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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

„Tartu in Estland war nicht mein Erstwunsch. Und ich bin so, so, so froh, dass ich hier gelandet bin und Tartu erleben durfte.“

Die Vorbereitung mit allem dazugehörigen – wie das Ausfüllen der nötigen Dokumente – verlief größtenteils ohne Probleme. Hierfür geht ein Lob an Annika Kalda heraus, also die Erasmus-Beauftragte der Universität Tartu, welche immer frühzeitig informierte was noch wann zu erledigen ist und auch bei Fragen zur Seite stand.

Einzig das Online Learning Agreement (OLA) bereitete anfangs Schwierigkeiten, da es an der Digital Engineering Fakultät keine klaren Informationen gab wie man es ausfüllen soll und man auf den wirklich langsam verlaufenden Email-Verkehr mit den Professoren vertrauen muss. Auch das konnte sich aber im Laufe des Erasmus noch klären.

Ansonsten sind die angebotenen Informationsveranstaltungen empfehlenswert um einen Überblick über das Prozedere zu bekommen und einen kleinen Plan zu bilden, was noch wann erledigt werden muss bevor es dann richtig losgeht.


Studienfach: IT-Systems Engineering (M.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 08/2024 - 01/2025

Gastuniversität: Universität Tartu

Gastland: Estland

Studium an der Gastuniversität

Die Organisation des Studiums verläuft an der Uni Tartu über zwei Webseiten: Das SIS (oder auch mal OIS), welche als Study Information System ähnlich wie PULS fungiert und man sich hier durch die angebotenen Kurse durchklicken kann, bei ihnen registriert oder auch abmeldet. Daneben gibt es noch das Moodle, wo man dann alles mögliche zu den belegten Kursen findet. Das SIS ist gut strukturiert und man findet sich schnell rein. Damit das Ganze noch besser verläuft empfiehlt es sich nicht die Einführungstage zu missen, in denen all das auch erklärt wird neben weiteren Erklärungen und Anekdoten zum Leben in Estland. Lasst euch nicht zu viel Angst vom Polizisten machen, der unaufhörlich über die „dunklen Zeiten“ redet, der Winter ist eigentlich sehr schön!

Zu Beginn lohnt es sich für ein paar mehr Kurse einzuschreiben als man eigentlich belegen möchte (ähnlich wie auch beim OLA empfohlen), einfach um mal überall ein bisschen hereinzuschnuppern was einem denn gefallen könnte. Die Kurse die man nicht belegen möchte kann man noch ein paar Wochen später abwählen.

Ich habe über das Semester hinweg 35 ECTS belegt, wovon manche wirklich sehr zeitaufwändig waren während sich andere eher wie Hobbies angefühlt haben. Im Schnitt ist der Anspruch und das Niveau auf jeden Fall ähnlich zu deutschen Universitäten angesiedelt. Da an dem Hasso Plattner Institut der fachliche Anspruch eher theoretisch ausgelegt ist, habe ich mich entschieden nun am relativen Ende von meinem Master in meinem Auslandssemester mehr praxisorientierte Kurse zu belegen – das kann die Universität Tartu nämlich wirklich gut und ich bin insgesamt von der Lehre und meinem Wissenszuwachs ehrlich begeistert. Ob eine Einführung in Elektronik, Wireless Security oder Robotik 1, man bekommt oft das Material an die Hand gelegt, die Prüfungen und Hausaufgaben waren in diesen Bereichen fast ausschließlich praktischer Natur. Während die Vorlesungen dann die Theorie aufgeklärt haben, freute man sich schon auf die Hausaufgabe um mal selbst Hand anzulegen. Intelligent Transportation Systems und Artificial & Natural Intelligence waren dann doch etwas theoretischer, hatten allerdings beide auch ein größeres praxisorientiertes Gruppenprojekt. Gerade die Letztere der Beiden lege ich jedem Interessierten ans Herz, da der Professor als Neurowissenschaftler wirklich interessante Beiträge faszinierend und fesselnd beibringt.

Zu guter Letzt belegte ich ebenfalls einen estnischen Sprachkurs, welcher mit Fokus auf Konversation die (zugegebenermaßen sehr schwierige, aber interessante) estnische Sprache lehrt. Hier lernte ich ebenfalls ein paar Kommilitonen kennen, welche ich später auch meine Freunde nennen durfte, also lohnt es sich nicht nur wegen akademischer Natur!

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Der heilige Gral: im Erasmus-Semester einheimische Freunde zu finden. Auch für mich bleibt dieses Ziel unerreicht, aber wer weiß, vielleicht habt ihr ja mehr Glück. Auf der anderen Seite war es schön zu sehen, wie schnell sich Freundesgruppen gebildet haben und man irgendwie in die Gruppe gerutscht ist, in der man sich wohl fühlt. Denn vor dem Start war meine größte Angst eben genau das: keine Freunde zu finden. Also keine Sorge was das angeht!

Das liegt auch an den vielen Aktivitäten, welche das Erasmus Student Network (ESN) gerade am Anfang anbietet. Quiznights, Pub crawls, Karaoke und Parties helfen dabei, sich schnell kennenzulernen und Gesichter immer wieder zu sehen bis sie bekannt sind. So findet man irgendwann in den ersten paar Wochen „seine“ Gruppe: letzten Endes kommt ja jeder in das Land ohne jemanden zu kennen und sind auch auf der Suche nach Leuten mit denen man sich gut versteht.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Man kommt in Estland mit Englisch durchaus sehr weit, allerdings habe ich die Chance auch genutzt, einen estnischen Sprachkurs zu belegen. Nach ein paar Wochen kann man schon einfache Sätze verstehen und sprechen, was im Alltag auch nützlich sein kann. Ob im Supermarkt oder bei Hesburger, wenn man die Chancen nutzt mal auszuprobieren was man schon gelernt hat sieht man den Fortschritt und es fühlt sich gut an, doch noch mehr Teil von dem Land zu werden. Darüber hinaus freuen sich die Esten, wenn sie merken, dass man sich versucht in die Sprache einzuarbeiten: Ein einfaches „Tere“, „Aitäh“ oder „Head aega!“ wird mit einem Lächeln und der entsprechenden Antwort erwidert. Somit bin ich froh, nun eine weitere Sprache (wenn auch nur grundlegend) kennengelernt zu haben und sie auch des Öfteren mal im Alltag angewandt zu haben.

