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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Die Vorbereitung gestaltete sich als wenig aufwendig, zumindest was die Formalitäten betraf. Nachdem ich von der Universität Potsdam den Platz bekam, musste ich bei der University of Jyväskylä lediglich ein Anmeldeformular ausfüllen. Dort wird auch beschrieben, wie die Wohnheimbewerbung abläuft. Zusammengefasst gibt es zwei Wohnheime, KOAS, welches mit mehreren Wohnkomplexen über die Stadt verteilt ist, sowie das Wohnheim in Kortepohja. Ich habe in Letzterem gewohnt und würde dieses auch allen Studenten ans Herzen legen, in den Gebäuden befinden sich einige kostenlose Saunen, ein Fitnessstudio und eine studentische Mensa. Es gibt hier Einzel -, 2er- und 3er -Appartments, das Internet ist im Mietpreis inbegriffen. Die größte Entscheidung bevor ich ankam bestand in dem optionalen Sprachkurs, für den man schon im August anreisen konnte. Wenn irgendwie möglich, würde ich dies auf jeden Fall empfehlen, um den finnischen Sommer noch mitzuerleben, in den zahlreichen Seen schwimmen zu gehen und die offenen Saunen, die den Sommer über zum Beispiel von Kirchen betrieben werden, auszuprobieren. Mit dem Sprachkurs fällt es leicht, die Mitstudierenden kennenzulernen und gemeinsam die ersten Reisen zu planen. Auch die verschiedenen Studentenclubs, darunter der Well-Being-Club, veranstalten Kennenlernabende für die Erasmusstudierenden, sodass es quasi unmöglich ist, keinen Anschluss zu finden.


Studienfach: Information Technology

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: University of Jyväskylä

Gastland: Finnland

Studium an der Gastuniversität

Das Studium war sehr interessant. Ich habe hier die Chance genutzt, neben informatischen Kursen auch andere Fakultäten zu betrachten und neben einem optionalen Sportkurs und einem feministischen Writingkurs auch Survival Finnish sowie einen multilingual creative writing- Kurs belegt. Gerade letzterer hat mir geholfen, auch andere internationale Studenten und Finnen kennenzulernen. Das Kursniveau ist sehr unterschiedlich. Bei den Kursen der IT-Fakultät war zum Beispiel der Kurs Networksecurity sowie SOA and Cloud Computing deutlich aufwändiger, aber auch interessanter als Sematic Web und Deep Learning. Das Semester ist in zwei Blöcke geteilt, die kurze Pause im Oktober eine gute Gelegenheit für eine Reise. Leider fanden viele meiner IT-bezogenen Veranstaltungen online statt, sodass ich über die Informatik weniger Kontakte knüpfen konnte. Die Bibliothek und auch die weiteren über die Stadt verteilten Universitätsgebäude bieten jedoch viele Lernplätze und studentische Cafes für Arbeitspausen an. In Finnland organisieren sich die einzelnen Fakultäten über Student associations, die mit ihren verschiedenen Traditionen, Ritualen und Sitsits ein wenig an verschiedene Harry-Potter-Häuser erinnern. Das Studentenleben ist also sehr interessant und nicht vergleichbar mit dem, was man aus Potsdam kennt. Gerade am Anfang des Semesters gibt es zahlreiche Erstsemesterveranstaltungen, die auch den Campus und die finnische Saunakultur noch einmal näher herantragen.

Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden

Da der Großteil aller Erasmusstudierenden Education studiert, war es zu anfangs ein bisschen ungewohnt, die Erasmusbubble zu verlassen, um quasi alleine unter die finnischen Kommilitonen zu treten. Dennoch würde ich dies allen empfehlen, es ist einfach, Deutsche kennenzulernen, aber lohnt sich, sich mit Finnen anzufreunden. Diese haben mich dann auch in ihre typisch finnische family cabin an einem See eingeladen, ein Tag, der mit einer der schönsten in Jyväskylä war.

