Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Vorbereitungen für mein Auslandsjahr begannen schon relativ früh im letzten Jahr. Nach meiner Bewerbung um ein Erasmus-Semester sowie meine Wahl auf Antwerpen im Januar und Februar benötigte die Universität Antwerpen im Mai bereits meine Kursauswahl (Learning Agreement). Parallel zu den Infoveranstaltungen der Universität Potsdam hat die Universität Antwerpen regelmäßig Informationsmails gesendet, die mich daran erinnert haben, notwendige Dokumente auf einer eigens dafür erstellten Website der Universität Antwerpen hochzuladen. Auf dieser war der „workflow“ bis zur Ankunft an der Universität selbst übersichtlich einzusehen, sodass man diesen Schritt für Schritt abarbeiten konnte.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium an der Universität Antwerpen ist etwas anders organisiert als hier in Potsdam. Offensichtlich ist, dass das Wintersemester bereits Ende September beginnt und am Beginn des Februars endet. Nach nur einer Woche freier Zeit beginnt sogleich auch im Februar das Sommersemester. Das hat zur Folge, dass bereits Weihnachten das Ende der Vorlesungszeit markiert und Januar der Prüfungsmonat ist. Für meinen Fachbereich der Geistes- und Sozialwissenschaften besonders bedeutend ist wohl, dass Hausarbeiten unter dem Semester geschrieben und meist bis Ende Dezember abgegeben werden müssen. Da dies parallel zu den normalen Leistungen unter dem Semester, wie Vorträge und Essays, geschehen muss, würde ich den Aufwand während des Semesters im Vergleich zur Universität Potsdam als höher einschätzen. Man verbringt also etwas mehr Zeit in den Bibliotheken der Universität als in Deutschland, was durch die gute Ausstattung aber auch kein Problem darstellt. Auch die Bewertung ist etwas strenger als in Deutschland. Die Bewertungsskala in Antwerpen geht von 0 bis 20 Punkten, wobei mindestens 10 Punkte zum Bestehen benötigt werden. In Gesprächen mit belgischen Freunden habe ich erfahren, dass es nahezu unmöglich sei, in den Bereich von 18-20 Punkten zu gelangen und das bereits eine Punktzahl ab 15 Punkten als sehr gut angesehen wird. Trotz der strengeren Bewertung und des höheren Leistungsdrucks während des Semesters hatte ich nie das Gefühl, überlastet oder überfordert zu sein. Die Betreuung der Studierenden durch die Dozierenden und Professoren war sehr gut und auch individuell. Da es in Belgien gängig ist, dass die Professoren die Studierenden mit ihrem Vornamen ansprechen (aber niemals anders herum!) bekommt man schnell ein vertrauliches Gefühl und traut sich, Fragen zu stellen, die stets freundlich und ausführlich beantwortet werden.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Die viele Zeit, die man am Campus wegen Abgaben verbringt, hat aber auch seine Vorteile. So habe ich mich regelmäßig mit internationalen, aber auch belgischen Freunden getroffen, um gemeinsam Mittag zu essen, Café zu trinken oder in die Bibliothek zu gehen. Insgesamt bin ich sehr froh darüber, internationale Studierende und auch belgische Studierende kennengelernt zu haben, da ich nun einen noch besseren Grund habe, Antwerpen zu besuchen. Die Universität Antwerpen organisiert zu Beginn des Semesters viele Möglichkeiten, andere internationale Studierende kennenzulernen. Ob es der „survival“ Niederländisch-Kurs ist, die Einführungstage oder einige internationale Partys, man kommt sehr schnell mit ganz vielen internationalen Studierenden zusammen. Bei mir kam hinzu, dass ich in einem Wohnheim gewohnt habe, in dem zum großen Teil internationale Studierende untergekommen sind. Auf belgische Studierende musste ich hingegen aktiv hinzugehen. Dies klingt jedoch schwerer als es ist. Da viele belgische Studierende mit einem in Seminaren und Vorlesungen saßen, konnte ich einfach Statements aus den Seminaren aufgreifen und danach mit denen darüber ins Gespräch kommen. So habe ich auch eine belgische Freundesgruppe gefunden, die ich gerne wieder besuchen fahre.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
