schlussendlich selten gekocht und umso öfter das 2,60-Mahl in einer der Uni-Cafeterias genossen. Bier in der Kneipe kostet gern mindestens soviel wie ein Döner, nämlich 8€. Es gibt natürlich auch Ausnahmen, die sind dann jedoch – wie der Name schon sagt – eher die Ausnahme.
Für die Freizeitgestaltung kann ich vor allem das Büchercafé Karjikahvila und die Bar Ö empfehlen oder auch die Insel Ruissalo für einen kleinen Ausflug ans Meer.

Studienfach: Patholinguistik

Aufenthaltsdauer: 01/18-05/18

Gastuniversität: Åbo Akademi

Gastland: Finnland


Rückblick

Mein Rückblick besagt: Ein Synonym für „Erasmus“ ist „Wechselbad der Gefühle“. Vor allem zu Beginn gab es allerlei Hochs und Tiefs, im Laufe der Zeit hat sich die positive Gemütsstimmung dann aber glücklicherweise beständig gehalten. Der Uni-Bigband „Axelbandet“ beizutreten war wohl die beste Entscheidung meines Auslandsaufenthalts, dadurch bin ich in so einige Situationen geraten, die ich mir vorher nicht erträumt hätte. Man muss kein Virtuose sein, motiviert zu sein reicht allemal aus! Es ist sogar möglich, ohne Instrumentkenntnisse Mitglied dieser Band zu werden – jede Probe beim Auf- und Abbauen zu helfen ist ebenfalls gern gesehen!

Lappland und Sankt Petersburg sind eine Reise wert, die See-Sauna der Villa Järvelä etwas außerhalb von Turku auch.

Ansonsten: Ist ’ne hervorragende Sache, dieses Erasmus-Programm!

 

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