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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Wie wahrscheinlich jeder Studierende bestätigen würde, welcher sich zum ersten Mal um einen Erasmus+ Austausch-Platz bemüht, kommt spätesten ein dreiviertel Jahr vor dem Beginn des Auslandssemesters eine Flut an Dingen, die noch organisiert, eingereicht und bestätigt werden mussten, auf einen zu. Das war bei meiner Bewerbung um ein Erasmus- Semester an der Universität Gent in Belgien nicht anders und war anfangs recht aufwendig. Aber ich wusste schon zu Beginn meines Studiums, dass ich mir die Erfahrung im Ausland zu leben und zu studieren nicht entgehen lassen wollte und bewarb mich nach einiger Recherche zu den Möglichkeiten meines Studiengangs (BWL & Soziologie) und den etwaigen Partneruniversitäten schließlich für die Universität in Gent, Belgien und in Bergen, Norwegen. Ursprünglich hätte ich einen Auslandsaufenthalt in Großbritannien bevorzugt, dies ist allerdings durch den Brexit in den letzten Jahren kaum möglich – da ich den Winter aber eher im Norden Europas verbringen wollte, waren Norwegen und Belgien sehr ansprechende Alternativen, auch aufgrund ihres Kursangebots und Rufs. Und tatsächlich wurde ich am Ende direkt bei meiner Wunsch-Uni in Belgien angenommen.


Studienfach: Betriebswirtschaftslehre und Soziologie

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 02/2023

Gastuniversität: Universität Gent

Gastland: Belgien

Auch die Willkommenstage an der Gastuniversität waren super organisiert und man hat unglaublich schnell viele neue, großartige Leute kennengelernt. Meiner Erfahrung nach haben sich recht schnell Freundeskreise und Bubbles gebildet, tatsächlich oft auch mit Studierenden aus dem gleichen Land, aber man hatte natürlich auch genug Möglichkeiten, mit allen anderen Studenten und Kulturen zu connecten. Die Veranstaltungen zu Beginn des Semesters waren super vielfältig, mal wurde auf ein Bier und Paninis in der Uni selbst, zu informativen Veranstaltungen, aber auch zu riesengroßen Studi-Festivals in Gent und Brügge eingeladen, an denen bis zu 20.000 Studenten auf einmal teilnahmen. Alles in allem super Möglichkeiten, sich zu integrieren und Anschluss zu finden.

Studium an der Gastuniversität

An der Universität selbst wurde man sehr gut durch das International Office oder seine Buddies betreut, bei denen man sich vor Ankunft schon melden konnte. Die ersten Tage konnte man sich die gewählten Kurse nochmal in Ruhe anschauen und auch Änderungen und Umbelegungen vornehmen. Die Universität hat viele verschiedene Campi, die sehr unterschiedlich gelegen sind, rund um Verwaltungsgebäude sind aber die meisten am Campus UFO und dadurch gut erreichbar, von dort aus sind auch einige verschiedene Bibliotheken nicht weit gelegen. Die Bibliothek im Technicum-Gebäude hat tolle Gruppen-Meeting-Räume, ist aber sonst von der Größe recht klein und die Atmosphäre etwas kühl, daher bietet sich ein Abstecher in die öffentliche Krook-Bibliothek um die Ecke oder eine Study-Session direkt am Campus im Cafe Or an.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Ein weiterer Weg, um neue Leute kennenzulernen vor Ort war auch über das ESN-Netzwerk für Erasmus-Studierende (https://www.esngent.org/) möglich, welches jede Woche einige Sport- oder andere Aktivitäten, wie Bar-Hopping oder Städte-Trips, zu bieten hatte. Kostet einmalig um die 20€ und lohnt sich auf jeden Fall, da man auch Rabatte in typischen Studentenbars mit der Mitgliedschaft bekommt, wie der „Bier-Central“ im Zentrum Gents (https://www.biercentral.be). Eine gute Anlaufstelle zu Beginn des Semesters, da man über 350 Sorten belgischer Biere probieren kann und immer was los ist. Ansonsten lohnt sich auch ein Abstecher in den Trollekelder oder in die Bar des Amis (http://www.bardesamis.be/). Wer direkt vom Wohnheim/Uni aus feiern gehen will, kann dies auch in der Overpoortstraat in verschiedenen Bars zum Tanzen, Billiarde spielen oder Karaoke singen tun.

