Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Seit Beginn meines Studiums an der Universität Potsdam war es für mich ein wichtiges Ziel, innerhalb des Bachelorstudiums einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren. Selbstverständlich kamen an der Stelle für mich nur englischsprachige Orte in Frage, wobei für mich Australien bereits erste Priorität hatte. Gründe hierfür gab es viele, da ich jedoch an der Uni Potsdam nicht nur Englisch sondern auch Geschichte studiere, waren es hauptsächlich die Kultur und Vorgeschichte Australiens, die mich Down Under führten. Die Vorbereitung des Auslandssemesters verlief im Großen und Ganzen ziemlich einfach. Vor allem der Bewerbungsprozess, vorerst an der Heimatuniversität, verlief ziemlich komplikationslos. Hier lief die Bewerbung hauptsächlich über das International Office der Uni Potsdam ab, von der Onlinebewerbung (inklusive Motivationsschreiben) bis hin zu den Auswahlgesprächen. Ich kann sagen, dass die Auswahlgespräche, in denen alle BewerberInnen in Gruppen aufgeteilt und befragt wurden, der aufregendste Teil war. Es wurde nämlich nur wenige Tage darauf entschieden, welche StudentenInnen für einen Austausch nominiert würden, da es wie so häufig mehr BewerberInnen gab, als die Zahl der angebotenen Studienplätze. Nach der Nominierung ging es dann darum, sich noch einmal direkt an der Gastuniversität zu bewerben, wobei auch hier der Bewerbungsprozess einfach ist, da viele wichtige Unterlagen bereits vom International Office der Uni Potsdam an die Gastuni vermittelt werden. In den meisten Fällen ist die Zusage der Gastuniversität aufgrund der vorherigen Nominierung der jeweiligen BewerberInnen ziemlich sicher. Dennoch habe ich mich persönlich erst nach der offiziellen Zusage der Macquarie University erleichtert gefühlt und konnte mich nun endlich auf das Restliche, wie zum Beispiel die Beantragung des Visums oder die Flugbuchung, kümmern. Eine Auslandskrankenversicherung wurde nach Überweisung der hierfür vorgesehenen Summe direkt von der Macquarie Uni arrangiert, was ich sehr hilfreich fand. Die Beantragung des Studentenvisums stellte für mich persönlich, aufgrund der zahlreichen Fragen bezüglich der Absichten im Gastland, den nervigsten Teil dar, obwohl auch hier der Bewerbungsprozess ausschließlich online abläuft. An dieser Stelle geht es hauptsächlich darum nachzuweisen, dass man einen temporären Aufenthalt plant und nach der vorgesehenen Studienzeit das Gastland wieder verlassen möchte (man beachte die aktuellen Einwanderungsgesetze). Zusammenfassend kann ich aber wiederholen, dass die einzelnen Bewerbungsschritte für einen Auslandsaufenthalt (über Hochschulpartnerschaften) keine sehr großen Hürden darstellen.
Studium an der Gastuniversität
Angekommen in Sydney ging es für mich nach wenigen Tagen mit dem Studium los, wobei man durch die (freiwillige) Teilnahme am O-Week (Orientierung vor Beginn der Vorlesungen) bereits viele Leute, insbesondere viele studentische Organisationen, kennenlernt und die Möglichkeit hat, sich in unterschiedliche studentische Gruppen zu integrieren. Auch werden in der Orientierungswoche kostenlose Campus Touren angeboten, um neue Studierende mit den unterschiedlichen Räumlichkeiten und den vielen Optionen auf dem Campus vertraut zu machen. Ich habe mich bereits seit meinem ersten Tag an der Macquarie University sehr wohlgefühlt und meine Zeit auf dem Campus, vor allem an den wärmeren Tagen genossen.
