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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Während der Vorbereitungen für meinen Auslandsaufenthalt erhielten wir zahlreiche Informationen zum Erasmus+ Programm über das International Office. Das International Office stellte uns hierbei alle Informationen bezüglich unseres Auslandsaufenthaltes an der Tallinna Ülikool (Tallinn University) zur Verfügung, es gab verschiedene Einführungsveranstaltungen zu dem Erasmus+ Programm und bei Fragen stand uns das International Office jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Die Kontaktaufnahme mit der Gasthochschule fand über das Institut für Künste und Medien statt, da ich unbedingt mein Auslandssemester an der Tallinna Ülikool absolvieren wollte. Die Kontaktaufnahme fand daher zuerst und ausschließlich über unseren Erasmus-Koordinator statt, bei dem ich mich für einen Platz an der Tallinna Ülikool bewerben musste. Nachdem die Nominierung von dem dortigen Erasmus-Koordinator getroffen wurde und ich die Zusage für den Platz an der Tallinna Ülikool erhalten hatte, musste ich mich separat bei der Tallinna Ülikool für mein Auslandsstudium bewerben. Auf einer Online-Bewerbungsplattform musste ich schließlich alle relevanten Informationen bezüglich des geplanten Auslandsstudiums, Kurswahl etc. angeben und alle notwendigen Dokumente, wie beispielsweise das Transcript of Records oder das Learning Agreement before the Mobility, auf der Plattform hochladen. Nachdem das Bewerbungsprozedere durch war, hat sich das Academic Affairs Office, gleichzusetzen mit dem Potsdamer International Office, zügig bei uns gemeldet und uns alle relevanten weiteren Informationen für den Studienbeginn an der Tallinna Ülikool zukommen lassen. Der Bewerbungsprozess lief äußerst organisiert ab, auch die Kommunikation mit den verantwortlichen Personen in den darauffolgenden Monaten habe ich als äußerst angenehm empfunden.


Studienfach: Angewandte Kulturwissenschaft und Kultursemiotik M.A.