Wohn- und Lebenssituation

Alles in allem bietet die ganze Stadt tolle Möglichkeiten zum Treffen, Lernen oder Ausgehen und besteht wohl zu einem Großteil aus Studenten, damit ist es auch nicht verwunderlich, dass es über 10 verschiedene Campi samt eigener Museen, Parks oder Labore gibt. Das einzige Problem, das ich auch von vielen anderen Erasmus-Studenten aus aller Welt bestätigt bekommen hatte, war die Wohnheim- oder Wohnungssuche. In Gent gibt es zwar viele universitätseigene Wohnheime und noch einige private, etwas schöner ausgestatte Wohnheimmöglichkeiten, doch wer sich (oft organisatorisch bedingt) erst im Frühling/Frühsommer für einen Platz im Wintersemester bewarb, hatte meist keine Chance mehr, obwohl es eigene Wohnheime für Erasmus-Studierende mit hunderten von Plätzen gab. Für viele blieb damit nur der private Wohnmarkt, der allerdings auch nicht allzu rosig aussah und leider einige auch Opfer von Scam-Angeboten im Internet wurden. Da die fehlenden Wohneinheiten ein bekanntes Problem für die Universität Gent in diesem Jahr waren, hatte die Universität dort kurzerhand einen Notfall-Plan aufgestellt und Teile eines Wohnheims in Brügge, der nächstgrößeren Nachbarstadt bereitgestellt. Während andere Studenten auf Airbnbs, Vor-Ort-Suchen oder Wohnungen weiter außerhalb der Stadt umgestiegen sind, habe ich mich dann für das Studentenwohnheim in Brügge entschieden und bin jeden Tag 25 min nach Gent gependelt. Die Entfernung nach Gent an sich war insgesamt nicht so ein großes Problem, ABER den Preis für das zusätzliche Zug-Ticket musste man selbst tragen, was circa 35€ pro Monat betrug und dann musste man noch vom Bahnhof zu seinem Campus kommen, was je nach Campus-Lage auch noch mal bis zu 20 min Zeit mit Bahn oder Fahrrad erforderte. Ein weiterer Nachteil dieser Lösung war, dass die letzten Züge nach Brügge um 1 Uhr nachts fuhren und man bei längeren Abenden oder Feiern die ganze Nacht bis um 5 Uhr morgens in Gent vertreiben musste. Daher mein Fazit: Brügge ist eine unglaublich sehenswerte, schöne Stadt und ich habe mich dort sehr wohlgefühlt, aber wenn man andere Möglichkeiten hat, würde ich eher ein Wohnheim in Gent oder auch etwas abseits eine Wohnung suchen, da man weniger eingeschränkt ist und alles mit dem Fahrrad in maximal 20/25 Minuten erreichen kann. Bei allen Mieten muss man wie in deutschen Großstädten eher im höheren Preissegment rechnen, manche Wohnheime boten Plätze ab 350€ im Monat, meistens zahlt man aber eher 450-600€ für ein Zimmer oder eine kleine Wohnung. Insgesamt bieten fast alle Wohnheime aber eine großartige Möglichkeit, um weitere Leute kennenzulernen und auch in meinem Wohnheim hat sich nach und nach eine enge Community gebildet, die zusammen gekocht oder Ausflüge gemacht hat. Die meisten haben auch eine gute Location im Zentrum, aber auch wenn man weiter außerhalb wohnt, kommt man eigentlich überall zu Fuß, mit dem Fahrrad (wie 90% der Belgier) oder mit der Bahn hin, nur nachts ist der Bahnverkehr eingeschränkt und am Wochenendee sehr voll, da die Studenten zu ihren Familien fahren. Die Lebenshaltungskosten würde ich als hoch beschreiben und trotz der Inflation auch als weitaus höher als in Deutschland verordnen, da Einkaufen und Essen gehen nicht gerade günstig sind und man besser nach günstigen Alternativen schauen sollte. Aber glücklicherweise gibt es sonst oft viele Studentenvergünstigungen. Ein Geheimtipp für eine günstige, leckere belgischen Waffel: Direkt im Bahnhof „Gent Sint-Pieters“ auf dem Weg zu den Gleisen für wenig Geld zu bekommen. Für sportliche Aktivitäten konnte man gut das ESN-Programm nutzen, Kurse der Uni besuchen (allerdings oft auf Flämisch) oder eine monatliche Mitgliedschaft in den zentral liegenden Fitnessstudios aufnehmen. Weitere gute Spots sind in der Nähe des Vrijdagsmarkt in Gent zu finden: Ein süßes Cafe voller Bücher (Le Bal Infernal), den Italiener Gigi ́s und diverse Bars. Banken braucht man eigentlich nicht, da man ausnahmelos überall mit Karte zahlen kann, egal ob in Restaurants, Tickets in der Bahn oder am Kiosk. Wichtig ist nur Kleingeld, falls man auf einen kostenpflichtigen Waschsalon angewiesen bist.