In Vorbereitung meines Auslandssemester habe ich an der Universität Potsdam einen Englischkurs besucht, sodass ich das Level C1 erreicht habe. In Antwerpen habe ich alle meine Kurse auf Englisch besucht. Die aktive Teilnahme war in jedem Fall möglich und die allermeisten Dozierenden freuen sich über jeden Beitrag, egal ob sprachlich jederzeit korrekt oder nicht. Die Dozierenden selber witzeln selbst über ihre eigenen Englischkenntnisse und betonten stets, dass die allermeisten keine Muttersprachler sind und Fehler daher keine Probleme sind, sofern der Kern des Gesagten klar wird. Da der eigentlich verpflichtende OLS-Sprachtest vor und nach dem Auslandssemester aus technischen Gründen ausgefallen ist, kann ich nicht schwarz auf weiß bestätigen, dass sich mein Englisch verbessert hat. Doch es ist keine Frage, dass ich selbstbewusster bin, Englisch zu sprechen. Gleichzeitig übt es selbstverständlich auch, ein halbes Jahr zum großen Teil auf Englisch zu reden. Die Hauptsache dabei ist immer: traut euch zu sprechen, die allermeisten sind keine Muttersprachler.
Wohn- und Lebenssituation
Bei der Suche einer Wohnung wurde mir auch stark von der Universität geholfen. So konnte ich in dem Portal, in dem ich auch andere Dokumente hochladen musste, angeben, ob ich Interesse an einem Uni-Studierendenwohnheim habe. Dadurch habe ich tatsächlich ein Zimmer angeboten bekommen, was ich direkt annahm, da der Wohnungsmarkt in Antwerpen mir unbekannt war. Die Miete ähnelt den durchschnittlichen Preisen von Potsdam und Berlin. Leider gefiel mir mein Studierendenwohnheim nicht wirklich, da der Vermieter streng und die Zimmer sehr dunkel waren. Gleichzeitig würde ich auf jeden Fall ein Studierendenwohnheim empfehlen, da ich dort immer Anschluss und Austausch mit anderen Studierenden finden konnte. Für den Transport habe ich mir ein Fahrrad bei „Swapfiets“ geliehen. Grundsätzlich ist Antwerpen ziemlich fahrradfreundlich und alles (Campus & Innenstadt mit Bars und Restaurants) war mit dem Fahrrad in kurzer Zeit erreichbar. In der Innenstadt angekommen stellt man fest, dass Belgien doch teurer ist als Deutschland. Auch die Kosten für Lebensmittel sind in Belgien höher. In der Freizeit kann man sich über die Universität einen Sportpass für 30 Euro kaufen, womit man für ein Jahr alle Sportanlagen der Universität und ihrer Kooperationspartner umsonst nutzen durfte.
Studienfach: Geschichte, Politik und Gesellschaft
Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 01/2023
Gastuniversität: Universität Antwerpen
Gastland: Belgien
Rückblick
Alles in allem schaue ich zufrieden auf meine Auslandserfahrung zurück. Ich habe tolle Menschen, neue wissenschaftliche Perspektiven und das Leben in einem anderen Land kennenlernen dürfen. Ich würde mich jederzeit neu auf ein Erasmus-Semester bewerben und kann Belgien und Antwerpen nur empfehlen. Es ist ein super interessantes Land, gerade politisch, mit einer gleichzeitig vielseitigen Geschichte. Außerdem ist die Bar- und Bierkultur gepaart mit einer Portion echter belgischer Pommes einfach nett und locker. Das Einzige, was ich ändern würde, wäre wohl, mich im Sommersemester aufzumachen, da es in Antwerpen im Winter doch sehr nass, kalt und dunkel werden kann. Dafür scheinen dann die bunten Lichter der Stadt Antwerpen mit ihren Bars, Kneipen und Restaurants umso heller. Bewerbt euch für Erasmus! Es ist eine tolle und meiner Meinung nach wichtige Erfahrung fürs Leben!