Persönlicher Erasmus-Erfahrungsbericht
Vorbereitung des Auslandaufenthalts
Zur Informationsveranstaltung des International Days im November 2016 habe ich mich erstmals über ein Auslandssemester erkundigt. Es gab zahlreiche Infostände zu den jeweiligen Ländern sowie Infobroschüren für weitere Hinweise. Die Auswahl an europäischen Ländern hat mir die Entscheidung nicht leicht gemacht.
Ich habe mich letztlich über das Anglistik/Amerikanistik Institut für Joensuu (Finnland) beworben, da mein Interesse am finnischen Schulsystem schon länger bestand.
Die Kommunikation mit der Gastuniversität (University of Eastern Finland) verlief reibungslos. Schließlich haben sie mich sehr zeitnah über alle wichtigen Fristen informiert, wie beispielsweise den Abgabetermin für die Bewerbungsunterlagen, die frühzeitige Bewerbung für eine Unterkunft (Joensuu Ellie) und das Programm für die Einführungswoche an der Uni. Des Weiteren standen die Ansprechpartner jederzeit für weitere Fragen zur Verfügung.
Studium an der Gastuniversität
Für Lehramtsstudierende bietet die Universität sehr interessante und informative Veranstaltungen, so habe ich unter anderem „Introduction to Finnish School Life“ und „Finnish Educational System and Organization“ belegt. Diese und viele mehr sind Kurse, die auf Englisch gelehrt werden. Der Kurs, „Introduction to Finnish School Life“, beinhaltet mehrere Hospitationsstunden in der Schule und eine wöchentliche Sitzung mit der Dozentin. Auch wenn man für diesen Kurs nur 3ECTS bekommt und viele weitere Prüfungsnebenleistungen erbringen muss, ist es sehr lohnenswert, einen Blick ins finnische Schulsystem zu werfen. Im Allgemeinen ist der Arbeitsaufwand in den Vorlesungen und Seminare recht hoch für die entsprechenden Leistungspunkte.
Zu Beginn des Auslandssemesters stellt die UEF (University of Eastern Finland) immer jeweils einen Tutor für eine bestimmte Gruppe zur Verfügung. Die verantwortliche Person zeigt einem in der Regel die Stadt, Einkaufsmöglichkeiten und begleitet einem zu den jeweiligen Behörden für die letzten Unterlagen.
Auf dem Uni Campus gibt es eine Bibliothek, die auch mit einem großen Computerpool ausgestattet ist. Dennoch muss man damit rechnen, dass alle Computer zum Vormittag bereits belegt sind.
Wohn- und Lebenssituation
Nachdem ich die Zusage der Uni Potsdam erhalten habe, habe ich mich direkt bei Joensuu Ellie für eine Unterkunft beworben. Hier sollte man sich, so früh wie möglich bewerben, da die Apartments schnell vergeben sind. Die Mieten sind für finnische Verhältnisse sehr günstig, so habe ich monatlich in einer 3-WG, 220€ Miete bezahlt. Ich habe zusätzlich einen Internetvertrag mit Joensuu Ellie abgeschlossen und dafür jeweils 20€ im Monat bezahlt. Dies kann ich dennoch nicht empfehlen, da die Internetversbindung sehr schlecht ist. Hier würde vorschlagen, zu Elisa (finnischer Telefonanbieter) zu gehen und einen Internetvertrag abzuschließen. Man bekommt eine Internet-SIM Karte fürs Telefon (dt. Telefonnummer bleibt erhalten) und kann sich über die mobilen Daten einen Hotspot erstellen. In Finnland sind die mobilen Daten unbegrenzt und das ist sehr von Vorteil, wenn man auch innerhalb des Landes verreist.
Meine Unterkunft befand sich etwas außerhalb der Innenstadt (Latolankatu 9) und dennoch konnte ich mich nicht beschweren, da es sehr gute Einkaufsmöglichkeiten (S-Market und K-Supermarket) in der Nähe gab. Die Gegend ist von schöner Natur umgeben, so ist in der Nähe der Fluss und viele unzählige Wälder. Ich kann zudem nur unbedingt einen Besuch auf der Insel Utra empfehlen, vor allem während den verschiedenen Jahreszeiten. Auch kann man auf der Insel ein gemütliches Lagerfeuer veranstalten oder auch grillen. Des Weiteren konnte man jeden Mittwoch von 17 bis 20 Uhr die Sauna, in eines der Wohnheime, umsonst besuchen.
