Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Den Wunsch, einmal ins Ausland zu gehen und dort für einen gewissen Zeitraum zu leben, hatte ich schon ziemlich lange. Neben dem Erasmus+ Programm hatte ich mich auch nach Praktikumsstellen sowie ehrenamtlichen Hilfsorganisationen im Ausland umgesehen. Schlussendlich ist es doch ein Erasmus+ Auslandssemester geworden – und das war die absolut richtige Entscheidung! Aus dem einfachen Grund: die Bewerbung und weitere Bürokratie in Potsdam als auch in Aarhus war total einfach und ist von wirklich jedem zu meistern! Auch ich hatte am Anfang Bedenken, dass sich der bürokratische Aufwand vielleicht nicht lohnen würde, aber ich kann euch sagen: bitte lasst euch davon nicht abschrecken! Es ist es mehr als wert! (Und nur so nebenbei: so viel Papierkram ist es dann auch wieder nicht.)
Mitte August 2022 hieß es nun endlich: Taschen packen, es geht los! Mit dem Auto bin ich drei Tage vor dem Start der Einführungswoche in Aarhus angekommen und in meine Wohnung gezogen. Die absolut richtige Entscheidung und ich würde euch auch empfehlen, wenn möglich, ein paar Tage vorher anzureisen, sodass ihr die Stadt schon mal auf eigene Faust etwas erkunden könnt und Zeit habt, euch einzurichten. An einem Sonntag (ja, Sonntag!) war dann der erste „Uni-Tag“ (also nicht wirklich, aber den Tag tragt ihr in eure Confirmation of Stay ein!). An diesem Tag hat das IO der Aarhus University einen Kennenlern-/Introduction Day in der Uni organisiert, wo alle neuen Internationals zusammenkommen und die Möglichkeit haben, sich kennenzulernen und erste praktische Infos über die Uni, Aarhus und Dänemark zu erhalten. Außerdem könnt ihr eure Student ID abholen (sofern ihr diese rechtzeitig online bestellt habt!) und ihr erhaltet auch ein paar Geschenke (in Dänemark nimmt ihr bestenfalls alles mit, was umsonst ist)! Ich hatte das Glück, an diesem Tag all meine Freunde kennengelernt zu haben, mit denen ich den Großteil meines Semesters verbracht habe und die ich unglaublich lieben gelernt habe! Also: verpasst diesen ersten Tag auf keinen Fall! Auf diesen ersten Introduction Day folgte eine ganze Woche voller Aktivitäten, Unternehmungen, Partys usw., die ausschließlich für die Internationals geplant wurden. Echt super, um sich zu connecten oder die bereits gefundenen Leute besser kennenzulernen. Und eins muss dazu noch gesagt werden: solltet ihr in der Introduction Week keine Personen kennenlernen, mit denen ihr euch vorstellen könntet, langfristig befreundet zu sein und Zeit mit denen zu verbringen – kein Stress! Ihr werdet über das Semester hinweg, in euren Kursen, auf Partys, durch andere Freunde usw. noch genug tolle Leute kennenlernen.
Studium an der Gastuniversität
Das Thema ‚Studium‘ ist etwas schwierig bei mir, das vorweg. Ich studiere im Master Lehramt für die Sek II und die Fächer Bio/Deutsch. Meine Erasmus+ Bewerbung habe ich über das Department ‚Erziehungswissenschaft‘ gestellt. Aus dem einfachen Grund, weil mir die Partnerunis meiner beiden Fächer nicht zugesagt haben und ich eigentlich schon immer mit dem Gedanken gespielt hatte, nach Dänemark zu gehen. Damals war eine der Partnerunis des Department Erziehungswissenschaft noch die Aarhus University, mittlerweile ist dies nicht mehr so. Wahrscheinlich aus einem bestimmten Grund. Nachdem die Bewerbung durch war und mir der Studienplatz in Aarhus zugesichert wurde, musste ich meine Kurse wählen und feststellen: es gibt keinen einzigen englischsprachigen Kurs, der an mein Lehramtsstudium anknüpft. Stattdessen wurde ich als Psychologiestudentin eingestuft. Zuerst dachte ich mir: ach, kein