Studienfach: Betriebswirtschaftslehre und Soziologie

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 02/2023

Gastuniversität: Universität Gent

Gastland: Belgien


Rückblick

Insgesamt würde ich meinen Aufenthalt dort genauso wieder machen, außer dass ich mich eher um eine zentral gelegene Unterkunft bemühen würde, um noch mehr den Studentenalltag mit anderen Studenten teilen zu können. Das Studentenklima und die Integration an der Universität, bei anderen Studenten und im Wohnheim war super. Das Kursangebot insgesamt war super vielfältig und die Kurse äußerst spannend, allerdings ist es doch eine Herausforderung, alle Auflagen zur Kursbelegung zu erfüllen, besonders da es doch wenige Bachelor-Soziologie-Kurse in diesem Jahr zur Verfügung gab. Dadurch musste ich einige Male auf Master-Kurse ausweichen und fand diese sehr aufwendig, denn jeder Kurs ging bis zu 3 Stunden am Stück die Woche und ich musste insgesamt 7 Kurse belegen. Außerdem wurden bis Mitte Dezember Abgaben, Präsentationen und sehr viele Gruppenarbeiten verlangt, was die Fächer sicherlich praxisnaher gestaltet, aber einen großen Aufwand vor Weihnachten bedeutet und direkt danach über den Januar verteilt die meisten Klausuren stattfinden. Daher empfand ich meine Strategie im Ausland sehr sinnvoll: In den ersten 3 Monaten bin ich so viel es geht gereist und habe durch die gute Anbindung von Belgien nicht nur das Land selbst, sondern auch Teile der Niederlande, Frankreichs und Großbritanniens abgeklappert. Ab November war man dann doch sehr mit dem Studium eingespannt und musste Einiges abliefern; und die Klausuren im Januar sind auch nicht zu unterschätzen, da ich als Erasmus-Student schwer einschätzen konnte, was mich erwartet und es dort auch ein anderes Notensystem gibt.


Dinge, die man unbedingt im Ausland in Belgien tun sollte:
- Gent, Brügge, Brüssel und Oostende anschauen
- Pommes im Frites-Atelier probieren (https://www.fritesatelier.com/)
- ESN Bar-Hopping oder Studenten-Abende in der Bier-Central
- Nach Amsterdam reisen oder mit Auto: an die Strände von Cadzand
- Sonstige gut erreichbare Ziele: Lille (FR), Den Haag (NL), Rotterdam (NL)
- Belgische Waffeln, Biggy-Burger probieren
- Solange das Wetter gut ist: Boot- oder Kayak-Tour & Fahrrad leihen
- Pop-Up Bar in der Burg Mitte Zentrum besuchen (Gent)
Dinge, die man sich sparen kann/unvorteilhafte Dinge:
- Je nach deutscher Versicherung: kostspielige Auslandsversicherung oft nicht nötig
- Lebensunterhaltskosten hoch, Ausgaben sollte man im Blick haben
- Früh genug anfangen zu lernen, da Klausuren direkt nach Neujahr starten

Belgien

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