Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Nominierungszusage von Potsdam kam direkt mit dem Ende der Bewerbungsfrist und innerhalb von zwei Wochen danach hat auch die Gasthochschule schnell Kontakt aufgenommen und uns in einer E-Mail über den weiteren Ablauf informiert. So waren in überraschend kurzer Zeit alle nötigen Informationen und Links da. Für die endgültige Bewerbung an der Gasthochschule, der KP, brauchte ich als Dokumente nur ein Motivationsschreiben auf Englisch und das vom International Office gestempelte Transcript of Records, alle weiteren Angaben waren einfach über ein Online-Portal auszufüllen. Die endgültige Zusage kam im April, kurz darauf folgten auch Informationen zum Housing. Mit der Bestätigung der Kurse im Mai konnte ich außerdem recht zügig das Learning Agreement erstellen. Bis Juni, also zwei Monate vor Beginn des Auslandsaufenthalts, war alles Organisatorische bereits erledigt und es folgte nur noch die Einreichung des Grant Agreements für den Erasmus-Zuschuss. Im gesamten Vorbereitungsprozess gab es keinerlei Probleme und die Kommunikation mit den zuständigen Personen an der KP lief immer unkompliziert.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium in Dänemark unterscheidet sich im Aufbau sehr von der Lehrerbildung in Deutschland. Für Erasmus-Studierende werden zwar aus Gründen der Anerkennung für die Heimathochschule Noten gegeben, für die dänischen Studierenden geht es aber nur um bestanden/nicht bestanden. Das liegt daran, dass die Kurse vor allem prozessorientiert und weniger leistungsorientiert sind. Die angebotenen Kurse sind alle in Seminarform, Vorlesungen sind sehr unüblich und Gruppenarbeit hat einen extrem hohen Stellenwert. Auch die Seminarleistungen – oder wie es in Dänemark genannt wird: Studienprodukte – sind immer Gruppenprojekte, es gibt keine Klausuren oder Hausarbeiten. Dafür wird viel Wert auf ausführliches Feedback gelegt. Die Dozierenden agieren vor allem als Lernhelfende und bewegen sich komplett auf Augenhöhe mit den Studierenden, es gibt keine so starke Hierarchie in den Lernräumen wie in Deutschland. Gefördert wird dieses Verhältnis auch durch die Tatsache, dass man sich in Dänemark immer duzt und wir häufig sogar nur die Vornamen der Lehrpersonen kannten. Das hat das ganze Studienklima extrem offen und freundlich wirken lassen. Aber auch allgemein herrschte stets eine sehr wertschätzende, fördernde Lernatmosphäre. Ich hatte nie Angst, mich mit Problemen, Wünschen, Feedback oder sonstigen Anliegen an die jeweilige Lehrperson zu wenden, weil der Austausch so herzlich und unkompliziert war. Der Hauptcampus der KP ist erst wenige Jahre alt und daher sehr modern, technisch unfassbar gut ausgestattet. Mein Studentenausweis funktioniert als Schlüsselkarte für das Unigebäude und alle Räume, und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Überall auf dem Campus sind Computer mit Internetzugang und alle Räume können, sofern sie leer sind, als Arbeits- und Lernräume genutzt werden.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Die Kurse sind in der Regel alle rein international zusammengestellt, also speziell für alle ausländischen Studierenden und separat von den üblichen Kursen der dänischen Studierenden. Das ist einerseits eine tolle Konstellation, denn man kommt erstmal in eine Art Safe Space, in dem alle neu und alle kooperationsbereit, offen und neugierig sind und die gleichen Startvoraussetzungen haben. Dennoch fanden es viele sehr schade, dass wir dadurch auch häufig von studienfachübergreifenden Veranstaltungen der KP oder der Studierendenschaft erst im Nachgang etwas mitgebekommen haben. Jedoch kann die Kurswahl helfen, den Kontakt zu dänischen Studierenden zu vergrößern. Ich hatte mit den Kursen „Deutsch