Problem; Psychologie und Bildungs-/Erziehungswissenschaften sind jetzt nicht super weit voneinander entfernt – aber: falsch gedacht! Mir wurden von der Aarhus University drei Kurse mit jeweils 15 ECTS zur Auswahl gestellt, von denen ich zwei wählen sollte. (Die AU gibt vor, dass min. 30 ECTS belegt werden müssen pro Semester!). Diese drei Kurse waren jedoch reine Psychologiekurse – heißt: viel Statistik, viele Studien, viele Theorien usw. Aber das größte Problem: nichts davon hatte mit Kindern, Jugendlichen, deren Erziehung oder Entwicklung zu tun. Sprich: absolut kein Schnittpunkt mit meinem Studium an der UP und somit absolut kein Mehrwert für mein Studium! Ja, es hat mir nicht geschadet, diese Kurse zu belegen und ja, es war auch teilweise ganz spannend, aber oft saß ich auch einfach im Kurs und dachte mir: was zur Hölle mache ich hier? Alle um mich herum waren „normale“ Psychologiestudierende und ich die einzige Fachfremde, die in Gruppendiskussion keinen Beitrag liefern konnte, weil ich schlichtweg kein Vorwissen hatte und Meilen hinter den anderen Studierenden lag. Während des Semesters hatte ich also zwei Kurse belegt, wobei ich aber schnell gemerkt habe, dass ich bei dem einen einfach nicht hinterherkomme. Ich wusste nicht, wie man die Statistiken und Paper liest, wusste nicht, worum es geht und somit fiel es mir schwer, aufmerksam zu bleiben und mich aktiv am Unterricht zu beteiligen. Schlussendlich legte ich die Prüfung am Ende des Semester nicht ab und erreicht dadurch nur die mindest ECTS-Anzahl von 15. Die Anrechnung dieser 15 ECTS an der UP war auch ein Kampf. Schlussendlich konnte ich mir von den 15 ECTS nur ein Modul mit nur 6 LPs anrechnen lassen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir das Studium dort anders vorgestellt habe, aber das liegt keinesfalls an der Ausstattung, den Lehrpersonen oder anderen Rahmenbedingungen der Aarhus University, sondern ist meiner Meinung nach nur den Vertragsdaten zwischen Potsdam und Aarhus geschuldet. Objektiv betrachtet kann man an der Aarhus University sehr gut studieren! Die Lehrpersonen sind alle sehr kompetent, renommiert und für die Studierenden immer per Mail erreichbar. Die Uni ist sehr gut digital ausgestattet und funktioniert, ähnlich wie die UP, auch über verschiedene Online-Portale, wie z.B. Brightspace, wo die Dokumente aus den Kursen hochgeladen werden. Die Aarhus University würde ich allen Nicht-Lehramtsstudierenden weiterempfehlen.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Die meisten Kontakte habe ich in Aarhus am ersten Einführungstag, der Einführungswoche, in den Kursen und v.a. durch meine WG geknüpft. Vor allem am Anfang lernt man sehr viele Menschen kennen – was für den sozialen Akku am Anfangt sehr anstrengend sein kann, aber es ist auch total schön! Vor allem nach den ganzen Coronajahren war es schön, wieder ungezwungen rauszugehen und sich mit Leuten zu connecten. Viele von den am Anfang kennengelernten Menschen sind das ganze halbe Jahr über gute Freunde von mir geblieben. Fast alle davon waren selber Studierende aus dem Ausland, darunter v.a. viele Europäer, aber auch einige aus den USA oder Kanada. Aber wie viele hatte auch ich am Anfang Angst, niemanden kennenzulernen, aber das ist absolut quatsch. V.a. die Auslandsstudierenden sitzen alle im gleichen Boot. D.h. alle haben Bedenken, alle sind am Anfang erstmal etwas zurückhaltend und schüchtern, aber alle haben auch richtig Lust auf eine gute Zeit. Und mit diesem Wissen fällt es einem dann vielleicht doch nochmal leichter, über seinen eigenen Schatten zu springen und einfach mal Leute anzuquatschen. Also, traut euch!