Das Studentenleben auf dem Campus der Macquarie Uni war für mich ein komplett neues Erlebnis. Neben der Weite an Grünflächen hat man hier auch eine sehr vielfältige Essensauswahl (Asiatisch, Türkisch, Italienisch, usw.). Auch wenn die Macquarie University etwas außerhalb der Stadt liegt und viel Natur bietet, wird man hier leider keine Kängurus besichtigen können; dafür hat man aber täglich sehr laute Gelbhaubenkakadus und noch viele andere Vogelarten, die wild um den Campus fliegen und definitiv ein Teil des Macquarie Campuslebens sind. Ich persönlich war sehr erstaunt und umso mehr erfreut darüber, an der Macquarie University studieren zu dürfen. Das Bewertungssystem in Sydney ist in dem Sinne anders, als dass es hier zum Ende hin für jeden Kurs eine Gesamtpunktanzahl gibt, die sich dann in Form von High Distinction (HD), Distinction (D), Credit (CR), Pass (P) und Fail (F) auf der Leistungsübersicht widerspiegelt. Meine persönliche Erfahrung war, dass die Lehrinhalte einfach aufzugreifen sind, man hier aber einen größeren Aufwand hat als in Deutschland, aufgrund der wöchentlichen Anforderungen. Letztendlich ist aber alles machbar und ich habe alle meine Kurse mit guten Noten bestehen können. Auch habe ich freiwillig am Global Leadership Program teilgenommen, welches kostenlos von der Uni angeboten wird. Hier nimmt man an Seminaren zu unterschiedlichen globalen Themen (Klimawandel, Armut, Krieg, usw.) sowie auch an einer von der Uni genehmigten Veranstaltung (Approved Event) teil und erhält am Ende ein Zertifikat für die Teilnahme. Kontakte knüpft man auf dem Campus als auch außerhalb des Campus schnell sowohl zu einheimischen als auch ausländischen Studierenden.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Bereits am ersten Tag meiner Ankunft habe ich gemerkt und gehört, dass das Englisch der einheimischen Personen anders klingt, als wie wir es in Deutschland gewohnt sind. Das war mir aber natürlich schon vorher bewusst. Ich habe mich viel mehr während der Reise gefragt, ob es mir einfach fallen würde, Konversationen mit Einheimischen zu führen oder nicht. Aber schon kurz nach meiner Ankunft habe ich Komplimente in Bezug auf mein Englisch erhalten und es fiel mir tatsäch nie schwer, Unterhaltungen mit Einheimischen zu führen. Jedoch habe ich mir erhofft, einen gewissen Akzent zu erlangen bzw. den australischen Akzent teilweise zu übernehmen. Dies ist mir meiner Meinung nach nicht gelungen, was unter anderem auch damit zu tun hat, dass in Sydney viele internationale Studierende, Arbeiter, und Reisende aufeinander treffen und jeder seinen eigenen Akzent mit sich bringt. Das heißt, es ist gut möglich, dass man viel mehr auf MigrantInnen oder andere Menschen trifft, die nicht immer in Australien gelebt haben, als auf Einheimische die schon ihr Leben lang hier sind. Dadurch gab es für mich nicht viele Faktoren bezüglich einer Verbesserung oder Veränderung meiner Englisch-Skills.
Wohn- und Lebenssituation
Die Unterkunftssuche ist womöglich das komplizierteste an der gesamten Planung des Auslandsaufenthalts. Selbstverständlich wäre auch hier die einfachste Variante, sich direkt um einen Wohnheimplatz auf dem Campus zu bewerben. Allerdings habe ich mich dagegen entschieden, da ich bemerkte, dass die Mietpreise in den studentischen Wohnanlagen keinesfalls günstiger sind als die Mietpreise im Zentrum Sydney’s. Außerdem habe ich meinen Stundenplan so erstellt, dass ich nur drei Mal die Woche Kurse habe und ich wusste genau, dass ich mich an meinen freien Tagen viel in der City aufhalten werde. Daher habe ich letztendlich sehr zentral gewohnt. Das sollte aber jeder für sich entscheiden. Die Entfernung zum Campus von der City aus ist maximal eine Stunde; je nach Bus- und Bahnsituation mal etwas kürzer oder länger. Da zu Beginn des Semesters die Macquarie University Metro Station aufgrund von Bauarbeiten geschlossen war, fuhr ich mit einem Bus, mit dem ich ohne Umsteigen zur Uni kam. Der Hinweg verlief also ziemlich entspannt. Auf dem Rückweg gab es aber keine direkte Busanbindung in die Stadt, weshalb ich dann immer einmal in die Bahn umsteigen musste. Kurz vor Ende des Semesters wurde die Macquarie University Station dann endlich eröffnet, allerdings hat es für mich zeitlich keinen großen Unterschied gemacht und auch hier musste ich einmal umsteigen.