Wohn- und Lebenssituation

Glücklicherweise ist die Wohnungssuche in Tartu als Erasmusstudent im Gegensatz zu vielen anderen Universitäten im Ausland relativ einfach gestaltet. Wenn man sich frühzeitig um einen Platz im Raatuse Student Hostel kümmert ist man nahezu garantiert einen zu bekommen. Nichtsdestotrotz lohnt es sich ab dem angegebenen Datum zu bewerben, gerade wenn man ein Einzelzimmer haben möchte. Diesen Luxus habe ich mir aus Kostengründen nicht gegönnt, und hatte durch etwas Glück direkt meinen ersten Freund als Zimmergenosse gefunden. Es ist ein bisschen Glückssache ob man ein größeres oder kleineres Zimmer abbekommt, aber als jemand, der sich 5 Monate lang ein 13qm Zimmer mit einer anderen Person geteilt hat, kann ich sagen, dass auch das kein Problem ist.

Mit von der Partie waren in dem Apartment noch ein weiterer Deutscher in einem Einzelzimmer und zwei Italiener. Gemeinsam hat man sich dann Küche, Bad und Toilette geteilt (die letzteren beiden als getrennte Zimmer, was auch eine weise Architekturentscheidung war). Der Kühlschrank kann zu 5. manchmal etwas eng wirken, ebenso wie die zwei Herdplatten. Mit ein bisschen Planung und Organisation ist das aber auch keine große Schwierigkeit.

Wenn man angekommen ist, lohnt es sich einen estnischen ID-Code zu besorgen, am besten beim Bürgercenter. Damit kann man sich dann nicht nur eine Buskarte besorgen um günstiger durch die Stadt zu kommen, sondern ebenfalls eine Mitgliedskarte für den Selver und den Coop: die estnischen Einkaufsläden. Diese sind nämlich durchaus teurer als in Deutschland, aber mit den Rabattkarten kann man über die paar Monate wirklich eine Menge sparen.

Nochmal zum Thema Bus: nahezu alles, was man zum Leben braucht ist fußläufig erreichbar. Einzig Kurse bei „Nooruse“ sind am anderen Ende der Stadt. Rechnet euch aus, ob es sich lohnt ein Monatsticket zu holen.

Um sein Zimmer (und sich selbst) wohliger einzurichten empfiehlt es sich die Second-Hand Läden in Tartu abzugrasen. Eine kleine Lampe und ein Bild auf dem Schreibtisch, da fühlt man sich gerade im Herbst und Winter etwas wohler. Nicht nur das, der Humana nahe der Uni bringt jeden Monat neues Sortiment raus, und in der Woche dafür wird der Restposten billig verscherbelt: Für ein, zwei Euro pro Kleidungsstück kann man sich hier nice Sachen zulegen.

Doch kommen wir nun zum besten Punkt: Freizeit! Im Sommer kann man die ein oder andere Kanutour machen, die paar Strände in Tartu besuchen oder auch Beachvolleyball spielen. Für Bars und Feiern ist auch gesorgt, das werdet ihr noch früh genug selbst erleben. Ansonsten kann ich noch die ESN-organisierten Events empfehlen – besonders die Party im Schwimmbad und die Woche in Lapland, fantastische Erfahrungen und wunderschön. Der Trip zum arktischen Ozean lohnt sich!

Organisiert auch mal den ein oder anderen Wochenendtrip mit euren neuen Freunden! Mietet euch billig ein Auto auf Autolevi und fahrt mit eurer Truppe nach Saaremaa zu einem AirBnB mit Sauna. Schließlich ist es auch ein Ding mindestens ein oder zwei „bog hikes“ – also eine Wanderung durch das Moor - in den Nationalparks zu absolvieren. Tallinn kann man auch gerne besuchen mit dem günstigen Reisebus LuxExpress, aber dann MÜSST ihr in den Kompressor: „War man nicht im Kompressor, war man nicht in Tallinn“.

Studienfach: IT-Systems Engineering (M.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 08/2024 - 01/2025

Gastuniversität: Universität Tartu

Gastland: Estland

Rückblick

Tartu in Estland war nicht mein Erstwunsch. Und ich bin so, so, so froh, dass ich hier gelandet bin und Tartu erleben durfte.

Mich für ein Erasmus-Semester zu bewerben war eine eher spontane Entscheidung, welche mir so viel gebracht hat. Es waren fantastische Wochen mit tollen Erlebnissen, neuen Freundschaften und verdammt lustigen Erfahrungen. Und das alles in einer „kleineren“ Universitätsstadt in einem Land, das gerne mal übersehen wird wenn man über Europa redet. Ich kann diese Erfahrung jedem ans Herz legen und freue mich ungemein, Teil davon gewesen zu sein.

Hoffentlich hilft dieser Bericht ein bisschen die Angst zu nehmen ins Ungewisse zu springen. Ich könnte noch seitenweise weiter erzählen, aber letztendlich will ich euch nicht alles vorwegnehmen; es ist ja EUER Erasmus, und ich wünsche euch alles Gute dabei!


Estland

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