Ich habe mir von der Uni einen Sykettä Sticker besorgt, welches mir erlaubt an den Uni Sportkursen teilzunehmen. Hier gibt es zwei Arten von Aufklebern, der eine ist der Ball Sticker und beinhaltet nur alle Ballsportarten (15€ pro Semester) und der andere Aufkleber gilt für alle Sportarten (30€ pro Semester). Ich hatte den Sticker für alle Sportarten, so konnte ich an jeder Sportveranstaltung teilnehmen, bei der ich reinschauen wollte. Über eine App oder der Internetseite kann man sich für die jeweiligen Sportveranstaltung, vorab online anmelden.
Im Allgemeinen sind die Lebensmittel in Finnland sehr teuer. In Deutschland habe ich für meinen Wocheneinkauf circa 20€ bezahlt, so sind in Finnland durchschnittlich 35€-40€ gewesen. Natürlich werden zu Beginn des Semesters Haushaltsutensilien wie Schwämme, Toilettenpapier, Küchenrolle, Spülmittel und vieles mehr benötigt, sodass man erstmal mehr bezahlt. In meiner WG haben wir eine Liste erstellt und festgelegt, dass jeder einmal die notwendigen Haushaltssachen besorgt. Dennoch hatte ich auch Freunde, bei denen in der WG alles dreimal vorhanden war, da die Mitbewohner schon länger im Apartment leben oder man aufgrund von unterschiedlichen Sauberkeitsauffassungen bestimmte Gegenstände nicht teilen wollte.
Ein sehr beliebtes Reiseziel ist der Nationalpark Koli, dieser ist ungefähr eine Stunde von Joensuu entfernt. Es ist ein sehr schöner Ort für Wanderungen mit einer wunderbaren Aussicht auf Finnlands Seenplatte. Vor allem ist dieser Ort gegen Ende August oder Anfang September eine wahre „Fundgrube“ für Pilze verschiedenster Arten.
Studienfach: Englisch Lehramt
Aufenthaltsdauer: 08/2017 - 12/2017
Gastuniversität:University of Eastern Finland
Gastland: Finnland
Rückblick
Rückblickend auf mein Auslandssemester kann ich Finnland nur empfehlen, vor allem für Lehramtsstudierende, die mehr im bildungswissenschaftlichen Bereich und in der Schulpraxis Erfahrung sammeln wollen. Das finnische Bildungssystem überzeugt durch Chancengerechtigkeit für aller Schülerinnen und Schüler, so gibt es für jedes Kind kostenlose Schulmaterialen (Bücher, Stifte, Hefte), ein kostenloses Mittagessen in der Schule, und alle Schülerinnen und Schüler gehen bis zur 9. Klasse auf eine gemeinsame Schule. Des Weiteren sind die Lehrkräfte auch von internationalen Austauschstudenten erfreut, so hat sich bei mir die Möglichkeit ergeben, dass ich Deutsch- und Englischunterricht geben durfte. In Finnland ist Deutsch eines der häufigsten Fremdsprachen, die bereits teilweise an manchen Schulen bereits ab der 1. Klasse unterrichtet wird. Ebenso hat Finnland eine wunderbare Natur, so konnte ich zum ersten Mal in meinem Leben die Polarlichter sehen. Gleichzeitig ist Lappland ein sehr beliebtes Reiseziel. Ich bin nach Rovaniemi gereist, welches auch als das Dorf des Weihnachtsmannes bekannt ist. Auch hier gibt es viele Freizeitangebote wie eine Rentier- oder Husky-Schlittenfahrt, eine Schneeschuhwanderung oder Skifahren. Des Weiteren sind die Städte Tampere, Turku und Espoo sehr schön und für finnische Verhältnisse, größere Städte, die sehenswert sind. In Tampere gibt es das berühmte Moomin-Museum, dass sowohl Erwachsene als auch Kinder anzieht.
Fürs Studium würde ich Finnland ab dem 2. Fachsemester empfehlen, da man sich mehr Studienleistungen anrechnen lassen kann. Viele Seminare, die interessant klingen, sind schnell belegt oder einheimische Studenten haben den Vortritt bei der Anmeldung, sodass man damit rechnen muss, nicht unbedingt den Platz zu erhalten.