Wohn- und Lebenssituation
Ja, es stimmt – Dänemark ist sehr teuer! Und das in allen Lebensbereichen, sei es die Wohnung, der Supermarkteinkauf, die Zimtschnecke im Café... Ihr solltet auf jeden Fall sicherstellen, dass ihr das nötige Kleingeld zusammenhabt und ggf. auch auf Rücklagen zurückgreifen könnt, denn das Geld vom Erasmus+ Programm reicht bei Weitem nicht. Nichtsdestotrotz kann man auch in Aarhus Geld sparen, indem man z.B. Essen über TooGoodToGo kauft oder nach Rabatten für Studierende fragt. Nach einer Weile vor Ort weiß man auch irgendwann, welcher Supermarkt (empfehle euch REMA), welcher To-Go- Kaffee etc. am günstigsten ist. Wenn du in Dänemark leben willst, musst du relativ kurz nach deiner Ankunft in Aarhus zum Dokk1 gehen und dich dort melden lassen, um eine CPR Nummer/ Yellow Card zu kriegen. Die braucht ihr, um damit z.B. zum Arzt gehen, ein Bankkonto zu eröffnen etc. Wie genau das alles funktioniert, was ihr machen müsst, wann ihr wo sein müsst usw. erfahrt ihr alles an dem ersten Einführungstag von den Mitarbeiter:innen des IO der AU. Ich habe die Yellow Card (Gesundheitskarte) nicht einmal gebraucht und auch die CPR Nummer nur für meinen Mietvertrag. Ein Bankkonto zu eröffnen ist nicht notwendig, wenn ihr eine Kreditkarte von eurer Heimatbank habt. Dazu ein Fun Fact: Bargeld existiert in Dänemark so gut wie gar nicht. Ich hatte in den ganzen 5 Monaten nicht einmal dänische Kronen in der Hand, weil dort ALLES mit Karte bezahlt werden kann! Das öffentliche Verkehrsnetz ist gut ausgebaut in Aarhus. Es gibt Busse und Straßenbahnen. Ein Ticket könnt ihr euch entweder über die Midttrafik App kaufen (22 Kronen für 2h) oder ihr holt euch im Hauptbahnhof bei dem Info-Schalter eine Rejsekort. Für den „Kauf“ dieser Karte müsst ihr eine einmalige Gebühr bezahlen (weiß nicht mehr wie viel das war, aber nicht teuer) und dann könnt ihr bequem am Schalter im Hbf oder online Geld auf die Karte buchen. Die Karte müsst ihr im Bus oder an der Haltestelle der Straßenbahn an einen blauen Pieper halten, wenn ihr ein- und auch wieder aussteigt. Mega easy und der Vorteil ist, dass ihr auf Dauer und wenn ihr wisst, dass ihr oft die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen wollt/müsst, einiges an Geld sparen könnt! Ein weiteres gängiges Verkehrsmittel in Dänemark ist das Fahrrad, aber dazu vorweg: Aarhus ist unglaublich hügelig und zur Uni fährt man von der Stadt aus einen extrem steilen Berg hoch. Also falls ihr nicht gerade ein E-Bike zur Verfügung habt, würde ich euch vom Fahrrad fahren in Aarhus abraten. Falls ihr doch so mutig seid und euch der Herausforderung stellen wollt, könnt ihr über Swapfiets problemlos Fahrräder mieten. Die Wohnsituation in Aarhus ist gut, aber seeehr teuer! Von der Uni aus könnt ihr euch auf Wohnheimplätze bewerben und dabei von verschiedenen Wohnarten (WG, alleine, shared houses etc.) aussuchen. Einige meiner Freunde dort haben einen Wohnheimplatz angeboten bekommen, ich leider nicht. Deshalb musste ich mich dann relativ kurzfristig privat auf die Suche begeben und das geschieht alles über Facebook. Was das angeht, leben die Dänen noch im Jahr 2013. In verschiedenen Facebook-Gruppen stellen v.a. dänische Studenten ihre WG-Zimmer oder Wohnungen als Zwischenmiete zur Verfügung. So habe auch ich mein WG-Zimmer gefunden, was ein absoluter Glücksgriff war. Ich habe super zentral in einer 3er WG mit einem Dänen und einer Österreicherin gelebt und dort die schönste Zeit überhaupt verbracht! Ein großer Minuspunkt war aber die Miete, denn dafür musste ich umgerechnet fast 650 Euro monatlich bezahlen, was ich als sehr viel empfinde. Aber auch die Wohnheime sind nicht viel günstiger, wenn du dir nicht gerade das älteste und schäbigste aussuchst.
Studienfach: Lehramt Deutsch und Biologie
Aufenthalsdauer: 08/2022 - 01/2023
Gastuniversität: Aarhus University
Gastland:Dänemark
Rückblick
Geheimtipps:
Restaurants: OliNico (Preis-Leistung ist am besten!), Farour Falafel (wurde sogar ausgezeichnet!), Il Mercantino (Pizza – die beste! Nur to go), Mor Anna (meine Stammbäckerei mit den besten Broten und Zimtschnecken!), Pho C&P (sooo gut!)
Cafés: La Cabra (sehr fancy), Café Vestergade (sehr süß), LYNfabrikken (zum dort Studieren, Arbeiten etc.), Kaffebar Rolig (der günstigste Kaffee in der Stadt)
Bars: Lecoq (fav!!), Waxies (Mittwochabend ist dort immer Pub Quiz auf Englisch), Willi’s (sehr günstig), Bodegaen (sehr cool)
Clubs: Café Paradis (tagsüber Kino, abends Club), Shen Mao (stadtbekannt!), GBar (einfach richtig gute Stimmung)
Must-See/Do: AROS Museum, ins Paradis Kino gehen, Deer Park, Infinity Bridge am Marselisborg Strand, Universitätspark, Salling Rooftop, Aarhus O, Copenhagen (of course), Skagen (nördlichster Punkt Dänemarks; auf jeden Fall für einen Day-Trip einplanen), Silkeborg (auch für einen Day-Trip; super süße Stadt!)