als Fremdsprache: Interkulturelle Kommunikation“ und „Musical Expression in Teaching and Learning“ sogar zwei Kurse, in denen ein sich im Laufe des Semesters intensivierender Kontakt aufgebaut werden konnte. Der Deutschkurs bestand sogar hauptsächlich aus Dän*innen, zu denen wir deutschsprachigen Erasmusstudierenden nur dazukamen für ein Semester. Die Unterrichtssprache war deutsch und es ging viel um deutsche/österreichische/ schweizerische Kultur und deutsche Geschichte. Jedoch lag der Hauptfokus darauf, ein breiteres Kulturverständnis zu erlangen und eigene Einstellungen zu reflektieren. Diesbezüglich war der Austausch und Kontakt mit den dänischen Studierenden extrem bereichernd und es hat sich ein tolles Miteinander entwickelt. Als gesamter Kurs oder in kleineren Gruppen haben wir uns dann auch außerhalb der Uni getroffen, für gemeinsames Essen oder verschiedene Kulturveranstaltungen. Zeitgleich zu unserem speziell internationalen Musikkurs fand auch der Musikunterricht der Dän*innen statt, sodass wir häufig kleine WarmUps oder ganze Workshop-Tage gemeinsam gemacht haben. Außerdem wurde ein Chor gebildet, sowohl mit dänischen als auch mit internationalen Studierenden und wir konnten dänische Lieder kennenlernen und zusammen erarbeiten. Das war eine fantastische Möglichkeit, in die dänische Kulturwelt einzutauchen, ein soziales Netzwerk aufzubauen und sich zu integrieren.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Vor dem Auslandsaufenthalt war mein Englisch recht eingerostet und ich war mir unsicher, ob ich den Kursen gut würde folgen und mich selbst aktiv beteiligen können. Deshalb entschied ich, im Sommer einen zusätzlichen Englischkurs der Uni zu machen, um vor dem Auslandssemester wieder reinzukommen in den Gebrauch der Sprache. Damit habe ich mich besser vorbereitet gefühlt und es hat auch in jedem Fall ausgereicht, um sich überall gut zurechtzufinden. Die Seminare der internationalen Studierenden waren allesamt auf Englisch und auch im Wohnheim waren wir eine bunt gemischte Nationalitätengruppe. So war man sehr darauf angewiesen, sich auf Englisch verständlich zu machen und im Laufe der Wochen hat sich der aktive Wortschatz extrem erweitert und das Sprechen hat sich definitiv automatisiert. Zusätzlich bestand die Möglichkeit, über die Gastuni einen Dänischkurs zu belegen. Die KP übernimmt die Kosten dafür, solange man regelmäßig hingeht und den Abschlusstest besteht. Die dänische Sprache ist sehr schwer zu erlernen und niemand in dem Kurs hatte besondere Vorkenntnisse. Dennoch konnten wir schlussendlich über einige Themen verständlich auf Dänisch sprechen. Ich habe es als hilfreich empfunden, einige Wörter und Sätze verstehen zu können, auch um richtig anzukommen und sich mit dem Land und den Menschen zu identifizieren.
Wohn- und Lebenssituation
Bereits mit der Einsendung der Bewerbungsunterlagen im April wurde ein Link für den Housing-Dienst der KP per E-Mail versandt mit Informationen zu Ablauf, Fristen und Funktionsweise. Der Link wurde im Mai freigeschaltet, darüber konnten nur sehr wenige Angaben gemacht werden und es gab keine Möglichkeit, bestimmte Wünsche zu äußern oder die Wohnanlagen einzusehen. Etwa zwei Wochen später erhielt ich ein Angebot für ein Wohnheim in Kopenhagen Nordwest, welches ich annehmen oder ablehnen konnte. Mit einer Absage hätte ich jedoch auch kein weiteres Angebot bekommen, sodass ich nach kurzem Überlegen annahm. Die Miete war sehr hoch (umgerechnet ca. 650 € für ein Zimmer), bei weiterer Recherche wurde mir allerdings schnell klar, dass ich nichts Günstigeres im Umfeld der Stadt finden würde. Die Miete musste komplett im Voraus bezahlt werden. Das Wohnheim bestand aus verschiedenen kleinen Häusern mit je neun bis elf Zimmern und einer gemeinsamen