Aufenthaltsdauer: 08/2019-12/2019

Gastuniversität: Tallinn University

Gastland: Estland

Studium an der Gastuniversität

Die Tallinna Ülikool ist eine sehr moderne und aufstrebende Universität in der Hauptstadt Estlands. Mit dazu ist sie eine der wenigen offiziellen Universitäten in ganz Estland. Ein Mitgrund, weshalb ich mich für das Erasmus+ Studium an der Tallinna Ülikool entschieden hatte, war das große Angebot der School of Humanities, die eine Vielzahl an interessanten Kursen anbietet, die zusätzlich alle auf Englisch stattfinden. Leider musste ich jedoch direkt in der ersten Woche an der Universität feststellen, dass ich eine Großteil der von mir angestrebten Kurse nicht belegen konnte, da sich diese alle zeitlich überschnitten hatten – daher musste schließlich ein Plan B her. Aufgrund dieser Überschneidungen sah ich mich schließlich gezwungen Kurse zu belegen, die leider teilweise nicht ganz zu meinem Masterstudium der Angewandten Kulturwissenschaft und Kultursemiotik gepasst haben. Trotzdem war ich äußerst gespannt auf die Kurse, für die ich mich entschieden hatte. Mit hoher Erwartungen ging ich an die Kurse heran, von denen ich teils enttäuscht wurde und teils begeistert war. Alle von mir besuchten Lernveranstaltungen waren auf Partizipation ausgelegt, was ich grundsätzlich als wahnsinnig bereichernd empfunden habe. Außerdem waren alle Lernveranstaltungen, die ich im Bereich der Anthropologie, Literatur und Visuellen Kultur belegt habe, mit einem hohen Leseaufwand und vielen Reading Assignments verbunden. Die von mir belegten Lernveranstaltungen muss ich leider daher sehr differenziert betrachten: Manche der Kurse waren mit sehr viel Inhalt, guten Diskussionen und wichtigen Diskursen und wissenschaftlichen Texten gefüllt, zwei meiner belegten Kurse waren jedoch leider eine ziemliche Enttäuschung, da die Dozent*innen fachlich, thematisch als auch didaktisch den komplexen Thematiken leider nicht gerecht werden konnten. Im Allgemeinen erschienen mir die Anforderungen innerhalb der Lehrveranstaltungen als fair und machbar – allerdings muss ich an dieser Stelle betonen, dass der Workload für den Großteil der von mir belegten Kurse wirklich immens war. Die Leistungsbewertung war dabei jedoch immer äußerst fair und gerecht. Das Studienklima habe ich als sehr gut empfunden, ich habe mich in den Kursen sehr wohl gefühlt und es wurde viel diskutiert. Außerdem fand ich es wahnsinnig bereichernd, dass es eine große Diversität in den vielen internationalen Masterstudiengängen gibt, die die Diskussionen und Kursinhalte stark geprägt haben. Die Tallinna Ülikool ist sehr modern, die technische Ausstattung ist ziemlich neuwertig und es gibt überall Steckdosen, einen guten W-Lan Zugang sowie sehr angenehme und klimatisierte Seminarräume. Die Universitätsbibliothek ist zwar eher überschaubar, allerdings gibt es beispielsweise die Nationale Bibliothek, die über eine äußerst umfangreiche Literatursammlung verfügt.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Da in den meisten Lehrveranstaltungen viele internationale Studierende waren, war der Kontakt zu einheimischen Studierenden eher schwierig. Allerdings habe ich die Diversität in meinen Fachbereichen als äußerst bereichernd empfunden. An der School of Humanities an der Tallinna Ülikool werden viele internationale Masterstudiengänge angeboten, durch die eine hohe Diversität gegeben ist, die nicht nur zu interessanten Diskussionen führt, sondern auch den eigenen Horizont erweitern lässt. Während meines Auslandsstudiums in Tallinn habe ich unglaublich inspirierende und tolle Menschen kennengelernt, die meine Zeit dort unglaublich bereichert haben. Ich habe viele internationale Freunde gewonnen und wahnsinnig viele Menschen kennengelernt, die aus den unterschiedlichen Ländern stammen und mit denen man so viele Erinnerungen, Reisen und Momente teilen konnte. Der Kontakt zu einheimischen Esten und Estinnen war leider etwas schwieriger, da diese eher zurückhaltend sind und zumeist eher unter sich bleiben, dies hängt jedoch sicherlich auch damit zusammen, dass in den meisten Kursen sehr viele internationale Student*innen waren.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Bevor ich nach Tallinn gezogen bin, hatte ich mir fest vorgenommen entweder einen Russisch oder einen Estnisch Sprachkurs zu belegen. Leider musste ich dann recht schnell einsehen, dass ich aufgrund meiner zeitlichen Auslastung in den anderen Kursen keinen Sprachkurs belegen konnte. Alle Lehrveranstaltungen wurden auf Englisch abgehalten, weshalb sich durch die intensive Textarbeit auf jeden Fall meine schriftlichen Englischkenntnisse wieder weiter entwickeln konnten. Im Alltag ist es jedoch trotzdem ratsam, zumindest einige Basics der estnischen Sprache zu erlernen, da zwar junge Menschen Englisch sprechen, aber gerade ältere Menschen häufig entweder zweisprachig oder einsprachig aufgewachsen sind – also Estnisch und/oder Russisch sprechen – und häufig der englischen Sprache nicht mächtig sind.

Wohn- und Lebenssituation

Um in Tallinn eine Wohnung zu finden, bietet es sich vor allem an (wenn die Zeit es zulässt), sich vor Ort ein Zimmer zu suchen. Einige meiner Freund*innen haben jedoch bereits vor dem Umzug ein Zimmer im Wohnheim oder aufgrund privater Anzeigen ein Zimmer gefunden. Insbesondere Facebook Seiten (wie beispielsweise Erasmus in Tallinn als auch estnische Facebook Seiten) bieten sich hierbei bestens an, um eine Wohnung oder ein WG- Zimmer zu finden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich vorab für einen Platz im Wohnheim zu bewerben, bei dem du in der Regel das Zimmer mit einer anderen Person teilst. Ich habe mich entschieden, früher nach Tallinn zu reisen, um vor Ort nach einer passenden Unterkunft zu suchen. Auch ich habe über die Facebook Gruppen nach einigen Besichtigungen eine bezaubernde kleine WG gefunden. Achtet jedoch am besten darauf, dass du ein bisschen Zeit mitbringst bzw. etwas Zeit bei der Suche einplanst. Die Miete im Wohnheim ist natürlich wesentlich günstiger, insbesondere weil du dir in der Regel ein Zimmer teilst. Da es viele Erasmus Student*innen und internationale Studierende gibt, werden viele der Wohnungen leider jedoch wesentlich teurer angeboten als für die einheimischen Esten und Estinnen. Allerdings kannst du natürlich auch Glück haben. Preislich liegen die meisten WG Zimmer im Winter zwischen 300-400€, aber es lässt sich natürlich auch immer etwas günstigeres finden. Gerade im Sommer fallen die hohen Heizkosten dann weg, weshalb die Wohnungen in der Regel zu dieser Zeit um einiges günstiger sind.