Bei der Wohnungssuche im Stadtzentrum möchte ich zukünftige Studenten und Studentinnen warnen, wenn sie für die Unterkunftssuche eine Agentur aufsuchen. Viele Jugendliche verlassen sich auf lokale Agenturen, die ihnen dabei helfen, eine Unterkunft (meist “Share Accommodation”) zu finden. Auch ich habe am zweiten Tag nach meiner Ankunft in Sydney über eine Agentur einen Platz in einem 3-Zimmer-Apartment mit 5 weiteren Mitbewohnern gefunden. Obwohl ich mich mit meinen Mitbewohnern sehr gut verstanden habe, so war ich mit der Agentur im Allgemeinen überhaupt nicht zufrieden. Das Personal hat sich oft ohne Vorankündigung Eintritt verschaffen und sich dreist genug benommen, ohne Absprache mein Zimmer zu betreten. Auch kam es durch Bauarbeiten im Badezimmer dazu, dass ich im Schlafzimmer einen fast komplett nassen Teppich hatte. Obwohl ich mich umgehend beschwert habe, hat die Agentur nicht sofort reagiert, weshalb ich zwei Wochen lang mit einem nassen Fußboden und einem unangenehmen Geruch im Raum verbleiben musste (eine Entschädigung oder Mietminderung für den Zeitraum habe ich natürlich nicht bekommen). Diese und ähnliche Vorfälle sind sehr ärgerlich, insbesondere weil hier wie bekannt die Mieten ziemlich hoch sein können und meist wöchentlich gezahlt werden müssen. In meinem Fall verlangte die Agentur die Mietzahlung im 2-Wochen-Takt. Auch die Kaution war in meinem Fall ziemlich hoch. Selbstverständlich geht es hier nur um eine einzige Agentur, jedoch habe ich mitbekommen, dass es oft auch mit anderen lokalen Agenturen zu ähnlichen Situationen kommen kann. Daher hoffe ich für zukünftige Studenten und Studentinnen, dass es für sie mit der Unterkunftssuche besser klappt und dass sie, wenn nötig, mit aufrichtigen Agenturen in Kontakt kommen. Bezüglich der Wohnpreise und Lebensunterhaltungskosten in der City sowie in näherer Umgebung möchte ich mich also kurzfassen: Es ist teuer (und dazu zählt auch die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel)! Auch wenn im Studentenvisum festgehalten ist, dass man bis zu 20 Stunden in der Woche arbeiten darf, so hat mich die Arbeitssuche vor Ort ziemlich belastet. Die meisten Arbeitgeber sind nämlich nicht an studentischen Arbeitskräften interessiert und auch bei der Online-Jobsuche wird man oftmals lesen, dass BewerberInnen mit einem Studentenvisum nicht berücksichtigt werden.
Abgesehen von den finanziellen Aspekten ist Sydney aber dennoch eine faszinierende Stadt und es gibt hier genügend Freizeitangebote: Einfach mal in der Natur entspannen, Nationalparks besuchen, Wandern, zum Strand fahren, und vieles mehr.
Studienfach: Englisch & Geschichte
Aufenthaltsdauer: 02/2019-06/2019
Gastuniversität: Macquarie University
Gastland: Australien
Rückblick
Rückblickend auf meine Zeit an der Macquarie University und in Sydney kann ich zum Ausdruck bringen, dass sich mein Auslandssemester definitiv gelohnt hat. Den Schritt in die Ferne zu wagen und ein neues Bildungssystem kennenzulernen, heißt, dass man am Zielort Herausforderungen gegenüberstehen kann, an denen man letztendlich wächst und sich weiterentwickelt. Es war für mich sehr wichtig, die Kurse an der Partner-Uni zu bestehen und die Uni Potsdam bestens zu vertreten. Das ist mir ziemlich gut gelungen. Auch habe ich hier viele Kontakte geknüpft, mit denen ich mich weiterhin austausche. Ein Studium an der Macquarie University kann ich absolut allen weiterempfehlen, die einen grünen Campus bevorzugen und etwas abseits vom Alltagstrubel der Stadt studieren möchten. Dennoch sollten sich zukünftige Studenten und Studentinnen darüber bewusst sein, dass ein Aufenthalt in Australien nicht immer einfach ist. Das Leben in Sydney bringt viele hohe Kosten mit sich. Daher sollte man für die Dauer des Aufenthalts definitiv finanziell abgesichert sein. Auch die Leistungsanforderungen der australischen Universitäten wirken für internationale Studierende aufwendiger, als in ihren Heimatinstitutionen. Letztendlich ist man am Ende aber dennoch dankbar und glücklich darüber, das Studentenleben in Sydney erfahren und nette Bekanntschaften gemacht zu haben.