Wohn- und Lebenssituation

Jyväskylä ist mit knapp 140.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Finnland und etwa 3h von Helsinki entfernt. In dieser Stadt wird Sport und Natur großgeschrieben, es gibt ein wunderbares Radnetz. Hier lohnt es sich, gleich zu Beginn des Semesters ein Fahrrad auszuleihen, am besten dort: http://www.mainosvaunu.fi/bikes. Gefühlt jeder zweite ist hier Student, es ist daher problemlos möglich, ohne Finnisch auszukommen. Nichtsdestotrotz empfehle ich, den Finnisch-Kurs im August zu belegen, neben dem Grundvokabular (Moi moi, Terve, hyvää..), werden hier auch die  Zahlen und weitere Tipps, zum Beispiel beim Einkaufen oder Bahnfahren, vermittelt. Während es im Sommer mit über 25 Grad ungewöhnlich heiß war, sodass man in einem der zahlreichen Seen (in Finnland gibt es 187 888  Seen) sehr gut schwimmen konnte. Im Winter kann es bis zu minus 20 Grad werden, ich hatte Glück, es hatte schon im November begonnen zu schneien und ich konnte sowohl eisskaten als auch langlaufen. In Jyväskylä wird jeder Studierende von einem Tutor empfangen, mit dem man schon vor Anreise in Kontakt tritt und der mögliche Fragen beantwortet. Von ihm wird man am ersten Tag abgeholt und bekommt eine Stadt- und Universitätsführung. Im Gegensatz zu Deutschland sind die Läden auch am Sonntag geöffnet und in den Supermärkten kann man teilweise 24/7 einkaufen. Die Preise sind hier deutlich höher als in Deutschland, gerade was Alkohol angeht, der auch nur bis 9 Uhr abends zu bekommen ist. Doch in über zehn Mensen, die in der ganzen Stadt verteilt sind, wird ein student lunch zu 3,20€ angeboten, in einer sogar ausschließlich vegan. Dieses All-you-can-eat-Konzept (bzw. die Einladung, auf dem Teller einen möglichst hohen Turm zu errichten), zeigt, wie wichtig die Gesundheit der finnischen Regierung ist. Die Möglichkeiten an Sport und Ernährung für Schüler und Studenten sind enorm, in einem Hörsaal gibt es ein Fitnessstudio, sehr viele Sportkurse und mit dem Sport-Sticker, den man für 40€ zu Anfang des Semester kaufen kann, ist auch der kostenlose Besuch in dem städtischen Schwimmbad direkt neben der Universität sowie weitere Sportkurse möglich. Noch einen Absatz zur finnischen Mentalität: Viele Finnen sind eher wenig gesprächig, zumindest, was Smalltalk betrifft. Anfangs war ich bei meinen Wanderungen oft irritiert, dass weder mein Gruß noch mein Lächeln erwidert wurden. Nicht ohne Grund gibt es Phrasen wie „Ein introvertierter Finne schaut auf seine Schuhe, während er mit dir spricht, ein extrovertierter schaut auf deine Schuhe.“ Auch die Mails werden hier kurzgehalten, jede Zeile, die nicht notwendig ist, gilt als unhöflich, die Anrede der Professoren beschränkt sich auf Hello (in Finnish: Moi oder Hei). Wenn man jedoch mehr Zeit mit den Finnen verbringt, kann man gut Freundschaften schließen. Weiterhin auffällig ist, wie viel hier auf Vertrauensbasis geschieht, sowohl in den Supermärkten, als auch in den Mensen liegt alles offen aus, man vertraut darauf, dass niemand dies ausnutzt. Als eine Freundin ihre Jacke mit Geldbeutel und teuren Kopfhörern verlor, bekam sie alles vollständig wieder, gestohlen wird hier sehr, sehr selten (abgesehen von Fahrrädern).

Studienfach: Information Technology

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: University of Jyväskylä

Gastland: Finnland


Rückblick

Ich würde allen Studierenden raten, in Finnland möglichst viel zu reisen. Von dem ESN-Netzwerk werden Reisen in die baltischen Staaten, nach Norwegen, nach Island und nach Lappland angeboten, gerade der letzte Trip ist sehr empfehlenswert. Neben den typisch touristischen Aktivitäten (Huskies, Santa-Claus-Village, Snowmobile) hat man zum Beispiel die Möglichkeit, in den norwegischen Fjorden schwimmen zu gehen, dabei konnten wir sehr starke Nordlichter beobachten (Aurora-Explosion). Viele Reisen, gerade in Nationalparks, haben wir jedoch selber organisiert, es lohnt sich also einen Schlafsack und gute Wanderschuhe einzupacken. Rückblickend denke ich, dass dieses Semester das schönste meines Studiums war. Ich bin sehr dankbar für die Chance, die ich mit dem Auslandssemester in Finnland bekommen habe und werde sicherlich öfters nach Jyväskylä zurückkommen.

Finnland

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