Tallinn ist eine Stadt, die nicht nur kulturell sehr viel zu bieten hat, sondern auch für Menschen, die gerne reisen. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind extrem günstig, nicht nur innerhalb von Tallinn, sondern auch wenn du durch das Baltikum oder die anderen Nachbarländer reisen möchtest. Als Estonian Resident bekommst du sogar das ÖPNV-Ticket innerhalb von Tallinn umsonst. Die Straßenbahn- und Buslinien sind sehr gut erschlossen, leider fahren diese jedoch nur bis etwas nach Mitternacht. Wenn du jedoch zentral wohnst, kannst du eigentlich alles zu Fuß erledigen. Einige Busse fahren sogar direkt zu einem sehr günstigen Preis zu nahegelegenen National Parks oder zur Küste, während viele internationale Fernbusse zu sehr günstigen Preisen operieren. Am besten legst du dir eine Kreditkarte zu, bevor du nach Tallinn kommst, da dies immer der sichere Weg ist – insbesondere wenn du Probleme mit deiner Girokarte von Zuhause bekommen solltest. Meistens kannst du jedoch mit deiner Girokarte europaweit kontaktlos bezahlen, Bargeld abheben kostet jedoch in der Regel immer eine Gebühr.

Die Lebenshaltungskosten in Tallinn sind ähnlich wie in Deutschland, die Mieten sind tendenziell günstiger, vor allem wenn man die Preise mit deutschen Großstädten wie Berlin vergleicht. Lebensmittel sind in der Regel tendenziell etwas teurer als in Littauen oder Lettland, für den europäischen Standard aber immer noch ziemlich preiswert. Kulinarisch gesehen ist Tallinn ein kleines Highlight, da es zahlreiche wunderbare Cafès, hippe Bars und einige vegane und vegetarische Restaurants gibt. In Tallinn gibt es zahlreiche Museen, die sich größtenteils entweder mit moderner Kunst oder Estlands Historie beschäftigen und die wirklich sehr sehenswert sind. Tallinn ist für mich eine ganz besondere Stadt, die durch seine architektonische Vielfalt, die Altstadt und die angrenzenden Viertel, sowie durch die Nähe zum Meer und zur Natur besticht. Gerade für Student*innen mit kleinerem Geldbeutel kann man nicht nur in Tallinn viele schöne Tage verbringen, sondern beispielsweise auch im nahegelegenen Umkreis viele Ausflüge unternehmen und beispielsweise den wunderschönen Lahemaa National Park, die nahe gelegenen Wasserfälle oder das Rummu Gefängnis erkunden.

Studienfach: Angewandte Kulturwissenschaft und Kultursemiotik M.A.

Aufenthaltsdauer: 08/2019-12/2019

Gastuniversität: Tallinn University

Gastland: Estland


Rückblick

Estland ist ein wunderbares, naturreiches und außergewöhnliches Land, das mein Herz im Sturm erobert hat. Wer sich nicht nur für die Geschichte des Baltikums interessiert, sondern auch die Nähe zu Natur, Meer und einer entspannten “Großstadt“ sucht, wird in Tallinn mit Sicherheit ihr/sein Glück finden. Rückblickend kann ich Tallinn und die Tallinna Ülikool wärmstens jeder/m empfehlen, der/die sich für die Historie Estlands und Kulturen in Osteuropa interessiert. Mein Auslandssemester in Tallinn hat mich nicht nur um zahlreiche Menschen, Erfahrungen und Momente bereichert, sondern mich auch mit jedem Tag für gesellschaftliche Thematiken wie Nationalismus und kulturelle / nationale Identität stärker sensibilisiert. Estland ist ein beeindruckendes Land, das über eine unglaublich lange Historie der Okkupation seine Unabhängigkeit durch friedlichen Aktivismus geebnet und seitdem unaufhörlich eine ökonomische und gesellschaftliche Entwicklung durchlebt hat, die mich langfristig sehr beeindruckt hat. Aufgrund diverser Umstände u.a. der gewählten rechts-konservativen Regierung sieht man sich jedoch auch mit fehlendem politischen Aktivismus seitens großer Teile der Bevölkerung, Nationalismus als auch der Unterdrückung von LGBTQI konfrontiert.

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