Küche. In dem Wohnheim waren fast nur internationale Studierende untergebracht, sodass es leicht war, auch dort Anschluss zu finden. Die Verbindung zur Uni, zum Hauptbahnhof und in die Stadt war super, da regelmäßig S-Bahnen gefahren sind. Allgemein ist das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel sehr gut ausgebaut. Die Ticketpreise sind sehr hoch und variieren zudem abhängig von den Zonen und der Uhrzeit. Es gibt die sogenannte Rejsekort (https://www.rejsekort.dk/en), welche man an Automaten aufladen kann und welche dann automatisch beim Auschecken an den Stationen den Preis abzieht. In Kopenhagen bietet es sich nicht nur deshalb am meisten an, Fahrrad zu fahren. Mein Weg zum Campus führte einmal durch die ganze Stadt, war aber trotzdem innerhalb einer halben Stunde zu bewältigen. Fahrräder gehören zu Kopenhagen und zu den Bewohner*innen wie fast nichts anderes und sind ein Muss, um die Stadt richtig kennenzulernen. In Dänemark wird überall mit Karte bezahlt, Bargeld ist sehr unüblich und wird teilweise sogar gar nicht angenommen. Bargeld braucht man nur auf Wochenmärkten und Flohmärkten. Es empfiehlt sich dringend, eine Visakarte mitzubringen, da darüber die Gebühren für die Währungsumrechnung um einiges geringer sind. Dänemark hat außerdem ein eigenes Bezahlsystem eingeführt, das unter der dänischen Bevölkerung am meisten genutzt wird: Mobile Pay. Internationale Studierenden können das jedoch nicht verwenden, da hierfür ein dänisches Bankkonto sowie eine dänische Telefonnummer benötigt wird. Das zu beantragen, lohnt sich aber nicht in den vier Monaten des Auslandsaufenthaltes und ist mit einigen Komplikationen verbunden. Was innerhalb der ersten Wochen unbedingt gemacht werden muss, ist die Beantragung der CPR-Nummer. Diese Registrierungsnummer wird in Dänemark für vieles benötigt und über diese bekommt man auch die Yellow Health Card, die kostenlose Krankenversicherungskarte in Dänemark. Zuerst ist jedoch eine Anmeldung bei der Registrierungsbehörde SIRI nötig, das geht über ein Online-Portal, worüber auch bereits vor der Einreise ein Termin vereinbart werden kann. Von SIRI wird man dann an das International House weitergeleitet, welches die CPR-Nummern ausstellt. Mindestens für die ersten Wochen ist es trotzdem unbedingt notwendig, eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen. Alle Informationen und Links zu diesem Ablauf werden von KP aber auch rechtzeitig in einem Arrival-Kit bereitgestellt! Insgesamt sind die Lebenserhaltungskosten in Dänemark sehr hoch, im Supermarkt merkt man das besonders bei Milch- und Milchersatzprodukten, Käse, Obst und Gemüse sehr. Auch Cafés, Klamotten und Aktivitäten sind um einiges teurer als in Deutschland. Tipp: Aktivitäten werden viel auch von den Social Activity Coordinators der KP für die International Students organisiert und sind kostenlos!
Studienfach: Lehramt Primarstufe
Aufenthalsdauer: 08/2022 - 12/2022
Gastuniversität: Københavns Professionshøjskole
Gastland:Dänemark
Rückblick
Das Semester an der KP war für mich extrem bereichernd. Es ist eine unglaublich wertvolle Erfahrung, in ein anderes System der Lehrerbildung und des Lehrens hineinzuschnuppern und sich mit anderen auszutauschen. Vor allem aber habe ich sehr viel über meine eigenen Meinungen, Einstellungen und mein Kulturverständnis gelernt. Zudem bin ich jetzt im Besitz einer umfangreichen Kontaktliste zu angehenden Lehrkräften auf der ganzen Welt und habe viele enge Kontakte schließen können. Vieles von dem, was ich in Kopenhagen gesehen habe, würde ich jederzeit mit nach Deutschland nehmen und auf unsere Lehrweisen übertragen. Aber auch obwohl ich das nicht kann, kann ich meine erweiterte Perspektive für mich nutzen und das allein ist schon ein riesiger Gewinn.